Und wo ist die Toi­lette? Und wo gibt’s Was­ser? Ges­tern wuss­test du noch ganz genau, wo die Toi­lette ist. Sogar wo die sau­berste ist. Ges­tern wuss­test du auch noch ganz genau, wo es Was­ser gibt und dazu noch dei­nen liebs­ten Müs­li­rie­gel. Jetzt bist du gerade am Playa Gigante ange­kom­men und schon wie­der ist alles neu. Obwohl es hier gar nicht so anders aus­sieht – ein Ein­stra­ßen­ört­chen direkt am Strand, ein paar ent­spannte Sur­fer, ein paar ent­spannte Sur­fer Loo­ka­li­kes und keine Uhren – fühlt sich trotz­dem alles fremd an.

0.Beach_People

Alle Men­schen in die­sem Ort wir­ken in dei­nen Neu­lings­au­gen wie lang­jäh­rige beste Freunde. Jeder scheint jeden zu ken­nen und jeder scheint sich hier bes­ser aus­zu­ken­nen als du. Bevor du aber jeman­den ken­nen­lernst, möch­test du erst ein­mal deine Grund­ver­sor­gung in Ein­klang brin­gen. Toi­lette, Durst, Hun­ger. Also fragst du dich ein­fach durch. Den, der gerade auf dem Ter­as­sen­sofa ent­spannt, fragst du nach der Toi­lette. Auf dem Weg dahin, ent­deckst du dann auch sel­ber die Schil­der. Die waren vor­her irgend­wie nicht da. Den Typ im Nach­bar­zim­mer fragst du nach der nächs­ten Puple­ria, um Was­ser zu kau­fen. Den nächs­ten Men­schen, der dir auf der Straße begeg­net, fragst du nach sei­nem loka­len Lieb­lings­re­stau­rant und pro­bierst es dann ein­fach aus.

0.Schaukel

Im Restau­rant sit­zen alle ande­ren Gäste gemein­sam an der Bar, sind anschei­nend extrem gut mit dem Besit­zer befreun­det und bestel­len alle ohne Menü­karte, son­dern mit „Das Glei­che wie immer!“ Du brauchst aber eine Menü­karte, liest sie aus­gie­big und hast dann den­noch Fra­gen zu den ein­zel­nen Gerich­ten. „Ist es mit Reis oder ohne? Kann ich es auch ohne haben?“ „Si, si, claro!“ Dann kommt es doch mit Reis, aber du nimmst es einfach.

0.Bar_Jose

Spä­ter gehst du in die Bar von dei­nem Hos­tel. Weil sie direkt am Meer ist, weil sie super­ge­müt­li­che Ses­sel hat und weil sie die ein­zige Bar in die­sem Ört­chen ist. Du gehst rein und kennst nie­man­den. Gerade jetzt ver­misst du doch den Strand­ort, den du heute Mor­gen ver­las­sen hast. Dort weißt du genau, wer gerade an der Bar sitzt. Eigent­lich hät­test du ja auch noch blei­ben kön­nen. Naja, jetzt bist du hier und setzt dich halt an die Bar. Beim Nica libre lernst du ein paar andere Rei­sende und ein paar Locals ken­nen. Locals und Nicht­lo­cals mischen sich hier ganz wun­der­bar. Du erfährst, dass die Pul­pe­ria, in der du warst, auch die ein­zige hier ist. Und dass es ein Stück­chen wei­ter die Straße run­ter noch bes­se­res Essen gibt. Und dass Mario das große Wel­len­bild an der Wand gezeich­net hat und des­we­gen Nica libre auf’s Haus schlürft. Viel zu früh bist du viel zu müde von der Reise und von den vie­len neuen Ein­drü­cken, dass du viel zu früh ins Bett gehst. Dass es hier keine Uhren gibt, fan­dest du schon von Anfang an gut.

0.Drink

Als du auf­wachst, stellst du fest, dass du genau dort auf­wachst, wo du ges­tern ein­ge­schla­fen bist. Dein Bett ist so schön ein­ge­le­gen. Sogar schlaf­trun­ken vom frü­hen Mor­gen fin­dest du den Weg zur Toi­lette. Danach rollst du deine Yoga­matte auf der Ter­rasse aus, machst eine Klasse und star­test dei­nen Tag.

0.Bulli

Als du dich mit­ten am zwei­ten Tag auf den Weg zur Puple­ria machst, weißt du bereits, dass du dafür keine Schuhe brauchst. Auch wenn es ein paar Steine auf dem Weg gibt, du weißt, wo sie sind und kannst sie umge­hen. Du weißt, dass vor der Ecke der Baum steht, auf dem immer ganz hüh­ner­un­ty­pisch die Hüh­ner sit­zen. Hin­ter der Ecke sit­zen vor dem Haus die Hüh­ner­be­sit­zer. Wenn du um sie biegst, wer­den min­des­tens zwei Kin­der auf den Fischer­net­zen spie­len, zwei Erwach­sene im Plas­tik­stuhl sit­zen und Radio hören und ein Strand­schwein wird gerade das Hüh­ner­fut­ter weges­sen, bis die Radio­hö­rer es mer­ken und verscheuchen.

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In der Pul­pe­ria holst du wie selbst­ver­ständ­lich die Was­ser­fla­sche aus der Ecke, dazu noch einen Apfel­saft, der steht im hin­ters­ten Kühl­schrank, zweite Etage von oben, ganz rechts. Manch­mal muss man ein biss­chen suchen, weil so viele Ana­nas­säfte davor ste­hen. Aber eigent­lich ist immer noch einer mit Apfel da.

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Um her­aus­zu­fin­den, wann heute das Surf­taxi fährt, fragst du am bes­ten nicht den Bar­mann José und auch nicht das Mäd­chen für alles Rosa­lie, obwohl du sie so gerne fra­gen wür­dest. Aber du weißt, du fragst lie­ber direkt den Surf­guide Kevin, rech­nest dann mit plus­mi­nus einer Stunde und bist in die­ser Zeit ein­fach bereit. Dann kommst du mit ins Surf­ta­xi­boot. Wenn Kevin dich dann direkt hin­ter der Welle ins Was­ser lässt, weißt du aber auch, dass sie zu Big Waves wach­sen kön­nen, die dich ordent­lich durchspülen.

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Bei der Open Mic Night in der Bar ist das halbe Dorf anwe­send. Du gehst ganz selbst­ver­ständ­lich hin­ein und begrüßt die Bar­sit­zer. Du weißt schon, bei wem du dei­nen Nica libre bestel­len musst und kennst bereits die Hälfte derer, die sich die­sen Abend auf die Bühne trauen. Von man­chen hät­test du diese Stimme gar nicht erwartet.

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Am Abend liegt vor dei­nem Haus­ein­gang wie­der die Kuh am Strand, als würde sie sich im Mond­licht son­nen. Die hast du ges­tern schon gese­hen. Von wei­tem ist sie erst nicht zu sehen, sie fügt sich ganz gut in die dunk­len Bänke und Steine ein, die da eh rum­ste­hen. Doch wenn du näher kommst, ist es die große Kuh, die ent­spannt auf’s Meer blickt. Genau wie du es am Tag getan hast.

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Als du am drit­ten Tag über­legst, was du zum Früh­stück isst, wun­derst dich, dass du erst zwei­mal hier gefrüh­stückt hast. All die Zeit, die du hier ver­bracht hast, kann unmög­lich in nur zwei Tage gepasst haben.

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Auf der Straße bewegst du dich so gekonnt um die Steine, dass Neu­an­kömm­linge ihr Auto anhal­ten und dich nach einem guten Ort für die Nacht fra­gen. Als du spä­ter so selbst­ver­ständ­lich auf dem Ter­as­sen­sofa sitzt, kom­men Neu­an­kömm­linge zu dir und fra­gen, wo die nächste Pul­pe­ria ist.

Aber mor­gen geht’s weiter.

 

 


 

Vie­len Dank Gigante Bay für’s schnelle Ankom­men lassen.

Cate­go­riesWelt
Lena Kuhlmann

Es geht nicht um Orte. Sondern um Begegnungen, Menschen, Erlebnisse. Es geht Lena darum in Lebenswelten einzutauchen und dabei in den kleinsten Details das Größte zu finden. Und das findet Lena in den Orten da draußen.

  1. Joanna Doolittle via Facebook says:

    Ich komm gerade aus nica! Haha! Playa popoyo! Nach einem Tag, hast du lau­ter neue beste Freunde :-D War ein­fach groß­ar­tig dort und wäre fast nicht heim geflo­gen und am liebs­ten am Flug­ha­fen umge­dreht und zurück auf mein surfbrett!!!

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