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Würdest Du für mich lächeln?

Wür­dest Du für mich lächeln?

Genau! Dich meine ich, lie­ber Leser. Der du mit dei­nen Augen gerade eilig über meine Zei­len streifst. Wür­dest Du für mich lächeln? Wenn ich dich durch meine Hips­ter-Brille hin­durch aus fre­chen Augen angrin­sen würde? Und dürfte ich dein Lächeln dann auch mit­neh­men? Es digi­ta­li­sie­ren und ver­packt mit einer klei­nen Notiz im Inter­net ver­öf­fent­li­chen? Für mei­nen Blog. Ja?*

Catching Smiles around the Globe

* = Wer weiß, ob die kleine Sel­fie-Kamera dei­nes Smart­phones oder diese Linse im Gehäuse dei­nes Lap­tops nicht gerade schon heim­lich geknipst hat ;-)

Cat­ching Smi­les in Mexico

Rei­sende spre­chen oft viel­sa­gend von die­sen “beson­de­ren Men­schen”, denen sie auf ihren Rei­sen begeg­net sind. Die Men­schen wären das Beste an der Reise, heißt es. Komisch nur, dass Natur, Sehens­wür­dig­kei­ten und das eigene Essen bevor­zugt ohne diese Men­schen foto­gra­fiert wer­den. Der Betrach­ter der Urlaubs­fo­tos, wird sich fra­gen, was das wohl für “beson­dere Men­schen” sind, warum ihre Iden­ti­tät geheim bleibt und ob es ihm wohl auch gelun­gen wäre sol­che ken­nen­zu­ler­nen. In mei­nem Mexiko-Urlaub wollte ich etwas aus­pro­bie­ren. Ich würde ver­su­chen wie­der “beson­de­ren Men­schen” zu begeg­nen und diese Begeg­nun­gen auf Face­book und Insta­gram fest­zu­hal­ten. Dabei rech­nete ich mit irri­tier­ten Reak­tio­nen und Ableh­nung bei der Frage nach einem Foto. Es kam aller­dings ganz anders. Bis auf eine Ame­ri­ka­ne­rin am Strand von San Augus­ti­nillo wür­den mir alle (bei denen ich mich zu fra­gen traute) ein Lächeln schenken.

Hier also mein Lächel-Rück­blick auf Mexiko

mexiko-kary-portraitIch frage Kary, auf deren Couch ich in Mexiko Stadt schlafe, was sie an Couch­sur­fing fas­zi­niert. Ist es viel­leicht so eine Art umge­kehr­tes Rei­sen? Eine Mög­lich­keit etwas über Län­der zu ler­nen, die man sonst nicht sieht? Sie stimmt zu. “Und die Mög­lich­keit diese Stadt immer wie­der mit neuen Augen zu sehen.”

 

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Im Ferien-Flie­ger fix ein paar neue Rei­se­freunde gefunden.

 

mexiko-franzose-laecheln-portrait¡Tour con France! Mit dem Fran­zo­sen Alex radele ich 60 Kilo­me­ter durch die brü­tende mexi­ka­ni­sche Hitze.3 Schnor­chel-Gänge inklusive.

 

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„I have the best Job in the world. I get paid doing not­hing.“ Die fran­zö­si­sche Rent­ne­rin Mar­tine tourt seit einem hal­ben Jahr durch Latein­ame­rika und hat mit 64 gerade ihren Tauch­schein gemacht.

 

mexiko-deutsche-hostel-tulumEin unge­schmink­tes deut­sches Lächeln am Morgen.

Die Rei­se­freun­din­nen Mar­tina (Mün­chen) und Kira (Frank­furt) hat­ten sich vor Jah­ren in Chile ken­nen­ge­lernt. Damals hatte Mar­tina dort in einem Hos­tel gear­bei­tet. Ohne Spa­nisch zu spre­chen. Jetzt besucht Mar­tina Kira, die hier ein Prak­ti­kum macht. „Ärzte kön­nen über­all arbei­ten,“ sagt sie mit Stolz. Und: „Ich liebe Mexiko.“ Ich bin neidisch.

 

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Fami­lien-Foto mit Maya-Tem­pel … und Gringo

 

mexiko-laecheln-kanadierJaque­line und Rohan aus Kanada. Sie ken­nen sich noch aus der Schul­zeit. Und vor einem Jahr hat’s gefunkt.

 

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Eine lächelnde Erfur­te­rin beim selbst­ge­mach­ten Hostel-Frühstück.
„Un poquito“ „Ein biss­chen“ sagt Kathi, wenn man sie nach ihren Spa­nisch-Kennt­nis­sen befragt. Nach ihrem Erst­kon­takt mit Süd­ame­rika, vor ein paar Jah­ren in Peru, hatte sie einen Spa­nisch-Kurs an der Volks­hoch­schule gemacht. Viel hän­gen geblie­ben sei dabei nicht. Sor­gen mache ich mir den­noch keine, denn Kathi spricht die beste Spra­che der Welt: Sie kann schön lächeln.

 

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Schot­ti­sches Blitzlicht-Lächeln

BAUTZ KRACH KAWUMM. Zwei Uhr mor­gens kommt der Schotte Jamie in unse­ren mit schla­fen­den Back­pa­ckern gefüll­ten Hos­tel-Schlaf­sal. „When you try to be silent, you make the most noise.“ In die­ser Nacht wird er auch noch sei­nen Hos­tel-Schlüs­sel beim Schwim­men im Meer ver­lie­ren. Ein ech­ter Party-Schotte eben? … Einen Abend spä­ter beob­achte ich, wie er seine T‑Shirts akku­rat zusam­men­rollt und mit Gum­mi­bän­dern befes­tigt. Seine Schuhe ver­packt er zum Schutz der Klei­dung in Bade­kap­pen. Und er macht detail­lierte Excel-Tabel­len für seine Reise-Route. Er ist ein Rei­sen­der, denen unge­plante Rei­sende (wie ich) gern folgen.

 

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Cle­ver sind sie, die argen­ti­ni­schen Rei­se­blog­ger von Proyecto Via­jar . Mariana und Nacho tou­ren seit knapp 5 Mona­ten durch Latein­ame­rika. Um ihr Rei­se­pro­jekt zu finan­zie­ren, ver­kau­fen sie unter ande­rem aus Tetra­paks gebas­telte Porte­mon­naies. Nachos Klei­dung ist von einem Surf­shop gespon­sert und wird daher regel­mä­ßig in Aben­teuer-Fotos fest­ge­hal­ten. Beson­ders cle­ver: In der Kate­go­rie „proyecto sabroso“ berich­ten sie über schi­cke Restau­rants und kom­men so oft kos­ten­los an lokale Köst­lich­kei­ten.… Ich denke auch schon inten­siv über „Pro­jekt Lecker“ nach.

 

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Nachts wird’s kalt im schö­nen San Cris­to­bal. Die Mexi­ka­ne­rin Ale­jan­dra macht hier gerade zwei Monate Aus­zeit von ihrer Hei­mat­stadt Pue­bla … und strickt Mützen.

 

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Ser­gio ver­rät mir lächelnd, wo es in San Cris­to­bal die bes­ten Bars gibt.

 

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Ein herz­li­ches indi­ge­nes Lächeln am Morgen.

 

Elina, die griechische gute Freundin von Daniel wird auch noch mit mexikanischen Arbeitern Colectivo fahren.Ein grie­chi­sches Lächeln im über­füll­ten Mini-Bus.

 

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Prak­tisch! Da Aniko als Flug­be­glei­te­rin arbei­tet, kann auch Chris­tian güns­tig flie­gen. Wie hier, an die­sen mexi­ka­ni­schen Traum­stand. Oder vor knapp drei Jah­ren, an den Strand von Kap­stadt, wo die bei­den heim­lich gehei­ra­tet haben.

 

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Ich hatte den gut struk­tu­rier­ten Rei­se­plan von Kol­lege Daniel durch­aus bewun­dert. Doch es pas­siert das, was immer auf Rei­sen pas­siert: Ein schö­ner Ort, nette Leute und eine große Fla­sche Mez­cal aus Oaxaca. „Wir blei­ben noch eine Nacht!“

 

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„Ich bin immer noch begeis­tert, wenn ich Del­fine sehe.“ Seit acht Jah­ren orga­ni­siert Efren nun bereits Schnor­chel-Tou­ren und hat Spaß dabei. Ein­mal hat er sogar einen schwim­men­den Hirsch gesehen.

 

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Ein frisch ver­lieb­tes mexi­ka­ni­sches Lächeln.Es gibt nur ein Pro­blem: Mario arbei­tet als Tauch-Guide im Süden und Lorena hat gerade im Nor­den einen neuen Job im Ver­kauf ange­nom­men. Wie üblich in Mexiko, bekommt sie im ers­ten Jahr nun genau sechs Tage Jahresurlaub.

 

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Drei lächelnde Arbeits­kol­le­gen im gemein­sa­men Som­mer­ur­laub in Mexiko. Wie es dazu kam, lest ihr in die­ser Geschichte.

 

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Ein ame­ri­ka­ni­sches Lächeln im mexi­ka­ni­schen Oaxaca.
Zum sechs­ten Mal ver­an­stal­tet Ramiz das Film­fest von Oaxaca. „What brought you here?“ frage ich. „A woman.“

 

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Ach­tung! Der Mann, der da so nett neben mir lächelt, ist Mez­ca­lero. Aus dem Her­zen der Aga­ven stellt er hoch­pro­zen­ti­gen Mez­cal her. Natür­lich muss ich alle seine Meis­ter­werke pro­bie­ren. … Nein, das endet nicht gut.

 

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Sein Lächeln hat der Mexi­ka­ner Alex­an­der­son beim Stu­dium in San Fran­cisco per­fek­tio­niert. Der ein­zi­gen Stadt, der man ver­zei­hen kann, dass sie so teuer ist. Sein Freund plant gerade den Umzug von Oaxaca nach Mexico City. Für Alex ist trotz­dem klar: „One day, I will be back to San Francisco.“

 

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Die deut­sche Ste­fa­nie freut sich wie­der in Mexiko zu sein.
Vor 10 Jah­ren war Mexiko Stadt noch ganz anders und viel gefähr­li­cher. Kleine Kin­der wur­den an Hun­de­lei­nen her­um­ge­führt. Was lus­tig aus­sah, hatte einen fins­te­ren Hin­ter­grund. Kin­des­ent­füh­run­gen waren an der Tages­ord­nung. Beson­ders Kin­der mit hel­len Haa­ren waren auf dem Adop­ti­ons-Markt stark nachgefragt.

 

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Wer von Aus­tra­li­ens „Suns­hine Coast“ kommt, muss ja schön lächeln können.
Die Vege­ta­rie­rin­nen Mel und Jade haben sich bei der Arbeit in einem Sushi-Restau­rant ken­nen­ge­lernt. Jetzt sind sie Reise-Freun­din­nenen. Und wie alle Weit-Rei­sen­den ken­nen sie die Welt inzwi­schen bes­ser als ihre Hei­mat. Jade war sogar schon auf dem Münch­ner Okto­ber­fest. „Tra­vel while you’re young!“

 

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Die armen Eltern die­ser bei­den Dänen!
Die Geschwis­ter Stine und Kris­tian wür­den tat­säch­lich in den gefähr­li­chen Nor­den Mexi­kos rei­sen. Nach Chi­hua­hua, wo für all die toten Poli­zis­ten Mahn­male errich­tet wur­den. Die Fahrt mit der Eisen­bahn durch den Kup­fer-Can­yon soll wun­der­schön gewe­sen sein.

 

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Ein sanf­tes tai­wa­ne­si­sches Lächeln.
Ich war bestimmt schon 20 Minu­ten im Hos­tel-Dorm, habe meine Sachen ein- und aus­ge­packt, im Inter­net gesurft und irgend­wie Krach gemacht. Als ich plötz­lich fest­stelle, dass ich gar nicht allein bin. Momy stu­diert in aller Ruhe ihren Rei­se­plan. Spa­nisch spricht sie nicht. Dafür ist sie bes­ser infor­miert als ich. Wir wer­den Rei­se­freunde. Sie bewun­dert, dass man­che Leute in Deutsch­land so Sachen wie Sab­ba­ti­cals oder Vier-Tage-Wochen machen. Ich bewun­dere, dass sie ihren Job gekün­digt hat und jetzt so lange durch Latein­ame­rika reist, bis das Geld aus­geht. Eine Gemein­sam­keit ent­de­cken wir auch noch: Nach drei Wochen (durch­aus lecke­rer) mexi­ka­ni­scher Küche haben wir beide Heiß­hun­ger auf Sushi.

 

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Ein rou­ti­nier­tes rumä­ni­sches Reise-Lächeln.
Sind Rei­se­fo­to­gra­fen die Matro­sen der Moderne? Mit 15 hat Nico­las seine Hei­mat hin­ter sich gelas­sen und ist in die Welt hin­aus­ge­zo­gen. Inzwi­schen ver­kauft er ein­zelne Fotos für 5.000 €. Und er hat eine Braut in jedem Hafen.
„They’re always taking fotos with me to put them on Face­book.“ „And the other women don’t mind?“ „I guess they know what they’re in for.“

 

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Ein deut­sches Abschieds-Lächeln am Bus­bahn­hof in Puebla.
Ich hatte Lyz und Jule schon bei der Ankunft in Pue­bla gese­hen. Da ich sie früh­zei­tig als Deutsch ent­tarnt hatte, spre­che ich sie natür­lich nicht an. Blöd für mich, denn die bei­den tei­len sich mit zwei Ein­hei­mi­schen ein Taxi zum Hos­tel, für das ich kurz dar­auf den vol­len Preis zahle. In den zwei Tagen im Hos­tel werde ich sie auch nicht anspre­chen. Bis Jule mich schließ­lich am letz­ten Mor­gen anspricht. „Do you want to share a cap to the bus sta­tion?“ Natür­lich will ich. Und es pas­siert, was so oft pas­siert, wenn sich Deut­sche im Aus­land begeg­nen. Sie ver­ste­hen sich eigent­lich ganz gut. Und irgend­wie ist es schade, dass wir in ver­schie­dene Rich­tun­gen weiterreisen.

 

mexiko-abschiedEin Abschieds-Lächeln aus Mexiko. Diese Reise ist zu Ende. Die Geschichte noch lange nicht.

Cat­ching Smi­les in … 2016

Die Reise lässt mich mit Fra­gen zurück. Muss ich wirk­lich 10.000 Kilo­me­ter von Deutsch­land weg sein, um ein paar Lächeln ein­zu­fan­gen? Muss ich Deutsch­land immer wie­der fremd­ge­hen, um kurze Affä­ren mit ande­ren Län­dern zu haben? Für ein paar neue Men­schen und ihre Geschich­ten, die machen, dass ich mich leben­dig fühle. Der geniale Bran­don von Humans of New York schafft es tau­sende von Geschich­ten direkt in New York zu fin­den. Meine Wahl­hei­mat Ber­lin hat min­des­tens genauso viel zu bie­ten. Und ent­ge­gen aller Vor­ur­teile über uns Deut­sche, haben wir ein ganz brauch­ba­res Lächeln. Das Pro­blem ist ein ande­res. Das Pro­blem bin ich.

Neun Jahre ist es her. Ich war neu in Ber­lin und erkun­dete diese Stadt mit den sel­ben neu­gie­ri­gen Augen durch die ich inzwi­schen meist nur noch auf Rei­sen schaue. Ich habe mich ein­ge­lebt. Habe Freunde, einen Job und Hob­bies. Es ist bequem gewor­den. Viel­leicht zu bequem, um auch hier Geschich­ten zu ent­de­cken. Daher habe ich etwas ent­schie­den. Keine Angst! Ich mache jetzt nicht Schluss mit Ber­lin. Ich habe “nur” mit mei­nen Job Schluss gemacht. Um etwas aus­zu­pro­bie­ren. Ich will 2016 pro­bie­ren, ob ich auch in Deutsch­land als aben­teu­er­lus­ti­ger Rei­se­schrift­stel­ler Gre­gório Jones leben kann.

For­set­zung folgt. Aber nur wenn Du für mich lächelst :)

Cate­go­riesMexiko Welt
  1. Hola Gre­gório :D

    Rich­tig genia­les Pro­jekt, gefällt mir super :)

    Bin gerade auf den Arti­kel gesto­ßen und dachte mir… „ohh, das ist cool, das über­fliege ich mal“ – hat aber irgend­wie nicht funk­tio­niert: Ich habe ihn nicht nur über­flo­gen, son­dern mich jedes Mal auf das nächste Foto und die Geschichte dazu gefreut. 

    Danke, dass du mir ein Lächeln auf die Lip­pen gezau­bert hast – soll­ten wir uns jemals im Real Life begeg­nen, darfst du es gerne foto­gra­fie­ren. Aber nur, wenn du mitlächelst :)

    Schöne Grüße und ein tol­les Osterwochenende!
    Caro

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