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Frustriert ans Ende der Welt

Bei mir macht sich komi­scher Wei­se der Frust etwas breit. Die Unsi­cher­heit, in der weni­gen Zeit zu viel geplant zu haben, die etwas mys­ti­schen Bus­ver­bin­dun­gen und ein klei­ner zer­stör­ter Traum. Wie wir uns so ver­pla­nen konn­ten, ist mir ehr­lich gesagt schlei­er­haft.

Flugzeug in Santiago

Seit Mona­ten berei­ten wir uns auf die­se Rei­se vor: erst Pata­go­ni­en, dann Boli­vi­en und dann unser gro­ßes Ziel – der Acon­ca­gua. Nur bei der Pla­nung von Teil 1 ist uns der gro­ße Lap­sus pas­siert. Mit Schre­cken stellt sich noch vor dem Früh­stück in Sant­ia­go der Chi­le her­aus, dass es kei­ne frei­en Plät­ze auf den Cam­ping­plät­zen im Tor­res del Pai­ne Natio­nal­park gibt. Unser Wunsch das W im Park zu lau­fen ist hin­über.

Wir bre­chen unse­ren geplan­ten Stadt­rund­gang ab und suchen nach Alter­na­ti­ven. Unser Check-Out naht mit unbarm­her­zi­ger Geschwin­dig­keit. Mit hal­ben Gedan­ken, einem lee­ren Magen und einem ungu­ten Gefühl ver­las­sen wir das Hos­tel. Als der Flie­ger nach Pun­ta Are­nas abhebt und in den Wol­ken ver­schwin­det, sinkt mei­ne Lau­ne immer tie­fer.
Nach knapp zwei Stun­den Flug mel­det sich der Pilot und kün­digt zur lin­ken Sei­te den Fritz Roy und sei­ne umge­ben­den Glet­scher an. Ein Moment, der den Tag »Drei« der Rei­se wie­der auf den Damm zurück holt. Die Vor­freu­de auf El Chal­tén ist zurück. Unser Plan B ist vague for­mu­liert: ein­fach in Argen­ti­ni­en wan­dern.

Fitz Roy und das patagonische Inlandseisfeld

Als das Flug­zeug weni­ge Minu­ten spä­ter den Tor­res del Pai­ne Natio­nal­park über­fliegt, kommt etwas der Weh­mut zurück. Es sieht ein­fach nur atem­be­rau­bend aus. Vom Flug­zeug aus sind die unzäh­li­gen Glet­scher und ihr Ver­lauf wun­der­bar zu erken­nen. Die Son­ne steht so tief, dass sich ihr Licht in den vie­len Fjor­den spie­gelt und uns ein gol­de­nes Licht ent­ge­gen­wirft.
Im Lan­de­an­flug auf Pun­ta Are­nas über­flie­gen wir noch die Isla Mag­da­le­na, die für ihre Pin­gu­in-Kolo­nie bekannt ist.

Torres del Paine

Mit unse­ren rie­si­gen Ruck­sä­cken mit der Aus­rüs­tung für die gesam­te Tour stol­pern wir in unse­re Unter­kunft. Samu­el, der Haus­herr des Samar­ce House, emp­fängt uns aufs Herz­lichs­te. Ich habe kurz das Gefühl ange­kom­men zu sein. Die Rea­li­tät mit zwei wei­te­ren Tagen Bus­fahrt holt mich den­noch bald wie­der ein.

Steg in Punta Arenas

Samu­el und sei­ne Frau Manue­la leben seit fünf Jah­ren in Pun­ta Are­nas und haben mit ihrer Fami­lie ein klei­nes Bed&Breakfast-Hotel auf­ge­baut. Etwas eng, aber unheim­lich offen und gemüt­lich geht es hier zu.
Wir erkun­den noch etwas die Stadt in der Abend­däm­me­rung und bestel­len im La Luna Samu­els Lieb­lings­spei­se: schar­fe über­ba­cke­ne Shrimps. Dazu eine Fla­sche Wein aus Feu­er­land. Alle Pro­ble­me sind schnell ver­ges­sen – Genuß pur.

scharfe überbackene Shrimps

Mit dem nächs­ten Tag kommt der Rei­se­all­tag zurück. In der »Zona Fran­ca« kau­fen wir Gas­kar­tu­schen und die Ver­pfle­gung für die nächs­ten Cam­ping-Tage. Die Kalo­rien läp­pern sich, aber auch das Gewicht. Ein Kunst­stück, die vie­len Sachen im Ruck­sack unter­zu­brin­gen.

Unser Stadt­rund­gang in Pun­ta Are­nas führt uns durch die Geschich­te der Stadt. Jeder Grün­strei­fen ist geziert mit Sta­tu­en von See­fah­rern und Ent­de­ckern. Aber auch mit loka­len Bekannt­hei­ten. Die Stadt an der Magel­an­stra­ße war seit jeher ein Aus­gangs­punkt für Ant­ark­tis-Expe­di­tio­nen. Vie­le berühm­te Ent­de­cker star­te­ten von hier und die Stadt wür­digt ihre Besu­cher.

Stadtbild von Punta Arenas

Vom Mira­dor Cer­ro de la Cruz aus bli­cken wir über die Stadt: einer Mischung aus alten und neu­en Gebäu­den, aus stil­echt und her­un­ter­ge­kom­men, einer Stadt mit dem gewis­sen Flair einer Hafen­stadt und dem Zen­trum für die Regi­on. Manch einer wür­de sagen, hier gibt es nichts zu sehen, dafür aber mehr zu ent­de­cken. Hier besteht die Mög­lich­keit, Ruhe und Erho­lung zu fin­den, aber auch das Gegen­teil. Die Offen­heit der Leu­te ist bemer­kens­wert: im Super­markt ste­hen über­all Trau­ben von Men­schen ver­tieft in Gesprä­che. Auf den Stra­ßen ist Leben. Wir been­den unse­re Tour und keh­ren zurück ins Hos­tel – Ener­gie tan­ken.

Obwohl wir nun so ziem­lich alles für die nächs­ten Tage orga­ni­siert haben, füh­le ich mich immer noch nicht ange­kom­men.
Das Ende der Welt ist ein­fach weit und der Weg holp­rig.

Busfahrt nach El Calafate

Expedition 6000+

Die­ser Arti­kel ist der Auf­takt mei­ner Serie »Expe­di­ti­on 6000+«. Sie führt zwei Mona­te durch die schöns­ten Wan­der­re­gio­nen Süd­ame­ri­kas von Pata­gio­nen, Boli­vi­en bis zum höchs­ten Punkt der Rei­se, dem Acon­ca­gua in Argen­ti­nen. Fol­ge der Rei­se und genie­ße die wei­ten Land­schaf­ten, hohe Ber­ge und die abwechs­lungs­rei­che Kul­tu­ren Süd­ame­ri­kas.

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