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Tag 7: La Paz Du Hässliche – La Paz Du Herrliche

La Paz hat einen schwe­ren Stand bei Boli­vien-Besu­chern:

  • • La Paz ist keine wun­der­schöne Kolo­ni­al­stadt wie Sucre
  • • La Paz hat keine so inter­es­sante Geschichte wie Potosi
  • • La Paz ist nicht so erfolg­reich und modern wie Santa Cruz
  • • La Paz ist nicht bekannt für gutes Essen und Wet­ter wie Cochabamba
  • • La Paz wirkt nicht wie aus einer ande­ren Welt, wie die Salz­wüste Uyuni

Dabei kann man in La Paz all das fin­den, wofür Besu­cher nach Boli­vien kommen.

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Nues­tra Señora de La Paz, Bolivien

Wenn man will, kann man in La Paz ganz Boli­vien in klein sehen:

  • • kolo­niale Bau­ten am Plaza Mur­illo, in der Calle Jaén und mit Fan­ta­sie in der Pro­me­nade Ave­nida Arce
  • • gutes Essen in jedem Almuerzo und Cena Restau­rant und bei Doña Vicky im Mer­cado Lanza
  • • eine far­ben­frohe Geschichte mit dem Beginn des Unab­hän­gig­keits­krie­ges in Süd­ame­rika
  • • Gated Com­mu­ni­ties und Ger­man Bake­ries der Pri­vi­le­gier­ten in der Zona Sur
  • • Von einem der unzäh­li­gen Mira­dore aus gese­hen wirkt La Paz selbst wie aus einer ande­ren Welt und das Valle de la Luna und das ehe­mals höchste Ski-Resort am Chacal­taya sowieso

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Plaza Mur­illo in La Paz

Aber das tut nie­mand. Viele Besu­cher sehen sich das Coca-Museum und den Hexen­markt in der Tou­ris­ten­strasse an, um dann ein Alpaca Steak zu essen. Am nächs­ten Tag fah­ren sie mit dem Fahr­rad die Yun­gas Strasse hin­un­ter, die einst­mals gefähr­lichste Strasse der Welt. Am drit­ten Tag ver­las­sen sie die Stadt schon wie­der Rich­tung Titi­caca See.

Die ein­zi­gen Besu­cher, die mehr als 3 Tage blei­ben sind eigent­lich Party Back­pa­cker, die ihr Party Hos­tel, Wild Rover oder Loki, für meh­rere Wochen nur noch ver­las­sen um zum Geld­au­to­ma­ten zu gehen und Kon­dome nach­zu­kau­fen. Nach einem Monat ken­nen sie in ihrer Par­al­lel­welt von La Paz vor allem Paceña, das lokale Bier. Und was im Loki pas­siert, dar­über spricht man nur im Loki…

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La Paz und El Alto vom Chacal­taya aus gesehen

Diese Abnei­gung ist keine Über­ra­schung, La Paz rollt kei­nen roten Tep­pich aus. Die Stadt kann auf den ers­ten Blick kalt wir­ken und grau und dre­ckig. Dar­über kön­nen auch die vie­len Cho­li­tas nicht hin­weg­täu­schen, die indi­ge­nen Damen mit ihren lus­ti­gen Hüten und far­ben­fro­hen Röcken. Nicht ein­mal die Zebra-Mas­kott­chen von La Paz, die stets freund­lich gelaunt Pas­san­ten über die Strasse hel­fen, kön­nen das.

La Paz Du Hässliche!

Ja, La Paz ist eine ehr­li­che Stadt, ganz ohne Schminke und der letzte Fri­seur­ter­min ist auch schon eine Weile her. La Paz ver­sucht erst gar nicht Dich zu bezau­bern. Ehr­lich gesagt, La Paz hat genug mit sich selbst zu tun und mit El Alto, der indi­ge­nen Schwes­ter­stadt, 20 Minu­ten ober­halb von La Paz

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Die „Ceb­ra­mi­gos“ von La Paz

El Alto auf 4060 m schaut zu jeder Tages­zeit auf La Paz im Kes­sel auf 3600 m hin­un­ter und wenn den Alte­ños die Poli­tik nicht gefällt, die die „Tal­be­woh­ner“ machen, dann wird eben wie­der die Strasse blo­ckiert. El Alto lebt und atmet Tra­di­tion und die Stras­sen­blo­ckade ist die tra­di­tio­nelle Art in Boli­vien Poli­tik zu machen.

Ein Besuch in El Alto mit dem Coll­ec­tivo lohnt sich und nicht nur wegen der fan­tas­ti­schen Aus­sicht auf La Paz. Jeden Don­ners­tag und Sonn­tag fin­det hier die Feria 16 de Julio statt, der größte Markt der Welt. La Paz selbst ist schon eine Markt­stadt von asia­ti­schen Pro­por­tio­nen, aber die Feria in El Alto sprengt jede Dimension.

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Alte­ños auf dem Markt bli­cken hin­un­ter auf La Paz

Und wenn ich mich ein wei­te­res Mal im Markt der Märkte ver­liere, zwi­schen Auto­tei­len und Second Hand Ver­bands­ma­te­rial, zum Klang von Markt­schrei­ern und raub­ko­pier­ter „christ­li­cher Musik“, dann ist es mir egal, ob ich der ein­zige Gringo weit und breit bin.

Und wenn ich an meine 2 Monate in La Paz zurück­denke, dann ist es mir egal, ob ich der ein­zige Gringo bin, für den die Metro­pole in den Anden vor allem eins ist: Ein Sehnsuchtsort

La Paz Du Herrliche!

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In 14 Texten um die Welt!

Tag 1: Im Balkan
Tag 2: Damas­kus, Syrien
Tag 3: Petra, Jordanien
Tag 4: Sierra Leone
Tag 5: Kap­stadt, Südafrika
Tag 6: Decep­tion Island, Antarktis
Tag 7: La Paz, Bolivien
Tag 8: Havanna, Cuba
Tag 9: Tijuana, Mexiko
Tag 10: Mel­bourne, Australien
Tag 11: Sula­wesi, Indonesien
Tag 12: Hanoi, Vietnam
Tag 13: Don Det, Laos
Tag 14: Bhutan

Cate­go­riesBoli­vien
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  3. @Sarah:
    Ich mag sol­che Orte auch, so lange sie sicher sind. Lima und Quito habe ich z.B. gar nicht gemocht. ¡Peligro!

    @mh:
    Das Schönste am Plaza Mur­illo ist eigent­lich das leckere Eis für 2 Boli­via­nos (21 Euro-Cent). Das ist natür­lich schon Wucher, in El Alto kosts die Hälfte (;

    @Mandy:
    Keine fal­sche Scham, der Titi­caca See ist großartig.

    Apro­pos, ein aktu­el­ler, inter­es­san­ter Arti­kel über die Cho­li­tas von Bolivien:
    http://www.bbc.co.uk/news/magazine-26172313

  4. Schöne Fotos! Ich hab lei­der nicht so schöne Erin­ne­run­gen an La Paz, bis auf die spek­ta­ku­läre Anfahrt und das Pan­orama. Das lag aber evtl. auch daran, dass ich damals in Bue­nos Aires gelebt habe und im Urlaub keine Lust auf noch mehr Groß­stadt hatte. Mir ging die Enge und der Geräusch­pe­gel ganz schön auf die Ner­ven. Des­halb sind wir dann etwas frü­her wei­ter gezo­gen und haben uns an den Titi­caca-See verkrümelt. ;)

  5. La Paz ist in der Tat alles andere als häss­lich. Aber offen­ba­ren sich die schö­nen Sei­ten einer Stadt nicht oft­mals erst, wenn man ihr und sich selbst ein biss­chen Zeit gibt?

    Ich muss hier aber auch zuge­ben, dass ich komi­scher­weise eine Vor­liebe für Orte habe, die von ande­ren oft als häss­lich oder lang­wei­lig gehal­ten wer­den. Es sind meis­tens ein­fach immer die span­nends­ten Orte, mit den bes­ten Begeg­nun­gen, wo es am meis­ten zu ent­de­cken gibt.
    Und gerade La Paz mit El Alto bie­tet doch so eini­ges, um eine län­gere Zeit dort zu ver­brin­gen und auf Ent­de­ckungs­reise zu gehen.

    Liebe Grüsse,
    Sarah

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