Lom­bok lag als Ziel schon län­ger vor mei­nem inne­ren Auge. Drei­ein­halb Jah­re zuvor hat­te ich am Strand von Gili Tra­wan­gan gele­gen und sehn­süch­tig auf die Insel geblickt, die vom Vul­kan­mas­siv des Rin­ja­ni gekrönt wird. Doch mei­ne Rei­se war damals kurz vor ihrem Ende. Es war wie so oft: Ich muss­te zurück, obwohl ich noch so viel mehr sehen woll­te, und schwor mir, wie­der­zu­kom­men.

 

Als ich Lom­bok erreich­te, lagen sechs Mona­te in Indi­en hin­ter mir, vier­ein­halb davon hat­te ich im Hima­la­ya ver­bracht. Ich hat­te Päs­se bezwun­gen, war in ent­le­ge­ne Win­kel vor­ge­sto­ßen und hat­te end­lo­se Bus­fahr­ten auf mich genom­men. Ich hat­te Ein­sam­keit aus­ge­stan­den und immer neue Gren­zen ein­ge­ris­sen. In Var­a­na­si hat­te mich die Mail von Abdul erreicht, der über­leg­te, mich in Asi­en zu besu­chen. Ich stell­te ihm Sri Lan­ka, die Phil­ip­pi­nen und Indo­ne­si­en zur Wahl. Sei­ne Wahl fiel auf Indo­ne­si­en. Die ver­blie­be­nen 10 Tage nutz­te ich, um die über 4000 Kilo­me­ter bis nach Kera­la im Süden Indi­ens vor­zu­sto­ßen und einen für mich ganz wich­ti­gen Ort in Goa zu besu­chen. Lan­ge Zeit war dies mein Anker­platz:

SAMSUNG DIGITAL CAMERA SAMSUNG DIGITAL CAMERA

Nun war ich auf der Suche nach einem neu­en Hafen.

Der Mani­ker borgt vom Mor­gen, sag­te mir kürz­lich ein Freund. Als ich Bali erreich­te, hat­te ich bereits einen gehö­ri­gen Kre­dit auf­ge­nom­men; was nun fol­gen soll­te, knüpf­te genau da an. Eigent­lich sprach alles dafür, alle vie­re von mir zu stre­cken und mir eine wohl­ver­dien­te Aus­zeit an einem Pal­men­strand zu gön­nen. Dage­gen spra­chen 14 Tage. So lan­ge wür­den Abdul und mir gemein­sam blei­ben. Also fuh­ren wir direkt mit der Fäh­re von Pad­ang­bai nach Lem­bar an der Süd­west­küs­te Lom­boks. Von dort aus reis­ten wir wei­ter nach Kuta, ganz im Süden der Insel. Ich nahm den Ort zunächst nur auf der Durch­rei­se wahr. Die zwei Tage ver­gin­gen wie im Flug. Wir erkun­de­ten die Küs­ten­stra­ßen öst­lich und west­lich auf Scoo­tern und waren über­zeugt, dass es sich loh­nen muss­te, allein hier zwei Wochen zu ver­brin­gen.

IMG_0306

Oli und ich in Mawun Beach

Abdul blickt ver­son­nen auf die zau­ber­haf­te Bucht von Mawun; der Baba steht Kopf…

 

Ich woll­te noch ein­mal zurück­keh­ren, um die­ses wun­der­ba­re Fleck­chen Erde aus­gie­big zu erkun­den. So ließ ich mei­nen gro­ßen Ruck­sack in unse­rem gemüt­li­chen Homestay. Mei­ne Intui­ti­on soll­te mich nicht im Stich las­sen.

Die 14 Tage hat­ten wir genutzt, um den Rin­ja­ni zu bestei­gen und eine epi­sche Boots­fahrt nach Sum­ba­wa, Komo­do, Rin­ca und Flo­res zu unter­neh­men. Wir hat­ten die zwei Wochen voll­stän­dig aus­ge­reizt. Nach einem wei­te­ren Abste­cher auf Gili Tra­wan­gan, war ich glück­lich dar­über, wie­der nach Lom­bok zurück­zu­keh­ren. Alle Welt fuhr nach Tra­wan­gan, um es für Neu­jahr rich­tig kra­chen zu las­sen. Ich schien der ein­zi­ge Tou­rist zu sein, der die Insel ver­ließ. Der Gedan­ke gefiel mir. End­lich kroch ich wie­der aus dem Tou­ris­ten­ko­kon her­aus.

Mei­ne Rück­kehr zum Diyah Homestay sorg­te zunächst für etwas Kon­fu­si­on. Nach­dem ich mich der lan­gen Haa­re und des Bar­tes ent­le­digt hat­te, war ich nicht wie­der­zu­er­ken­nen. Erst ein Foto von mir in alter Pracht sorg­te für Klar­heit.

pirat IMG_0130

Den Sil­ves­ter­abend ver­brach­te ich zu aus­ge­zeich­ne­ter Musik in einer klei­nen Bar am Strand. Ich begrüß­te das neue Jahr tan­zend. Ich bereu­te kei­ne Sekun­de, Tra­wan­gan ver­las­sen zu haben. Ich moch­te im Moment ein wenig ein­sam sein. Aber ich fühl­te mich befreit. Ich konn­te atmen. Es roch nach Aben­teu­er.

Von Anfang an begeis­ter­ten mich die Freund­lich­keit der Sasak und die rei­che Natur der Insel. Die täg­li­chen Fahr­ten auf dem Scoo­ter ver­setz­ten mich in einen Rausch. Durch den Dschun­gel und ent­lang der wun­der­schö­nen Buch­ten und Strän­den zu fah­ren, die von wil­den, fel­si­gen Steil­küs­ten ein­ge­rahmt wer­den, war nie­mals ermü­dend.

IMG_0384

Ich genoss die tota­le Frei­heit, dort­hin zu fah­ren, wo immer es mir belieb­te. Häu­fig erkun­de­te ich neue Stre­cken, wag­te mich auf tücki­sche Pis­ten. Ich folg­te nur mei­nem Instinkt. Manch­mal hör­te ich Musik oder sang aus vol­lem Her­zen. Ich habe mich nie­mals so wild und frei gefühlt wie in den Wochen auf die­sem atem­be­rau­ben­den Eiland, das von der Macht der Vul­ka­ne, der Urge­walt des Oze­ans, den rau­en Stür­men und dem Mon­sun immer neu geformt wird. Die Insel ist reich an Res­sour­cen, Kunst­hand­werk, edlen Stof­fen, Mine­ra­li­en, Früch­ten und Gewür­zen. Im Insel­in­nern gedeiht der Dschun­gel. Was­ser­büf­fel zie­hen noch immer die meis­ten Pflü­ge. Mit aus­ge­klü­gel­ter Land­schafts­ar­chi­tek­tur haben die Sasak Reis­kul­tu­ren geschaf­fen, die in ihrer Pracht der natür­li­chen Schön­heit der Insel kaum nach­ste­hen.

IMG_0152 IMG_0177 IMG_0182

 

 

Die Sur­fer­boys

 IMG_0392

Die ers­te Zeit im Homestay war ziem­lich irri­tie­rend. Das lag an den Sur­fer­boys, die hier mit ihren aus­län­di­schen Freun­din­nen abge­stie­gen waren. Sie stamm­ten aus Lom­bok oder waren von Bali aus über­ge­sie­delt. Dort sind die Kuta-Cow­boys, die den völ­lig über­lau­fe­nen Kuta Beach bespie­len, zu einem bekann­ten Phä­no­men gewor­den. Die Sze­ne in Kuta auf Lom­bok ist wesent­lich über­schau­ba­rer.

Zunächst sah ich sie jeden Abend in gro­ßer Run­de zusam­men­sit­zen und dach­te mir nichts wei­ter dabei. Zu lau­ter Musik betran­ken sie sich in Win­des­ei­le. Bil­li­ger Reis­wein als Getränk der Wahl. Alle tei­len sich ein Glas – bes­ser kann man Grup­pen­druck nicht erzeu­gen. Jeder war­tet auf den nächs­ten Shot. Ex und hopp. Manch­mal besor­gen die Frau­en Wod­ka oder Rum. Sel­ten gehö­ren auch Magic-Mush­room-Shakes zum Pro­gramm. Danach geht es zu einer der Bars im Ort. Irgend­wo wird immer eine Par­ty gefei­ert.

Die Jungs arbei­ten in Surf­shops, ver­lei­hen Boards und bie­ten Tou­ris­ten ihre Diens­te als Sur­f­leh­rer an, bevor­zugt Frau­en. In der nähe­ren Umge­bung fin­den sich eine gan­ze Rei­he her­vor­ra­gen­der Surfspots. Der Ein­stieg ist harm­los. Sur­fen ist für jeden eine inten­si­ve Erfah­rung. Die Fahr­ten zu den Buch­ten sind von Traum­ku­lis­sen ver­edelt, die Jungs sind total locker, rei­ßen Wit­ze. Sie ken­nen die schöns­ten Ecken der Insel.

IMG_0733

Am Abend sit­zen sie zusam­men. Vie­le Frau­en las­sen im Rausch alle Hem­mun­gen fal­len. Sie füh­len sich begehrt – die Jungs sind ech­te Män­ner. Vie­le sind täto­wiert. Sie gerie­ren sich als Out­laws. Tupac bombt aus den Bäs­sen. Nichts erin­nert an das Ghet­to. Und doch ist ein tie­fer Gra­ben spür­bar. Eini­ge Jungs haben gelernt, selbst Musik zu pro­du­zie­ren. Stolz prä­sen­tie­ren sie ihre eige­nen Krea­tio­nen. Es gibt sogar eine eige­ne Hym­ne für die Reg­gae-Kul­tur der Insel: „Lom­bok I love you“. Die Jun­gen fah­ren Skate­board. Die Alten geben sich hart. Jeder ver­fügt über ein Reper­toire flot­ter Sprü­che. Vom knall­har­ten Typen bis zum roman­ti­schen Gitar­ren­spie­ler ist alles dabei. Die Frau­en sit­zen fas­zi­niert in der Run­de. Hier gibt es das Aben­teu­er, von dem sie gehört haben. Die Jungs set­zen auf Kom­pli­men­te, dann wie­der auf las­zi­ve Anzüg­lich­kei­ten. Sie haben offen­bar eine locke­re Ein­stel­lung zum Leben: man lebt nur ein­mal. Sie erfül­len den Frau­en jeden Wunsch. Im Par­ty­rausch ent­wi­ckelt sich oft mehr dar­aus. Manch­mal bleibt es beim One-Night-Stand, nicht sel­ten ent­steht eine Bezie­hung für den Urlaub oder noch mehr.

Am Mor­gen war­ten wie­der die Wel­len. Am Abend die nächs­te Erobe­rung, die nächs­te Par­ty, der nächs­te Rausch. Ein wil­des, anstren­gen­des Leben. Ein schma­ler Grat. Das war es, was mich mit ihnen ver­band. Auch wenn sich mein Draht­seil­akt ganz anders aus­drückt. Sie streb­ten zur west­li­chen (Sub)Kultur; ich such­te nach dem, was sie hin­ter sich las­sen woll­ten: einem ein­fa­chen, natur­na­hen Leben. Doch eigent­lich galt es die gol­de­ne Mit­te zwi­schen bei­dem zu fin­den.

IMG_0374

Gele­gent­lich folg­te ich ihrer Ein­la­dung und setz­te mich für eine Stun­de dazu. So auch an die­sem Abend vor einem Surf­shop in Kuta. Was dann geschah, ließ mich auf Distanz gehen: Ein schmäch­ti­ger Jun­ge tanz­te völ­lig über­dreht vor der Grup­pe und mach­te sei­ne Spä­ße. Im nächs­ten Moment sack­te er ohne Kör­per­span­nung in sich zusam­men. Ver­mut­lich war er völ­lig betrun­ken. Ich weiß nicht, ob er zuvor etwas Belei­di­gen­des gesagt hat­te. In jedem Fall hat­te er die Wut eines fins­ter drein­bli­cken­den Kol­le­gen auf sich gezo­gen. Der war deut­lich älter und kräf­te­mä­ßig haus­hoch über­le­gen. Der Mus­ku­lö­se rann­te auf ihn zu und ramm­te dem Wehr­lo­sen bru­tal und mit vol­ler Wucht die Faust ins Gesicht. Der Jun­ge ver­lor sofort das Bewusst­sein. Er blu­te­te wie ein Schwein. Erst nach Minu­ten kam er wie­der lang­sam zu sich. Der Schlag hät­te ihm für immer die Lich­ter aus­bla­sen kön­nen. Es kam zu einem Tumult. Unkon­trol­liert ergoss sich das Adre­na­lin. Rudel­bil­dung. Archai­sche Gewalt lag in der Luft. Blut koch­te hoch. Für eini­ge gab es kein Limit. Sie wür­den sich tot­schla­gen, wenn kei­ner dazwi­schen ging. Es gab kei­ne Chan­ce für mich, als Außen­ste­hen­der zu ver­mit­teln. Hät­te ich es noch wei­ter drauf ange­legt, hät­te ich nur alle Aggres­sio­nen auf mich gelenkt. Mit Mühe konn­ten die halb­wegs Ver­nünf­ti­gen die Schlä­ger davon abhal­ten, dass alles im Wahn ver­sank.

Ich hör­te fort­an immer wie­der von Schlä­ge­rei­en. Meis­tens geht es dabei um Frau­en. Denn die Jungs sind nicht so unschul­dig, wie es manch­mal scheint, wenn sie sich mit Bob-Mar­ley-Flos­keln die Zeit ver­trei­ben. Was als harm­lo­ser Spaß mit den Frau­en beginnt, ent­wi­ckelt sich oft zu gegen­sei­ti­ger Abhän­gig­keit. Die Frau­en keh­ren wie­der, sie machen Geschen­ke, sie bezah­len Unter­kunft, Essen, Alko­hol. Sie haben Macht. Sie erzäh­len ihren Freun­din­nen von ihren Erleb­nis­sen. Seit es Direkt­ver­bin­dun­gen aus Aus­tra­li­en gibt, kom­men man­che nur für das Wochen­en­de. Die Jungs rich­ten sich in die­sem Leben ein. Es ist ein Leben im Jetzt. Was mor­gen ist, scheint egal. Ein Leben, das gie­rig macht.

Sie wer­den immer pro­fes­sio­nel­ler. Sie fan­gen an, gezielt nach Frau­en zu suchen, die ihnen ein bes­se­res Leben ermög­li­chen und holen sie mit dem Auto und pum­pen­den Bäs­sen am Flug­ha­fen ab. Bald sind es meh­re­re Frau­en. Es wird schwie­ri­ger, die Besu­che zu koor­di­nie­ren, es ent­ste­hen ver­schie­de­ne Iden­ti­tä­ten. Sie ler­nen es, sich per­fekt auf die jewei­li­ge Frau ein­zu­stel­len, pfle­gen Kon­tak­te über Han­dy und sozia­le Netz­wer­ke. Sie ste­hen in immer stär­ke­rer Kon­kur­renz zuein­an­der. Die Frau­en auch. Zu Hau­se war­ten ihre Ehe­frau­en, mit denen sie häu­fig viel zu früh ver­hei­ra­tet wur­den. Lie­be spiel­te sel­ten eine Rol­le. Eine Schei­dung wür­de für bei­de die gesell­schaft­li­che Äch­tung bedeu­ten.

Das Frau­en­bild auf der Insel unter­schei­det sich mas­siv von dem, was die Frau­en aus der west­li­chen Welt ver­kör­pern. Die Ehe­frau­en sind durch Tra­di­ti­on und Reli­gi­on auf eine Rol­le fest­ge­legt, aus der sie kaum aus­bre­chen kön­nen. Sie kön­nen es sich gesell­schaft­lich kaum leis­ten, auf eine die­ser Par­tys zu gehen. Ich habe eine ein­zi­ge Frau ken­nen gelernt, die einen ähn­li­chen Lebens­wan­del pfleg­te wie die Jungs. Die Tou­ris­tin­nen könn­ten gegen­sätz­li­cher kaum sein. Sie füh­len sich wie im Para­dies. Sie haben Urlaub und sind auf indi­vi­du­el­les Ver­gnü­gen aus. Sie kön­nen ihre Sexua­li­tät aus­le­ben. Sie haben Geld. Sie sind unfass­bar frei und selbst­be­wusst. Ent­spre­chend groß ist ihre Attrak­ti­vi­tät. Den Ehe­frau­en geht es ganz anders: Sie müs­sen mit­an­se­hen, wie sie betro­gen wer­den und kön­nen nichts dage­gen tun. Sie erfül­len ihre Pflich­ten und wis­sen, dass sich ihre Ehe­män­ner mit ande­ren Frau­en aus­to­ben.

Natür­lich kann man nicht alle in einen Topf wer­fen. Manch­mal ver­lie­ben sich die Jungs tat­säch­lich. Das Glei­che gilt für die Frau­en. Für vie­le ist es nicht mehr als ein Spiel, ande­re mei­nen es ernst. Eines die­ser Paa­re lern­te ich ken­nen: sie war schon lan­ge mit ihm zusam­men und kann­te sei­ne Schat­ten­sei­ten ganz genau. Sie hat­te sich immer wie­der erwei­chen las­sen, immer neu­es Geld gelie­hen, Sei­ten­sprün­ge ver­zie­hen, neu­es Ver­trau­en geschenkt. Auch er ver­such­te das Unmög­li­che – das Leben als Gigo­lo an den Nagel zu hän­gen. Zumin­dest ein Teil von ihm. Der ande­re sabo­tier­te jeden Ver­such. Es war unend­lich schwer. Schließ­lich gab ihm die Grup­pe Halt. In gewis­ser Wei­se war sie sei­ne Fami­lie, in der kla­re Hier­ar­chien herr­schen. Es gibt kei­nen leich­ten Weg her­aus. Er war kein schlech­ter Mensch. Ich fand ihn sogar sym­pa­thisch, obwohl ich wuss­te, dass zwei sehr gegen­sätz­li­che Sei­ten in ihm steck­ten. Ich konn­te bei­de Pole ver­ste­hen. Sie waren Ergeb­nis sei­ner Sozia­li­sa­ti­on. Und die Ver­su­chun­gen lau­er­ten über­all: fal­sche Freun­de, Dro­gen, Pro­vo­ka­tio­nen, Ex-Freun­din­nen, die sich neh­men, was sie wol­len, die wis­sen, wie man mani­pu­liert. Dar­aus ent­stand eine Bezie­hung vol­ler Extre­me: furcht­ba­re Ent­täu­schun­gen, bedin­gungs­lo­se Lie­be, Zwei­fel, Wut, Hass, Trau­er, Schmerz. Ich bewun­der­te ihren unbe­ding­ten Wil­len und die Kraft, wie­der­keh­ren­de Ent­täu­schun­gen und Miss­trau­en aus­zu­hal­ten und ihm immer wie­der zu ver­zei­hen; doch genau­so unver­ständ­lich erschien mir, war­um sie an ihm fest­hielt, nach­dem er ihr so viel Schmerz zuge­fügt hat­te. Hat­te sie nicht etwas Bes­se­res ver­dient? Aber sie lieb­te ihn.

Sie war sei­ne Chan­ce auf ein ande­res Leben. Das jet­zi­ge wür­de er nicht mehr lan­ge durch­hal­ten kön­nen. Sie wur­den bei­de stän­dig über ihre Gren­zen hin­aus­ge­führt. Auch sie tat ihm weh. Manch­mal waren rich­tig glück­lich zusam­men, doch oft befan­den sie sich in einer sado­ma­so­chis­ti­schen Bezie­hung, die sie bei­de kaputt mach­te. Ruhe­pha­sen kann­ten sie kaum. Es ging vom Him­mel in die Höl­le und wie­der zurück. Noch immer kämp­fen sie – ich hof­fe, dass sie dafür belohnt wer­den!

Es gibt ande­re Jungs, die tief in Gewalt und Dro­gen abge­rutscht sind und denen ich nicht zur fal­schen Zeit am fal­schen Ort begeg­nen woll­te. Manch­mal konn­te ich kaum fas­sen, dass Frau­en solch schä­bi­ge Typen aus­hiel­ten. Ich will sie nicht als Täter oder Opfer sti­li­sie­ren. Wahr­schein­lich sind sie bei­des. Ich bin nicht in ihren Schu­hen gelau­fen. Ich kann nur erah­nen, woher sie kom­men und wel­chen Reiz die moder­ne Welt auf sie aus­üben muss. Ist erst mal eine gewis­se Gren­ze über­schrit­ten, gibt es kaum ein Zurück. Sie haben mit den tra­dier­ten Regeln radi­kal gebro­chen. Wer gehört hat, wel­che Straf­ak­tio­nen Punks in Aceh erdul­den muss­ten, bekommt eine Ahnung davon, welch mäch­ti­ge Fein­de man sich mit solch einem Lebens­stil beim Staat und unter Streng­gläu­bi­gen machen kann. Und nicht zuletzt kamen die Ver­lo­ckun­gen von außen: Dro­gen. Tou­ris­tin­nen. Rap. Life­style. Wer­bung. Geld. Das sind heim­tü­cki­sche Ver­su­chun­gen. Bis heu­te will ich mir kein abschlie­ßen­des Urteil anma­ßen. Ich mag bedau­ern, dass Tra­di­tio­nen ver­lo­ren­ge­hen, aber ich kann die Jungs nicht ver­ur­tei­len. Am Ende gibt es trotz aller Dif­fe­ren­zen Züge an ihnen, die auch mich prä­gen. Sie wol­len selbst­be­stimmt leben und lie­ben. Dass sie dabei oft völ­lig übers Ziel hin­aus­schie­ßen, ist ein ande­res The­ma.

Manch­mal habe ich die Jungs gese­hen, wenn die Frau­en wie­der abge­reist waren und man ihre gan­ze Erschöp­fung und Trau­er sehen konn­te. Vie­le waren nicht die har­ten Typen, als die sie sich gaben. Sie woll­ten glück­lich sein und wuss­ten nicht wie. Wie so vie­le von uns Jun­gen, die ange­sichts der rasan­ten Ver­än­de­run­gen unse­rer Zeit mehr denn je zwi­schen alter und neu­er Welt zer­ris­sen sind.

Doch die­se Ent­wick­lung ist höchs­tens ein Vor­bo­te einer gewal­ti­gen Wel­le, die auf Lom­bok zurollt.

 

Ojang und die Hoch­zei­ten

 

Nach einer Woche kehr­te im Homestay wie­der mehr Ruhe ein. Die meis­ten Sur­fer­boys waren wei­ter gezo­gen. Ich begann, ein inni­ges Ver­hält­nis zu mei­ner Gast­fa­mi­lie auf­zu­bau­en – beson­ders zu Ojang. Das war umso erstaun­li­cher, weil er zwar ein paar Bro­cken Eng­lisch sprach, davon aber wenig Gebrauch mach­te und über­haupt nicht inter­es­siert war, sich den Tou­ris­ten anzu­pas­sen. Umso erfreu­ter war er, dass ich mich ernst­haft für die Kul­tur der Sasak inter­es­sier­te.

Von Beginn an klei­de­te ich mich in tra­di­tio­nel­len Sarongs. Ich grüß­te die Ein­hei­mi­schen mit einem »salam aley­kum!«. Das sog­te zwar bis­wei­len für etwas Irri­ta­ti­on, wur­de jedoch nie­mals als despik­tier­lich auf­ge­faßt.

Als Ojang mich nach einer Woche ein­lud, an einer Hoch­zeit sei­nes Clans teil­zu­neh­men, war ich begeis­tert.

Am spä­ten Vor­mit­tag fuhr Ojang mit mir zu dem Teil sei­ner Fami­lie, der wei­ter im Lan­des­in­ne­ren wohnt. Er fuhr im Schne­cken­tem­po. Offen­bar war ich ein Ehren­gast, und es mach­te ihm eben­so viel Freu­de wie mir, die posi­ti­ven Reak­tio­nen auf den Falang in tra­di­tio­nel­ler Fei­er­tracht auf­zu­neh­men.

IMG_0652

Wir erreich­ten das klei­ne Dorf über eine schma­le Stra­ße. In der Regen­zeit ver­wan­del­ten sich die­se nicht asphal­tier­ten Wege in wah­re Schlamm­pis­ten.

IMG_0543

An den Reak­tio­nen der Dorf­be­woh­ner ließ sich able­sen, dass ich einer der weni­gen west­li­chen Besu­cher war, die je hier­her­ge­lang­ten. Im Haus der Fami­lie wur­den mir Tee, Kaf­fee, unglaub­lich schar­fes, aber eben­so schmack­haf­tes Essen und Tabak von den Fel­dern ange­bo­ten. Trotz der Sprach­bar­rie­re und der Tat­sa­che, dass mir abge­se­hen von ein paar ver­trau­ten Gesich­tern alle fremd waren, fühl­te ich mich gut.

In einem rie­si­gen Fass wur­den Unmen­gen von Reis zube­rei­tet, zum Rüh­ren wur­de eine Schau­fel benutzt.

IMG_0497

Die Frau­en waren flei­ßig damit beschäf­tigt, immer neue Lecke­rei­en zuzu­be­rei­ten. Die impro­vi­sier­te Büh­ne für das Braut­paar war schon reich geschmückt. Es wur­de für den spä­ten Nach­mit­tag erwar­tet.

IMG_0514 IMG_0521

Kaum waren wir ange­kom­men, begann es wie aus Eimern zu schüt­ten. Uner­müd­li­che Hel­fer befrei­ten die auf­ge­spann­ten Plas­tik­pla­nen vom Was­ser, bevor sie ris­sen.

IMG_0494

Ojang ver­trieb sich die Zeit mit einem Nicker­chen. Die gan­ze Hoch­zeits­ge­sell­schaft war­te­te nun auf das Ende des Regens und die Ankunft des Braut­paars. Mein Freund Wahab, des­sen Schwes­ter ver­hei­ra­tet wur­de, küm­mer­te sich um die gewal­ti­ge Musik­an­la­ge, die in einer ohren­be­täu­ben­den Laut­stär­ke schep­pernd tra­di­tio­nel­le Musik abspiel­te.

IMG_0515

Ich war für die Gäs­te ein Fas­zi­no­sum. Doch kei­ner schien den Gedan­ken zu hegen, dass ich hier fehl am Platz war. Das Star­ren war pure Neu­gier. Ich war glück­lich, end­lich ein­mal einer Hoch­zeit in Asi­en bei­zu­woh­nen.

IMG_0925

Nun folg­te der Höhe­punkt. Wahab plat­zier­te mich inmit­ten sei­ner männ­li­chen Fami­li­en­mit­glie­der. Alle waren fest­lich geschmückt. Die meis­ten tru­gen neben dem Sarong einen schwar­zen Frack und eine Gebets­müt­ze. Wahab gab mir sei­ne. Da saß ich nun in ange­mes­se­ner Fest­klei­dung inmit­ten der gläu­bi­gen Mus­li­me und frag­te mich, ob ich wirk­lich hier­her gehör­te.

IMG_0554

Die Fami­lie des Bräu­ti­gams erschien und nahm auf der Stra­ße Auf­stel­lung. Nach­dem sie ein­ge­la­den wor­den war, setz­ten sie sich unse­rer Grup­pe gegen­über. Es begann eine Art ritu­el­ler Dia­log zwi­schen den Patri­ar­chen der bei­den Fami­li­en. Nach und nach ging es in ein Schachern um den Braut­preis über. Eine Holz­tru­he mit wert­vol­len Stof­fen, ein klei­nes Holz­schwert und Bar­geld wech­sel­ten von der Fami­lie des Bräu­ti­gams zur Fami­lie der Braut. Ich hat­te den Ein­druck, dass die genaue Geld­sum­me schon vor­her aus­ge­macht wor­den war. Trotz­dem wan­der­te Geld hin und her, Ent­täu­schung zum Aus­druck gebracht, nach­ver­han­delt, wei­te­res Geld über­reicht und teil­wei­se wie­der zurück­ge­ge­ben. Am Ende waren alle zufrie­den.

IMG_1140

Ich war beein­druckt, dass man mich unmit­tel­bar an der Über­ga­be der Mit­gift teil­neh­men ließ. Die Hoch­zeit war zwar ein mus­li­mi­sches Fest, doch vie­le Ele­men­te zeig­ten ande­re Ein­flüs­se. Dafür spra­chen Far­ben, Tanz, Musik und Aus­ge­las­sen­heit. Der Dress des Braut­paars wies hin­du­is­ti­sche Züge auf, die von Bali hier­her geschwappt sein muss­ten.

IMG_0565

Tra­di­ti­on schien immer noch stär­ker als Ortho­do­xie zu sein. Ein­zig Alko­hol war Tabu. Nach­dem die Mit­gift aus­ge­han­delt wor­den war, erschien eine Musik­ka­pel­le. Die Tromm­ler befan­den sich in Trance und spiel­ten mit­rei­ßen­de Rhyth­men.

IMG_0567

IMG_0573

Das Braut­paar posier­te mit Gäs­ten auf der bereit­ge­stell­ten Büh­ne.

IMG_0562

So plötz­lich der Höhe­punkt des Fes­tes erreicht war, so schnell ver­ebb­te er wie­der. Ich kehr­te mit Ojang zum Homestay zurück. Auf der Rück­fahrt war ich immer noch sehr gerührt. Ich konn­te nicht fas­sen, was ich da gera­de erle­ben durf­te.

IMG_1136

Die Insel war lan­ge Zeit von einer ganz beson­de­ren Misch­re­li­gi­on bestimmt: Ihre Anhän­ger sind die Wak­tu (Wetu) Telu. In die­ser Reli­gi­on, die es aus­schließ­lich auf Lom­bok gibt, mischen sich Natur­re­li­gi­on, hin­du­is­ti­sche Glau­bens­vor­stel­lun­gen mit dem Sufis­mus, einer mys­ti­schen und tole­ran­ten Strö­mung des Islam. Ihr Enste­hen wird auf die Mis­sio­nie­rung durch Sufis aus Ost­ja­va mit Beginn des 16. Jahr­hun­derts zurück­ge­führt. Die Sufis sind die isla­mi­schen Mys­ti­ker. Sie stre­ben danach, die Kluft zwi­schen sich und Gott zu über­brü­cken; sie sind das Gegen­stück zum Dog­ma des ortho­do­xen Islam, der zen­tral auf die unüber­wind­ba­re Distanz zwi­schen Mensch und Gott baut.

Die Wak­tu Lima sol­len um die Wen­de zum 17. Jahr­hun­dert in einer zwei­ten Wel­le von Mis­sio­na­ren aus Sula­we­si zum Islam bekehrt wor­den sein. Wäh­rend die Waku Telu haupt­säch­lich im Nor­den, Wes­ten und Süden der Insel leb­ten, war ihr Sied­lungs­ge­biet im Zen­trum und Osten der Insel. Mit den Sasa Boda gibt es auf Lom­bok noch eine sehr klei­ne drit­te Grup­pe von bud­dhis­ti­schen Sasak, die nie­mals mis­sio­niert wur­den.

Mit­te der 1960er Jah­re began­nen sich die Gegen­sät­ze zwi­schen Wak­tu Telu und Wak­tu Lima zu ver­schär­fen. Die Telu hat­ten sich zum Des­po­ten Sukar­no bekannt, der natio­na­lis­ti­sche, reli­giö­se und kom­mu­nis­ti­sche Idea­le mit­ein­an­der ver­meng­te. Nach der Macht­über­nah­me durch Prä­si­dent Suha­to 1965 stan­den die Wak­tu Telu mit ihrer Sym­pa­thien für weit­rei­chen­de Land­re­for­men auf der fal­schen Sei­te. Wie so häu­fig, wenn ein Des­pot gestürzt wird, tra­ten die reli­giö­sen, sozia­len und eth­ni­schen Kon­flik­te wie­der deut­lich zu Tage. Wak­tu Lima-Anhän­ger sahen nun die Hei­ra­ten der Wak­tu Telu nicht mehr als gül­tig an, wei­ger­ten sich, von ihnen geschlach­te­tes Fleisch zu essen und brand­mark­ten sie als Kom­mu­nis­ten und »Ungläu­bi­ge«. Vie­le ihrer Moscheen wur­den abge­brannt und vie­le kon­ver­tier­ten aus Angst vor wei­te­ren Über­grif­fen.

IMG_1002

IMG_1061

Der Tem­pel in Ling­sar ist ein­zig­ar­tig. Es gibt sowohl einen für Hin­dus als auch für Wak­tu Telu hei­li­gen Bereich.

 

Heu­te bezeich­net sich kaum noch ein Sasak öffent­lich als Wak­tu Telu, obwohl die Ein­flüs­se unver­kenn­bar sind. Die auf weni­ge tau­send Beken­nen­de zurück­ge­gan­ge­nen Gemein­schaft lebt haupt­säch­lich in Bayan, im Nor­den der Insel und in abge­le­ge­nen Dör­fern in den höher­ge­le­ge­nen Regio­nen um den Rin­ja­ni und in eini­gen Dör­fern im Süden. Sie neh­men weni­ger am wirt­schaft­li­chen Leben teil und glei­chen sich äußer­lich an, indem sie frei­tags in die Moschee gehen. Die Wak­tu Lima sind heu­te auf der gesam­ten Insel domi­nie­rend, nur im Wes­ten lebt eine grö­ße­re Min­der­heit hin­du­is­ti­scher Bali­ne­sen.

IMG_1090

Seit dem 19. Jahr­hun­dert spie­len die »Tuan Guru« eine ent­schei­den­de Rol­le bei der Mis­sio­nie­rung der ver­blie­be­nen Wak­tu Telu. Sie pilger(te)n zur Hadj nach Mek­ka und vie­le blie­ben danach noch jah­re­lang im heu­ti­gen Sau­di-Ara­bi­en und Ägyp­ten und tra­fen auf die »rei­ne Leh­re des Islam«, die sich erheb­lich von dem unter­schied, was sie aus Lom­bok kann­ten. Nach ihrer Rück­kehr betrach­ten sie beson­ders die Wak­tu Telu mit ihrer Ahnen- und Natur­ver­eh­rung als einen syn­kre­tis­ti­schen Kult, der besei­tigt oder von unis­la­mi­schen Ele­men­ten gerei­nigt wer­den muss. Die Wak­tu Telu glau­ben an eine beseel­te Geis­ter­welt und an »Dewi Anja­ni«, die Göt­tin des Vul­kans Rin­ja­ni.

IMG_9486

Die »Tuan Guru« grün­de­ten Pes­an­tren (isla­mi­sche Inter­na­te), Mad­ras­sahs (Koran­schu­len) und neue Moscheen und kon­zen­trier­ten sich auf die Mis­sio­nie­rung im Nor­den der Insel. Sie grün­de­ten reli­giö­se Netz­wer­ke und wur­den zu einer immer stär­ke­ren poli­ti­schen Grö­ße auf Lom­bok. Ohne ihre Rücken­de­ckung kam kein Poli­ti­ker mehr zu Macht. Gleich­zei­tig eta­blier­ten sie eige­ne Macht­zir­kel, die Gesund­heits­ver­sor­gung, Bil­dungsrein­rich­tun­gen und Sicher­heits­fra­gen inner­halb der loka­len Gemein­schaf­ten in ihre Hand nah­men und nach ihren Vor­stel­lun­gen umsetz­ten. Dabei stütz­ten sie sich auch auf das Adat-Recht, eine Art Gewohn­heits­recht, das in Indo­ne­si­en als Par­al­lel­struk­tur neben staat­li­chem Recht und reli­giö­sen Rechts­nor­men besteht und Ein­fluss auf sämt­li­che Berei­che des täg­li­chen und zere­mo­ni­el­len Lebens nimmt.

 

Doch die­ser Pro­zess ist noch lan­ge nicht abge­schlos­sen. Heu­te ste­hen auch die Wak­tu Lima unter gro­ßem Druck, ortho­do­xer zu wer­den. Aus den Golf­staa­ten und Sau­di-Ara­bi­en fließt viel Geld nach Lom­bok. Auf der »Insel der tau­send Moscheen« ent­ste­hen im Moment immer gewal­ti­ge­re Got­tes­häu­ser. Gera­de der Neu­bau in der Haupt­stadt Matt­aram ist gigan­tisch. Zum ande­ren spie­len die kos­ten­lo­sen Koran­schu­len eine bedeu­ten­de Rol­le. Der Staat ist kor­rupt, die öffent­li­che Schuld­bil­dung für vie­le Fami­li­en zu teu­er. In die­se Bre­sche sprin­gen die reli­gi­ös gepräg­ten Schu­len. Die Gefahr einer mas­si­ven Ein­fluss­nah­me auf die Wer­te­bil­dung der Kin­der besteht. Gera­de die Wah­ha­bi­ten Sau­di-Ara­bi­ens pro­pa­gie­ren eine strik­te Form des Islam. Sie wol­len die Scha­ria als Rechts­sys­tem. Sie leh­nen die Viel­falt des Islam ab, ins­be­son­de­re den (in ihren Augen unis­la­mi­schen) Sufis­mus. Den­noch muss man die­se Streng­gläu­bi­gen deut­lich abgren­zen von mili­tan­ten Grup­pen wie Boko Haram, Abu Sajaf, Al Quai­da oder dem IS. Ande­rer­seits ist unstrit­tig, dass radi­ka­le Grup­pie­run­gen von Sau­di-Ara­bi­en und den Golf­staa­ten unter­stützt wer­den.

Der Begriff »Dschi­had« wird unter­schied­lich aus­ge­legt. Er kann den mili­tä­ri­schen Kampf gegen Anders­gläu­bi­ge mei­nen, aber genau­so den inne­ren Kampf gegen die eige­nen Ver­su­chun­gen, vom Pfad der »rei­nen« Leh­re abzu­kom­men.

Es wäre sehr bedau­er­lich, wenn den Men­schen auf Lom­bok ihre Tole­ranz ein­bü­ßen soll­ten. Noch kann man davon frei­lich nicht spre­chen. Doch es gibt ande­re Regio­nen Indo­ne­si­ens, in denen der Islam bereits deut­lich stren­ger aus­ge­legt wird. In Aceh auf Suma­tra herrscht die Scha­ria. Wir sehen zur­zeit stär­ker denn je, was radi­ka­les Gedan­ken­gut in allen Reli­gio­nen anrich­tet – egal ob es sich um Evan­ge­li­ka­le, Hin­du-Natio­na­lis­ten oder Isla­mis­ten han­delt. Nur in Ver­stän­di­gung zwi­schen den Reli­gio­nen kann Zukunft lie­gen.

Mir steht die Vor­stel­lung nahe, dass es meh­re­re Wege zu Gott gibt – falls es ihn denn gibt. Die­sen Gedan­ken ver­tre­ten auch die Sufis. Häu­fig wur­de ich wegen mei­ner mus­li­mi­schen Klei­dung gefragt, ob ich Mos­lem sei. Ich ant­wor­te, dass es für mich nur einen Weg zu Gott gibt – über das Herz. Der Mys­ti­ker sucht Gott in sich selbst.

Auf der zwei­ten Hoch­zeit setz­te ich mich für eini­ge Zeit zu einer Grup­pe, die etwas abseits saß; eine beson­ders fröh­li­che Dame kann­te ich schon von mei­nem letz­ten Besuch, als sie mich immer zum Tan­zen ani­mie­ren woll­te.

IMG_0526

Mir schien als wür­de die klei­ne Grup­pe von den ande­ren miß­trau­isch beäugt. Als ein­zi­ge kau­ten sie eine Mischung aus Betel­nuß, Kalk und Tabak. Da ich in Indi­en aus uner­find­li­chen Grün­deln nie­mals »pani« pro­biert hat­te, woll­te ich mir die Erfah­rung nicht ent­ge­hen las­sen, was zu Belus­ti­gung und eini­ger Irri­ta­ti­on bei den ande­ren Hoch­zeits­gäs­ten führ­te – als hät­te ich mich mit den »Ewig­gest­ri­gen« zusam­men­ge­tan. Ein Mann aus der Grup­pe, ein­deu­tig in der Tra­di­ti­on der Sufis ste­hend, zog mich Rich­tung Tanz­flä­che.

Nach eini­ger Über­re­dungs­kunst wag­te ich mich ans Tan­zen. Zunächst im Ver­such, die aus­ge­klü­gel­ten Tanz­be­we­gun­gen mei­nes »Part­ners« zu imi­tie­ren, bis er mir die Tanz­flä­che mit den enga­gier­ten Tän­ze­rin­nen über­ließ. Aller­dings ist es unmög­lich, tra­di­tio­nel­le Tän­ze zu erler­nen, wenn man sich an Nie­man­den ori­en­tie­ren kann und dabei 100 Augen­paa­re jeden Schritt unter die Lupe neh­men. Das kos­te­te mich gehö­ri­ge Über­win­dung und mei­ne wil­den Auf­trit­te wur­den mit einer Mischung aus Belus­ti­gung und Respekt auf­ge­nom­men.

IMG_0943

Ein beson­de­res Kapi­tel sind die Musik­ka­pel­len, die von einer Hoch­zeit zur ande­ren tin­geln. Zu ihnen gehö­ren jun­ge Tän­ze­rin­nen, die in ihren abge­schnit­te­nen Jeans, auf­rei­zen­den Blu­sen und stark geschminkt, inmit­ten der tra­di­tio­nell geklei­de­ten Hoch­zeits­gäs­te, gera­de­zu por­no­gra­phisch wir­ken. Die Musik weist immer noch vie­le tra­di­tio­nel­le Ele­men­te auf, doch je mehr Geld der Hoch­zeits­ge­sell­schaft zur Ver­fü­gung steht, des­to moder­ner wird die Musik. Reg­gae- und Dis­co-Anklän­ge sind durch­aus erwünscht. Das erzeugt bis­wei­len einen schar­fen Kon­trast: auf der einen Sei­te die jun­ge Kapel­le mit den auf­rei­zen­den Tän­ze­rin­nen und dem unver­meid­li­chen Bob Mar­ley als Deko auf der Trom­mel – auf der ande­ren Sei­ten die Hoch­zeits­gäs­te in ihren tra­di­tio­nel­len Gewän­dern.

Auf der letz­ten Hoch­zeit blo­ckier­ten wir mit 150 Hoch­zeits­teil­neh­mern den High­way. Lau­ter eupho­ri­sier­te Men­schen auf Scoo­tern und Motor­rä­dern, ange­führt vom Braut­paar in einem Jeep und einem Trans­por­ter, auf dem eine gigan­ti­sche Musik­an­la­ge mit Live­mu­si­kern unser Kom­men ankün­dig­te. Die Poli­zei konn­te nur das aller­größ­te Cha­os ver­hin­dern; hier herrsch­te der Clan. Ange­sichts sol­cher Erfah­run­gen wähn­te ich mich manch­mal wie in einem Traum.

IMG_0976

In den nächs­ten Wochen kauf­te ich mir regel­mä­ßig neue Sarongs. Die Frau­en, die Sarongs ver­kauf­ten, beka­men schon leuch­ten­de Augen, wenn sie mich sahen. Einer ist aus schwar­zer Sei­de mit einem Gold­rand, der nur bei Hoch­zei­ten getra­gen wird – dazu erstand ich den dazu­ge­hö­ri­gen tra­di­tio­nel­len Frack, eine Art Schär­pe und Tücher, die kunst­voll als Kopf­be­de­ckung gebun­den wer­den und lieh mir einen Dolch. Ich wur­de nun bei jeder Gele­gen­heit zu Hoch­zei­ten ein­ge­la­den. Am Ende woll­te man auch mich ver­kup­peln. Ein wenig fühl­te ich mich schon wie ein Teil der Fami­lie.

Ich leb­te in die­sen Tagen im Jetzt. Mit jedem Tag fühl­te ich mich in mei­nem Homestay mehr zu Hau­se. Das Homestay war Anzie­hungs­punkt für vie­le span­nen­de Rei­sen­de. Sel­ten in mei­nem Leben habe ich der­ma­ßen vie­le gute Men­schen ken­nen­ge­lernt, so gute Gesprä­che geführt und fand so leicht zu den unter­schied­lichs­ten Arten von Men­schen. Ich war durch­läs­sig wie ein Schwamm und sog alles in mich hin­ein. Ich war oft über­dreht, manch­mal droh­te mei­ne Stim­mung zu kip­pen, doch es gelang mir, ein fra­gi­les Gleich­ge­wicht zu hal­ten. Ich war glück­lich wie sel­ten.

IMG_0600

Ich ver­trau­te mei­ner Intui­ti­on und zeig­te mei­ne Gefüh­le offen. Mein Haupt­be­zugs­punkt blieb die Gast­fa­mi­lie. Ich war in einen Raum direkt neben der Fami­lie gezo­gen und war nun mit­ten im Gesche­hen. Schon am Mor­gen zogen mich die strah­len­den Gesich­ter in den Tag.

IMG_0711

Ich wur­de für mei­ne Ver­hält­nis­se zu einem Früh­auf­ste­her. Doch wenn ich gegen acht Uhr das Licht des Tages erblick­te, war die Fami­lie schon seit Stun­den auf den Bei­nen. Sie erwach­te mit dem Ruf des Muez­zins um 4.30 Uhr. Mit dem Son­nen­auf­gang mach­te sich an die Arbeit auf dem Feld oder ums Haus. Wenn ich vor das Homestay trat, um die Nach­barn zu begrü­ßen, hat­te jeder ein Lächeln für mich übrig. Die Fami­lie staun­te über die Atmo­sphä­re, die ich mir in mei­nem Zuhau­se schuf.

IMG_0604 IMG_0618

Nach­dem man mich gele­gent­lich bei ein­fa­chen Yoga­übun­gen gesich­tet hat­ten, nann­ten sie mich „Yoga“. Manch­mal ver­trau­ten sie mir ein Baby an. Als ich zwi­schen­zeit­lich mei­ne Kre­dit­kar­te ver­lo­ren hat­te, stand ich nach vier Wochen mit der kom­plet­ten Mie­te für das Zim­mer und den Scoo­ter in der Krei­de. Obwohl es sich schwie­rig gestal­te­te, an neu­es Geld zu gelan­gen, über­rasch­te mich Ojang nach einem Besuch in der Stadt mit einer kom­plet­ten Gar­ni­tur neu­er Klei­dung – als Geschenk. Da sie wuss­ten, dass ich kaum Bar­geld hat­te, durf­te ich mich an ihrem Essen bedie­nen, wann immer ich woll­te. Es waren sol­che Ges­ten, die mich fast zu Trä­nen rühr­ten. So komisch es klingt: Neben kur­zen Abste­chern zum Schwim­men ver­brach­te ich gera­de mal drei hal­be Tage am Strand. Zu sehr genoss das sel­te­ne Gefühl, mich hei­misch zu füh­len. Ich hat­te mich rich­tig schön ein­ge­rich­tet. Mein Pracht­stück war ein wun­der­schö­ner Gane­sha (der Hin­du-Gott mit dem Ele­fan­ten­kopf), der aus einem Baum­stamm geschnitzt wor­den war.

IMG_0144

IMG_0416 IMG_0415 IMG_0872 IMG_0399

Nun hat­te ich neben mei­ner Biblio­thek und dem Koch­ge­schirr sogar mei­nen eige­nen Tem­pel. Mor­gens aß ich mei­nen obli­ga­to­ri­schen Pfann­ku­chen und sam­mel­te Hibis­kus­blü­ten für mei­nen Tem­pel. Den Tisch vor mei­nem Zim­mer hat­te ich außer­dem mit Muscheln, Ker­zen, Post­kar­ten und eini­gen Sarongs deko­riert. Ich ent­zün­de­te Räu­cher­stäb­chen, abends brann­ten Ker­zen und immer lief Musik. Abends rich­te­te ich für den Hund der Fami­lie ein Nacht­la­ger her.

Wie­der ein­mal wur­de deut­lich, was für Ener­gie in mir steckt, wenn es mir gelingt, das Gedan­ken­ka­rus­sell in mei­nem Kopf zum Still­stand zu brin­gen und den Kampf zwi­schen den ver­schie­de­nen Antei­len in mir zeit­wei­lig zu befrie­den.

Gele­gent­lich begab ich mich auf psy­che­de­li­sche Rei­sen. Die Pil­ze wach­sen wäh­rend der Regen­zeit in rau­en Men­gen. Die Zeit im Hima­la­ya und die Erfah­run­gen am Rin­ja­ni und wäh­rend unse­res Boottrips waren für mich stark spi­ri­tu­ell geprägt. Ich fühl­te mich der Natur so nahe wie lan­ge nicht mehr. Ich emp­fand tie­fe Lebens­freu­de. Die Trips waren kei­ne Par­ty­lau­nen, son­dern tie­fe, bis­wei­len mys­ti­sche Erfah­run­gen, Ritua­le. Es war mei­ne Art, mich für das zu bedan­ken, was mir auf die­ser Rei­se an Gutem wider­fah­ren war, und dass es mir end­lich gelang, Lie­be anzu­neh­men und an ande­re zu ver­schen­ken, ohne irgend­ei­ne Gegen­leis­tung zu erwar­ten. Die­ses Bedürf­nis kam aus mei­nem Inners­ten. Ich erin­ner­te mich der Toten, die ich geliebt hat­te und ließ eine Ker­ze für sie bren­nen. Manch­mal saß ich wäh­rend die­ser Astral­rei­sen auf mei­nem gemüt­li­chen Lager, das ich mir jedes Mal neu vor mei­nem Zim­mer arran­gier­te, und fühl­te mich in der Glut­hit­ze der tro­pi­schen Nacht und der Ker­zen wie ein Scha­ma­ne. Auch inner­lich glüh­te ich. Der Baba in mir jauchz­te.

Manch­mal betrach­te­te ich den tro­pi­schen Him­mel und fühl­te mich in der Zeit zurück­ver­setzt, in einen Erfah­rungs­ho­ri­zont, der Bestand hat­te, bevor uns die Wis­sen­schaf­ten die Welt schein­bar erklärt haben, und den wir ver­lo­ren hat­ten. Ich ver­such­te mich in mei­ne Vor­fah­ren hin­ein­zu­ver­set­zen, die gera­de aus ihrer Höh­le tra­ten. Die Gewalt der Ele­men­te berausch­te und ängs­tig­te sie. Ein Zustand jen­seits des Den­kens. Pures Sein. Dann fiel es mir leicht zu ver­ges­sen, wie sehr wir uns von unse­rem natür­li­chen Seins­zu­stand ent­fernt haben. Dort­hin zog es mich zurück.

 

Expe­di­tio­nen

 

IMG_0203

Beson­de­re Erfah­run­gen waren auch mei­ne Aus­flü­ge in den Süd­wes­ten der Insel. Es waren Expe­di­tio­nen ins Unbe­kann­te, Grenz­über­schrei­tun­gen im bes­ten Sin­ne. Nur weni­ge Kilo­me­ter ost­wärts endet das tou­ris­tisch erschlos­se­ne Lom­bok.

IMG_0196

Jen­seits gab es noch drei Surfspots, die gele­gent­lich von aben­teu­er­lus­ti­gen Sur­fern ange­steu­ert wur­den, und eine Hand­voll teu­rer Resorts. Es war schwie­rig, Eng­lisch spre­chen­de Ein­hei­mi­sche zu fin­den. Es gibt reich­lich Gele­gen­heit, sich zu ver­fah­ren. Gleich bei mei­ner ers­ten Tour ver­lor ich radi­kal die Ori­en­tie­rung und lan­de­te am Ende an zwei atem­be­rau­ben­den Orten, an denen ich der ein­zi­ge Mensch weit und breit war.

IMG_0202

IMG_0209 IMG_0230 IMG_0251 IMG_0207 IMG_0225

Manch­mal fuhr ich 10 Stun­den auf dem Scoo­ter. Immer wei­ter. Kei­ne Limits. Dann muss­te ich stun­den­lang in der Dun­kel­heit zurück fah­ren. Es war ein Draht­seil­akt. Auf der einen Sei­te ergriff mich ein Gefühl der Frem­de, das ich in die­ser Inten­si­tät sel­ten gespürt hat­te, ande­rer­seits war es das Aus­le­ben mei­nes Ent­de­cker­triebs, was mich in einen wah­ren Freu­den­tau­mel ver­setz­te.

IMG_0829 IMG_0262

IMG_0164 IMG_0824

Auf einer Tour gelang­te ich in ein Dorf, das so abge­le­gen war, dass hier seit Jah­ren kein Aus­län­der mehr vor­bei­ge­kom­men war. Ent­spre­chend waren die Reak­tio­nen der Kinder.Sie umring­ten mich und ich bedau­er­te, kein Indo­ne­sisch zu spre­chen.

IMG_0786 IMG_0791

IMG_0796

An einem ein­sa­men Strand sah ich Ein­hei­mi­schen beim Ver­la­den von Sea­weed zu:

IMG_0803

Dann wie­der wur­de ich von Hir­ten am Strand auf einen Wein ein­ge­la­den. In der Regen­zeit konn­te sich das Wet­ter inner­halb kür­zes­ter Zeit radi­kal ver­än­dern und hef­ti­ge Regen­güs­se und Stür­me feg­ten mich fast von der Stra­ße. Oft konn­te ich mich gera­de noch irgend­wo unter­stel­len. Wenn es gar nicht auf­hör­te zu reg­nen, blieb mir nur im strö­men­den Regen zurück­zu­fah­ren. Mil­lio­nen von Frö­schen waren plötz­lich auf den Stra­ßen. Ich fuhr fast wie blind.

 

Der Oze­an

 

IMG_0766

IMG_0819 IMG_0723 IMG_0681

Ein paar Mal ging ich Body­sur­fen. Ich weiß genau, wie schnell ich dem Surf-Sport ver­fal­len wür­de. Ein­mal in den Wogen, kriegt mich kei­ner mehr aus dem Was­ser. Wel­len sind mein Ele­ment. Die Urge­walt des auf­ge­peitsch­ten Oze­ans hat mich schon immer fas­zi­niert. Es gibt kaum etwas, das mich so sehr berauscht wie das Spiel mit der Bran­dung; ein Spiel, das jeder­zeit kip­pen kann. Ein Gefühl, das mir mei­ne Leben­dig­keit inten­siv ver­ge­gen­wär­tigt: Der Kick zwi­schen Eksta­se und Panik, der pure Gegen­wart und Kon­zen­tra­ti­on erzwingt. Der Ver­stand steht still. Pures Sein. Ich lie­be es, mich gegen den Sog der Wel­le zu stel­len und pfeil­schnell auf dem Kamm der Wel­le dem Strand ent­ge­gen zu rasen. Die Stun­den ver­ge­hen wie im Flug. In einer Sekun­de füh­le ich mich völ­lig erschöpft, im nächs­ten von Ener­gie durch­strömt. Das gehört zu den macht­volls­ten und zugleich demü­tigs­ten Emp­fin­dun­gen, die ich ken­ne.

Die Lek­tio­nen waren ein­drück­lich: Ich brauch­te allein 45 Minu­ten, um zu der Wel­le zu gelan­gen. Alle ande­ren waren mit dem Board drau­ßen und blick­ten ver­wun­dert auf den komi­schen Kerl ohne Brett. Direkt vor dem Riff muss­te ich kämp­fen, um nicht von der Bran­dung auf dem Riff zer­schmet­tert zu wer­den – bis zur völ­li­gen Erschöp­fung. Erst die Krämp­fe zogen mich zum Strand zurück.

 

Dunk­le Schat­ten am Hori­zont

 

Die Lebens­be­din­gun­gen der Men­schen ver­än­dern sich vie­ler­orts in einer atem­be­rau­ben­den Geschwin­dig­keit. Mit dem Tou­ris­mus hat auch die Gier auf der Insel Ein­zug gehal­ten. Land­be­sit­zer in den tou­ris­tisch erschlos­se­nen Gebie­ten kön­nen der Ver­su­chung kaum wider­ste­hen, ihr Land zu ver­kau­fen. Die Prei­se haben sich ver­viel­facht – und ein Ende des Real-Estate-Booms ist nicht in Sicht. In Sen­gi­gi an der West­küs­te ist die­ser Pro­zess weit­ge­hend abge­schlos­sen. An der Süd­küs­te hat der Aus­ver­kauf längst ein­ge­setzt. Im Hin­ter­land der Küs­te ent­ste­hen luxu­riö­se Vil­len. Auf mei­nen Erkun­dungs­fahr­ten sind mir immer wie­der rei­che Rus­sen, Japa­ner, Aus­tra­li­er oder US-Ame­ri­ka­ner begeg­net, die nach einem Ort suchen, um ihren Traum zu ver­wirk­li­chen. Das schafft natür­lich Neid bei denen, die nicht davon pro­fi­tie­ren und sich die­se Ent­wick­lung aus der Fer­ne anse­hen müs­sen.

Erst nach mei­ner Rück­kehr habe ich die Plä­ne zur Erschlie­ßung des Are­als zwi­schen Kuta und Gerupuk recher­chiert und bin auf den Man­da­li­ka-Mas­ter­plan gesto­ßen. Mit Ent­set­zen muss­te ich fest­stel­len, dass die detail­lier­ten Plä­ne mei­ne schlim­men Befürch­tun­gen noch über­stei­gen. Wie­der wird ein exklu­si­ver Traum für eine klei­ne Schicht von Rei­chen ver­wirk­licht. Mit Golf­platz, dem Feri­en­club Med, Luxus­re­sorts, eige­nem Sicher­heits­dienst und pri­va­ten Vil­las. Es war der­sel­be Wahn, der Kam­bo­dschas Küs­te mit sei­nen Inseln bald in ein exklu­si­ves Para­dies ver­wan­deln wür­de. Inklu­si­ve Casi­nos, Ten­nis­plät­zen und Direkt­ver­bin­dun­gen in die gro­ßen Metro­po­len. Wür­de es für immer so wei­ter­ge­hen und am Ende alles auf dem Altar des Kom­mer­zes geop­fert wer­den? Es wür­de wie immer sein: ein klei­ner Teil der Ein­hei­mi­schen wür­de pro­fi­tie­ren und der Rest wür­de sei­ne Hei­mat in Zukunft fast wie Frem­de betrach­ten. Was für eine Ambi­va­lenz: Die „West­ler“ zer­stö­ren mit­tel­fris­tig das, was sie suchen – ein erst vor Jah­ren erschlos­se­nes Para­dies; vie­le Ein­hei­mi­schen nei­den genau das, was sie zer­stört.

IMG_0304

Die Prei­se für Bau­ma­te­ria­li­en haben deut­lich ange­zo­gen. Beson­ders hart getrof­fen hat das die Besit­zer der klei­nen Restau­rants und Geschäf­te, die sich am Strand von Kuta ange­sie­delt hat­ten. Sie waren ent­eig­net wor­den; man hat­te ihre Exis­tenz mit dem Bag­ger ver­nich­tet und ihnen deut­lich schlech­te­res Bau­land zuge­wie­sen – sonst gab es kei­ne Ent­schä­di­gung. Für vie­le war es schwie­rig oder unmög­lich, die Kos­ten für ein neu­es Gebäu­de auf­zu­brin­gen. Genau hier wür­de die »par­king area« für das nächs­te Dis­ney­land ent­ste­hen.

Die Men­schen wen­den sich immer stär­ker mate­ri­el­len Wer­ten zu. Sta­tus­sym­bo­le wer­den immer wich­ti­ger. Es ist kein Zufall, dass sich vie­le mei­ner jun­gen Freun­de mit Geld und Han­dys auf ihren Pro­fil­bil­dern in sozia­len Netz­wer­ken zei­gen.

Ein­mal besuch­te ich einen Antique Shop am Ran­de von Kuta – ange­zo­gen von den schö­nen Expo­na­ten vor dem Geschäft. Die Prei­se waren für ver­mö­gen­de Tou­ris­ten und Aus­stei­ger aus­ge­legt. Ich kam mit dem Besit­zer ins Gespräch. Die Gier sprang ihm fast aus den Augen. In sei­nem Mund glit­zer­ten Gold­zäh­ne. Ich woll­te gera­de gehen, als mir ein Bild über sei­nem Schreib­tisch auf­fiel. Die Land­schaft kam mir sehr bekannt vor. Und ich lag rich­tig. Es war in einer abge­le­ge­nen Regi­on des Süd­wes­tens auf­ge­nom­men wor­den. Der Mann berich­te­te mir, dass sein aus­tra­li­scher Chef dort vor 20 Jah­ren Land gekauft hat­te, das jetzt ein Ver­mö­gen wert sei. Ich ver­wi­ckel­te ihn in ein Gespräch über die Fol­gen die­ser Spe­ku­la­ti­on mit Land, die viel­leicht ein­zel­nen nut­zen moch­te, für die Insel­ge­mein­schaft aber eine Kata­stro­phe war. Den gro­ßen Rei­bach machen meist gro­ße Kon­zer­ne. Oft wer­den dabei Men­schen aus ihrer Hei­mat ver­trie­ben. Die Chan­ce, das Land im Sin­ne der nächs­ten Gene­ra­ti­on zu nut­zen, wird immer mehr ver­spielt. Er erzähl­te mir, dass er selbst gro­ße Län­de­rei­en besaß, die er ger­ne ver­kauft hät­te. Er war sich sogar schon mit einem Inves­tor einig gewor­den. Eine Mil­li­on Dol­lar hat­te der gebo­ten. Ich konn­te die Dol­lar­zei­chen in sei­nen Augen auf­blit­zen sehen. Er hät­te so ger­ne einen gro­ßen Jeep gekauft, all sei­ne Träu­me ver­wirk­licht. Doch sei­ne Kin­der hat­ten ihr Veto ein­ge­legt und der Ver­kauf war nicht zustan­de gekom­men. Ich lob­te die Kin­der für ihre Weit­sicht. Er schau­te ein wenig betre­ten drein, mur­mel­te, dass sie viel­leicht recht gehabt hat­ten, stieg auf sein edles Motor­rad und braus­te davon.

Ich führ­te vie­le sol­cher Gesprä­che. Das wirk­te zwangs­läu­fig ein wenig skur­ril: Da kommt einer aus der deka­den­ten Ers­ten Welt, nach der so vie­le stre­ben, und kri­ti­siert die Gier in der Drit­ten. Natür­lich muss­te das absurd erschei­nen. Aber wir haben bereits gese­hen, wohin die Gier führt. Immer mehr Men­schen erken­nen, dass wir nicht glück­li­cher wer­den, son­dern immer abhän­gi­ger vom schnel­len Glück. Umso wich­ti­ger schien es mir, die­ser Hal­tung Aus­druck zu geben; ganz gleich, wo ich bin. Schließ­lich geht es um glo­ba­le Fra­gen. Zugleich inter­es­siert mich das Schick­sal der Insel und sei­ner Bewoh­ner sehr. Immer wie­der fra­ge ich mich, was ich und ande­re den Leu­ten, die über­all das gro­ße Rad dre­hen, ent­ge­gen­set­zen kön­nen.

Doch noch sind wir nicht genug und die­je­ni­gen, die mit fieb­ri­gen Augen die­sen Fort­schritt begrü­ßen, ken­nen noch nicht das Ende vom Lied. Wenn sie es hören kön­nen, wer­den vie­le Ent­wick­lun­gen nur noch schwer umkehr­bar sein. Die Pro­fi­teu­re wer­den sich mit Klau­en weh­ren, irgend­et­was von ihren neu­en Pfrün­den wie­der her­zu­ge­ben. Die Insel steht vor einer Zer­reiß­pro­be: auf der einen Sei­te steht eine rasan­te Moder­ni­sie­rung und der Ein­zug der Mas­sen­tou­ris­mus; auf der ande­ren ein Erstar­ken eines ortho­do­xen Islam mit aus­ge­spro­chen tra­di­tio­nel­len Wer­ten. Man muss kein Hell­se­her sei­en, um hef­ti­ge Span­nun­gen auf­kom­men zu sehen. 2002 und 2005 hat­ten sich die­se Span­nun­gen in Kuta auf Bali in ver­hee­ren­den Bom­ben­an­schlä­gen ent­la­den. Auch sonst ist die Par­al­le­le erschre­ckend. Diessel­be Fir­ma, die einst Kuta auf Bali »ent­wi­ckelt« hat, ist wie­der am Werk. Das ande­re Kuta ist längst zum Inbe­griff des Mas­sen­tou­ris­mus gewor­den. Der Ver­kehrs­in­farkt ist Rea­li­tät, die schma­len Gas­sen wim­meln von auf­dring­li­chen Geschäf­te­ma­chern, die Pro­sti­tu­ti­on blüht. Ein bun­tes Par­ty­volk tor­kelt im Voll­suff durch die Stra­ßen, wenn sie nicht gera­de die all­ge­gen­wär­ti­gen Märk­te plün­dern. Die Aus­tra­li­er fei­ern hier ihren Spring Break. Man muss schon sehr genau hin­se­hen, um noch irgend­ei­ne Bebau­ungs­lü­cke zu ent­de­cken, auf der nicht gera­de ein neu­es Hotel ent­steht. Das Nacht­le­ben schil­lert in allen Far­ben, Tech­n­obäs­se vibrie­ren, Auf­putsch­mit­tel wer­den vor den Dis­ko­the­ken ver­kauft. Schril­le Pop­mu­sik domi­niert, grel­le Leucht­re­kla­men blen­den und die Fast­food-Ket­ten machen Kas­se. Hard Rock Cafe hat sich ange­sie­delt. In jedem klei­nen Super­markt steht ein eige­ner Bank­au­to­mat.

Wenn ich dann wie­der an Süd­lom­bok den­ke, das gera­de aus sei­nem Dorn­rös­chen­schlaf erwacht und dem eine vor­sich­ti­ge Ent­wick­lung sei­ne See­le bewah­ren könn­te, möch­te ich laut schrei­en. Noch immer kann ich mir nicht vor­stel­len, dass die­ser Ort ver­lo­ren geht, wie so vie­le vor ihm. Da trös­tet mich auch nicht, dass der Traum viel­leicht irgend­wann aus­ge­träumt sein wird und wie­der Ruhe ein­keh­ren wird. Auch dann wür­de es nie mehr wer­den, wie es einst war. War­um lässt man den Men­schen nicht die Chan­ce, das Tem­po der Ver­än­de­rung mit­zu­be­stim­men? Wer­den die­se ver­fluch­ten Hun­de denn nie satt? Mir wäre egal was sie tun, wenn sie nicht ande­ren den Raum zum Atmen neh­men wür­den.

 

Abschied

 

IMG_0757

Mit wel­cher Selbst­ver­ständ­lich­keit Lom­bok mit sei­nen Men­schen mein Herz erobert hat, war atem­be­rau­bend. Ich war über­wäl­tigt, dass es trotz feh­len­der Indo­ne­sisch-Kennt­nis­se mög­lich war, so tief in eine loka­le Gemein­schaft ein­zu­tau­chen – dem Herz der Insel. Mir wider­fuh­ren jeden Tag her­aus­for­dern­de, wun­der­vol­le und inti­me Erfah­run­gen. Ich hat­te vor Wild­frem­den getanzt, das Unbe­kann­te erforscht, war glück­lich, nach­denk­lich, eksta­tisch, melan­cho­lisch, berauscht  – ich hat­te das gan­ze Spek­trum mensch­li­cher Erfah­rung erlebt. Zum Abschied ver­an­stal­te­te ich ein klei­nes Grill­fest. Als ich mich über die holp­ri­ge Stra­ße von mei­nem Zuhau­se weg­be­weg­te, war ich trau­rig und glück­lich zugleich. Es war die Zeit mei­nes Lebens. Ich hof­fe, ich kann irgend­wann wie­der vor dem Homestay ste­hen und mit einem Strah­len auf dem Gesicht unschul­dig nach einem Zim­mer fra­gen. Ich hof­fe sehr, dass sich die Insel trotz all die­ser bedroh­li­chen Ent­wick­lun­gen etwas von ihrem Zau­ber erhal­ten kann. Vor allem den Men­schen auf der Insel wün­sche ich das!

IMG_0734

Es war einer die­ser Orte, die mich zum Blei­ben ein­ge­la­den hat­ten. Mir erschien es so, als hät­te ich mit all mei­nem Rei­sen, mit all mei­nem Erwar­ten, ja Seh­nen, nichts ande­res im Sinn gehabt, als hier anzu­kom­men, mich zu set­zen und Ruhe zu fin­den. Zugleich war mir bewusst, wie schwie­rig, ja fast unmög­lich mein Wunsch war, so dass Freu­de und Trau­er sich misch­ten. Mir wur­de immer deut­li­cher bewusst, wie sehr das gleich­zei­ti­ge Seh­nen nach Auf­bruch und Ruhe an einem Men­schen zer­ren kann, bis er schließ­lich zu zer­rei­ßen droht. Denn noch trieb mich die Mage der Suche immer wei­ter.

IMG_0722

 

Die Berich­te von den Aben­teu­ern des Bab­as und Abduls bei der Bestei­gung des Rin­ja­ni und wäh­rend ihrer Boots­tour nach Sum­ba­wa, Komo­do und Flo­res sind eben­falls als Rei­se­de­pe­schen ver­öf­fent­licht:

zum Feu­er­gott: die Bestei­gung des Rin­ja­ni auf Lom­bok

Boots­tour zu den klei­nen Sun­da-Inseln: Die Tita­nic, der Pirat und die Dra­chen


Antworten

  1. Avatar von Reisetiger

    Schö­ner Arti­kel! Wir waren von Lom­bok auch total begeis­tert und gera­de die Strän­de um Kuta sind mit die schöns­ten die wir in vier Mona­ten in Süd­ost­asi­en gese­hen haben . Toll, dass du auch so vie­le unge­wöhn­li­che Erfah­run­gen gemacht hast! Da könn­te ich direkt wie­der losreisen…Viel Spaß wei­ter­hin!

    1. Avatar von Oleander Auffarth

      Vie­len Dank! Die Süd­küs­te ist wirk­lich unglaub­lich. Ich ver­mis­se Lom­bok und sei­ne Men­schen noch immer und träu­me mich regel­mä­ßig dort­hin. Lie­be Grü­ße! Ole­an­der

  2. Avatar von Maximilian
    Maximilian

    Wow, der Arti­kel ist ja ein hal­bes Buch, mit dem Inhalt meh­re­rer Bücher. Man kann ein klein wenig erah­nen, welch inten­si­ve Erfah­run­gen du gemacht haben musst. Lom­bok steht auch bei mir auf der Lis­te der noch zu berei­sen­den Zie­le, bis Bali bin ich schon gekom­men und auch dort ist es – wenn man sich aus­ser­halb der vie­len Tou­ris­ten­pfa­de bewegt – fast nicht zu ver­mei­den, die eine oder ande­re spi­ri­tu­el­le Erfah­rung zu machen – sofern man mit sol­chen Din­gen etwas anfan­gen kann. Aller­dings muss man nicht ver­rei­sen um einen spi­ri­tu­el­len Weg ein­zu­schla­gen, man möch­te es kaum glau­ben, aber ich mache der­lei Erfah­run­gen oft genug im Auto auf dem Heim­weg von der Arbeit … aber das ist ein ande­res The­ma.

    Die gesell­schaft­li­chen Abgrün­de die du schil­derst, sind so oder so ähn­lich in allen Gesell­schaf­ten zu fin­den, deren meist jun­ge Mit­glie­der mit dem alt­her­ge­brach­ten Lebens­stil bre­chen und dem Aben­teu­er fol­gen – oder dem was sie dafür hal­ten. Das ist in Deutsch­land nicht anders als in Indo­ne­si­en. Schnell ist der Grat zwi­schen Selbst­fin­dung und Selbst­auf­ga­be in die fal­sche Rich­tung über­schrit­ten. Aber das pas­siert auch dem erz­kon­ser­va­ti­ven Ban­ker oder dem Work­a­lo­lic. Nur dass deren Absturz mit dem Mode­wort des Burn­out gesell­schafts­fä­hig gemacht wur­de – wer auf Dro­gen abstürzt ist dage­gen ein Asso­zia­ler …

    Wie auch immer, Indo­ne­si­en ist für mich ein span­nen­des Pflas­ter und auch eines das mir Angst macht. Gera­de die reli­giö­sen Span­nun­gen kön­nen sich dort sicher­lich sehr hef­tig ent­la­den. Immer dann wenn Armut und Reich­tum gegen­über­ste­hen und sich skru­pel­lo­se Macht­hung­ri­ge der Reli­gi­on bedie­nen um ihren eige­nen Stand zu fes­ti­gen, wird es zwangs­läu­fig hef­tig – in jedem Land.

    Aber Indo­ne­si­en wird mich hof­fent­lich bald wie­der­se­hen und auch Lom­bok wer­de ich dann besu­chen. Bis dahin bleibt mir eine Kom­bi­na­ti­on aus der goog­le Bild­su­che, Wiki­pe­dia, Wiki­tra­vel, Sun­da Spi­rit, Büchern und natür­lich Blogs wie die­sem hier um die größ­te Sehn­sucht erträg­lich zu machen.

    Lie­be Grü­ße aus dem (erz­kon­ser­va­ti­ven) Vor­al­pen­land
    Max

    1. Avatar von Oleander Auffarth

      Hal­lo Max! Ein Hang zur umfang­rei­chen Repor­ta­ge ist mir kaum abzu­spre­chen 😉 Mir war es wich­tig, die Viel­schich­tig­keit der Insel, die ich ken­nen­ler­nen durf­te, dar­zu­stel­len, zugleich auf Ent­wick­lun­gen ein­zu­ge­hen, die ich immer wie­der beob­ach­ten konnte/​musste. Selbst­ver­staend­lich kann man in Bali wei­ter­hin spi­ri­tu­el­le Erfah­run­gen machen und ich gebe Dir auch abso­lut recht, dass man kei­nes­wegs in die Fer­ne zie­hen muss, um sol­che Erfah­run­gen zu machen. Etwas anders sehe ich den Ver­gleich zwi­schen Deutsch­land und Indo­ne­si­en. Zwar sind es in der Tat aehn­li­che Ent­wick­lun­gen die ablau­fen, aber der gros­se Unter­schied ist doch, in wel­cher Geschwin­dig­keit sich die­se Pro­zes­se voll­zie­hen. Der gesell­schaft­li­che Wan­del, der sich in Deutsch­land seit den 60ern voll­zo­gen hat, voll­zieht sich in Indo­ne­si­en wie eine Erup­ti­on bin­nen weni­ger Jah­re. Und das im Ange­sicht einer erheb­lich koner­va­ti­ve­ren Eltern­ge­nera­ti­on. In gewis­ser Hin­sicht ist die­se Rebel­li­on wohl eher mit dem Auf­ein­an­der­pral­len unter­schied­li­cher Wel­ten in Zei­ten der 68er und Hip­pies zu ver­glei­chen, nur dass die moder­ne Welt sich noch wesent­lich schnel­ler dreht als damals.
      Prin­zi­pi­ell hal­te ich Indo­ne­si­en fuer ein tole­ran­tes mus­li­mi­sches Land, Aus­wuech­se wie in Aceh sind sicher die Aus­nah­me. Aber der Ein­fluss aus den Golf­staa­ten und Sau­di-Ara­bi­en machen mir Sor­ge.
      Den­noch ist wich­tig, das Bild nicht zu ver­zerrt war­zu­neh­men, die Radi­ka­len sind eine Min­der­heit. In Marok­ko darf ich gera­de wie­der einen sehr tole­ran­ten und span­nen­den mus­li­mi­schen Kul­tur­kreis ken­nen­ler­nen.
      Dir viel Glueck und span­nen­de Erfah­run­gen auf Dei­nen naechs­ten Rei­sen. Es lebe die Sehn­sucht!
      Lie­be Grues­se ins Erz­kon­ser­va­ti­ve 🙂 Ole­an­der

  3. Avatar von Sam

    Dan­ke für dei­ne aus­führ­li­che Geschich­te ole­an­der! Mei­ne Geschich­te ver­lief sehr ähn­lich, ich habe in Myan­mar mei­ne spi­ri­tu­el­le Sei­te ent­deckt und in homestays in Indo­ne­si­en sowie in den Phil­ip­pi­nen wei­ter­ent­wi­ckelt. Sogar das her­um expe­ri­men­tie­ren mit Pil­zen ver­lief bei mir sehr ähn­lich. Es fällt mir sehr schwie­rig die­se Ent­wick­lung in Wor­te zu fas­sen, schön das du es geschafft hast. Du sprichst mir echt aus der See­le, groß­ar­tig zu lesen das es ande­ren ähn­lich erging.

    Gib unbe­dingt bescheid wenn du in der nahe von der Schweiz bist, wäre sicher span­nend sich zu tref­fen!

    1. Avatar von Oleander Auffarth

      Hal­lo Sam! Vie­len Dank fuer Dei­nen Kom­men­tar! Freut mich sehr, dass Du Dich in der Repor­ta­ge wie­der­ent­de­cken konn­test; ich hof­fe, dass ich im Som­mer mal einen Abste­cher in die Schweiz machen kann, wird ohne­hin Zeit, dass ich mich dort wie­der bli­cken las­se. Einst­wei­len lie­be Grues­se aus Marok­ko! Ole­an­der

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert