Wie wird man Traufgänger?

Was macht eine tol­le und erhol­sa­me Wan­de­rung aus? Ich bin bekannt für lang, weit und hoch, aber nicht immer ist der Aus­blick alles was zählt. Manch­mal ist es ein­fach nur die Ruhe und der pure Wan­der­ge­nuss und ein spek­ta­ku­lä­rer Aus­blick kommt trotz­dem dazu, und zwar am Trauf­gang. Unter­wegs auf der Schwä­bi­schen Alb genie­ße ich die Land­schaft, die sanft ver­wur­zel­ten Wege und die exzel­len­te loka­le Küche.

Herbst auf der Schwäbischen Alb

Mystische Ausblicke

Für ein Wochen­en­de dem All­tag ent­flie­hen und mit den Gedan­ken abschwei­fen. Mal was ande­res machen, als die Wan­de­run­gen vor der Haus­tür. Deutsch­land ent­de­cken und doch in eine ande­re, meist unbe­kann­te Welt abtau­chen. Was liegt da näher, sich mit ande­ren Blog­gern zusam­men zutun und einen Aus­flug nach Alb­stadt auf die Schwä­bi­sche Alb zu star­ten.

Traufgänge - Wege

Wir sind gespannt was uns erwar­tet, als wir Frei­tag Nach­mit­tag den Weg von Mün­chen aus antre­ten. Alex und Hel­mut sind min­des­tens so wan­der­be­geis­tert wie ich. Jeder mit sei­nen Lieb­lings­stre­cken und Vor­lie­ben. Wir wun­dern uns, ob wir an einem Wochen­en­de alle Geschmä­cker unter einen Hut bekom­men und ob für jeden etwas dabei ist. Die Regi­on ist für uns drei ein abso­lu­tes Novum. Wir wis­sen nur grob, was uns erwar­tet. Wir träu­men von Natur und abwechs­lungs­rei­chem Wan­der­ge­nuss.

Natur in Albstadt

Als wir unser Berg­ho­tel Zollersteig­hof errei­chen, hän­gen die Wol­ken nied­rig und leich­ter Regen lässt sich auf unse­rer Klei­dung nie­der. Wir beschlie­ßen den­noch ohne Wim­pern­zucken, einen Spa­zier­gang zum Aus­sicht­punkt »Zel­ler Horn« zu unter­neh­men. Alex hat es vor­her­ge­sagt und wir uns gewünscht: eine Regen­pau­se. Uner­war­tet reißt in der Fer­ne der Him­mel auf und lässt die Abend­son­ne unter die Wol­ken­schicht schei­nen. Wir wis­sen so gar nicht was uns erwar­tet, als der Nebel am Aus­sichts­punkt sich sekun­den­wei­se öff­net und den Blick auf die Burg Hohen­zol­lern frei­gibt. Es sind magi­sche Momen­te. Immer wie­der schließt sich der vor­bei­zie­hen­de Nebel und gibt nur zöger­lich sei­nen klei­nen Schatz frei. Wun­der­ba­re Foto­mo­men­te direkt an der Trauf­kan­te. Uns rutscht allen ein lau­tes »Wow« her­aus.

Burg Hohenzollern vom Zeller Horn

Den Abend las­sen wir im Restau­rant unse­res Hotels aus­klin­gen. Die def­ti­ge regio­na­le Küche, zube­rei­tet mit viel Lie­be und Erfah­rung der Haus­her­rin, bringt die Geschmacks­ner­ven auf Hoch­tou­ren und die nöti­ge Stär­kung für die anste­hen­de Tour.

Schweinshaxe - Traufgänge Gastgeber

Traufgang Zollernburg-Panorama

Extra früh klin­gelt mein Wecker am nächs­ten Mor­gen. Die Hoff­nung stirbt zuletzt, dass sich die Regen­wol­ken ver­zo­gen haben und der Aus­blick vom »Zel­ler Horn« ein Mor­gen­pan­ora­ma vor mei­ne Foto-Lin­se zau­bert. Schnell wird klar, dass ich aus­schla­fen kann. Die Wol­ken hän­gen in den Bäu­men der Schwä­bi­schen Alb fest. Erst die stär­ke­re Mor­gen­son­ne räumt so rich­tig auf und zau­bert ein blau-wei­ßes Meer in den Him­mel. Fast muss ich die Son­nen­creme aus­pa­cken, die ich eigent­lich nur zum Spaß im Ruck­sack habe.

Wanderpfade der Traufgänge

Mit den Son­nen­strah­len wachen die Far­ben der herbst­lich gelb-rot-grün gefärb­ten Bäu­me auf. Zum ers­ten Mal die­ses Jahr fällt mir auf, dass es wirk­lich schon Herbst ist. Ich muss blind vor Arbeit und Träu­me­rei von mei­ner nächs­ten Rei­se durch die Welt gelau­fen sein. Erst die Ruhe und die voll­kom­me­ne Ein­bet­tung in die Natur erden mich und zei­gen mir die Schön­heit des Herbs­tes. Wir ent­de­cken gemüt­lich den aus­ge­zeich­ne­ten Wan­der­weg »Trauf­gang Zol­lern­burg-Pan­ora­ma«.

Naturschutzgebiet Traufgang

Ent­lang der Trauf­kan­te, dem stei­len Ende des schwä­bi­schen Hoch­pla­teaus, fin­den wir immer wie­der tol­le Aus­bli­cke auf die Ebe­ne und die Burg Hohen­zol­lern. Die Aus­sicht­punk­te nennt man hier »Pent­house der Schwa­ben«. Eine tref­fen­de Beschrei­bung für den luxu­riö­sen Fern­blick von den Trauf­gän­gen hier oben.

Sonne und Wolken - Herbstliche Ausblicke

Zum Mit­tag­essen keh­ren wir in das Näge­le­haus ein. Auf der Spei­se­kar­te fin­den wir fri­sche Maul­ta­schen: eine Spe­zia­li­tät des Hau­ses. Ein vol­ler Genuss ohne Reue, denn vor uns lie­gen noch wei­te­re sie­ben Kilo­me­ter. Über wei­te Wachol­der­hei­den spa­zie­ren wir auf unse­rem Rund­weg wie­der zurück in die Buchen­wäl­der und an die Trauf­kan­te.

Deftiges Essen - Maultaschen

Am »Hang­en­den Stein« machen wir noch­mal kurz Pau­se und las­sen das Motiv und die Ruhe auf uns wir­ken. Aus dem All­tag her­aus wird mir jetzt erst lang­sam klar, dass wir bis­her in natür­li­cher Stil­le unter­wegs waren. Blät­ter­rau­schen umgibt uns, immer wie­der grü­ßen wir Fami­li­en und ande­re Wan­de­rer, die uns ent­ge­gen kom­men, aber so wirk­lich Lärm begeg­nen wir nicht. In Land­schaft und Unter­hal­tung ver­sun­ken ver­geht die Wan­de­rung auf dem Trauf­gang wie im Flug und so ste­hen wir wie schon am Vor­abend wie­der am »Zel­ler Horn«. Die­ses Mal mit Fern­blick und einem 360 Grad Pan­ora­ma mit der Burg Hohen­zol­lern, der Trauf­kan­te und den Wäl­dern um uns her­um.

Traufgang Hossinger Leiter

Als wir am nächs­ten Tag auf­bre­chen, um den Trauf­gang Hos­sin­ger Lei­ter zu erwan­dern, sind wir alle erleich­tert, dass der ange­sag­te Regen nicht ein­setzt. Viel­leicht liegt es auch ein­fach nur dar­an, dass ich aus­nahms­wei­se mal einen Regen­schirm beim Wan­dern dabei habe. Das Mus­ter soll­te ja alt bekannt sein: ohne Regen­schirm reg­net es immer!

Hossinger Leiter

Der Weg zur Hos­sin­ger Lei­ter steigt lang­sam und gemäch­lich an, win­det sich dann mit einem klei­nen Pfad zur Lei­ter hin­auf. Irgend­wo hier fragt mich Alex, wie es mir so nach mei­nen ganz gro­ßen Tou­ren gefällt; mir als Wel­ten­bumm­ler nun auf der Schwä­bi­schen Alb.
Dabei ist es genau das, was ich immer wie­der auch mal suche: die Nähe. Es müs­sen nicht immer die Alpen sein, die Anden oder das Äthio­pi­sche Hoch­land. Es darf und muss auch Orte geben, die mit ihrem Wan­der­flair punk­ten, die ein­fach und ent­spannt genug sind, um die Land­schaft und die Regi­on in den Vor­der­grund und noch vor das Wan­dern zu stel­len.

Traufkante

Mich berührt hier die Abwechs­lung in der Land­schaft, der Natur und die Geschich­te. Alb­stadt und die Regi­on selbst sind ein per­fek­ter Ort für einen Tages­aus­flug für Spon­ta­ne, einen Wochen­end­aus­flug für Läs­si­ge und für Wan­der­freun­de ist auch für eine gan­ze Woche genü­gend Abwechs­lung mit dabei.

Aussicht Gräbelesberg

Wir fol­gen den aus­ge­schil­der­ten Pfa­den und errei­chen die unschein­ba­re kel­ti­sche Fes­tung auf dem Grä­be­les­berg. Der Befes­ti­gungs­wall lässt sich noch gut aus­ma­chen, hin­ge­gen ver­ste­cken sich die Rui­nen vor uns. Ent­schä­digt wer­den wir jedoch durch ein wei­te­res schö­nes Pan­ora­ma über die Schwä­bi­sche Alb.

Pilze

Und – dass uns nun beim Abstieg wie­der der Magen knurrt, ist nur zu selbst­ver­ständ­lich. Immer­hin haben wir eine präch­ti­ge Run­de gewan­dert, dem bun­ten und abwechs­lungs­rei­chen Herbst getrotzt und einen wei­te­ren Trauf­gang bezwun­gen.

Nun dür­fen wir uns offi­zi­ell »Trauf­gän­ger« und »Trauf­gän­ge­rin« nen­nen.

Der Traufgänger Podcast

Du möch­test die gan­ze Geschich­te auf dei­ne Lau­scher? Als schwä­bi­sches Schman­kerl gibt es die Trauf­gän­ge als Pod­cast der „Radio­rei­se“ mit Alex­an­der Tau­scher. Ein­fach dem Link fol­gen.

Auf Ein­la­dung von Alb­stadt Tou­ris­mus & Trauf­gän­ge

Erschienen am



Antwort

  1. Avatar von Leo Sibeth

    Hal­lo Domi­nik,
    dan­ke für die­sen schö­nen Bericht! 🙂 Die­se Gegend liegt genau vor der Haus­tür mei­ner Eltern und doch war ich noch nie dort… Aber das muss sich ändern, sobald wir von unse­rer gro­ßen Rei­se wie­der nach Hau­se kom­men! 😉
    Lie­be Grü­ße,
    Leo

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