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Es ist heiß. Sehr heiß. Doch ich liege weder faul unter schattenspendenden Palmenblätter, noch schlürfe ich eine frische Kokosnuss an der Strandbar. Ich stehe in einem Feld voller Bananenbäume und schaue zu, wie Baum um Baum mit der scharfen Klinge der Macheten zu Fall gebracht wird. Bäume, die ich nun beginne auf meine Schultern zu hieven, um sie aus dem Feld hinaus zum Truck zu tragen – in der unerträglichen Hitze der thailändischen Mittagssonne.
Sie sind schwer. Sehr schwer. Und ich bin außer Form (war ich jemals in Form…?). Nach nur zwei Minuten läuft mir der Schweiß bereits in Bächen übers Gesicht, den Hals und unterm T‑Shirt den restlichen Körper hinunter. Doch ans Aufgeben ist nicht zu denken, wir sind ein Team. Arbeiten wir zusammen, sind wir schneller fertig. Und die Elefanten brauchen schliesslich was zu essen. Sie sind der Grund, weshalb ich das alles tue.
Um ans Innere des Stammes zu gelangen, stampfen die Elefanten mit ihrem Fuß auf den Bananenbaum und brechen ihn auf. Essen tun sie nur gut einen Drittel des Baumes. Die restlichen zwei Drittel sammle ich danach wieder ein und entleere die Schubkarre auf dem riesigen Komposthaufen. So viel Arbeit für so wenig Futter! Doch den Elefanten soll es gut gehen, sie haben in ihrem Leben schon viel Schreckliches erlebt…
Also weiter: Bücken, aufheben – manchmal zu zweit, manchmal gar zu dritt. Ein Baumstamm nach dem anderen wird auf den Truck geladen. Immer und immer wieder. Ich versuche nicht an die Skorpione und die Riesenspinnen zu denken, die angeblich in diesem Feld heimisch sind…
Die Locals zeigen Erbarmen und gönnen uns eine kurze Verschnaufpause. Ich setzte mich ins Gras, trinke gierige, große Schlücke aus meiner Wasserflasche und versuche gleichmäßig zu atmen, das Herz rast. Um einen Sonnenstich zu vermeiden, binde ich mir ein Tuch um den Kopf – hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Dann ist die Pause auch schon wieder vorbei. Weiter geht’s!
Zurück im Feld konzentriere ich mich darauf nicht über die vielen Baumstümpfe oder wucherndes Gestrüpp zu stolpern. Ich stolpere trotzdem. Als ich mir gerade irgendwie den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen versuche (meine Hände, meine Arme und auch meine restlichen Körperteile und Kleidungsstücke sind voller Erde, Staub und Pflanzensäfte), endlich die Erlösung: Der Truck ist voll! Die Erleichterung ist uns allen ins Gesicht geschrieben. Ich kann mich nicht erinnern körperlich schon einmal so am Ende gewesen zu sein. Mit letzter Kraft steige ich auf die Ladefläche des Pick-ups, der uns zurück ins Camp fahren wird.
Auf der Rückfahrt geniesse den Fahrtwind. Wenige Meter vor uns fährt der vollbeladene Truck. Ich betrachte die vielen Bananenbäume und ein Gefühl von Stolz und Glück überkommt mich. Stolz, weil ich es geschafft habe bis zum Schluss durchzuhalten. Glück, weil sich alles so unglaublich richtig anfühlt. Wie sagt man so schön: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Ich schaue umher. Links und rechts von mir sitzen Menschen aus allerlei Ländern, mit denen ich dieses Erlebnis für immer teilen werde. Um uns herum die schöne Landschaft von Thailands Süden. Über uns der blaue Himmel. Nirgendwo anders möchte ich jetzt sein. Nicht einmal Kokosnuss trinkend am Strand.
Im Dorf halten wir an, um mit samt den Kleidern ins kalte Wasser des trüben Flusses zu hüpfen. Schweiß, Schmutz und Anspannung wird weggewaschen. Dann fahren wir zurück ins Wildlife Rescue Center, wo die hungrigen Elefanten bereits auf uns warten.
Auch Tage später hat mein Muskelkater nicht nachgelassen und ich spüre noch immer die Erschöpfung in meinen trägen Gliedern. Doch da steht’s wieder! Mit gut lesbaren Buchstaben neben meinem Namen aufs Aufgabenbrett geschrieben: Bananenbaumernte.
Während meiner Asienreise habe ich einige Wochen in der Wildlife Friends Foundation in der Nähe von Cha-am in Thailand verbracht. Dort habe ich Elefanten gefüttert, gewaschen und ihre Umgebung gesäubert und mich um Affen, Bären und allerlei Vögel gekümmert. Ziel dieses Projektes ist es, Tiere aus schlechter Haltung zu befreien und ihnen ein sorgenfreies und glückliches Leben zu ermöglichen. Viele der Tiere waren früher für touristische Zwecke im Einsatz. Narben zieren ihre Körper und einige haben psychologische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen.
Ich bitte dich, dir im nächsten Urlaub nochmals zu überlegen, ob du tatsächlich auf einem Elefanten reiten willst, du dir eine Tier-Show anschaust oder ein Erinnerungsfoto mit einem Tiger brauchst. Auch wenn dir versichert wird, dass die Tiere gut behandelt werden (in einigen Fällen mag das auch stimmen), ist es trotzdem immer ein langer und schmerzhafter Weg, der dies überhaupt möglich macht. Elefanten, Bären, Affen und co. werden nicht ohne Grund als wilde Tiere bezeichnet. Sie zu zähmen ist alles andere als einfach und gelingt nur, wenn man sie stark verängstigt, auch „Seele brechen“ genannt.
Entscheide selbst, ob du diese Industrie unterstützen möchtest. Ich werde es nicht tun.
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Toller Eintrag.Danke.bin Grad in Laos über 14 arme Elefanten ›gestolpert’an der Kette verbringen sie völlig ausdruckslos ihre Zeit.beim Rückweg wieder vorbeigekommen.nun hatten sie ihre holzgestelle am Rücken damit ein paar das Erlebnis Elefant erfahren…
Liebe Veronika, ein solcher Anblick macht einen wirklich traurig und auch ein bisschen wütend… Ich denke, manche Menschen überlegen sich gar nicht, was es bedeutet, einen Elefanten zu zähmen… Sehr schade… Aber zum Glück wird die Wahrheit immer mehr verbreitet… Ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit in Laos, ein tolles Reiseland. Geniesse es!
»…war ich jemals in Form?« – haha, oh mann. Super Artikel, danke für’s Teilen deiner Erlebnisse!
Hahaha, ja.… Das mit der Kondition und mir ist so eine Sache… Es kann nur besser werden 🙂
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar Dario!LG Norah
Wow, was für tolle Elefanten. Ich werde auch einmal nach Thailand fahren um Elefanten zu sehen 🙂
»Ich werde auch einmal nach Thailand fahren um Elefanten zu sehen« – ich hoffe du hast den Artikel auch bis zum Ende gelesen und überlegst dir gut wie und wo
Vielleicht warst du inzwischen bereits in Thailand Dennis und hast Elefanten gesehen. Wenn man dies in einem Rescue Center tut, kann man dabei auch ein gutes Gewissen haben… Ein wirklich schönes Erlebnis!
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