Paki­stan. Die Län­der unse­rer Erde, die ein noch schlech­te­res Image als Paki­stan haben, las­sen sich wohl an einer Hand abzäh­len. Ist das nicht die Ter­ro­ris­ten­hoch­burg neben Afgha­ni­stan, in der 2011 Osa­ma bin Laden gefasst wur­de? Und wur­den dort nicht auch die­je­ni­gen Män­ner aus­ge­bil­det, die 2008 den Anschlag auf das „Taj Mahal“-Hotel in Mum­bai ver­üb­ten? Gab es vor ein paar Jah­ren nicht sogar einen Vor­fall, bei dem Tou­ris­ten gekid­nappt und umge­bracht wur­den?

Mein eige­nes Wis­sen über Paki­stan war vor die­ser Rei­se mehr als begrenzt; nicht ein­mal obi­ge Fak­ten hät­te ich dem Land, des­sen Staats­ge­biet mehr als dop­pelt so groß wie Deutsch­land ist, zuord­nen kön­nen. Wie hät­te es auch anders sein kön­nen? In den deut­schen Medi­en spielt Paki­stan so gut wie kei­ne Rol­le, ich ken­nen kei­nen ein­zi­gen Paki­sta­ner und nie­mand mei­ner Freun­de und Bekann­ten ist jemals dort gewe­sen. Als ich mei­nen Eltern zu Hau­se von unse­ren Rei­se­plä­nen erzähl­te, frag­te mein Vater besorgt: „Nach Paki­stan fahrt ihr aber nicht, oder?“ Ich habe ihm damals geant­wor­tet, dass wir selbst­ver­ständ­lich nicht nach Paki­stan fah­ren, „wir sind ja nicht ver­rückt!“

Nach Paki­stan zu fah­ren, hat­ten wir nun wirk­lich nicht vor. Doch ab dem Iran begeg­ne­ten wir immer wie­der Rei­sen­den, die in umge­kehr­ter Rich­tung wie wir unter­wegs waren und gera­de aus Paki­stan kamen. Alle, die das Land bereits besucht hat­ten, kamen aus dem Schwär­men gar nicht mehr her­aus. Und gefähr­lich sei es nicht gewe­sen, im Gegen­teil, sie hät­ten sich dort immer sehr sicher gefühlt. „Wäre das nicht viel­leicht doch etwas für uns?“, began­nen wir uns zu fra­gen. Unse­re Neu­gier war geweckt und wir fin­gen an zu recher­chie­ren. Weni­ge Wochen spä­ter stand fest: Wir fah­ren nach Paki­stan!

Station 1: Passu

Da sind wir also. Der Bus aus Chi­na stoppt vor dem paki­sta­ni­schen Ein­rei­se­ge­bäu­de in Sost, alle stei­gen aus. Die weni­gen Paki­sta­ner, die mit uns im Bus waren, schnap­pen sich ihr Gepäck und sind auch schon im Gebäu­de ver­schwun­den, auf des­sen Türe das Wort „Immi­gra­ti­on“ geschrie­ben steht. Auch wir schul­tern unse­re Ruck­sä­cke und gehen hin­ein. Die paki­sta­ni­schen Grenz­be­am­ten sind freund­lich und drü­cken uns ein For­mu­lar in die Hand, wel­ches wir aus­fül­len müs­sen. Inner­halb weni­ger Minu­ten sind unse­re Päs­se nebst Visa geprüft. Für den Inhalt unse­rer Ruck­sä­cke inter­es­siert sich hier nie­mand. „Wel­co­me to Paki­stan!“, rufen sie uns noch zu, dann sind wir offi­zi­ell ein­ge­reist.

Bevor wir zu den vor dem Gebäu­de war­ten­den Taxis hin­aus­ge­hen, kön­nen wir bei einem der Beam­ten sogar noch unser übrig geblie­be­nes Bar­geld aus Chi­na zu einem fai­ren Kurs in paki­sta­ni­sche Rupi­en umtau­schen. Da wir uns bei ihm auch über den übli­chen Preis für die Fahrt bis nach Pas­su infor­mie­ren, kommt die Preis­ver­hand­lung mit dem gut­ge­laun­ten Taxi­fah­rer schnell zu einem Ergeb­nis. Zusam­men mit Tomó aus Japan, mit dem wir uns den Trans­port tei­len, geht die Fahrt los. Vom sehr guten Zustand der Stra­ße sind wir über­rascht und bestau­nen unter­wegs die ein­drucks­vol­len Berg­rie­sen, die das Hun­za-Tal nach bei­den Sei­ten hin ein­rah­men. Kurz stop­pen wir unter­wegs bei einem Bekann­ten unse­res Taxi­fah­rers, der am Stra­ßen­rand getrock­ne­te Apri­ko­sen ver­kauft. „The best in who­le Paki­stan!“, wie er uns glaub­haft ver­si­chert. Nach­dem wir uns selbst vom süßen Geschmack der Tro­cken­früch­te über­zeugt haben, kau­fen wir ihm eine Tüte ab.

Als wir im Hotel in Pas­su ankom­men, ist es bereits dun­kel. Doch bevor wir uns hier ein­mie­ten, muss zuerst der Preis ver­han­delt wer­den. Knapp 50 Euro pro Nacht kommt uns für eine Unter­kunft in die­sem klei­nen Dörf­chen dann doch recht teu­er vor und nach eini­gem Hin und Her und einem „Neben­sai­son-Spe­zi­al­ra­batt“ eini­gen wir uns auf die Hälf­te. In Pas­su, das auf 2.500 Metern liegt, sind die Okto­ber­näch­te bereits emp­find­lich kalt – zu scha­de, dass es hier kei­ne Hei­zung gibt. So sit­zen wir in Fleece- und Wind­ja­cke ein­ge­packt beim Abend­essen, das wir mit Julia und Simon aus der Schweiz zu uns neh­men. Und noch etwas ande­res gibt es hier nicht: elek­tri­schen Strom. Zum Glück behilft sich das Hotel mit einem klei­nen Strom­ag­gre­gat, das zumin­dest in den Abend­stun­den etwas Licht ins fros­ti­ge Restau­rant und in unser Zim­mer bringt. Aber um 22 Uhr ist Schluss!

Nach einer erhol­sa­men Nacht sind wir bereit für unse­ren ers­ten rich­ti­gen Tag in Paki­stan. Als wir Früh­stück bestel­len, sind Julia und Simon, die mit Fah­rer und Gui­de unter­wegs sind, bereits abge­reist. Da wir es an den ers­ten Tagen im für uns frem­den Land lie­ber gemüt­lich ange­hen las­sen wol­len, machen wir es uns im Hotel­gar­ten bequem, wo wir uns über Rühr­ei, fri­sches Cha­pa­ti (das paki­sta­ni­sche Brot) und Kräu­ter­tee freu­en. Nach­dem wir das Früh­stück been­det haben, hole ich mei­ne Gitar­re aus unse­rem Zim­mer und brin­ge Leo ihren E‑Book Rea­der mit – nur kein Stress 🙂 Ich habe bereits eini­ge Stü­cke zum Bes­ten gege­ben, als ich hin­ter mir eine Stim­me höre. „You play very nice­ly!“, lässt ein bär­ti­ger Mann ver­lau­ten und kommt strah­lend auf uns zu. An sei­ner Sei­te geht eine Frau mit Kopf­tuch, die wohl sei­ne Gat­tin ist. „May we join you?“, fragt er freund­lich. Natür­lich beja­hen wir sei­ne Fra­ge und schon sind wir mit­ten drin in unse­rer ers­ten Begeg­nung mit den Men­schen in Paki­stan.

Der sehr höf­li­che Herr stellt sich als „Colo­nel im Ruhe­stand“ vor und ver­bringt mit Fami­lie und Freun­den in Pas­su sei­nen Herbst­ur­laub. Neu­gie­rig lauscht er den Erzäh­lun­gen unse­rer bis­he­ri­gen Rei­se und ist sicht­lich erfreut, dass wir uns ent­schie­den haben, sein Land zu besu­chen. „Der Colo­nel“, wie wir ihn seit die­sem Tag nen­nen, erklärt uns, dass der Nor­den Paki­stans sehr sicher sei, das Mili­tär habe hier alles im Griff. Wir hof­fen, dass er Recht hat, aber da er Jahr­zehn­te lang für das paki­sta­ni­sche Mili­tär gedient hat, soll­te er es eigent­lich wis­sen.

Nach­dem wir uns bereits eine hal­be Stun­de lang in flie­ßen­dem Eng­lisch unter­hal­ten haben, stößt Riz­wan samt Fami­lie zu uns, der eben­falls für das paki­sta­ni­sche Mili­tär arbei­tet. Auch er freut sich, uns zu tref­fen und bevor sich unse­re neu­en Bekann­ten für einen Aus­flug ver­ab­schie­den, laden sie uns ein, mit ihnen zu Abend zu essen. Sie haben Kon­takt zu einer Fami­lie in Pas­su, die für Tou­ris­ten tra­di­tio­nel­le Gerich­te des Hun­za-Tals zube­rei­tet. Sehr ger­ne sagen wir zu. In kei­nem Land zuvor sind wir so schnell mit den Ein­hei­mi­schen in Kon­takt gekom­men und sogar zum Essen ein­ge­la­den wor­den – ein viel­ver­spre­chen­der Start 🙂

Nach einem schmack­haf­ten und unter­halt­sa­men Abend­essen mit den Colo­nels, bre­chen wir am nächs­ten Tag allei­ne auf, um das Dorf­le­ben in und um Pas­su ken­nen­zu­ler­nen. Da unser Hotel ein gutes Stück außer­halb gele­gen ist, bege­ben wir uns auf die wenig befah­re­ne Haupt­stra­ße, um dar­auf die zwei Kilo­me­ter bis in die Dorf­mit­te zu spa­zie­ren. Doch weit kom­men wir nicht. Schon stoppt neben uns ein Trak­tor, von dem aus uns ein jun­ger Mann fragt, ob er uns nicht mit­neh­men soll. Tram­pen auf einem Trak­tor? Ich zöge­re zunächst, doch ehe ich ant­wor­ten kann, hat Leo bereits zuge­sagt. Und so rol­len wir kurz dar­auf lang­sam aber sicher in Rich­tung Dorf. Dass Tou­ris­ten auf einem Trak­tor mit­fah­ren, scheint auch hier nicht all­täg­lich zu sein, denn unter­wegs win­ken uns meh­re­re Dorf­be­woh­ner lachend zu.

Pas­su wirkt auf uns sehr idyl­lisch. Die Kar­tof­fel- und Apfel­ern­te ist gera­de in vol­lem Gan­ge und die Blät­ter der vie­len Obst­bäu­me haben zum Teil bereits leuch­ten­de Herbst­far­ben ange­nom­men. Wir gehen im Dorf umher und kom­men mit meh­re­ren Bewoh­nern ins Gespräch, die sich alle­samt freu­en, dass wir ihrem Dorf einen Besuch abstat­ten. Vie­le von ihnen spre­chen sogar Eng­lisch, was wir im sehr länd­li­chen, äußers­ten Nor­den Paki­stans nicht erwar­tet hät­ten.

Einer­seits kommt uns das Leben der Bewoh­ner Pas­sus inmit­ten die­ser gran­dio­sen Berg­welt sehr fried­lich vor. Ande­rer­seits sind wir uns jedoch auch sicher, dass es sehr hart sein muss, ohne Strom oder flie­ßend Was­ser hier zu woh­nen und sich durch schwe­re Feld­ar­beit selbst zu ver­sor­gen. Da ist es uns fast schon unan­ge­nehm, dass uns jeder, dem wir begeg­nen, etwas schen­ken will. Auch wenn wir zunächst ver­su­chen, dan­kend abzu­leh­nen, kom­men wir am Ende mit einem Ruck­sack vol­ler Äpfel und Kar­tof­feln zurück zum Hotel.

Station 2: Shimshal

Einem Tipp der Colo­nels fol­gend, beschlie­ßen wir, von Pas­su aus in ein Sei­ten­tal des Hun­za Val­leys bis nach Shimshal zu fah­ren. Das klei­ne Dorf ist durch eine schma­le Gebirgs­stra­ße mit der Außen­welt ver­bun­den und kann nur mit einem Gelän­de­wa­gen erreicht wer­den. Da uns ein pri­va­ter Trans­port zu teu­er ist, ent­schei­den wir uns für den geteil­ten Jeep, der auch von den Ein­hei­mi­schen als eine Art Bus­er­satz genutzt wird. Der Besit­zer unse­res Hotels hat extra beim Fah­rer des Gelän­de­wa­gens ange­ru­fen und zwei Plät­ze für uns reser­viert. So stau­nen wir nicht schlecht, dass im Auto bereits elf Per­so­nen sit­zen, als die­ses bei uns ankommt. Wie sol­len wir denn da noch hin­ein­pas­sen?

Irgend­wie schaf­fen wir es dann doch und tei­len uns für die kom­men­den 4 Stun­den jeweils eine Sitz­rei­he zu viert bzw. zu fünft. Ein etwa 14 Jah­re alter Jun­ge hat Pech gehabt und muss die sehr kur­vi­ge und holp­ri­ge Fahr­stre­cke von 60 Kilo­me­tern auf dem Dach ver­brin­gen. Da sich die Son­ne bereits neigt und es in den Ber­gen früh dun­kel wird, ein sehr kal­tes Unter­fan­gen. Doch auch wir sit­zen alles ande­re als kom­for­ta­bel und sind froh, als wir end­lich die Aus­läu­fer Shims­hals errei­chen und es im Gelän­de­wa­gen all­mäh­lich lee­rer wird. Ob auf der engen Stra­ße, die groß­teils dicht am Abgrund einer Schlucht ent­lang führt, schon ein­mal etwas pas­siert sei, wol­len wir noch wis­sen. Unser Fah­rer winkt lachend ab, hier ist alles sicher. Na dann…

In Shimshal fin­den wir ein ein­fa­ches Guest­house, in dem wir vom ein­zi­gen Ange­stell­ten Jafer rüh­rend umsorgt und bekocht wer­den. Auch wenn es hier kei­nen Strom und kein war­mes Was­ser gibt, füh­len wir uns den­noch wohl und blei­ben für drei Näch­te. Für Leos Geburts­tag, den wir hier in aller Abge­schie­den­heit fei­ern, backt Jafer auf dem Gas­herd sogar einen lecke­ren Kuchen in einer Pfan­ne. Unglaub­lich, was mit ein­fachs­ten Hilfs­mit­teln doch alles mög­lich ist.

Shimshal ist für uns ein span­nen­der Ort. Wie kön­nen Men­schen mit­ten im Gebir­ge ohne wirk­li­che Ver­bin­dung zur Außen­welt eigent­lich über­le­ben? Was essen sie, wie über­ste­hen sie die stren­gen und lan­gen Win­ter und gibt es hier so etwas wie Frei­zeit? Wir sind froh, die­se und vie­le wei­te­re Fra­gen Jafer und sei­nem Freund Saman stel­len zu kön­nen, die uns zu sich nach Hau­se ein­la­den. Auch schau­en wir bei der ört­li­chen Schu­le vor­bei, die kurz vor den Feri­en die jähr­li­chen Sport­ta­ge ver­an­stal­tet. Wir wer­den von der Schul­lei­te­rin zu einem Tee ein­ge­la­den und dür­fen einen Blick in die Klas­sen­zim­mer wer­fen, die trotz der fros­ti­gen Tem­pe­ra­tu­ren nicht beheizt sind. Stolz zeigt uns die Direk­to­rin die Solar­an­la­ge der Schu­le, die Strom für einen Com­pu­ter­raum erzeugt, in dem die Schü­ler für den Umgang mit die­sem für uns all­täg­li­chen Gerät vor­be­rei­tet wer­den.

Unse­ren zwei­ten Tag in Shimshal nut­zen wir für eine Wan­de­rung zu einem nahe des Dor­fes gele­ge­nen Glet­scher. Der Weg ist steil und vol­ler Geröll, doch fin­den wir einen klei­nen Pfad, dem wir hin­ein in ein aus­ge­trock­ne­tes Fluss­bett fol­gen. Obwohl wir uns red­lich bemü­hen und sogar fürs Mit­tag­essen ein Ves­per mit­ge­bracht haben, schaf­fen wir es nicht ganz, den Glet­scher zu errei­chen. Immer­hin kom­men wir auf Sicht­wei­te her­an und kön­nen ein paar Erin­ne­rungs­fo­tos schie­ßen. Ein sicher unver­gess­li­cher Geburts­tags­aus­flug 🙂

Schnel­ler als gedacht kommt der Tag unse­rer Rück­fahrt. Zu unse­rer Erleich­te­rung ist der Gelän­de­wa­gen die­ses Mal nicht ganz so voll, sodass zumin­dest jeder Fahr­gast einen eige­nen Sitz­platz hat, auch wenn es mal wie­der kei­ne Anschnall­gur­te gibt. Mit eini­ger Ver­zö­ge­rung geht die Rei­se los. Bereits weni­ge Minu­ten nach Abfahrt kom­men uns auf der Stra­ße drei Män­ner ent­ge­gen­ge­lau­fen. Sie sehen aus wie die Tou­ris­ten, die wir vor­hin bei­na­he gefragt hät­ten, ob wir nicht bei ihnen im pri­va­ten Jeep mit­fah­ren dür­fen. Was da wohl los ist?

Wir kur­beln die Fens­ter­schei­be hin­un­ter und ein sicht­lich geschock­ter Öster­rei­cher berich­tet uns, dass ihr Wagen in einer rut­schi­gen Kur­ve den Halt ver­lo­ren hat und meh­re­re Meter hin­un­ter in den Fluss gefal­len ist. Alle Insas­sen hat­ten gro­ßes Glück; außer ein paar Schram­men ist nie­man­dem etwas pas­siert. Mit einem mul­mi­gen Gefühl im Bauch set­zen wir anschlie­ßend unse­ren Weg fort und sind froh, als wir drei Stun­den spä­ter die wohl doch nicht so unge­fähr­li­che Gebirgs­stra­ße hin­ter uns las­sen.

3. Station: Karimabad

Nach den kal­ten und doch etwas anstren­gen­den Tagen in Shimshal wol­len wir in Kari­ma­bad ein wenig zur Ruhe kom­men. Gut, dass hier schon Neben­sai­son ist und wir im Hotel unse­rer Wahl erneut einen guten Preis aus­han­deln kön­nen. Zu Beginn pla­nen wir, für vier Tage zu blei­ben, am Ende wird es eine Woche. Im sonst vor­nehm­lich von Grup­pen­rei­sen­den fre­quen­tier­ten Hotel füh­len wir uns bald wie Stamm­gäs­te, für die der Küchen­chef sein Bes­tes gibt, um ein nicht-schar­fes Abend­essen zuzu­be­rei­ten – mit mäßi­gem Erfolg 🙂

Abge­se­hen vom Essen, das in Paki­stan anschei­nend nicht ohne Chi­li zube­rei­tet wer­den kann, gefällt es uns hier präch­tig. Wir haben eine tol­le Jah­res­zeit erwischt, das gesam­te Tal erstrahlt in leuch­ten­den Herbst­far­ben, die kräf­ti­ger nicht sein könn­ten. Von der Dach­ter­ras­se des Hotels aus haben wir einen fan­tas­ti­schen Blick auf das Berg­pan­ora­ma des Hun­za-Tals. Und auch prak­ti­sche Din­ge kön­nen wir in Kari­ma­bad erle­di­gen. Nach eini­gen erfolg­lo­sen Ver­su­chen schaf­fen wir es schließ­lich, uns eine paki­sta­ni­sche SIM-Kar­te zu kau­fen. Ab sofort sind wir nicht mehr auf die oft schwa­chen WLANs der Hotels ange­wie­sen, die in die­ser Gegend auf­grund der schwan­ken­den Strom­ver­sor­gung ohne­hin die meis­te Zeit nicht funk­tio­nie­ren.

In Kari­ma­bad tref­fen wir auch Miro aus Polen wie­der. Er hat sich inzwi­schen ein Motor­rad gekauft und will damit unab­hän­gig und kos­ten­güns­tig das Land berei­sen. Kurz über­le­gen wir, ob so etwas auch für uns in Fra­ge käme und ich darf auf dem Hotel­park­platz sogar eine Pro­be­run­de mit Miros Maschi­ne dre­hen. Doch eine wirk­li­che Opti­on ist es für uns nicht, schon allein des­halb, da wir bei­de kei­nen Motor­rad­füh­rer­schein haben und kei­ner­lei Erfah­rung mit der hier übli­chen manu­el­len Schal­tung mit­brin­gen. Und die Aus­sicht, im Gewu­sel paki­sta­ni­scher Groß­städ­te im Links­ver­kehr unter­wegs zu sein, fin­den wir auch nicht gera­de reiz­voll. Dann lie­ber bequem (oder zur Not auch unbe­quem) im Bus.

An unse­rem vor­letz­ten Tag in Kari­ma­bad besu­chen wir das an der höchs­ten Stel­le der Stadt erbau­te Bal­tit Fort. Für den Besuch des im 14. Jahr­hun­dert ent­stan­de­nen Forts ist ein ört­li­cher Gui­de Pflicht. Anfangs sind wir skep­tisch, da der uns zuge­teil­te Gui­de sto­isch die Daten und Fak­ten zum his­to­ri­schen Gebäu­de rezi­tiert und uns eilig von einem Raum zum nächs­ten gelei­tet. Doch als er merkt, dass wir ech­tes Inter­es­se und vor allem vie­le Fra­gen rund um das Fort haben, ent­spannt er sich und wei­tet die Füh­rung sogar bis in sei­ne Mit­tags­pau­se hin­ein aus. Von innen ist der eins­ti­ge Regie­rungs­pa­last nett her­ge­rich­tet; das eigent­li­che High­light ist aller­dings sei­ne Lage und die Dach­ter­ras­se, von der aus man einen gran­dio­sen Aus­blick über das gesam­te Tal hat. Feu­dal­herr­scher müss­te man sein… 🙂

„Wel­co­me to Paki­stan!“, so hat­te man uns bei unse­rer Ein­rei­se begrüßt. Und will­kom­men füh­len wir uns tat­säch­lich wäh­rend unse­rer ers­ten bei­den Wochen in die­sem mit so vie­len nega­ti­ven Vor­ur­tei­len beleg­ten Land. Was uns in der Anfangs­zeit täg­lich aufs Neue stau­nen lässt, ist vor allem die groß­ar­ti­ge Natur Nord­pa­ki­stans. Kein Land zuvor hat uns vom ers­ten Tag an eine solch spek­ta­ku­lä­re Kulis­se gebo­ten. Was uns dane­ben eben­falls nach­hal­tig beein­druckt: Die Men­schen in die­sem Teil der Erde! Obwohl sie ihr Leben teils unter schwie­rigs­ten Bedin­gun­gen bestrei­ten müs­sen, begeg­nen sie uns gast­freund­lich, herz­lich und offen und freu­en sich, dass wir ihrem Land einen Besuch abstat­ten.

Den Nor­den Paki­stans rund um den Kara­ko­rum High­way neh­men wir als sehr sicher wahr, von Ter­ro­ris­ten ist zum Glück weit und breit kei­ne Spur. Wir kön­nen uns hier frei bewe­gen und nie hören wir von Vor­komm­nis­sen, die die Sicher­heit an die­sem Ort in der letz­ten Zeit beein­träch­tigt hät­ten. Nach zwei Wochen in einer der beein­dru­ckends­ten Gegen­den der Welt sind wir der Mei­nung: Paki­stan hat ein bes­se­res Image ver­dient! Wir hof­fen für die Bewoh­ner, deren Lebens­un­ter­halt viel­fach vom Tou­ris­mus abhängt, dass sich in Zukunft wie­der mehr inter­na­tio­na­le Tou­ris­ten trau­en, die­ses wun­der­ba­re Land zu berei­sen. Nach anfäng­li­cher Unsi­cher­heit sind wir inzwi­schen froh, dass uns unser Weg nach Paki­stan geführt hat und wir sind gespannt, wel­che Erleb­nis­se und Begeg­nun­gen in den nächs­ten Wochen noch auf uns war­ten wer­den.


Antworten

  1. Avatar von Leo Sibeth & Sebastian Ohlert

    Hal­lo Son­ja,
    vie­len Dank für dei­nen lie­ben und moti­vie­ren­den Kom­men­tar! Auch wir fin­den, Paki­stan ist defi­ni­tiv einen Besuch wert und wir den­ken ger­ne an unse­re unver­gess­li­che Zeit dort zurück. Hof­fent­lich hast du bald wie­der ein­mal Gele­gen­heit, die­ses tol­le Land und sei­ne wun­der­ba­ren Men­schen zu besu­chen!
    Lie­be Grü­ße
    Sebas­ti­an & Leo

  2. Avatar von Sonja von delightful SPOTS

    Hal­lo Leo & Sebas­ti­an,
    ich dan­ke euch von Her­zen für die­sen wun­der­schö­nen Bericht und die tol­len Fotos. Vor mehr als 20 Jah­ren war ich zum letz­ten Mal in Paki­stan, dabei prä­gen mich das Land und die Erin­ne­run­gen dar­an doch so sehr. Ja, Paki­stan hat defi­ni­tiv ein bes­se­res Image ver­dient! Lei­der ist vom Reich­tum, ich mei­ne damit vor allem natür­li­chen und kul­tu­rel­len, so wenig in unse­ren Brei­ten­gra­den bekannt oder in Ver­ges­sen­heit gera­ten.
    Umso mehr freue ich mich, die­sen tol­len Bericht zu lesen in der Hoff­nung, Rei­sen­de fin­den den Weg nach Paki­stan. Denn allei­ne die Men­schen mit ihrer herz­li­chen Gast­freund­schaft sind es schon wert, alle Vor­ur­tei­le über Bord zu wer­fen.
    Lie­be Grü­ße
    Son­ja
    Mei­ne Erin­ne­run­gen an Paki­stan habe ich in die­sem Arti­kel fest­ge­hal­ten:
    https://www.delightfulspots.de/2016/03/pakistan/

  3. Avatar von Leo Sibeth & Sebastian Ohlert

    Lie­be Sim,
    ja, eine mei­ner Bekann­ten war schon mal da ;-). Aber der Bericht stammt aus Sebas­ti­ans Feder und von sei­nen Bekann­ten war sei­nes Wis­sens noch nie­mand dort…
    Paki­stan hat uns wahn­sin­nig gut gefal­len, lei­der sind wir aber schon wei­ter­ge­zo­gen.
    Lie­be Grü­ße zu dir
    Leo

  4. Avatar von Sim
    Sim

    Kei­ner dei­ner Bekann­ten war jemals da? Doch doch euch auf jeden Fall eine tol­le Zeit in die­sem wun­der­schö­nen Land!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert