Die Provinz Valencia – ein Paradies für Wanderfreunde, Naturliebhaber und Entdecker

Nur wenige Fahrtminuten und der Wagen schlängelt sich in Serpentinen über die Ausläufer des iberischen Gebirges. Nach jeder Biegung wartet ein atemberaubender Ausblick auf tiefe Schluchten, gesäumt von mediterranen Wäldern.

Erster Stopp in Alborache, einem kleinen Dorf, nahe der Stadt Buñol, in der jedes Jahr am Mittwoch der letzten Augustwoche die legendäre Tomatina de Buñol, stattfindet, bei der sich über 30.000 Menschen aus aller Welt eine wilde Tomatenschlacht liefern. Raus aus dem Wagen, rein in die Sandalen. Entlang des gleichnamigen Rio Buñol führt mich die Ruta de los Molinos hinab zu den namengebenden Mühlen, vorbei an Olivenhainen, Granatapfel-, Orangen- und knochigen Wachholderbäumen und manch anderem spannendem Kraut, wie zum Beispiel dem Mastixstrauch, dessen harzige Blätter für die Herstellung von Zahnpasta oder Süßwaren benutzt werden.

Es ist Anfang Oktober und die Nachmittagssonne legt sich noch ordentlich ins Zeug, T-Shirt und kurze Hosen lassen sommerliche Gefühle aufkommen. Zum Durchschnaufen eignet sich die nahegelegene Cueva de Turche, ein lokales Naherholungsgebiet in der Nähe von Alborache. Vor dem kleinen See der Kalksteinhöhle picknicken Familien oder führen ihre Hunde aus. Nach der Regenzeit im Frühjahr wartet hier ein 60 Meter hoher Wasserfall auf die Besucher. Dank des langen, trockenen Sommer fließt jetzt im Herbst leider kein Tropfen, imposant ist der Anblick dennoch.

Der Weg zu meiner Unterkunft, dem Wanderhotel La Rocha, führt zu den Dinosaurios en Millares. In einem ausgetrocknetem Flussbett lassen sich Dinosaurierabdrücke entdecken, 240 an der Zahl. Vor rund 80 Millionen Jahren lag die Gegend noch auf Meereshöhe, als Sauropoden, Ornithopoda und Theropoden ihre Spuren in den Sumpf drückten. Es dämmert bereits und leider tummeln sich nicht nur Überbleibsel ausgestorbener Riesenechsen im Flussbett, sondern auch Scharen quicklebendiger, stechender Quälgeister. Mückenschutz gehört unbedingt in die Reisetasche!

Das La Rocha ist ein modernes, kleines Wander- und Aktivurlaub-Hotel in Quesa, betrieben von einem sympathischen Paar, das morgens Frühstück zubereitet und gerne mit Tipps für die Reiseplanung weiterhilft.  Zum Abendessen eignet sich die Bar La Parra, die mit köstlichen Tapasvariationen und einer spannenden Weinauswahl überzeugt.

Einige Millionen Jahre nach den Dinosauriern haben unsere menschlichen Vorfahren ebenfalls beeindruckende Spuren in der Region Valencia hinterlassen. Diese lassen sich zum Beispiel in den Höhlen Cuevas de la Araña, im Tal des Flusses Escalona, bewundern. Prähistorische Siedler schufen eine Vielzahl von Höhlenmalereien, die zumeist Tiere, Menschen und Jagdszenen darstellen. Die bekannteste und herausragendste Zeichnung zeigt eine Bienensammlerin mit Sammelgefäß, die eine Baumhöhle in großer Höhe ausbeutet. Um sie herum summen einzelne Bienen. Die Region ist bekannt für ihren Honig, der wie die Abbildung zeigt, schon vor langer Zeit in Valencia gewonnen wurde. Im frühen 20. Jahrhundert wurden die Höhlen entdeckt, seit 1998 zählen sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im nahegelegenen Bicorp findet sich das EcoMuseo de Bicorp, das Interpretationszentrum für Höhlenmalerei. Über das Museo lassen sich zu lächerlich günstigem Preis individuelle Führungen zu den Höhlen buchen, samt Fahrt im Geländewagen. Die Höhlen sind auch auf eigene Faust oder als Teil einer Wanderung zu erreichen. Eine Wanderung in der umliegenden Gegend sollte unbedingt eingeplant werden. Als Belohnung für die Strapazen laden glasklare Bäche und Wasserfälle zum Baden und Verweilen ein. Kleine Knabberfische kümmern sich um die Fußpflege, die Luft duftet nach Thymian und Rosmarin.  Zur Stärkung empfiehlt sich eine rustikale, warme Gazpacho Valenciano, nebst auf offener Flamme gebackenem Brot, eine herzhafte Spezialität der Region, die das hippieske Restaurant Rural Agroturismo Los Botijos serviert, wo ein entspannter Vibe zur anschließenden Siesta unter schattigen Pinien einlädt.

Ein besonderes Highlight ist für mich eine Wanderung zum Peña Cortada, einem römischen Aquädukt, das in Höhe von 33 Metern über die Schlucht Cueva del Gato führt. Der Ausblick ist schlicht sensationell. Weiter führt der Wanderpfad durch enge Tunnel, die einst von Sklavenhand in das Bergmassiv gehauen wurden und heute noch staunen lassen.

Den Nachmittag lasse ich im nahegelegenen Chelva ausklingen. Enge Gassen führen an geweißelten Häusern mit reich verzierten Fließen durch die mittelalterliche Festungsstadt. Auf dem Weg der drei Kulturen lassen sich das ehemalige jüdische, muslimische und christliche Viertel entdecken. Hinweisschilder erklären die lebendige Stadtgeschichte. Aus der Moschee wurde eine Kirche, aus dem Gefängnis ein Aufenthaltsort für Senioren. Geschichtsinteressierte finden im örtlichen Tourismusbüro vielfältige Informationen, die sich am besten bei einem kühlen Bier oder einem Cortado vor einer der lebendigen Bars verdauen lassen.

Im Hotel Aras Rural in Aras de los Olmos verbringe ich die kommenden Nächte. Das Inhaberpärchen hat hier ein schönes Refugium mit rustikalen Hütten und liebevoll eingerichteten Zimmern geschaffen. Der Hausherr steht selbst am Kochtopf und zaubert ein ambitioniertes, wohlschmeckendes Abendessen auf den Tisch.

Die Gegend ist dünn besiedelt und die Großstadt weit entfernt, so dass die Lichtverschmutzung gegen null geht. Dick eingepackt liege ich nach dem Abendessen auf einem Hügel unweit des Hotels und versinke in einem traumhaften Sternenhimmel.

Wer noch näher am kosmischen Geschehen dran sein möchte, besucht die illustre Runde des lokalen Observatoriums. Ein Gruppe charmanter Hobby-Astronomen lässt durch ihre Teleskope blicken, zeigt kosmische Nebel und erklärt zuvorkommend die Sternbilder.

Den Abschluss der Wanderreise krönt eine tolle Wanderung durch den Parque Natural de la Puebla San Miguel. Ausgangspunkt ist das namengebende Bergdorf. Gerade mal 36 Menschen, darunter ein Kind, leben in dieser abgelegenen Gemeinde. In den Sommermonaten kommen ein paar Städter auf Sommerfrische hinzu, ansonsten geht es eher beschaulich zu. Der Wanderpfad führt hinaus in den Nationalpark, vorbei an Hagebutten, Schlehen und Nussbäumen, hin zu den uralten Wachholderbäumen, wie den 700 Jahre alten und 12 Meter hohen Sabinar de Miranda. Diese Jahrhunderte alten Bäume findet man nur noch in diesen Bergzügen hier in Valencia. Faszinierende Geschöpfe, die an die Ents aus J.R.R. Tolkiens Herr der Ringe erinnern.

Die Umgebung lässt mich zur Ruhe kommen, der stressige Alltag ist weit weg, meine Lunge kann durchatmen, mein Gemüt ist leicht. Alles ist in dieses malerische Licht getaucht. Die Idylle ist perfekt.

Touristisch noch recht unerschlossen ist die Region Valencia ein echter Geheimtipp. Das Netz an Wanderwegen ist dicht und bestens ausgeschildert. Toll gestaltete Wanderkarten lassen sich in den Touristeninformationen, die auch in den kleinen Ortschaften vorhanden sind, abholen, oder im Internet bestellen. Auch Mountainbiker kommen hier voll auf ihre Kosten, genau wie Vogelbeobachter und Pflanzenliebhaber. Die Küche ist einfach, herzhaft und sehr schmackhaft.

Bei meinem nächsten Besuch werde ich mir einen der sieben Fernwanderwege annehmen, denn es gibt noch so viel mehr zu entdecken.
Vielen Dank an TURESPAÑA für die Einladung.

 

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Antwort

  1. Avatar von Rosa Molins

    Dan­ke Richarda! I am Rosa Molins, from Valen­ci­an Tou­rism depart­ment who orga­ni­zed the blog trip. We are very gra­teful for your kind text and hope that helps to Ger­mans to know our Regi­on of Valen­cia!
    We hope you have enjoy­ed the trip and if you need some fir­ther infor­ma­ti­on about us, don’t hesi­ta­te to ask for it.
    Yours sin­ce­rel­ly,
    Rosa

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