Anleitung zum Auswandern

Man neh­me einen wasch­ech­ten Hes­sen mit einem Fai­ble für exo­ti­sche Pflan­zen, ver­schif­fe ihn nach Süd­ame­ri­ka, pflan­ze ihn dort ein, wo er Regen- und Tro­cken­zeit, sowie der Warm­her­zig­keit der Ein­hei­mi­schen aus­ge­setzt ist und war­te bis er auf­blüht. Im Fall »Don Franz« kann sich das Ergeb­nis sehen las­sen. Ein Zier­pflan­zen-Para­dies, in dem die Blu­men­träu­me Kolum­bi­ens und der Welt gezüch­tet wer­den. Doch wie funk­tio­niert Aus­wan­dern?

20130924-132637.jpgDer wasch­ech­te Hes­se Don Franz mit sei­nen Bro­me­li­en

Aus­wan­dern ist ein Aben­teu­er!

Man wür­de ja mei­nen, dass Aus­wan­dern sehr gut vor­be­rei­tet sein will. Als Don Franz, der eigent­lich Franz Gru­ber heißt, in Bogo­tá ankommt, ist er von der kal­ten Luft in der über 2000 Meter hohen Stadt über­rascht. Er hat einen Ver­trag in der Tasche, bei dem sich her­aus­stellt, dass das Gehalt um eine Null gerin­ger ist, als erwar­tet. Und er spricht kein Wort Spa­nisch. Von sei­nem Vater hat er Geld bekom­men mit dem er sich sofort ein Rück­flug­ti­cket kau­fen könn­te. Ein Freund gibt ihm den Rat das Aben­teu­er Kolum­bi­en für ein Jahr aus­zu­pro­bie­ren. Er bleibt.

 

Man muss ein Schwamm sein!

»Inte­le­gen­zia es dar­se cuen­ta« Intel­li­genz ist die Fähig­keit zu Bemer­ken. Don Franz lernt die Spra­che, lernt alles über das Kli­ma und die loka­len Böden. Noch im ers­ten Jahr in Kolum­bi­en, lernt er auch sei­ne spä­te­re Frau Dona Glo­ria ken­nen. »Das geht hier schnell.« 5 Jah­re lernt er, bevor er ein Stück Land in Fusa­ga­su­gá erwirbt und die ers­ten Pflan­zen anbaut.

 

Man muss eine Nische fin­den!

Don Franz will Bro­me­li­en züch­ten. Eine Pflan­ze, die ich mit mei­ner beschei­de­nen bota­ni­schen Bil­dung nicht mal ken­ne. Natio­nal­pflan­ze von Kolum­bi­en ist die Orchi­dee. Doch Orchi­deen sind schwie­ri­ger zu expor­tie­ren und es gibt viel Kon­kur­renz. Bro­me­li­en brau­chen viel Geduld. Eine eher deut­sche Tugend. Und wäh­rend die ers­ten Bro­me­li­en gemäch­lich her­an­wach­sen, baut Don Franz Salat­köp­fe an. Geschickt ver­kauft er die­se an deut­sche Bot­schaf­ter für das dop­pel­te des Markt­prei­ses. Als Unter­stüt­zung für einen Lands­mann, wie er char­mant erklärt. Die Her­ren Bot­schaf­ter sind amü­siert und zah­len gern.

 

Rück­schlä­ge gehö­ren dazu!

In den 90ern baut Don Franz Tau­sen­de von Bon­sais an, mit der Absicht alles an einen Ame­ri­ka­ner zu ver­kau­fen. Doch der Deal platzt und er bleibt auf der Lie­fe­rung sit­zen. Vor sei­ner nächs­ten Rei­se nach Euro­pa, weist er sei­ne Mit­ar­bei­ter an, alle Bon­sais zu ver­bren­nen. In Euro­pa ange­kom­men, fin­det er plötz­lich einen Groß­ab­neh­mer. Schnell ruft er zu Hau­se an, um die Ver­bren­nung zu stop­pen. Zu spät! Denn Rauch kann man nicht ver­kau­fen.
Ein ande­rer Rück­schlag kommt Ende der 90er. Die Kri­mi­na­li­tät in Kolum­bi­en ist schlimm. Kid­nap­pings gehö­ren zum All­tag. Don Franz bekommt einen Anruf, dass er monat­lich Schutz­geld zah­len soll. Da greift sein Plan B. Mit sei­ner Fami­lie und eini­gen Pflan­zen, ver­lässt er Kolum­bi­en und geht nach Bra­si­li­en. Nicht nach Rio, wo jeder hin will, son­dern in die Haupt­stadt Bra­si­lia, wo es vie­le wohl­ha­ben­de Admi­nis­tra­ti­ons-Ange­stell­te gibt. Sie lie­ben sei­ne Bro­me­li­en. Als sich die Lage in Kolum­bi­en beru­higt hat, kehrt er zurück. Die Zweig­stel­le in Bra­si­lia bleibt.

 

Man wächst am bes­ten Stück für Stück!

Anfangs ist es ein klei­nes Haus mit ein paar Bee­ten. Dann kom­men Dächer und eine Bewäs­se­rungs­an­la­ge. Grund­stück und Haus wer­den immer grö­ßer. 30 Mit­ar­bei­ter wer­den beschäf­tigt. Neben der bra­si­lia­ni­schen Zweig­stel­le, gibt es eine zwei­te Fin­ca in Kolum­bi­en. Die hes­si­sche Jung­pflan­ze hat einen präch­ti­gen Blü­ten­stand erreicht.

 

Man packt sich immer selbst mit ein!

Viel­leicht ist das das Fas­zi­nie­rends­te am Rei­sen oder eben am Aus­wan­dern. Unse­re Fähig­kei­ten und Bedürf­nis­se ermög­li­chen uns auf frem­der Erde völ­lig unter­schied­li­che Erfah­run­gen. Der eine bil­det mas­si­ve Wur­zeln, der ande­re lässt sich vom Wind wei­ter wehen, nach­dem er genug Wär­me auf­ge­so­gen hat.

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Und wel­che Pflan­ze bist du?

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