Keine Briefkästen im Regenwald oder so schön ist Panama

Noch vor Son­nen­auf­gang erwacht der Kopf, der Kör­per, trot­zig, wie ein müdes Klein­kind, klam­mert sich am Laken fest. Nach einem kur­zen Hand­ge­men­ge kön­nen wir uns bei­de von der Queen­si­ze los­rei­ßen. Die 24 Stun­den Anrei­se hat mit Zeit und Raum ein Trink­ge­la­ge gefei­ert und was jetzt folgt ist der suk­zes­si­ve Kater. Ohne Vor­ah­nung schie­be ich die Gar­di­nen zur Sei­te, rei­be mir mit­tel­ame­ri­ka­ni­schen Fein­staub aus den Augen und unter­drü­cke beim Anblick über Pana­ma Stadt’s Sky­line todes­mu­tig den Impuls der Mor­gen­toi­let­te. Auf der ande­ren Sei­te der Pan­ora­ma­schei­be die Cho­reo­gra­fie hoher Glastür­me, dazwi­schen eine Hoch­stras­se, auf der eine fun­keln­de Per­len­ket­te tanzt. Dicht dane­ben lee­re Park­plät­ze, mit gro­ßen wei­ßen Rich­tungs­pfei­len, die aus mei­ner erha­be­nen Per­spek­ti­ve schön anzu­schau­en sind und Fahrt- so wie Blick­rich­tung glei­cher­ma­ßen vor­ge­ben. Eine Ord­nung ist nur auf den gekenn­zeich­ne­ten Park­flä­chen zu erken­nen, die Stra­ßen­füh­rung außer­halb der PKW Abstell­plät­ze ist zumin­dest in die­sem Teil der Stadt mit der spon­ta­nen Bebau­ung gewach­sen. Fol­ge ich der Hoch­stras­se, – in Pana­ma beginnt der Berufs­ver­kehr lan­ge bevor der ers­te Hahn hus­tet -, die in Rich­tung Nor­den eine lang­ge­zo­ge­ne Kur­ve beschreibt und sich dann in den Häu­ser­schluch­ten gen Pazi­fik ver­liert, wo die Lich­ter der vie­len Front­schein­wer­fer zu einem ein­zi­gen Leucht­ke­gel ver­schmel­zen, zeich­net sich genau dort die ers­te Glut der nun auf­ge­hen­den Son­ne ab, die nun immer schnel­ler den Nacht­him­mel gen Wes­ten ver­drängt. Schön wie die Fas­sa­den der Glas­bau­ten in dem mor­gend­li­chen Licht den Gesetz­mä­ßig­kei­ten von Wind, dem nahen Pazi­fik und dem auf­kom­men­den ers­ten Smog aus­ge­setzt sind.

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Das frü­he Auf­ste­hen bedarf beson­de­rer Wil­lens­kraft, kann durch einen guten Kaf­fee beflü­gelt wer­den, oder aber ist wie in mei­nem Fall ein­zig und allein der Zeit­um­stel­lung geschul­det. Kei­ne Lor­bee­ren also. Auch wenn nicht hart erkämpft ist ein Son­nen­auf­gang die­ser Art wie ein zwei­ter Geburts­tag.

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Ich wer­fe mich in beschei­de­ne Scha­le, strei­fe mir die San­da­len über die elfen­bein­far­be­nen Füße und mache mich auf zu einer ers­ten Exkur­si­on in Pana­ma Stadt. Ent­lang dem nach ame­ri­ka­ni­schem Vor­bild errich­te­ten Ein­kauf­zen­trum und par­al­lel zur Hoch­stras­se, brül­len moto­ri­sier­te Vehi­kel in allen erdenk­li­chen Aus­füh­run­gen, wie toben­de Ele­fan­ten ihr Lei­dens­lied. Auch für sie ist es noch zu früh. An den Bus­hal­te­stel­len war­ten über­wie­gend jun­ge Pana­meños in Schul­uni­for­men, die Mäd­chen tra­gen einen dun­kel­blau­en Rock, schwar­ze Schu­he und eine wei­ße Uni­form. Ihr männ­li­ches Gegen­über lan­ge schwar­ze Hosen zu wei­ßem Hemd, was ihre dunk­len Gesich­ter zum Leuch­ten bringt. Ein schö­ner Kon­trast zur Stadt­land­schaft, die von den aus­ran­gier­ten ame­ri­ka­ni­schen Schul­bus­sen wie­der­holt zum Schep­pern gebracht wird. Die ein­hei­mi­schen Schrit­te sind hek­tisch. Die Händ­ler an den Essens­stän­den um Kund­schaft bemüht, igno­rie­ren mei­ne all­mor­gend­li­che Unlust zur Kom­mu­ni­ka­ti­on. Frit­tier­te Mehl­fla­den (Ojald­res), Kaf­fee, Hühn­chen­schen­kel, Kar­tof­fel­ecken und mehr sich mei­ner Kennt­nis ent­zie­hen­de auf­ge­wärm­te Fleisch­hau­fen, lie­gen in den Aus­la­gen und tra­gen zur all­ge­mei­nen zeit­li­chen Desyn­chro­ni­sa­ti­on bei.

An der lan­gen Pro­me­na­de ange­kom­men, erken­ne ich, dass sich das Meer mit der Ebbe weit zurück gezo­gen hat. Somit sind gro­ße Flä­chen von Schlick frei gelegt, die einen stren­gen, einer Kloa­ke glei­chen Geruch abson­dern. Resis­ten­te Früh­sport­ler in grel­ler Sport­klei­dung lässt das kalt, sie set­zen unbe­ein­druckt zu Sprint‑, Ent­span­nungs- und Dehn­übun­gen an. Wei­ter drau­ßen bre­chen an einem klei­nen Riff ein paar zar­te Wel­len.

Gestank hin oder her, hier setzt der Magen ein, der Rück­weg ist eine Flucht ins Hotel­re­stau­rant, das bis auf den letz­ten Platz gefüllt ist, auch an der Ome­lette­bar staut es sich. Der zwei­te Kaf­fee ver­treibt schließ­lich die letz­ten Zwei­fel und ermu­tigt für anste­hen­de Auf­ga­ben: Pana­ma ent­de­cken und lie­ben ler­nen.

IMG_3562Früh­auf­ste­her, Rei­se­füh­rer, Freund – Gil­ber­to erzählt von Pana­maIMG_3564Gum­mi­soh­len auf nas­sem Holz. Ent­lang des Pana­ma­ka­nals in das Gam­boa Rain­fo­rest Resort

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IMG_3589DSC_0126Not your best fri­end: Gol­den Eye Par­rot Sna­ke 

IMG_3594Der ca. 80 km lan­ge Pana­ma­ka­nal

IMG_3612 Gehört zu Grund­aus­stat­tung jedes Rei­se­füh­rers: Der Zei­ge­fin­ger  IMG_3647 Spin­nen­or­chi­deeIMG_3624Jun­ge Frau­en vom Volks­s­tam der Ember­ra bie­ten ihre Waren anDSC_0163

DSC_0176IMG_3669    Auf einem der vie­len Sei­ten­ar­me des Pana­ma­ka­nals, auf Kro­ko­dil­su­che DSC_0227  

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Der ganz beson­de­re Kurz­aus­flug nach Pana­ma fand in Koope­ra­ti­on mit der Cen­tral Ame­ri­can Tou­rism Indus­try statt.


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