„Weil ihr Gäste seid in unserem Land!“

Über das Fremd­sein.  

Etwa 8.000 km und 2einhalb Jahre von Deutsch­land ent­fernt, errei­chen uns in die­sen Tagen schreck­li­che Nach­rich­ten: über kata­stro­phale Zustände für Flücht­linge und über grau­en­volle Ereig­nisse in unse­rer Heimat.

Flücht­linge ver­durs­ten auf dem Meer oder ersti­cken in Schlep­per­fahr­zeu­gen, die EU kann sich bei den Hilfs­leis­tun­gen nicht eini­gen, wie­der bren­nen Flücht­lings­heime, es wird auf aus­län­di­sche Kin­der uri­niert … und zu allem Über­fluss quillt aus allen mög­li­chen und unmög­li­chen Löchern diese erbärm­li­che braune Soße. Bedau­er­li­cher­weise über­schat­ten die nega­ti­ven Schlag­zei­len über diese grenz­de­bi­len, ver­bit­ter­ten und beschä­men­den Rechts­ra­di­ka­len die Bericht­erstat­tun­gen über die unzäh­li­gen guten Men­schen und ihre Aktio­nen in Deutschland.

Wir möch­ten uns jetzt nicht expli­zit zur Flücht­lings­si­tua­tion äußern, das kön­nen ein Herr Toden­hö­fer, ein Herr Berg, Yoko und Klaas und viele aus­ge­zeich­nete Jour­na­lis­ten ein­deu­tig bes­ser oder fun­dier­ter. Danke für diese ein­drück­li­chen und kla­ren Worte zu die­sem Thema, die uns auch in der Ferne erreichen!

Um uns über die Situa­tion vor Ort in Deutsch­land äußern zu kön­nen, fehlt uns aktu­ell die räum­li­che Nähe sowie unein­ge­schränkt ver­füg­bare Infor­ma­tion. Doch möch­ten wir ein paar ganz per­sön­li­che Gedan­ken tei­len, wie sich diese aktu­el­len Schlag­zei­len anfüh­len wenn man seit gerau­mer Zeit „fremd“ ist in der Fremde – egal wo das gerade ist – ohne den Anspruch zu erhe­ben, dass unsere Situa­tion auch nur im Ent­fern­tes­ten mit der Situa­tion eines Flücht­lings ver­gleich­bar wäre. Es geht uns im Fol­gen­den um das Fremd­sein als solches …

 

 

Sich als Fremde schä­men müssen.

Peter. Ich kann mich noch sehr genau daran erin­nern. Im Som­mer 2014 strei­fen wir als Fremde durch die Stra­ßen von Sri­na­gar in Kasch­mir – Nord­in­dien. Es ist warm und stau­big, die Stadt wirkt auf­ge­räumt, die Men­schen sind höf­lich, zurück­hal­tend – und neu­gie­rig. Wir spa­zie­ren an einem Tuk­tuk­fah­rer vor­bei. Äußerst elo­quent und lächelnd schlägt er vor „It’s way too hot for wal­king!“ Wir schmun­zeln. Und kom­men ins Gespräch. Sei­nen Namen habe ich ver­ges­sen – nicht aber, dass er einen Ver­wand­ten in Deutsch­land hat und gerade sein Geld spart, um die­sen bald besu­chen zu kön­nen. Wir tau­schen aus, was wir gemacht haben, warum er hier ist und warum wir hier sind. Wir füh­ren ein kurz­wei­li­ges Gespräch, ver­ab­schie­den uns fröh­lich und wün­schen uns gegen­sei­tig viel Glück bei allem was wir vor­ha­ben. Als wir schon am Auf­bre­chen sind bricht es aus ihm her­aus „Is it true that for­eig­ners with dark skin might get in trou­ble in Germany?“ 

Ich möchte am liebs­ten im Erd­bo­den ver­sin­ken, so sehr schäme ich mich in die­sem Augen­blick! Scham, weil ich weiß, dass seine Frage und die damit ver­bun­dene Angst eine Berech­ti­gung hat. Ver­dammt, wie gehen wir in Deutsch­land eigent­lich mit Frem­den um? Ich bin zunächst sprach­los, was mir nicht so oft pas­siert. Was sage ich denn nun? Was muss ich sagen? Wie sehr muss ich einen poten­zi­el­len Gast – einen Frem­den in Deutsch­land war­nen? Und wie sehr müsste ich einen poten­zi­el­len Gast nun im August 2015 davon abhal­ten nach Deutsch­land zu rei­sen? Möchte ich, dass ein Frem­der in seine Hei­mat zurück­kehrt und von dem Wahn­sinn, den er oder sie in Deutsch­land mit­er­le­ben könnte, berich­tet? Bloß nicht.

Jen. Ich kann mich noch sehr gut an die­sen ers­ten Tag in Kasch­mir erin­nern. Ich hatte in der Früh beim Gesang des Muez­zins schon Trä­nen der Rüh­rung in den Augen weil er mich wie immer an unsere unver­gess­li­che Zeit in der Tür­kei, im Iran und im Oman erinnerte.

Hin und wie­der wer­den wir gefragt, ob die­ses oder jene Land unse­rer Reise nicht gefähr­lich sei. Der Iran viel­leicht? Kasch­mir? Kur­di­stan? Nara­thi­wat in Thai­land? Mani­pur? Natür­lich herr­schen in unzäh­li­gen Staa­ten Kon­flikte. Es gibt bestimmte Regio­nen, öffent­li­che Ver­samm­lun­gen sowie Situa­tio­nen, die man als Rei­sen­der mei­den oder mit beson­de­rer Vor­sicht auf­su­chen sollte.
Nach mei­ner ganz per­sön­li­chen Erfah­rung sind jedoch nicht Län­der an sich gefähr­lich. Der Ruf die­ser Län­der wird über­schat­tet von ein­zel­nen, unre­flek­tier­ten, gewalt­be­rei­ten, indok­tri­nier­ten, radi­ka­len Men­schen oder Grup­pen, die in vie­len Staa­ten die­ser Erde anzu­tref­fen sind und in der Regel auch von ihren eige­nen Lands­leu­ten sehr gefürch­tet sind. Den­noch muss das Aus­wär­tige Amt auf­grund gewalt­tä­ti­ger Zwi­schen­fälle eine Sicher­heits­war­nung aus­spre­chen. Dass die große Mehr­heit der Men­schen in Paki­stan, Kur­di­stan oder Iran fried­lich – und ein­fach nur wun­der­voll ist, wird auch hier von den nega­ti­ven Schlag­zei­len über Ein­zel­fälle oder von mili­tä­ri­schen Kon­flik­ten überschattet.
Ich habe die Befürch­tung, die Ämter vie­ler Staa­ten müss­ten schon bald Rei­se­war­nun­gen für bestimmte Regio­nen, öffent­li­che Ver­samm­lun­gen oder Situa­tio­nen in Deutsch­land aus­spre­chen, nur weil einige unse­rer gewalt­be­rei­ten und erbärm­li­chen deut­schen Mit­bür­ger die große Mehr­heit der fried­li­chen, hilfs­be­rei­ten und sozial enga­gier­ten deut­schen Bevöl­ke­rung über­schat­ten. Und das ist furcht­bar traurig.

 

 

Fremd­sein als Geschenk.

Peter. Wir sit­zen ent­spannt vor unse­rem Truck an einem Strand. Wir lau­schen den Wel­len und beob­ach­ten die ein­hei­mi­schen Fami­lien wie sie das Glei­che tun. Die Sonne ist gerade unter­ge­gan­gen und wir über­le­gen, was wir kochen könn­ten. Plötz­lich ste­hen vier junge Mäd­chen mit gefüll­ten Tel­lern vor uns und über­rei­chen uns diese lächelnd. Wir sind sprach­los und neh­men an, denn abzu­leh­nen wäre äußerst unhöf­lich. Jetzt über­le­gen wir nicht mehr, was wir zu Abend essen, son­dern wir erle­ben einen wun­der­schö­nen, berei­chern­den Abend in der Fremde, ler­nen Vie­les über den Islam – von dem wir übri­gens unheim­lich viel Schö­nes ler­nen kön­nen – erken­nen und ver­ste­hen. Und wir sind wie so oft ein wenig beschämt, weil wir so viel Gast­freund­schaft erfah­ren dür­fen. Doch warum eigent­lich? Weil dies in unse­rer eige­nen Kul­tur so unge­wöhn­lich ist? Hät­ten wir am Tegern­see sit­zend das Glei­che mit offen­sicht­lich Frem­den getan? Nur weil sie Fremde sind? Ich ver­mute nicht. Aber warum eigent­lich nicht?
„Rei­sende und Fremde sind Geschenke Got­tes.“ So zumin­dest die Erklä­rung eines guten ira­ni­schen Freun­des. Der Pro­phet Moham­med habe den Wert der Gast­freund­schaft selbst bei sei­ner Flucht von Mekka nach Medina erfahren.
Wenn die­ses Erleb­nis für uns nur ein Ein­zel­fall gewe­sen wäre, hätte ich viel­leicht gesagt „Glück gehabt.“ Aber das war es nicht.

Ich unter­halte mich keine vier Minu­ten mit einem frem­den Mann an der malay­si­schen Ost­küste. Ich erzähle ihm, wie wir hier­her gekom­men sind und dass wir in weni­gen Tagen nach Johor Bahru fah­ren wer­den um unser Auto für die Über­fahrt nach Russ­land vor­zu­be­rei­ten: waschen, put­zen, dampf­strah­len. Er gibt mir seine Karte, ich gebe ihm unsere Email-Adresse. Zwei Emails und einen Tele­fon­an­ruf spä­ter woh­nen Jen und ich – zwei völ­lig Fremde – in der luxu­riö­sen 100qm-Fir­men­woh­nung die­ses für uns wild­frem­den Man­nes und dür­fen waschen was die Maschine her­gibt. Sechs Tage lang. Der Kühl­schrank wurde nur für uns gefüllt. Ach so, er selbst war lei­der geschäft­lich unter­wegs, doch seine Kol­le­gen haben uns die Schlüs­sel gebracht, uns zum Essen aus­ge­führt und wir durf­ten unser Auto in der klei­nen Fabrik des Man­nes auf Vor­der­mann brin­gen. Die Schlüs­sel soll­ten wir nach 6 Tagen ein­fach in den Brief­kas­ten wer­fen. So einfach.

Für die vier sehr jun­gen Frauen am Schwar­zen Meer war es das Nor­malste der Welt, zwei Frem­den etwas zu Essen anzu­bie­ten. Aus unse­rer Per­spek­tive war es das über­haupt nicht. Aus unse­rer Per­spek­tive schien es auch nicht nor­mal, Wild­frem­den die Woh­nung zu über­las­sen. Für die­sen Mann in Malay­sia schon.

Jen. Ich behaupte nicht, dass Rei­sen das ein­zig Rich­tige ist, um wert­volle Erfah­run­gen für das Leben zu sam­meln. Das wäre Blöd­sinn. Es gibt unend­lich viele Mög­lich­kei­ten das Dasein zu erle­ben und zu erfas­sen. Es gibt jedoch eine ganz bedeut­same Erfah­rung des Rei­sens die ich aus­drück­lich und immer wie­der tei­len möchte:
Als Rei­sende sind wir Fremde. Und auch wenn ich auf­ge­hört habe die Situa­tio­nen zu zäh­len, so erin­nere ich mich an jede ein­zelne Ein­la­dung zum Tee, zu einem Pick­nick, einem Abend­essen, an jedes Gäs­te­zim­mer das uns für die Nacht ange­bo­ten wurde, jeden Park­platz oder Gar­ten für unser Auto, jede spon­tane Hilfe in zunächst aus­sichts­lo­sen Situa­tio­nen, an das Was­ser das uns immer und über­all zur Ver­fü­gung gestellt wurde, oder die ein­fa­che Frage „Hey, braucht ihr Hilfe?“ … unab­hän­gig des Alters, der Kul­tur, der Reli­gion oder des Ver­mö­gens die­ser Men­schen. Das Ergrei­fende für mich ist jedoch die Ant­wort die wir immer wie­der hör­ten, wenn wir einige die­ser Men­schen gefragt haben, warum sie das tun. „Weil ihr Fremde seid. Und weil ihr Gäste seid in unse­rem Land!“ So einfach.

Wenn ich in die­sen Tagen die Aus­sa­gen eini­ger die­ser arm­se­li­gen, schrei­en­den Het­zer betrachte, so höre ich da immer wie­der aben­teu­er­li­che Sor­gen her­aus. Sorge um sie selbst. Sorge um ihren Arbeits­platz. Sorge um ihre Kin­der. Sorge um ihre Sicher­heit. Sorge um ihren Wohl­stand. Sorge um ihre Kom­fort­zone. Sorge um den Erhalt ihrer Kul­tur. Sorge um ihren Bau­markt, ihre Turn­halle oder ihr Dorf.
Die­ses Gedan­ken­gut ist ein­fach beschä­mend und kotzt mich an, wenn ich daran denke, dass wir als Fremde auf Rei­sen immer wie­der unvor­ein­ge­nom­men mit gro­ßer Sorge behan­delt wur­den. Doch man machte sich Sor­gen um uns. Sorge um unsere Sicher­heit (in der Regel völ­lig unbe­grün­det). Sorge um unsere Mahl­zei­ten. Sorge um unse­ren Was­ser­vor­rat. Sorge um unsere Unter­kunft für die Nacht. Sorge um unse­ren Kom­fort. Und warum? Weil wir Fremde sind. Ganz einfach.
Ira­ni­sche LKW-Fah­rer las­sen uns an der 500m lan­gen Schlange der Tank­stelle vor­bei­zie­hen – weil wir Fremde sind. Ein oma­ni­scher Mil­lio­när fährt uns per­sön­lich zum ein­zi­gen Laden der Sili­kon­pum­pen ver­kauft – weil wir Fremde sind. Ein rus­si­scher Park­platz­wäch­ter schenkt uns Tee und Klo­pa­pier – weil wir Fremde sind. Ein mon­go­li­scher Junge bringt uns auf Geheiß sei­ner Eltern getrock­nete Stu­ten­milch ans Auto – weil wir Fremde sind. Der kur­di­sche Bauer fragt uns woher wir kom­men, wohin wir rei­sen – weil wir Fremde sind. Es gibt unzäh­lige die­ser Geschichten!

Das Beson­dere ist, dass die meis­ten die­ser Men­schen in eine Bezie­hung zu uns tre­ten, vol­ler Neu­gier und mit offe­nen Her­zen. Unser Fremd­sein wird als Geschenk betrach­tet, die Begeg­nung mit uns als Pri­vi­leg, als Berei­che­rung, als Inspi­ra­tion, als Chance ein paar Bro­cken Eng­lisch anzu­wen­den, als Mög­lich­keit etwas zu ler­nen, über uns und unsere Kul­tur und über das, an was wir glau­ben. Und nur, weil wir Fremde sind.

 

 

 

Fremd­sein in Deutschland.

Natür­lich kön­nen wir unser Dasein als Rei­sende nicht mit der Situa­tion von Flücht­lin­gen ver­glei­chen. Das wäre absurd. Wir beide und viele andere rei­sen weil wir das wol­len, haben auf unse­ren 7 Qua­drat­me­tern meist mehr Annehm­lich­kei­ten als ein Groß­teil der Mensch­heit, wir kön­nen jeder­zeit zurück nach Hause, haben Reser­ven auf dem Konto, kön­nen Gefah­ren umge­hen und wis­sen unsere Fami­lien in Sicher­heit. Flücht­linge dage­gen bege­ben sich in große Lebens­ge­fahr, sie geben alles auf, müs­sen unter men­schen­un­wür­di­gen Ver­hält­nis­sen ihre Fami­lien, ihre Hei­mat und ihre Kul­tur zurück­las­sen, sie haben oft alles ver­lo­ren. Mit Rei­sen hat das nichts zu tun.
Doch ver­die­nen Fremde unter die­sen Bedin­gun­gen nicht unver­hält­nis­mä­ßig mehr Hilfe, mehr Gast­freund­schaft und mehr offene Türen – als uns „rei­chen“ Rei­sen­den über­all auf der Welt ent­ge­gen gebracht wird? Und weil sie Gäste sind, in unse­rem Land!

Ihr jäm­mer­li­chen Has­ser und bedau­er­li­chen Het­zer: es gibt zwei­fels­ohne unzäh­lige Mög­lich­kei­ten, den Flücht­lin­gen – den Frem­den in unse­rem Land – ein wür­di­ges Leben fernab ihrer gelieb­ten und ver­miss­ten Hei­mat zu ermög­li­chen – ohne den Lebens­stan­dard oder die Kom­fort­zone auch nur eines ein­zel­nen Deut­schen her­ab­set­zen zu müs­sen. Macht euch da mal keine Sor­gen! Viel­leicht lohnt sich an die­ser Stelle auch ein­mal der Ver­gleich unse­res „Lebens­stan­dards“ mit dem der meis­ten ande­ren Län­der der Welt – mit­un­ter eini­ger der Län­der, die wir in den letz­ten zwei Jah­ren als Fremde ken­nen­ge­lernt haben – und in denen wir den Begriff „Gast­freund­schaft“ von der ande­ren Seite – als Fremde – erfah­ren durften.

Und auch wenn mit der Ein­la­dung zu einer Tasse Tee oder der ein­fa­chen Frage „Woher kommst du?“ keine glo­ba­len, poli­ti­schen Berge ver­setzt wer­den, so wird in jedem Fall ein Herz erwärmt.

 

Cate­go­riesDeutsch­land Welt
Jennifer und Peter Glas

Ihr erstes gemeinsames Zuhause ist ein Unimog-Van. Jen und Peter kennen sich erst vier Monate, als sie beschließen, zusammen die Welt zu befahren – ihre Hochzeitsreise wird ein epischer Roadtrip.
Die abenteuerliche Hochzeitsreise von München über den Balkan, Iran, Oman, Indien und Südostasien bis nach Wladiwostok verfolgen tausende Fans auf ihrem Blog Glaarkshouse.
Jetzt auch als wunderschöner Lese-Bildband erhältlich: ROADTRIP - Eine Liebesgeschichte von Jen und Peter Glas. Überall wo es Bücher gibt und in unserem Online-Shop.

  1. Kasia Oberdorf says:

    Der Bei­trag hat mich im Her­zen berührt. Und Aus­schnitte dar­aus habe ich eini­gen brau­nen Het­zern als Ant­wort gepostet.
    Ein „Ja“ in allen Punk­ten. Ein tol­ler Beitrag.Danke dafür…
    Lg Kasia

  2. Christiane says:

    Danke euch für die­sen wun­der­ba­ren Artikel!

    In ande­ren, und oft in den ärme­ren Län­dern, in denen ich gelebt habe, habe ich genau die­sel­ben Erfah­run­gen gemacht.

    Meine eige­nen Eltern waren selbst Flücht­linge, meine Mut­ter musste sogar zwei­mal in ihrem Leben flie­hen und wie­der von vorn anfan­gen. Es war selbst­ver­ständ­lich, dass jeder, der kam, etwas zu Essen und Trin­ken ange­bo­ten bekam. Alles andere erklärte meine Mut­ter als grob unhöflich. 

    Ich erin­nere mich noch schmun­zelnd an den Abend, als mein Vater mit einer 8+1‑köpfigen Ruder­mann­schaft vom Fischen nach Haus kam. Die Mann­schaft woll­ten am Rand der Elbe im strö­men­den Regen die Zelte auf­schla­gen. Mein Vater fand das unzu­mut­bar und nahm sie ein­fach mit nach Hause. Unver­ges­sen, wie meine Mut­ter damit umging. Sie nahm es ein­fach zur Kennt­nis und sprach gar nicht dar­über. Es war schon ihre zu-Bett-geh-Zeit. So zeigte sie den jun­gen Leu­ten ein­fach, wo Küche, Bad und Wohn­zim­mer und etwas zu essen war und die Mann­schaft näch­tigte auf Iso­mat­ten im Wohnzimmer.

    Zum Glück gibt es hier doch noch so viele Men­schen, die auch so den­ken und ver­su­chen zu hel­fen, wo sie können.

    1. Liebe Chris­tiane,
      schön, dass du diese Erleb­nisse und Erfah­run­gen hier teilst.
      In der Fami­lie mei­nes Man­nes – auf einem Hof auf dem Land – war es nach dem Krieg auch ganz nor­mal, dass man den Vor­bei­zie­hen­den eine Her­berge, zu essen und zu trin­ken gab.
      Lei­der ist das heute alles nicht mehr so selbst­ver­ständ­lich wie viel­leicht damals. Und doch ist es doch auch über­wäl­ti­gend was gerade in Deutsch­land pas­siert. So viel Gutes. Das ist ein­fach nur wun­der­voll und macht Hoffnung!
      Herz­li­che Grüße …

  3. Andrea says:

    Ich stimme 100% zu, die glei­che Erfah­rung habe ich in mei­ner Zeit in Mit­tel­ame­rika gemacht. Die, die am wenigs­ten hat­ten, haben am meis­ten gege­ben und am wenigs­ten dar­über nach­ge­dacht. Davon kön­nen wir uns alle eine ordent­li­che Scheibe abschneiden.

    1. Liebe Andrea.
      Das Inter­es­sante ist, dass irgend­wie alle Rei­sen­den diese Erfah­run­gen machen.
      Ich würde nicht so weit gehen zu ver­lan­gen, jeder müsse auf Rei­sen gehen, um „geben“ zu ler­nen. So viele Men­schen tun das ohne jemals einen Fuß in ein fer­nes Land gesetzt zu haben.
      Den­noch ist es schön, wenn man diese Erfah­run­gen gemacht hat. Sie bleiben.
      Beste Grüße.

    2. Anke says:

      Sehr sehr schön geschrie­ben, per­sön­lich und von Her­zen kom­mend. Danke dafür.
      Viele Grüße, aktu­ell aus Spa­nien, Anke

  4. Katja says:

    Vie­len Dank für den tol­len Bericht. Ihr sprecht mir aus der Seele. Auch wir kön­nen nur von freund­li­chen und hilfs­be­rei­ten Men­schen auf unse­ren Rei­sen berichten.

  5. Mark says:

    Danke, das hat gut getan! :-) Freue mich immer wie­der über Arti­kel von Euch.

    Das war für mich einer der berüh­rends­ten und schöns­ten Rei­se­ar­ti­kel der letz­ten Jahre. Ein Plä­doyer für das unter­wegs sein und für die Mensch­lich­keit, die wir momen­tan hier und über­all drin­gend brau­chen! Danke schön und gute Reise!

    1. Hi Mark,
      danke für deine schö­nen Worte.
      Uns ist bewusst, dass die Men­schen – die wir mit die­sen Wor­ten eigent­lich errei­chen soll­ten – die­sen Arti­kel höchst­wahr­schein­lich nicht lesen wer­den. Den­noch war es uns ein drin­gen­des Bedürf­nis, unsere Gedan­ken in der Ferne nie­der­zu­schrei­ben, andere an der gro­ßen Mensch­lich­keit, die wir auf Rei­sen erfah­ren, teil­ha­ben zu las­sen. Danke fürs Mitreisen!

  6. Dirk Blume says:

    Ich hätte es nicht bes­ser in Worte fas­sen kön­nen. Danke Dir dafür!
    Freue mich des­we­gen ab 30.09. auf die Men­schen in Nepal, Indien, Ban­gla­desh, Myan­mar und Thailand :-)

    Viele Grüße

    P.S. Habe Dei­nen Arti­kel als Basis für ein FB-Post genommen ;-)

    1. … und wir dan­ken dir für dein Feed­back – wün­schen dir eine unver­gess­li­che Zeit in all die­sen Län­dern, die du mit Sicher­heit haben wirst. Gute Reise!

  7. Mel says:

    Gerade an die­sem Black­day of Huma­nity einen Dank an euch für die­sen Bei­trag! #aylan kiy­iya­vu­ran­ins­an­lik #Refu­gees­Wel­come

    1. Liebe Mel,
      als wir deine Zei­len gele­sen haben, hat­ten wir die­ses Bild noch gar nicht gese­hen, den Zusam­men­hang erst kurze Zeit spä­ter begrif­fen. Wir sind sprach­los … und unend­lich traurig.
      #Refu­gees­Wel­come

  8. Jana says:

    Vie­len Dank für diese bewe­gen­den Worte! Sie haben mich wirk­lich zu Trä­nen gerührt, denn ihr sprecht mir aus der Seele! Ich schäme mich in den letz­ten Wochen sehr für das Ver­hal­ten eini­ger Men­schen hier in Deutsch­land und finde es sehr schade, dass nicht auch mal über die Men­schen berich­tet wird, die sich bemü­hen und hel­fen wol­len! Davon gibt es, glück­li­cher Weise, sehr sehr viele! Trau­rig macht mich, dass die­ser Arti­kel sicher­lich nicht von denen gele­sen wird, die ihn eigent­lich lesen soll­ten um sie wach zu rüt­teln! Es sind die Men­schen, die ohne­hin schon das Rich­tige tun! Aber wenn ihr damit nur eine ein­zige Per­son zum Umde­cken bewegt, dann war es jeden ein­zel­nen Buch­sta­ben wert!!!! Vie­len vie­len Dank!!!

    1. Liebe Jana,
      danke für deine rüh­ren­den Zeilen.
      Wir sind unend­lich erleich­tert, dass uns gerade in die­sen Tagen auch unheim­lich viele schöne Nach­rich­ten und Mel­dun­gen errei­chen. Wir sind gerade so hoff­nungs­voll, weil wir sehen was zum Bei­spiel in unse­rer Hei­mat­stadt Mün­chen pas­siert – die Men­schen enga­gie­ren sich unglaub­lich, es kom­men wahn­sin­nig viele Hel­fer und Sach­spen­den zusam­men, das rührt uns zu Trä­nen und wir hof­fen, dass wir schon sehr bald – nach unse­rer Rück­kehr – tat­kräf­tig mit­hel­fen können.
      Und hof­fent­lich wer­den die nega­ti­ven Schlag­zei­len bald von den Guten überschattet.
      Son­nige Grüße, Jen und Peter

  9. Helgard Rémy says:

    Danke für die­sen wun­der­ba­ren Arti­kel! Ich nehme an, dass es in eurem Sinne ist, ihn zu tei­len, damit hof­fent­lich noch viel mehr Leute durch ihn einen Moment des Inne­hal­tens erle­ben und zum Nach­den­ken ange­regt werden!
    Wei­ter­hin viele wun­der­bare Erfah­run­gen auf euren Rei­sen, die lei­der nur die nach­voll­zie­hen kön­nen, die selbst gereist sind.

    1. Liebe Hel­gard,
      danke für deine Nach­richt – ja, und natür­lich darfst du das teilen.
      Danke auch für deine Wün­sche, herz­li­che Grüße von Jen und Peter

  10. Micha says:

    Viel­leicht macht aber das Rei­sen beson­ders deut­lich, wie es sich anfühlt, sei­nen Kul­tur­kreis zu ver­las­sen und wie es ist, die Fremde zu sein. Das sind wert­volle Erfah­run­gen, weil sie leicht hel­fen, so empa­thisch zu reagie­ren auf andere, denen es ebenso geht. Mir hat das Rei­sen zudem ver­deut­licht (ebenso wie die Tat­sa­che, dass ich in F lebe), dass man SO ein­fach (wie gerne getan wird) seine Kul­tur nicht hin­ter sich läßt… (Stich­wort *Wirt­schafts­flücht­linge*)

    Sehr schöne Worte habt ihr gefun­den. Wie ich eh‘ alle eure Rei­se­ein­drü­cke mag. Für den Iran habt ihr eine regel­rechte Sehn­sucht geweckt.… Sam­melt noch schöne Ein­drü­cke unterwegs…

    1. Lie­ber Micha,
      herz­li­chen Dank für deine schöne Rück­mel­dung. Den Iran kön­nen wir wirk­lich wärms­tens als Rei­se­land emp­feh­len. Da wirst du eine ganz beson­ders schöne Zeit erle­ben! Da sind wir uns sicher!
      Son­nige Grüße!

  11. Pingback:Woanders – Die zweite Sonderausgabe Flüchtlinge und Fremdenfeindlichkeit | Herzdamengeschichten

  12. Manu und Heiko says:

    Hallo Ihr beiden!
    Tol­ler Arti­kel – er spricht uns aus der Seele. Wir haben das Glück, etwas von der unter­wegs emp­fan­ge­nen Gast­freund­schaft zurück­ge­ben zu kön­nen – das lin­dert das Scham­ge­fühl ein biß­chen. Wir haben hier im Ort einen sta­bi­len Hel­fer­kreis für „unsere“ Flücht­linge und enga­gie­ren uns so gut es geht; Heiko gibt zwei­mal die Woche Deutsch­un­ter­richt – wir sehen „unsere“ Syrer als Berei­che­rung. Die büro­kra­ti­schen Hür­den bei der Inte­gra­tion sind enorm. Da stehst du so man­ches­mal in einer Behörde und möch­test ein­fach nur schreien (was in einer deut­schen Amts­stube eher kon­tra­pro­duk­tiv ist!)
    Die Abnei­gung gegen­über Frem­den ist in Deutsch­land lei­der sehr ver­brei­tet, und wo Über­zeu­gungs­ar­beit nichts hilft, muß man sogar im Bekann­ten­kreis ‚mal aussortieren.
    Liebe Grüße und wei­ter­hin eine Lage fes­ten Boden unter dem Simba – die Manu und der Heiko

    1. Liebste Manu und Heiko,
      wie schön von euch zu hören. Danke für die lie­ben Zei­len. Groß­ar­tig, dass Ihr euch so toll enga­gie­ren könnt. Wir haben auch die Bil­der von eurem Besuch aus Indien gese­hen. Wundervoll!
      Wir möch­ten bald ein­mal sehen, was wir in Mün­chen tun kön­nen – eben sobald wir zurück sind.
      Wür­den uns außer­dem rie­sig freuen, euch bald ein­mal zu tref­fen. Alles Wei­tere per Mail.
      Ganz herz­li­che Grüße, wir!*

  13. Julia says:

    Wirk­lich wun­der­schön geschrie­ben (wie immer) und so wahr!
    Danke für die­sen tol­len Arti­kel!!! Ich bin wie so oft bei euren Berich­ten zu Trä­nen gerührt!

    Gute Reise weiterhin!
    Julia

    1. … nicht doch. Trä­nen wol­len wir natür­lich nicht verursachen! :)
      Aber danke für dein schö­nes Feedback.
      Wir haben so viele tolle Rück­mel­dun­gen zu die­sem Arti­kel bekom­men und so hat sich unser Gefühl bestärkt: es gibt unglaub­lich viele groß­ar­tige Men­schen in Deutsch­land, wun­der­volle Aktio­nen für die Flücht­linge und gegen Rechts – wir haben große Hoff­nung, dass das Gute irgend­wann die nega­ti­ven Schlag­zei­len über­schat­ten kann.

  14. Pingback:Rückblick August 2015

  15. Tina & Andi says:

    Vie­len Dank für die­sen tol­len Arti­kel. Wir sind zu Trä­nen gerührt. Bei uns geht es in ca. 2 Mona­ten los … raus in die Welt :). Wir wün­schen Euch noch ein tolle Zeit. Liebe Grüße Tina & Anti von Itchy Feet.

    1. Liebe Tina und Anti,
      Herz­li­chen Dank für euer schö­nes Feed­back. Wir sind uns sicher, dass ihr genauso viele wun­der­volle Erfah­run­gen auf eurer Reise machen wer­det. Genießt die Vor­freude und dann bald: Gute Reise!
      J & P

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