Ein Zuhause auf Zeit

„You’ll find the key in the key box. The pass­code is 3489.” Mit die­sem Satz von Tracey im Kopf ste­hen wir am spä­ten Vor­mit­tag mit­ten in einem Wohn­vier­tel Bang­koks vor ihrem Haus. Vor­sich­tig schie­ben wir das große Tor auf und füh­len uns fast wie Ein­bre­cher. Es ist komisch, ein­fach so ein frem­des Grund­stück zu betre­ten, wenn die Besit­zer nicht zu Hause sind. Wir fin­den die Schlüs­sel­box, geben die Num­mer rich­tig ein und kön­nen sie öff­nen. Mit dem Schlüs­sel in der Hand gehen wir zur Haus­türe, schlie­ßen auf und tre­ten ein. Das also ist unser Zuhause für die nächs­ten drei Wochen.

Kater Foxy sitzt erwar­tungs­voll auf dem Absatz und beob­ach­tet das Gesche­hen. Wir schlie­ßen die Türe hin­ter uns wie­der, denn lei­der dür­fen weder Foxy noch seine Schwes­ter Rain­bow nach drau­ßen in den gro­ßen Gar­ten. Ohne Gepäck lau­fen wir erst mal eine Runde durchs Haus und schauen in jedes Zim­mer. Vor etwa fünf Wochen waren wir für zwei Stun­den zu Besuch, lern­ten Haus­be­sit­ze­rin Tracey ken­nen und auch ihre drei Kat­zen. Sie zeigte uns ihr Haus samt gro­ßen Gar­ten und besprach mit uns unsere Auf­ga­ben. „So, do you want to house sit for me?“, fragte sie uns damals schließ­lich. “Yes, we would love to!”, ant­wor­te­ten wir ihr begeis­tert und beka­men den Zuschlag für unse­ren ers­ten House Sit.

Und nun sind wir hier. Wie es beim House Sit­ting üblich ist, sind Tracey und ihre Fami­lie mitt­ler­weile im Urlaub und unsere Auf­gabe für die nächs­ten drei Wochen wird es sein, uns um die bei­den “Drin­nen-Kat­zen” Foxy und Rain­bow und die “Drau­ßen-Katze” Black & White zu küm­mern. Und natür­lich um Haus und Garten.

Obwohl das Haus groß und gemüt­lich ist, füh­len wir uns in den ers­ten Tagen etwas ver­lo­ren. Auf zwei Eta­gen ver­tei­len sich ein rie­si­ger Wohn- und Ess­be­reich und ins­ge­samt fünf Schlaf­zim­mer. So viel Platz nur für uns beide hat­ten wir noch nie.

Auch Rain­bow muss sich erst mal an uns gewöh­nen, zwei Tage lang sitzt sie nur unter Traceys Bett und traut sich nicht nach drau­ßen. Als sie am Abend von Tag 2 end­lich von alleine zu uns ins Erd­ge­schoss kommt, freuen wir uns sehr. Was hät­ten wir gemacht, wenn sie drei Wochen lang nur unter dem Bett geblie­ben wäre?

Katze Rainbow lässt sich beim Housesitting in Bangkok von uns bürsten. Leo mit Kater Black & White beim Housesitting in Bangkok.

Unsere neue Routine

Von Tag zu Tag fin­den wir mehr in unse­ren neuen All­tag hin­ein. Wir wachen früh auf, säu­bern das Kat­zen­klo, über­prü­fen den auto­ma­ti­schen Fut­ter­spen­der und geben Foxy und Rain­bow fri­sches Was­ser. Wir schauen nach Drau­ßen-Kater Black & White, ver­sor­gen auch ihn mit Fut­ter und Was­ser. Dann sind wir an der Reihe. Auf der Ter­rasse rich­ten wir unser Früh­stück her und schal­ten den Ven­ti­la­tor an, um die zahl­rei­chen Mos­ki­tos auf Abstand zu hal­ten. Jetzt kann der Tag beginnen.

Anfangs kom­men uns die drei Wochen in Bang­kok wie eine Ewig­keit vor, doch wir haben eini­ges auf unse­rem To-Do-Zet­tel: Prio­ri­tät Num­mer Eins hat die Bean­tra­gung unse­res chi­ne­si­schen Visums, was uns vier volle Tage beschäf­tigt. Wir arbei­ten flei­ßig am Blog, put­zen und waschen unser gesam­tes Gepäck ein­schließ­lich Zelt und Ruck­sä­cke, gehen zum Fri­sör, kochen uns täg­lich Lecke­res, berei­ten uns fri­sche Frucht­säfte zu, sprin­gen Tram­po­lin, gehen im nahen Frei­bad schwim­men, lesen, spie­len Kla­vier (vor allem Sebas­tian stun­den­lang 🙂 ), dre­hen abends mit den Fahr­rä­dern eine Runde durch die Wohn­ge­gend und küm­mern uns um die Kat­zen, das Haus und den gro­ßen Garten.

Abwechs­lung von unse­ren Tages­auf­ga­ben brin­gen uns vier Bang­kok-Besu­cher: Aus der Nach­bar­schaft mei­ner Eltern kün­di­gen sich Philip und Chris­tina an und nur wenige Tage spä­ter kom­men Sebas­ti­ans Bekannte Vicky und Nina zu Besuch. So kom­men wir immer­hin zwei­mal ins Zen­trum von Bang­kok, schauen uns den Tem­pel Wat Phở mit dem rie­si­gen lie­gen­den Bud­dha an, fah­ren mit einem Schiff durch die klei­nen Kanäle und mit einem zwei­ten über den Fluss Chao Praya bis nach Nonthaburi.

Auch ein Ausflug durch die Kanäle darf bei Housesitting in Bangkok nicht fehlen. Mit einem kleinen Boot fahren wir durch die Kanäle Bangkoks. Bangkok ist berühmt für sein Streetfood. Dank unserers Housesittings in Bangkok können wir uns selbst kochen. Monsunwolken hängen tief über Bangkok.

Das Ende naht

Uner­war­tet schnell nei­gen sich die drei Wochen House Sit­ting ihrem Ende zu und Tracey infor­miert uns über ihre Ankunfts­zeit in Bang­kok. Die maxi­male Auf­ent­halts­dauer in Thai­land von drei­ßig Tagen haben wir so gut wie erreicht und wir ent­schei­den, im Anschluss an unser House Sit­ting in Rich­tung Kam­bo­dscha weiterzuziehen.

Und dann ist auf ein­mal der letzte Tag in unse­rem Zuhause auf Zeit gekom­men. Waren die ers­ten Tage etwas komisch, ist das große Haus schnell wie zu unse­rem eige­nen gewor­den. Die frem­den Kat­zen muss­ten wir erst ein­mal ken­nen­ler­nen, mitt­ler­weile schauen wir abends zu viert einen Film im Fern­se­hen an und wis­sen, wie man Foxys Star­ren zu bewer­ten hat. Wir wol­len noch nicht gehen.

An unse­rem letz­ten Mor­gen hält gegen 11 Uhr ein Taxi vor dem Haus und Tracey und ihre bei­den Söhne stei­gen aus. Es ist schön, die drei noch­mal zu sehen, bevor wir wei­ter­rei­sen. Unser Job ist getan. Tracey fährt uns an die Haupt­straße, von der aus wir ein Taxi nehmen.

Auch wenn die­ser House Sit nun vor­bei ist, wis­sen wir schon jetzt, dass es nicht unser letz­ter war. Das Kon­zept, ohne Bezah­lung auf die Tiere und das Haus von ande­ren Leu­ten auf­zu­pas­sen und im Aus­tausch dafür kos­ten­los woh­nen zu dür­fen, hat uns sehr über­zeugt. Es hat gut getan, mal wie­der zur Ruhe zu kom­men, in eine Rou­tine zu fin­den und die vie­len Rei­se­ein­drü­cke sacken zu las­sen. Hof­fent­lich wer­den wir in der Zukunft wei­tere schöne House Sits fin­den, auch wenn die es bestimmt schwer haben wer­den, die­sen ers­ten zu übertreffen…

Sebastian spielt mit unseren zwei Katzen beim Housesitting in Bangkok. Unser Haus beim Housesitting in Bangkok. Beim Housesitting in Bangkok bekommen wir ein gemütliches Schlafzimmer zur Verfügung gestellt. Sebastian kann sich beim Housesitting in Bangkok auch auf dem Trampolin austoben. Abschied nach drei Wochen Housesitting in Bangkok.
Cate­go­riesThai­land
Leo Sibeth & Sebastian Ohlert

Die beiden Wahl-Augsburger änderten im März 2017 ihr Leben: Jobs und Wohnung haben sie gekündigt, die Möbel verkauft und Persönliches in Kisten verpackt. Mit Bus und Bahn reisten sie 20 Monate lang über Land nach und durch Asien. Mit einem Containerschiff überquerten sie den Pazifik und erkunden nun Mittelamerika. Sie reisen möglichst nachhaltig, langsam und bewusst. Das Flugzeug ist dabei tabu! Wichtig sind ihnen Begegnungen mit Menschen und das Infragestellen ihrer eigenen Bilder und Stereotype.

  1. Margaretha Stephan says:

    Liebe Leo, lie­ber Sebastian!
    Wir haben einen Arti­kel über euch in der SZ gele­sen und wür­den euch gerne in unsere Sen­dung einladen.
    Wir, das ist das Baye­ri­sche Fern­se­hen, die Sen­dung heißt ‚wir in bay­ern‘, ein Nach­mit­tags­ma­ga­zin, täg­lich live.
    Zwei Fragen:
    Haben Sie Lust/​Interesse?
    Wenn ja, wann sind Sie wie­der im Lande?
    Bitte so schnell wie mög­lich ant­wor­ten, damit wir pla­nen kön­nen. Danke!
    Herz­li­chen Gruß
    Mar­ga­re­tha Stephan

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