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„Cuida“ – „pass auf“, schreit ein Mann hinter mir. Er trägt eine Sonnenbrille, sein Freund eine Skibrille, beide sind Sie vermummt, der Kapuzenpulli soll ihre Haare schützen, um Hals und Kinn einen Schal. In der Luft dichter Feuerwerksnebel und der Geruch von Schießpulver.
Immer wieder Funken, aus allen Himmelsrichtungen. Feuerwerkskörper, auf einen Stock gespießt, werden von Maskierten, wild umher laufenden, jungen Männern durch die Mengen gerannt. Das mutet nach erstem Mai an, aber solche Bilder sind auf der Mittelmeerinsel fremd.
Nie auf Augenhöhe sein, nach unten schauen, oder sich um 180 Grad drehen, wenn sich die Funken schlagenden Spiralen nähern. Sie kommen als Meute, die Demonios, immer wieder büxt einer aus und bezieht die Schaulustigen mit ein. Die Gehörnten werden begleitet von Mitlaufenden, stets um die Gunst der Teufel bemüht. Schnell müssen wir von den Einheimischen lernen, unsere Jungfräulichkeit könnte uns zum Verhängnis werden. Vor vier Stunden in Palma gelandet und nun plötzlich im Vorhof der Hölle. Meine Jacke sammelt Brandlöcher im Minutentakt.
Wir sind auf der Calle Unió, die hier ein kurze Steigung beschreibt, und auf das Teatro Principal zuläuft. Hier geht der Mallorquiner Lederschuhe schoppen, oder beschließt das Mittagsmenü mit einem doppelten Espresso, lässt den Körper dann in heimischer Stube eine Stunde waagerecht ausharren und die geschlossenen Augenlieder von der Meeresbrise streicheln, um dann wieder geschäftstüchtig zu werden. Ein solches Idyll ist gerade nur schwer vorzustellen.
Dann baut sich der Teufel in Person neben mir auf, nimmt einen kräftigen Schluck aus der Spritflasche und bringt seine vorher noch friedlich lodernde Fackel zum Explodieren! Mein Kollege Nicola flucht, sein neues Handy hat eine erste Narbe, grinst dann aber gleich, denn er hat seinen bis dato besten Schuss im Kasten: Der Teufel küsst das Feuer. Wer oder was sonst könnte den Flammen Stand halten und ihnen sogar seine Lippen darbieten? Angestachelt, wage ich mich wie ein Grabenkämpfer weiter nach vorn und komme endlich zum Zug.
Jetzt leuchten seine Hörner, kurz sind da Augen zu erkennen, in den Aussparungen der Fratze, als würde sich da ein Erdenbürger hinter verstecken. Aber die Kreatur verhält sich so unmenschlich, dass ich ihr den Maskenball nicht abnehmen mag.
Alljährlich, Mitte Januar, bilden die Fiestas de Sant Sebastià, ein winterliches Highlight in Palmas Innenstadt. Der Correfoc, der Feuerlauf, ist der Auftakt, und findet sein spektakuläres Ende auf der Hauptbühne, auf dem Plaza Joan Carles I. Der Tamburin-Rhythmus bestimmt den gemeinsamen Pulsschlag, vor der Bühne treten sie alle wippend auf einer Stelle und bejubeln die unzähligen Trommelnden vor ihnen.
Nach hitzigem Einstand verlaufen die nächsten Tage ruhig. Wir bestaunen Palma, essen uns durch die neue Mallorquinische Küche, besuchen Museen und erkundschaften die Barrios.
Frito Marinero: Erbsen, Kartoffeln und Meeresfrüchte, im Restaurant »Aromata«. Inhaber und Koch, Andreu Genestra, schmückt seine Brust mit einem Michelin Stern.
Rinderbacke auf Süßer Kartoffel und Gemüseshot.
Im Eingangsbereich des Museums für Moderne und Zeitgenössische Kunst »Es Baluard«.
Wahlmallorquiner Joan Miró.
Baltazar Torres‹ »Island of a perfect world III«.
Miró.
Schöne Aussichten, vom Dach des Es Baluard. Mein Island of a perfect World I.
Eric Clapton Cover am Parque de Feixina.
Am Yacht Hafen, unweit der Avenida Gabriel Roca.
Ländliches Idyll im schönen Stadtteil Santa Catalina, westlich der Innenstadt.
Das »Patrón Lunares« im Stadtteil Santa Catalina, ein »must eat« in Palma.
An der Wand, die Dynastie der Eigentümer.
Wäre ich Mallorquiner, wäre das Patron Lunares mein zweites zu Hause.
Tortilla Chips u Shrimp Cocktail, abgeschmeckt mit Koriander.
Einst war das Patron Kantinenbar einer Sozialkasse für Arbeiter und Fischer. Jetzt ist es Treffpunkt für Kreative und Gastrofans, und durchaus preiswert.
Blick auf das Mittelmeer, im Rücken die Kathedrale La Seu.
Spuren vom Mittelmeer in der Katedrale La Seu von Mallorca.
Im Foyer des Hotels JaimeIII, inoffizielles Museum für Moderne Kunst.
»Alicia en el País de las Maravillas«, im Teatro Prinipal.
Die im 15. Jh., im gothischen Stil, erbaute Seehandelsbörse »Llotja de Mercaders«, wird heuer mit Kunst und Kultur gefüllt. Im Januar und Februar wurden die Räumlichkeiten mit den »Sombras« – Schatten, von Christian Boltanski, bespielt.
Palmas Stadtchronist empfängt im Rathaus. Sr. Tumi Bestard ist personifizierte Geschichte.
Widersehen mit alten Bekannten.
Zwei Tage nach dem Feuerlauf findet das Entzünden des »Fogueró« auf dem Plaza Mayor statt, begleitet von traditioneller Musik und Folklore. Im Anschluss können verschiedene Musikstile auf dafür vorhergesehenen Bühnen bestaunt werden.
Im Rahmen der Fiestas werden in der gesamten Innenstadt Grillplätze installiert. Speis und Trank werden dann in Eigenregie zubereitet.
Schönes Detail, östlich der Kathedrale.
In den Gassen der Altstadt, gibt es viel zu entdecken: Wie diesen kleinen, feinen Weinhändler.
Katerstimmung, nach den Fiestas.
Mein Dank geht an die gastfreundliche Fundación Turismo Palma de Mallorca und das Hotel HM Jaime III.
Erschienen am
Antwort
Sehr interessanter Bericht, die Bilder von den Fiestas de Sant Sebastià habe ich von Palma noch nie gesehen!
Unser Aufenthalt im Mai auf Mallorca war auch wieder wunderschön, hier einige Eindrücke:
http://volkerhoff.com/mallorca-immer-wieder-wunderschoen/
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