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Slowenien, du bist so wunderbar

Es war Mitte Juni und zwei herr­li­che Früh­som­mer­wo­chen lagen vor uns, als wir eines Nachts zu viert auf­bra­chen. Das Auto stopf­ten wir voll bis unters Dach mit viel zu viel Gepäck, min­des­tens genauso viel guter Laune, dem einen oder ande­ren Energy Drink und sehr, sehr gro­ßen Erwar­tun­gen an unser Ziel Slo­we­nien.

Unser Auf­ent­halt sollte in zwei Etap­pen statt­fin­den und für die erste Woche hat­ten wir das kleine Dorf Kamno aus­er­wählt. Am Fuße der Juli­schen Alpen zogen wir in ein restau­rier­tes Bau­ern­haus ein. Von außen nor­mal unschein­bar, erwar­tete uns in sei­nem Inne­ren eine lie­be­volle Ein­rich­tung, mit allen Annehm­lich­kei­ten, die man für einen kom­for­ta­blen Start in die sehr not­wen­dige Erho­lung benö­tigt. Auch vor der Tür Idylle pur. Natur soweit das Auge reicht. Reiz­über­flu­tung im posi­ti­ven Sinne. Ruhe, fri­sche Land­luft, herr­li­che Berge, blü­hende Wie­sen, ver­schla­fene Dörf­chen, der Fluss Soča, der sich wie eine sma­ragd­grüne Schlange durch die Land­schaft win­det und auf ihrem Rücken abwech­selnd geheim­nis­volle Nebel oder Was­ser­sport­ler davonträgt.

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Das Wet­ter war auf unse­rer Seite und so konn­ten wir die Umge­bung aus­gie­big erkun­den. Auf dem Pro­gramm stan­den ein Aus­flug zur Quelle die­ses herr­li­chen Flus­ses, eine Wan­de­rung durch den Tri­g­lav-Natio­nal­park, Abste­cher in nahe gele­gene Orte und eine Tour zu einem Was­ser­fall inklu­sive Klet­ter­akro­ba­tik durch ein gigan­ti­sches Fluss­bett, in dem wir uns zwangs­läu­fig wie Zwerge füh­len mussten.

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Ein Höhe­punkt war zwei­fel­los die Bestei­gung eines Ber­ges, des­sen Namen ich bis heute nicht aus­spre­chen kann, ohne mir dabei völ­lig die Zunge zu ver­kno­ten. Den­noch wurde die­ser Mrzli vrh mit einer Höhe von knapp 1360 Metern nach ein­ge­hen­der Prü­fung der Alter­na­ti­ven von uns für geeig­net befun­den und wir stie­fel­ten los. Berg­auf, bergab lief alles gut, bis sich schein­bar unüber­wind­bare Hin­der­nisse auf unse­rem Weg auf­türm­ten. Hell­braune Fel­sen stan­den und lagen da. Schmat­zend, Gras­bü­schel, die aus Mäu­lern hin­gen, wie­der­käu­end. Etwas gelang­weilt mus­ter­ten uns meh­rere Paare gro­ßer Kul­ler­au­gen, die zu statt­li­chen Kühen gehör­ten. Als wir gerade kehrt machen und eine andere Rich­tung ein­schla­gen woll­ten, hör­ten wir aus eini­ger Ent­fer­nung Rufe. Die gal­ten uns und kamen vom Hügel. Vor ein paar Häu­sern und Hüt­ten stan­den drei Men­schen, die uns zuwink­ten und uns zu ver­ste­hen gaben, wir sol­len doch bitte die Kühe so gut es geht igno­rie­ren und zu ihnen kom­men. Voll tiefs­tem Respekt schlän­gel­ten wir uns um die brau­nen Rie­sen herum und schaff­ten es zum Haus.

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Der Ort stellte sich als bewirt­schaf­tete Alm her­aus und nach­dem wir die­ses wun­der­bar urige Fleck­chen Erde aus­gie­big gelobt hat­ten, mach­ten unsere Gast­ge­ber mit uns eine kleine Füh­rung durch ihre Schatz­kam­mer. Herr­li­cher Käse, groß wie Wagen­rä­der, lagerte dort. Lei­der war er noch nicht reif und wir muss­ten ihn schwe­ren Her­zens zurück­las­sen. Dafür erhiel­ten wir eine Kost­probe einer Masse, die sich in einem Sta­dium zwi­schen Quark und Käse zu befin­den schien. Sie war lau­warm und etwas spe­zi­ell, aber wir aßen davon, so viel wir konn­ten. Bevor wir uns wie­der auf den Weg mach­ten und immer wie­der auf die klei­ner und klei­ner wer­den­den Häus­chen und Mensch­lein und Kühe zurück blick­ten, wurde mit selbst gebrann­tem Obst­ler auf die Ver­dau­ung und die letzte Etappe angestoßen.

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Auf dem Gip­fel ange­kom­men, ver­lo­ren wir uns in Sonne und Wol­ken, sahen zu, wie Greif­vö­gel und Schmet­ter­linge um uns her­um­tanz­ten. Wir ver­schlan­gen den Aus­blick, der sich uns bot, auf die umlie­gen­den Berge, das tiefe Tal, in dem die klei­nen Orte und unsere Dorf­kir­che in Kamno wie Spiel­zeug erschie­nen und natür­lich die Soča – der grüne Faden, der sich durch unsere erste Urlaubs­wo­che zog. Erst schlei­chend und dann immer stär­ker, kam die­ses Gefühl in uns auf, das Frei­heit und Glück bedeutet.

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Lu Morgenstern

Kein Digitaler Nomade. Keine Weltreise. Lu Morgenstern ist Pendlerin zwischen Vollzeitjob, Fernweh und 28 Urlaubstagen im Jahr. Zu wenig, wie sie findet, denn Lu ist verliebt in diese Welt und hätte gern mehr Zeit für sie. Schon früh verlor sie ihr Herz an Europa. Während einer Reise auf die Kapverden brach zu allem Überfluss diese unbändige Sehnsucht nach noch ferneren Ländern aus. Seitdem hat Lu die große Begabung, sich in Träumereien zu verstricken und still die Tage bis zur nächsten Reise zu zählen. Endlich wieder an einem fremden Ort angekommen, wird sie zum bekennenden Messi, wenn es um Strandgut, Sonnenstrahlen, Glücksmomente und schöne Geschichten geht. Manche davon hält sie fest in ihrem Reisetagebuch.

  1. Liebe Lu,
    tol­ler Bei­trag!! Wir waren erst vor weni­gen Wochen auch in Slo­we­nien und ich kann deine Lob­rede so sehr tei­len, ein so tol­les Land. Beim Fluss Soča waren wir lei­der nicht, aber kann man ja nachholen ;)

    liebste grüße aus wien,
    Katharina

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