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Neujahr am Berg! Eine spontane Idee; mal was anderes. Feuerwerk erwarte ich hier in Tansania sowieso keins und wenn, dann würde ich vom Berg die beste Aussicht haben. Surrealistisch, warm und nicht winterlich fühlt es sich hier an. Weihnachten in der Serengeti, Silvester am Berg, wo werde ich wohl zu Ostern sein?
Nach der voll organisierten Safari zu den Big 5 will ich auch mal wieder was alleine organisieren und nicht jeden Kochtopf hinterher getragen bekommen. Was der Kilimanjaro nicht zulässt, lässt den Mt. Meru umso attraktiver erscheinen: näher an den Menschen und frei in der Planung.
Vorbereitung ist alles
Mit einiger Bergerfahrung, aber ohne große Orts- und Sprachkenntnisse, mache ich mich auf die Suche nach Informationen. Mike, der Besitzer der Agentur, mit der ich auch auf Safari war, hilft mir kurzerhand aus. Keine wirkliche Selbstverständlichkeit, denn er verdient kein Geld mit mir. Einfach nur riesiges Glück. Er bringt mich mit einem erfahrenen Guide vom Mt. Meru zusammen und dieser wiederum stellt auch gleich einen Kontakt zu einem Ranger her. Die Quellen für eine Besteigung ohne Gruppe sind rar. Meine Fragen drehen sich um Route, Anfahrt und Schlafplätze. Mit großer Geduld werden sie alle beantwortet. Meine Packliste ist schnell vervollständigt und mein Essen geplant. Da aber selbst der Guide mir nicht wirklich sagen kann, wie ich am Berg zu warmen Essen komme und nur Vermutungen anstellt, fällt meine Wahl auf einfaches Essen und viele Snacks. Auf meiner Liste steht zwischenzeitlich auch Champagner. Für das Gläschen zu Silvester. Mein Rucksack wird aber immer schwerer und so streiche ich ihn wieder von meiner Liste.
Safari am Berg
Mike organisiert mir am nächsten Tag das Taxi zum Berg und pünktlich um 9 Uhr geht es los. Die Formalitäten am Parkeingang sind schnell erledigt, ich zahle meine Nationalparkgebühren und treffe am Ausgangspunkt auf Khalid, den Ranger. Er wird mich die nächsten vier Tage begleiten.
Bepackt mit dem Essen für vier Tage, meiner Ausrüstung und einer kleinen Erwartung an das Abenteuer starten wir nach einigem Warten auf 1500 Meter über dem Meeresspiegel. Khalid führt eine Gruppe von neun Touristen an. Aus akutem Mangel an Rangern finde ich mich in einer Gruppe wieder. Der Weg führt uns durch den Arusha Nationalpark. Bis in einer Höhe von 3000 Metern können uns noch Elefanten, Giraffen und Büffel begegnen. Die Gefahr zwingt mich hier in die kleine Karawane von Touristen, Rangern und Trägern.
Eingehüllt in Wolken zeigt sich die Bergspitze, der sogenannte Socialist Peak nicht. Sein kleiner Bruder lässt sich aber in der Sonne blicken und macht Lust auf mehr. Auf der Hütte stellt mich Khalid dem Camp-manager vor, der mir sogleich mein Zimmer zeigt und mich mit dem Küchenchef vertraut macht. Mein Abendessen und meine Wasserversorgung sind gesichert.
Little Meru
Von der Miriakamba Hütte auf 2500 Meter über dem Meeresspiegel brechen wir um 8 Uhr zur Saddle Hütte auf. Nach knapp vier Stunden und 1000 Metern Aufstieg erreichen wir diese Hütte. Der ganze Nachmittag ist frei und zur eigenen Beschäftigung erklimme ich den Little Meru (3820m).
Eine kleine Tour zur Akklimatisierung und zur Vorbereitung auf die bevorstehende Nacht.
Gipfelrausch – Mit 4522 m über dem Meeresspiegel am Ziel
Um 1:10 Uhr beginne ich den finalen Aufstieg. Eine lange Nacht liegt vor mir. Es ist stockdunkel. Die Kälte will mich erst gar nicht aus dem Bett lassen. Jede Bewegung ist ein mentaler Zwang. Im Schein der Kopflampe verlasse ich zusammen mit einer kleinen Gruppe das Camp. Die ersten Gipfelstürmer holen wir schnell ein und setzen den Weg an der Spitze fort. Langsam steigen wir auf, schaffen es aber schon um 5:55 Uhr, den Gipfel zu erreichen. Auf 4522 Metern pfeift uns die Kälte um die Ohren. Wir haben es dennoch geschafft. Der Weg dahin war gemischt: felsig, aschig, rutschig, steil und vom Wind auf dem Grat ganz zu schweigen. Er pfiff uns um die Ohren und stellenweise war es so nebelig, dass unsere Kopflampe kaum den Boden ausleuchtete. Trotz aller Widrigkeiten werden wir von einem schon in leichtes Orange getauchten Himmel begrüßt.
Nach einigen Gipfelfotos ohne Sonne und dem Genuss der Aussicht, bricht die Sonne durch den Wolken-schleier und erleuchtet den Gipfel hell. Immer mehr Bergsteiger erreichen in der nächsten halben Stunde den Gipfel. Mein Blick schweift von Ost nach West. Über den über den Wolken stehenden Kilimanjaro in Richtung Arusha, welches langsam in den Genuss der Sonnenstrahlen kommt.
Gegen 6:45 Uhr brechen wir unsere Gipfelbesteigung ab und machen uns langsam auf den Rückweg. Über dem Grat schwappen schon die ersten Wolken aus dem Tal und der Schatten des Mt. Meru zeichnet sich wie ein großer Pfeil auf dem Wolkenschleier ab. Da uns immer noch mehr Bergsteiger entgegenkommen, können wir ganz in Ruhe und ohne Zeitdruck absteigen und die Natur genießen. Der Anblick des Aschekegels im Krater des Mt. Meru ist sicherlich eines der Highlights, die ich auf der Bergtour erleben kann.
Der Kilimanjaro taucht immer wieder mal aus den Wolken um uns herum auf und bleibt uns bis zum Mittag erhalten.
In der Saddle Hütte werde ich von Khalid empfangen. Ich bereite mir schnell etwas zu Essen zu, lege mich kurz hin und Ruhe mich für den nächsten Abschnitt aus. Nach nur zwei Stunden Pause führt uns Khalid weiter zur ersten Hütte. Knapp 2050 Höhenmeter tiefer und acht Stunden, nachdem wir den Gipfel erreichten, kommen wir an. Müde und erschöpft ruhe ich mich auf der Aussichtsplatform aus, koche mir mein Abendessen und wünsche jedem einen guten Rutsch ins neue Jahr. Meinen Rutsch werde ich wahrscheinlich verschlafen. Es findet sich keiner, der Mitternacht nochmal in die Kälte raus zum Anstoßen möchte. Kurz vor Mitternacht höre ich ein paar Stimmen, drehe mich aber wieder im Schlafsack um und genieße den Schlaf im neuen Jahr.
Als Belohnung für meinen wohlverdienten Schlaf kann ich am Morgen die Neujahrssonne am gleichen Berg genießen, wo sie auch schon am Vortag neben dem Kilimanjaro aufging. Mein erstes verschlafenes Silvester.
Zurück bei den Tieren
Der ehemalige Vulkan erstrahlt nur wenige Minuten später in voller Schönheit. Die Sonne bricht durch den Nebel an seinen Hängen. Mir bleibt noch etwas Zeit, mein Frühstück zu genießen und meinen Rucksack zu packen. Wie oft Khalid diesen Anblick schon genießen konnte? Ich habe ihn nicht gefragt.
Seinen Rucksack hat er schon auf, als ich aus meinem Schlafsaal purzle. Er geleitet uns weiter hinab vom Berg. Vorbei an vielen Lichtungen führt der Pfad zu einem Wasserfall. Am Fuße des Berges gelangen wir auf eine riesige Wiese. Ein Fluss durchzieht die grüne Weite und schlängelt sich zwischen uns und einer Büffelherde. Nur wenige Meter entfernt steht eine Giraffenfamilie und lässt uns bis auf 15 Meter herankommen.
Was für ein großartiger Abschluss der viertägigen Wanderung und ein wundervoller Start in ein neues Jahr.
Antworten
Also in den städtischen Gegenden von Tansania habe ich schon tolle Feuerwerke gesehen – sogar wirklich hervorragende Feuerwerke. Da gibt es ziemlich gute Pyrotechniker.
Aber gut… in so einer ländlichen Gegend, wie da, wo sich der Mt. Meru befindet, erwartet man nun wirklich keines. Braucht man aber auch nicht, weil die Gegend ist auch so schon schön genug.
Wunderbare Landschaftaufnahmen. Und diese Natur, ich komme leider nie über die Alpen hinweg :).
Das klingt wundervoll. Büffeln und Giraffen in freier Wildbahn so nah, da bin ich echt ein bisschen neidisch, muss ich zugeben. Da kann mein Camping Brixen nicht mithalten, obwohl das auch immer schön ist. *g*
LG
Da wäre ich wohl gerne dabei gewesen. Ist bestimmt sehr beeindruckend gewesen!
Das muss ein super Erlebnis gewesen sein. Dieses »um 1 Uhr nachts Richtung Gipfel aufbrechen« hat mich schon immer fasziniert – bei dem Nebel sicher eine surreale Erfahrung!
LG
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