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Eine 3‑tägige Wanderung führte uns in eine andere Welt: uns erwarteten ein gigantischer Vulkansee mit einem perfekt geformten Vulkankegel, über dem eine weiße Rauchfahne hängt, heiße Quellen und die abenteuerliche Besteigung des Gipfels durch dichten Nebel, Dunkelheit und feuchten Vulkansand…
Nach gerade mal 2 Stunden Schlaf, begann unsere Reise im Süden Lomboks vor Sonnenaufgang. Wir durchquerten im Auto zunächst dichten Dschungel und Mattaram, die Hauptstadt der Nachbarinsel von Bali. Danach fuhren wir an der Westküste entlang, bis wir wieder landeinwärts fuhren, um schließlich Senaru zu erreichen. Dort nahmen wir einen Bananen-Pfannkuchen und Lombok-Kaffee zu uns. Um uns herum wucherte eine tropische Landschaft mit Bananen, Avocado- und Mangobäumen, die in der reichen Vulkanerde prächtig gedeihen. Anschließend stießen wir zu unserer Gruppe. Wir waren zu acht, dazu kam Addy unser Führer, den ich aus nachvollziehbaren Gründen fortan lieber Guide nenne, und drei Träger.
Die erste Etappe unserer Wanderung führte durch tiefen Schlamm, bevor wir den Eingang des Rinjani-Nationalparks erreichten. Hier betraten wir den Dschungel. Mit der Machete war ein Weg freigeschlagen worden.
Wurzeltreppen führten uns an mächtigen Bäumen, Affen, einer Eule und Zikaden mit ihren schrillen Sirenen vorbei. Ich ließ mich etwas zurückfallen, um die Geräuschkulisse in mich aufzusaugen. Die Affen kamen nun näher – unsere Gruppe hatte sie eher in die Flucht geschlagen.
Ich war bezaubert.
Bei der ersten Mahlzeit, berichtete mir mein Kompagnon Ulf von den Überlegungen der Gruppe zu meiner Person: Wer war dieser bärtige, langhaarige Mann in der orangefarbenen Tracht, der Monate in Indien verbracht hatte und der von Meditation sprach, als man ihn fragte, warum er so langsam gegangen war?
Verstärkt wurde die Irritation durch die koketten Scherze, die Ulf, Thomas (der uns seit Bali begleitete) und ich über das “Baba Life” betrieben. Für mich ist das mehr als ein Spiel – ein solches wäre respektlos, aber ohne Selbstironie wäre es nur albern. Ich mag einsam im Himalaya gewandert sein und ja, mich zieht es in eine schamanisch-spirituelle Richtung, aber ich bin kein heiliger Mann und immer noch ein Kind des Westens. Ich war nicht mehr oder weniger als alle Anderen – alles und nichts zugleich.
Jedenfalls fremdelte die Gruppe – noch. Und mir ging es nicht besser. Dies war der erste Treck, den ich NICHT alleine unternahm und ich hatte viel Zeit in Einsamkeit verbracht – in jedem Fall wenig Kontakte zu anderen Westlern gepflegt – ganz bewusst.
Doch ich fand nach und nach eine Balance zwischen Momenten des Alleinseins und Begegnung. Es war wunderbar, einmal eine solche Erfahrung zu teilen – und mit Ulf hatte ich den besten Compadre an meiner Seite, den ich mir vorstellen konnte.
Nach einigen Kilometern wandelte sich die Landschaft das erste Mal radikal. Nach dem Regenwald betraten wir eine Zone, die von zierlichen, moosbewachsenen Bäumen beherrscht wurde.
Und von dichtem Nebel. Er verlieh der Umgebung eine mystische Unschärfe.
Bei der nächsten Rast ”testete” ich das Gepäck unserer Träger, das sie auf einer Holzstange über den Schultern balancierten. Ich schätze die Stange wog zwischen 35 und 40 Kilogramm. Die jungen Männer marschierten damit in Flipflops herum als wäre es nichts.
Der Führer der Kleingruppe, die mit uns parallel lief, war Suleiman, der seit über 20 Jahren immer und immer wieder den Berg bestieg. Kaum vorstellbar!
Es wurde nun steiler und felsiger. Der Nebel lichtete sich langsam und der Blick weitete sich, je höher wir kamen.
Aufgrund der Aussicht auf die sanften grünen Hügel hätten wir uns auch in den schottischen Highlands oder im Auenland befinden können. Die Szenerie wirkte irreal und berauschend zugleich.
Kurz bevor wir den Kraterrand erreichten, klarte der Blick noch weiter auf und gab die Sicht bis zur Küste und den ganzen Weg, den wir bereits zurückgelegt hatten, frei.
Wir hatten nun 2000 Höhenmeter überwunden und befanden uns auf 2600 Höhenmetern über dem Meeresspiegel. Ich wechselte ein paar Worte mit dem Kollegen aus Hong-Kong. Er war von unserem Trip vollkommen begeistert – großer hätte der Kontrast zu seiner Heimatstadt kaum sein können.
Als wir unseren Lagerplatz erreichten, lag der Vulkansee zunächst unter Wolken verborgen – nur die ersten in der Gruppe hatten bereits einen Blick darauf werfen können. Aber mir war nicht bange – ich war mir sicher, dass er sich nochmal zeigen würde. Wir machten Bekanntschaft mit einigen unglaublich freundlichen Einheimischen, die uns auf ein paar Purjoints mit Gras aus Aceh in Sumatra einluden. Instant connection. Dann war es auch für mich soweit; als die Wolkendecke jäh aufbrach, blieb uns nur ungläubiges Staunen ob der Pracht, die uns dargeboten wurde:
Unter uns lag der tiefblaue See. Die Hänge des riesigen Kraterrands, auf dem wir uns befanden, waren dicht bewaldet. Auf einer sternförmigen Halbinsel, thronte der perfekt geformte Vulkankegel, gesprenkelt in einem tiefen, vulkanischen Rotton. Aus dem Vulkan stieg eine weiße Rauchfahne.
Der riesige Krater zeugt von einer riesigen Explosion und erinnerte mich schon allein anhand der Größe entfernt an die mit Meerwasser gefüllte Caldera von Santorin in der Ägäis – doch die Umgebung hätte unterschiedlicher nicht sein können.
Sehr spannend ist auch der Mythos des Rinjani, den vorab gelesen hatte:
“Lange, bevor unsere indonesischen Inseln ihre heutige Form besaßen, begab es sich, dass der Gott des Feuers sich gegen den Gott des Meeres empörte und beide gegeneinander Krieg führten. Ihr müsst wissen, dass dem Gott des Feuers einst die gesamte Erde zu Eigen war. (…) Dann kam der neidische Gott des Wassers. Er ließ es regnen und wollte auf diese Weise alles Land durch seine feuchten Heerscharen, die Wassermassen, erobern. (…) Auszuschließend brach er mit seinen nimmermüden Zähnen Stück um Stück von den Küsten der Kontinente. Seht nur, was von unserem Indonesien übrig blieb: unzählige Inseln! Der Rest des Kontinents hingegen liegt am Meeresboden. Als die Not groß war, riefen unsere bedrängten Urväter (…) den Gott des Feuers zu Hilfe. Jedoch es kam, wie es immer kommt wenn man einen Gewaltigen zum Schutz in sein Haus holt: Der Gott des Feuers half den Malayen wohl gegen die nagende Meeresflut, blieb aber dann im Lande.
Von diesem Tag an mussten die Inselbewohner unter seiner Gewalttätigkeit leiden. Seither müssen in jeder Generation Tausende durch das Feuer sterben, welches er aus der geborstenen Erde schleudert. Aber der Feuergott schuf auch Neuland, denn wenn das ausgespienen Feuer erloschen ist und die geschmolzene Erde erkaltet, verwandelt es regen in fruchtbares Ackerland.(…) Abertausende mussten diese Hilfe gegen des Gott des Wassers mit ihrem blühenden Leben bezahlen! (…)
So maßen sich die beiden herrschsüchtigen Götter miteinander(…). Schließlich waren sie des Kampfes müde. Der Feuergott, Gott Api, zog sich hierauf dorthin zurück, wo er die höchste Burg hat und die gläubigen Massen ihn seit jeher am meisten huldigten und Opfer darbrachten (…), den Rin(d)jani. (…)
Dort oben lebt er seither, jedoch nicht allein. Für den Fall, dass ihn der Wassergott wieder bedrängen sollte, hat sich der Feuergott eine Geisel mit in seine Burg genommen: ein Kind des Meergottes namens Segare Anak. (…) Es ist gefangen, Gott Api hält es in seinem Schlosse hinter hohen Zinnen fest. (…) Er liebt es, jeden Morgen sein schreckliches Antlitz in dem strahlenden Auge des Sees zu spiegeln. Aber da wird der Gott der feuchten Mächte jedes Mal von neuem böse: er schickt dicke Wolken, dass sie sein Kind verhüllen, oder er trübt durch Regenschauer die reine, klare Wasserfläche. Aber im Übrigen ist der Wassergott machtlos. Das Kind des Meeres wartet auf seine Befreiung. Es sehnt sich nach der Wiedervereinigung mit dem Meere!
(…) Wir sind uns dessen bewusst, dass man den Feuergott erzürnt, wenn man das “Kind des Meeres” auch nur zu erblicken sucht, geschweige denn seine geheiligten Wasser durch unsere Anwesenheit verunreinigt! Verständlich, wer lässt denn schon seine Gemahlin von Fremden betrachten? Ihr wisst nicht, dass Gott Api das liebreizende Kind zu seiner Frau gemacht hat? (…) Der “Gunung Baru”, der “neue Berg” ist aus dieser Verbindung entsprossen.”
Gefunden in “Reise Know-How Bali & Lombok” – verkürzte Abschrift des Auszugs aus dem Buch “Kleine Inseln – große Abenteuer” von Heinz Kruparz.
Wir bezogen unser Zelt und schwelgten im Anblick der majestätischen Kulisse. Der dramatische Sonnenuntergang schien Ewigkeiten anzudauern.
Der Blick vom Aussichtspunkt oberhalb unseres Lagers war atemberaubend. Der Blick reichte im Westen über die Gili-Inseln bis zum heiligen Berg Agung auf Bali:
Im Norden und Osten waren weitere Inseln zu erkennen.
Danach saßen wir in (nun) trauter Runde um ein kleines Lagerfeuer, hörten Musik und genossen die laue Nacht. Als wir gerade eine Sportzigarette konsumierten, sahen wir etwas Unfassbares. Ulf sah es zuerst, aber er traute seinen Augen nicht und schwieg. Als auch ich einen Zug nahm und nach oben blickte, fiel mir die Kinnlade herunter: über uns hatte sich ein riesiger Lichtring um den Mond gebildet. Ein Halo.
Der ganze Himmel war von Wolken bedeckt und sparte nur diesen Kreis aus. Erst viel später zog eine einzelne Wolke unterhalb des Phänomens hindurch. Es wurde spät. Nachts schliefen Hunde direkt am Zelt und bellten von Zeit zu Zeit lautstark. Doch das war nichts gegen den sympathischen Chinesen, der sich als wahre Schnarchmaschine herausstellte – wir rätselten, wie sein schmächtiger Körper diese unglaubliche Resonanz erzeugen konnte. Entsprechend kurz war auch diese Nacht. In der Nacht hatten wir alle Albträume. War dies der Zorn des Feuergotts? Ich träumte, wie ein Teil meiner Familie mich verstieß. Ich erwachte mit einem Grauen.
Am nächsten Morgen stiegen wir über einen steilen Abhang zum See hinunter. Der böige Wind war das alles beherrschende Geräusch. In kurzen Momenten der Windstille war es geradezu totenstill. Eine majestätische Ruhe. Ich nahm mir wieder Zeit, um den Anblick zu genießen.
Dann nahm ich Tempo auf und erreichte den See als Erster.
Segare Anak – Die Geißel des Feuergotts.
Wir verweilten 3 Stunden am See. Zunächst meditierte ich ein wenig, erwies dem für Balinesen wie Sasak (der Bevölkerung von Lombok) gleichermaßen heiligen Ort meine Aufwartung. Ich verspürte eine starke Energie. Ich überwand mich und schwamm auf den tiefen und dunklen See hinaus. Unter Wasser war nichts zu erkennen. Es war bitterkalt. Niemand folgte mir. Die Träger fischten währenddessen in einem atemberaubenden Tempo einen Fische aus dem See. Jeder Wurf ein Treffer.
Danach ging ich gemeinsam mit den anderen zu den wohltuenden heißen Quellen. Unsere Muskeln und Gemüter entspannten sich. Wir waren von einer bizarren, atemberaubenden Landschaft umgeben.
Die beiden Pools, in denen wir badeten hatten ein tiefes, schwefliges Gelb und die beiden Miniaturwasserfälle boten einen Massagestrahl aus der Rubrik hardcore.
Nach der Rückkehr am Lager, wurden wir wieder mit Essen verwöhnt: Reis, Gemüse, Ei, Hühnchen, Chili und Prawncracker. Direkt danach brach die Gruppe auf.
Nach dem heißen Quellen und mit dem vollen Magen war mir nicht danach, gleich weiterzuziehen. Außerdem wollte ich noch einen stillen Moment am Ufer verbringen und meditieren. Andacht. Addy wusste schon, das er da einen ganz speziellen Fall in seiner Gruppe hatte und versicherte mir mit einem Ausdruck zwischen Lächeln und Belustigung, ich solle ruhig noch meditieren, ich würde meinen Weg schon finden und die Gruppe wieder einholen.
Auch nach 20 Minuten fühlte ich mich weiter schlapp und so machte ich mich ganz langsam auf den Weg. 1000 Schritte sollst Du tun, danach ließe sich wieder über Trecking reden. Eine gute Entscheidung. Ruhe. Bisweilen lief ich mit den Trägern, die in ihren Flipflops und allen Vorräten und Zelten plaudernd den steilen Weg in einer geradezu provozierenden Lässigkeit meisterten. Es war angenehm Ihnen zu lauschen und nichts zu verstehen. Dann ging ich wieder allein durch den dichten Nebel. Es wurde immer steiler, ich fand immer besser in Tritt und überholte schließlich einen Teil der Gruppe. Thomas hatte sich für seinen großen Rucksack mit dem ganzen Photo-Equipment entschieden – ein grober Fehler. Ich mied die großen Stufen, die für ein Hotelprojekt am Kraterrand errichtet worden waren, das glücklicherweise aufgegeben worden war.
Schließlich erreichten wir den letzten Lagerplatz – das Basecamp des Gunung Rinjani. Die Zelte waren bereits aufgebaut. Wir befanden uns in einer trüben Suppe, die unmöglich machte, zu erkennen, in welcher Umgebung wir uns befanden. Nur eins war offensichtlich: Unmengen von Müll. Eine Schande angesichts der Bedeutung des Berges. Doch für das Plastikproblem muss erst Bewusstsein wachsen – auch bei uns hat das sehr lange gedauert. Und nur weil das Problem in der “westlichen” Welt nicht mehr so stark sichtbar ist, heißt das keineswegs, dass wir das Problem im Griff hätten – man denke nur an den “Müllkontinent” im Pazifik. Abgesehen davon macht es mich bisweilen fast wütend, wenn ich Touristen höre, die meinen, dies sei nur ein Fehler der Einheimischen. War es nicht der Tourismus und die einseitige Globalisierung, die den Grundstein für das Problem gelegt hatten? Und wo blieb der Technologietransfer? Wir besaßen Wissen über Recyclingmanagement, aber zu wenig altruistische und zu viele wirtschaftliche Interessen, um das Problem anzugehen und vor Ort Strukturen aufzubauen. Beides lässt sich durchaus kombinieren.
Doch zurück zur Gruppe, zu Addy und den Trägern: Mister Kool und seiner Gang…
Ich übergab ihnen die Kontrolle über meine kleine Musikbox, was zur Folge hatte, dass wir nach einiger internationaler Musik bei deutschem Rap landeten. Ihnen war schließlich egal, ob sie englisch oder deutsch nicht verstanden. Ihnen ging es um die Beats und die waren gut. So lauschten wir dem neuen Patchworks-Produzentenalbum, Genettik und landeten schließlich bei Creutzfeld & Jacob. Skurriler geht’s kaum…
Es regnete sich immer weiter ein. Ich hielt es noch eine Stunde draußen aus, dann saß ich mit Ulf im Zelt, hörten seinen Rap, philosophierten und erstellten Notizen zum Treck. Als ich um Mitternacht ein letztes Mal das Zelt verließ, hatte es gerade endlich aufgehört zu regnen – nach 8 Stunden. Es war ein kleines bisschen klarer und ich hatte Hoffnung, dass wir doch den Gipfel in Angriff nehmen konnten.
2 Stunden später war die Nacht vorbei. Ich war extreme entschlossen und bester Laune. Thomas nicht. Er machte alles madig. Ich entfernte mich von ihm, um positiv zu bleiben. Ich wollte nicht mit ihm streiten. Schließlich waren wir zu fünft beim Aufstieg (von 11 Personen in beiden Gruppen). Ange»führt« von unserem Addy. Wir waren extrem müde – nur das Adrenalin lies uns laufen. Wie in Trance stiegen wir in der Dunkelheit aufwärts. Es war neblig-feucht und wir begannen schnell zu schwitzen. 2/3 des Wegs waren anstrengend, steil, aber machbar. Leider waren die Stirnlampen von Ulf und mir ausgesprochen schlecht und als ich zwischenzeitlich den Anschluss verlor, hatte ich große Mühe, den nun immer schmaler werdenden Grat, halbwegs aus zu leuchten. Stellenweise war der Weg nicht mal einen Meter breit. Der Vulkansand, auf dem wir liefen, war feucht und es ging 2 Schritte hoch und einen runter. Dieses letzte Stück war kriminell. 45 Grad Steigung. Ich rannte immer ein paar Schritte hoch, hielt dann schwer atmend inne. Diese Etappe war ein Rhythmuskiller. Kaum stand man, begann man erbärmlich zu frieren. Also weiter ein paar Schritte hoch. Scheinbar unendlich. Nur Wille hielt uns auf dem Weg.
Endlich erreichten wir den Gipfel und das Adrenalin, das uns hochgepeitscht hatte, entlud sich in einem berauschenden Glücksgefühl.
Wir hatten uns selbst bezwungen, den Berg in uns selbst. Sicher, der Blick hätte noch imposanter sein können; aber es war durchaus wahrscheinlich gewesen, dass wir angesichts des schlechten Wetters gar nichts hätten sehen können.
Die Sonne versteckte sich teilweise hinter den Wolken und im schneidenden Wind war es bitterkalt. Ich meine sibirisch. Wir standen nun auf dem höchsten Gipfel des zweitgrößten Vulkans Indonesiens auf 3729 Metern. Mit größter Mühe hielten wir es knapp 20 Minuten auf dem Gipfel auf. Wir wurden in keiner Weise enttäuscht. Die Belohnung war riesig: Da standen wir nun ÜBER den Wolken.
Auf der einen Seite waren dichte Wolken, so dass wir den See nicht sehen konnten. Auf der anderen Seite reichte der Blick weit über den Ozean hinaus. Und es sollte noch besser werden: auf dem Weg hinab, klarte die Wolkendecke auf und der See samt Vulkan wurden deutlich sichtbar. Auf der anderen Seite sahen wir unser nächstes Ziel: Sumbawa. Wilde Zacken deuteten auf die gewaltigen vulkanischen und Faltungsprozess an, die diese Inseln geschaffen hatten. Die Insel schwebte über den Wolken. Himmel und Meer waren verschmolzen.
Nun konnten wir auch erkennen, welch wahnsinnigen Grat wir erklommen hatten. Die Landschaft wirkte exterrestrisch. Wild. Zu beiden Seiten lauerte der jähe Abgrund.
Ulf berichtete mir später, dass er bei der Besteigung zu weit an den rechten Rand getreten, abgerutscht, und zu seinem großen Glück vorwärts auf seine Hände gefallen war. Spätestens auf dem Weg hinab, realisierte er was für ein Riesenglück er gehabt hatte! Das dürfte er wohl nie mehr vergessen…
Ich tat mich mit Kyle, einem Kanadier, zusammen und gemeinsam nahmen wir uns alle Zeit der Welt, um die gigantische Landschaft tief in unsere Herzen aufzunehmen.
Im Gegensatz zum unglaublich harten Aufstieg, war es nun eine wahre Freude im Vulkansand hinab zu sliden. Dazu hatten wir den unglaublichen Blick hinunter auf den grünlich-bläulich-schimmernden See und seinen Vulkan. Das war der krönende Abschluss.
Was folgte war ein zäher Durchhaltemarathon. Wieder passierten wir die verschiedenen Klimazonen. Nach insgesamt 12 Stunden Marsch erreichten wir Sembalun. Wir hatten riesiges Glück gehabt. Was wir sehen durften, war ein Geschenk des Himmels an uns.
Anmerkung: Unternehmt den Treck NICHT in der Regenzeit!!!
Antworten
Hallo Orleander,
Ich habe deinen Post ganz gespannt gelesen und fand ihn sehr sehr toll. Mein Freund und Ich fliegen in 2 Wochen nach Indonesien und wollten eigentlich sowohl Bromo als auch Rindani besteigen aber ich hatte gelesen, dass der Nationalpark zu sei in der Regenzeit und ich dachte, dass dan auch keine Tours angeboten werden. Du hast die Tour ja auch in der Regenzeit gemacht und ich habe in den Kommentaren gelesen, dass es sehr anstrengend war. Empfiehlst du es trotzdem?
Liebe Grüsse!
Hallo Laura! Zunächst vielen Dank! Es war bei uns Anfang Dezember, als wir den Rinjani bestiegen haben. Ich kann Dir nicht genau sagen, ob Touren die ganze Regenzeit über angeboten werden. Generell ist die Besteigung mit soviel Regen wie bei uns mehr als grenzwertig. Ich würde vor Ort schauen, ob sich das Wetter zwischenzeitlich stabilisert und nur dann gehen. Sollten keine Touren zum Gipfel mehr angeboten werden, gibt es vielleicht die Möglichkeit zumindest zum Kraterrand vorzustoßen oder ausschließlich zu den Heißen Quellen zu gehen. Genaueres könnt ihr wohl nur vor Ort rausfinden. Lombok ist auf jeden Fall immer eine Reise wert! Liebe Grüße!
Hallo Oleander,
vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht! Wir sind Ende Dezember auf Lombok. Wir informieren uns gerade intensiv über die Ranjani Besteigung, sind aber total unsicher wegen der Regenzeit. Einen Anbieter haben wir bereits kontaktiert, und der meinte, er macht die Tour immer und auf jeden Fall und hat wegen Wetter noch nie abgebrochen. Naja, was man so über die Locals liest, kein Wunder, die brauchen offensichtlich nicht mal Schuhe… Warum empfiehlst du die Tour nicht in der Regenzeit? Hast du Erfahrungen mit dem Wetter im Dezember/Januar auf Lombok?
Viel Spaß weiterhin auf deinen Reisen und besten Dank schon einmal!
SusanneHallo Susanne,
Sicher ist es möglich, die Tour während der Regenzeit zu unternehmen, haben wir ja auch getan. Ich würde empfehlen, den Treck in der Trockenzeit zu unternehmen, aber auch nicht grundsätzlich von der Wanderung in der Regenzeit abraten. Ich habe die Regenzeit auf Lombok sehr genossen. Es regnet nur selten lange am Stück, häufiger sind unwetterartige Wetterumschwünge innerhalb kürzester Zeit. Am Berg wirkt sich das natürlich viel stärker aus.
Durch den anhaltenden Regen über die ganze Nacht hinweg, war der frühmorgendliche Aufstieg heftig. Gerade der sandige Lavaboden war so rutschig, dass die Besteigung unglaublich kräftezehrend war. Einige haben daher den finalen Aufstieg gar nicht erst mitgemacht oder unterwegs aufgegeben. Es war bis zuletzt unklar, ob unser Aufstieg mit einer Aussicht verbunden war – glücklicherweise haben sich die Wolken noch etwas gelichtet zum Sonnenaufgang. Doch es hätte durchaus sein können, dass wir im Nebel feststecken. Selbst dann wäre die Wanderung eine großartige Erfahrung gewesen.
Die Einheimischen, die regelmäßig den Rinjani besteigen, waren tatsächlich selbst bei glitschigstem Untergrund in Flopflops unterwegs. Allen anderen ist festes Schuhwerk wärmstens zu empfehlen!
Unternehmt die Tour also ruhig, seid aber gefaßt darauf, dass es mit etwas Pech wesentlich anstrengender wird und keine Garantie auf gute Sicht besteht. Sollte sich abzeichnen, dass das Wetter besonders schlecht ist, würde ich die Tour verschieben oder mich entweder nur auf die Wanderung zum Kraterrand oder zu den heißen Quellen beschränken.In jedem Fall wünsche ich viel Freude auf Lombok, es ist eine außergewöhnlich schöne Insel.
Liebe Grüße! Oleander
Wow 🙂
Echt ein super Beitrag. Trotzdem hätte ich ein paar Fragen zu dieser Tour und hoffe dass du sie mir beantworten kannst.
1. Da meine Freundin und ich als Backpacker unterwegs sein werden und diese Tour unbedingt machen wollen, wollten wir wissen ob man sein Reisegepäck vorher irgendwo verstauen kann oder ob man sich für sein Gepäck ein Hotel buchen sollte? Denn wir hatten nicht vor unser Gepäck mit auf den Berg zunehmen 🙂
2. Was sind denn etwa die Preise für diese Touren? Und gehen alle 2 Nächte und 3 Tage?
3. Letzte Frage: Kann man die Tour von überall aus spontan buchen? Also z.B. Senggigi?
Vielen Dank für deine Hilfe
LG Nico
Lieber Niko! Danke zunächst für Dein Feedback! Zu Deinen Fragen: Die Tour ist mit Sicherheit von Sengigi oder auch von den Gili-Inseln buchbar. Es sollte überhaupt kein Problem sein, Euer Gepäck in einem Hotel zu hinterlegen, in das ihr nach der Tour zurückkehrt. Außerhalb der Regenzeit gibt es viele Anbieter für die Tour. Es werden unterschiedliche Routen angeboten – von einer Nacht am Kraterrand bis hin zur 4- tägigen Tour. Am gängigsten ist aber die von mir beschriebene Variante. Preise sind Verhandlungssache, starten bei gutem Geschick zwischen 25 und 30 Euro am Tag mit Führer, Trägern, Zelten und Schlafsäcken. LG Oleander
Hallo Orleander,
ich habe eine Frage 🙂 Wann warst du da? Bwz. wüsste ich gerne welche Sachen ich dafür brauche und ob es da kalt ist?
Ich gehe in Mai nach Bali, dann auf Lombok und es wird so ein Trekking angeboten. Mich hat das neugierig gemacht, die Landschaft … usw, würde sehr gerne mitmachen.
Allerdings habe ich ein paar bedenken, kann es jeder machen? Ich bin Sportlich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio und habe »normal« Ausdauer, mache Yoga…
Kann ich mich daran wagen?Ich freue mich auf deine Antwort.
P.S. finde toll was du gemacht hast… auch mit Indien und so ! Respekt.
Liebe Grüße
ValeriaLiebe Valeria,
Zunaechst vielen Danke fuer Deine Rueckmeldung! Ich war waehrend der Regenzeit in Lombok, was nicht der idealste Zeitpunkt fuer die Besteigung ist. Im Mai sind die Bedingungen sicher deutlich besser. Es spricht sicher nichts gegen eine Besteigung, vor allem wenn Du fit bist. Es ist eine anstrengende Wanderung, aber gut machbar. Die große Herausforderung ist der letzte Tag mit dem steilen Aufstieg hoch zum Gipfel. Da muss man alle Willenskraft mobilisieren. Aber selbst wenn man dieses letzte Stueck nicht mehr in den Beinen hat und im Basecamp verbleiben muss, lohnt sich die Wanderung sehr; es ist eine phantastische, urzeitlich anmutende Landschaft und ich kann Dir die Erfahrung nur ans Herzen legen! Warme Kleidung ist fuer den Gipfel Pflicht, dort ist es wirklich eisig. Ansonsten ist ein Schlafsack und Zelt von Noeten, so dass eine organisierte Tour zu empfehlen ist. Herzliche Gruesse und spannende Erfahrungen in Indonesien!
Oleander
Wow ein wirklich schöner Artikel, klasse geschrieben und tolle Fotos!!! Wir waren dieses Jahr im September auf dem Rinjani und deine Bilder haben die Erinnerungen mal wieder aufgefrischt 🙂 Respekt zur Gipfelbesteigung!!! Uns haben 300m vorher leider die Kräfte verlassen.
Bei uns war allerdings die Organisation ein Desaster…uns ging beim Aufstieg das Wasser aus, unsere Porter waren meist nach uns da, und unser Guide war auch selten bei uns…sehr abenteuerlich! Wir haben unsere teilweise nicht so schönen Erlebnisse auch auf unserem blog http://www.travfi.com geschrieben / in nem Video festgehalten..vllt hilft das auch dem ein oder anderen zu entscheiden ob er die Tour macht 🙂Hallo Björn!
Vielen lieben Dank! Es ist sicher keine Schande, 300 Meter vor dem Gipfel aufzugeben, das letzte Stück ist ja doch kriminell. Und der Ausblick von knapp unterhalb ist sicherlich einer der schönsten überhaupt, da man direkt in den Krater blickt. Kommt ja auch sehr schön bei Eurem Video raus!
Die Organistion bei uns war eigentlich ganz okay, muss aber auch sagen, dass ich am liebsten alleine gegangen wäre. Es war das erste Mal, dass ich so eine Aktion in einer Gruppe unternommen habe. Aber Du hast recht: man sollte sich schon genau überlegen, worauf man sich einlassen will. Der ein oder andere sollte vielleicht besser gar nicht losgehen. Ich fands grandios und hoffe die Tour irgendwann wiederholen zu können!
Liebe Grüße!
Oleander
Hi Oleander,
tolle Bilder hast du da und eine bewegende Reiseerzählung. Im vergangenen Sommer war ich ebenfalls auf dem Gunung Rinjani, habe das dann aber nicht bis ganz auf den Gipfel geschafft. Zum einen war mir das letzte Stück einfach zu anstrengend und zum anderen hatte ich überhaupt keine vernünftige Kleidung dabei. Bereits am Kraterrand auf 2000 Metern war es verdammt kalt!
Lustig finde ich, dass du die Joints erwähnst, welche euch angeboten wurden. Bei mir war es so, dass mein Bergführer am Ende plötzlich mit einen grossen Zauberpilz in der Hand auftauchte und meinte, dass das für ihn die Belohnung sei für den anstrengenden Trip. Das fand ich irgendwie recht süss. 🙂
Meinen Reisebericht findest du übrigens hier:
Hallo Oliver!
Zunächst vielen Dank für die Blumen! In der Tat ist der Treck unheimlich anstrengend. Ich hatte auch noch den Fehler gemacht, am Tag vor der Wanderung Surfen zu gehen – Krämpfe inklusive. Es waren drei harte Tage und trotz einiger zehrender Wanderungen zuvor im Himalaya musste ich Kämpfen. Eigentlich schreit der Treck nach einem vierten Tag. Und so waren es auch nur diejenigen mit dem unbedingten Willen, die es bis nach oben geschafft haben.
Leider geben die Touranbieter oft völlig falsche Informationen. Denn es braucht gute Schuhe und warme Kleidung. Als ich sah wie die Holländerin in durchgelaufenen Sneakers und leicht bekleidet ohne Murren voran marschierte, hat es mir fast die Sprache verschlagen.
Stichwort Rauchwaren: unser Führer entzündete doch glatt vor dem letzten Hammerstück zum Gipfel eine Entspannungszigarette. Das war nur bedingt hilfreich und fällt wohl kaum unter die Rubrik »Doping«.
In jedem Fall ist die Belohnung für die teilweise übermenschliche Anstrengung riesig. Ich würde es sofort wieder tun. Liebe Grüße!
Wow Orleander,
was für ein großartiger Post mit so wunderschönen Photos! Du machst mir richtig Lust meine Sachen zu packen und nach Indonesien zu fliegen. Als ich in Indonesien war hat die Zeit leider nur für Java und Bali gereicht. Wobei ich während meiner Wanderung (http://www.youtube.com/watch?v=RWvhRwn7pQU) auf Mount Agung einen wunderbaren Ausblock auf die Silhouetten von Lombock hatte.
Indonesien bleibt das Vulkanparadies! 😛
Herzlichen Dank, Sarah! Ich würde auch am Liebsten gleich wieder nach Lombok zurück. Auf dem Agung war ich noch nicht. Vor allem reizt mich aber die Besteigung des Bromo auf Java. Indonesien hat mich generell stark in seinen Bann gezogen und ich freue mich schon aufs nächste Mal!
Liebe Grüße! Oleander
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