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Buchpreisbindung. Was für ein Wort. Buch, Preis, Bindung. Sehr deutsch. Drei Wörter aneinander gereiht.
Aber was bedeutet es eigentlich genau? Etwas ist gebunden. Ein Preis. Der Preis eines Buches. Und das ist auch noch gesetzlich festgelegt. Ok, aber warum? Was macht das aus? Eine ganze Menge tatsächlich. Ein Beispiel: Vor einigen Jahren war ich im Besitz eines Gutscheins, den ich für die kleine Buchhandlung um die Ecke einsetzen konnte. Ich hatte den Blick schon vor einer Weile auf einen wunderschönen Bildband über Neuseeland geworfen. Mangels anderer Recherche-Quellen, Google gestaltet sich da doch sehr unübersichtlich, hatte ich das Buch bei meiner Suche nach Lesefutter auf Amazon gefunden. Bestellt hätte ich es dort niemals, aber für oberflächliche Recherchezwecke eignet sich der bei mir sehr ungeliebte Internetgigant immerhin. Als ich das Buch dann tatsächlich bei meiner Buchhandlung bestellte, kostete es schlappe fünf Euro mehr als im Internet. Nanu? Tja – das ist der Punkt, wo die Buchpreisbindung normalerweise ins Spiel kommt. Was ich nämlich ganz vergessen hatte – das Buch war englisch, nicht deutsch. Und für englische Bücher gilt die Buchpreisbindung nicht, was wiederum heißt, dass ich, je nachdem wo ich einkaufe, einen anderen Preis dafür bezahlen müsste.
Was ist also die Situation? Ein Internetriese bietet den Kundinnen und Kunden dasselbe Produkt deutlich preiswerter an als deren lokale Händlerinnen und Händler, die keiner Kette angehören. Was wird im Regelfall passieren? Das Produkt wird dort gekauft, wo es weniger kostet. Das ist auch vollkommen verständlich, schließlich haben die wenigsten Leute einen Goldesel im Garten stehen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die lokalen Geschäfte an Umsatz verlieren.
Sind sie doch selbst Schuld, oder? Sollen sie ihre Produkte halt nicht so teuer machen. Geht doch offensichtlich. Aber so einfach ist das leider nicht.
Große Konzerne wie Amazon haben unglaubliche Umsätze, jeden Tag, aus allen möglichen und unmöglichen Produktbereichen. Sie müssen nicht auf jeden Cent achten, um nicht unterzugehen. Manchmal wird eine beantragte Retoure sogar mit “Lass mal. Wir erstatten dir das Geld. Behalte das Produkt. Ist weniger Aufwand für uns” beantwortet. Täglich bestellen mehr Menschen bei Amazon als die Buchhändlerin um die Ecke jährlich Kundinnen und Kunden hat.
Wer von beiden kann es sich da wohl leisten, an einem Buch nur drei Euro zu verdienen statt acht? Richtig. Amazon. Und da die meisten Menschen eher weniger Geld für dasselbe Buch ausgeben, als mehr, würde die Buchhandlung unweigerlich eingehen. Ein wunderbares Beispiel liefert der Film Email für dich. Eine kleine Buchhandlung in New York bekommt einen unerwünschten Nachbarn – eine neue Filiale einer großen Buchhandlungskette. Die Inhaberin versucht alles. Doch selbst Aufrufe gegen die Monopolisierung des Buchmarktes im Fernsehen helfen nicht – am Ende muss sie den Laden schließen. Der Grund: ihre Kunden kauften dieselben Bücher, die sie bei ihr erwerben konnten, bei Fox Books für deutlich weniger Geld. Sie wanderten ab, der Umsatz brach ein, The End.
Genau das könnte bei uns in Deutschland auch passieren – dagegen steht bei uns jedoch die Buchpreisbindung. Diese hindert große Onlinehändler und Buchhandlungsketten daran, Rabatte auf Bücher anzubieten. Sie verhindert, dass kleine Buchhandlungen schließen müssen, weil sie in den großen Rabattschlachten nicht mithalten können.
Ohne eine aktive und bewusste Leserschaft würde das aber nicht funktionieren. Wie bei allem, was nachhaltig ist, muss man eben auch hier einen weiteren Blick in die Runde werfen, um Alternativen zu finden. Im Fall von Büchern ist das nicht mal so schwer. Wer mal keine Zeit hat, persönlich in der Buchhandlung vorbeizuschauen, findet in Genialokal eine Webseite, mit der man sich ohne Lieferkosten die Bücher direkt an die Haustür bringen lassen kann, und dabei trotzdem den lokalen Buchhandel unterstützt. Aber davon abgesehen müssen sich Käuferin und Käufer eben bewusst machen, wo ihre Produkte herkommen. Bequemlichkeit und Nachhaltigkeit sind Dinge, die zusammen nicht funktionieren. Buchhandlungen sind schon seit langer Zeit eine der kreativsten Branchen, wenn es darum geht, sich zu präsentieren. Das ist einerseits natürlich großartig für diejenigen, die diese Atmosphäre genießen, andererseits ist es eine Überlebensstrategie, um den Konzernen, deren Selbst-Präsentation aus Sales besteht, etwas entgegenzusetzen.
Um ihnen dabei zu helfen, müssen Leserinnen und Leser sich solcher Schutzmechanismen wie der Buchpreisbindung bewusst sein. Oft genug stand sie schon auf der Kippe, und in solchen Momenten ist die Aufmerksamkeit und Unterstützung einer breiten Community überlebenswichtig.
Deshalb zum Abschluss ein kleiner Appell: kauft eure Bücher bei der kleinen Buchhandlung um die Ecke, beim Verlag direkt oder bei Genialokal. Es macht dank Buchpreisbindung für euch zwar keinen Unterschied, aber für euren lokalen Buchhändler hängt buchstäblich das Überleben von eurer Entscheidung ab. Macht mit eurem neuesten Lesefutter also nicht nur euch selbst glücklich, sondern auch euer Gegenüber auf der anderen Seite des Tresens. Gemeinsam können wir es schaffen – auf eine vielfältige Zukunft in der Welt der Literatur.
Dies ist einer der Gründe, warum wir den BookFriday ins Leben gerufen haben:
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