In leisen Tönen – Ein Roadtrip durch Südkorea

Mit dem Han­dy in der Hand und unse­rer Kar­ten-App ver­su­che ich, Sebas­ti­an durch den Stadt­ver­kehr von Seo­ul zu lot­sen. Doch so ganz klappt es nicht. Süd­ko­rea hat Goog­le Maps wegen Sicher­heits­be­den­ken kein Kar­ten­ma­te­ri­al frei­ge­ge­ben und so muss ich selbst zum rich­ti­gen Zeit­punkt ansa­gen, wo wir abbie­gen müs­sen. Im chao­ti­schen Fei­er­abend­ver­kehr nicht ganz ein­fach. Doch lang­sam fin­den wir unse­ren Weg aus Süd­ko­re­as Haupt­stadt her­aus und fah­ren – immer noch im dich­ten Ver­kehr – durch eine Land­schaft, die mich an Deutsch­land erin­nert. Klei­ne Hügel erhe­ben sich neben der Auto­bahn, immer wie­der fah­ren wir an Ort­schaf­ten vor­bei. Der Boden wird land­wirt­schaft­lich genutzt und die Fel­der sehen eben­so sorg­fäl­tig von­ein­an­der abtrennt aus wie bei unse­ren Eltern im baden-würt­tem­ber­gi­schen Gäu. Knapp drei Wochen haben wir für Süd­ko­rea Zeit und wer­den mit einem Miet­wa­gen ein­mal gegen den Uhr­zei­ger­sinn der Küs­te ent­lang durch das Land fah­ren.

Couchsurfing #1 – Von Verwunderung bis Verwirrung

Es ist bereits dun­kel, als wir in Gongju ankom­men. Da die Prei­se für Unter­künf­te in Süd­ko­rea weit über unse­rem Bud­get lie­gen, freu­en wir uns sehr, dass wir die­se Nacht bei Couch­sur­fing-Gast­ge­ber Jason unter­kom­men dür­fen. Zudem ist es eine tol­le Gele­gen­heit für uns, um mit einer süd­ko­rea­ni­schen Fami­lie in Kon­takt zu kom­men. Auf dem Park­platz neh­men er und sei­ne Frau uns in Emp­fang und wun­dern sich wahr­schein­lich etwas über unser prot­zi­ges Auto. Dass zwei back­pa­cken­de Couch­sur­fer mit einem rie­si­gen Hyun­dai Gran­deur vor­fah­ren, wür­de mich selbst auch über­ra­schen. So erklä­ren wir, dass die von uns gebuch­te kleins­te Auto­klas­se lei­der nicht vor­han­den war und wir statt­des­sen die­se Rie­sen­li­mou­si­ne bekom­men haben. Die bei­den lächeln zurück­hal­tend.

In der Woh­nung dür­fen wir das Zim­mer der Toch­ter bezie­hen, die heu­te Nacht bei ihrem jün­ge­ren Bru­der schla­fen wird. „Are you hun­gry?“, fragt uns Jason. Wir beja­hen vor­sich­tig und wer­den in die Küche gebe­ten. Die Fami­lie scheint schon geges­sen zu haben, denn nur für uns wer­den Reis, Glas­nu­deln, Gemü­se und sehr schar­fer Fisch auf­ge­tischt. Es schmeckt her­vor­ra­gend! Kurz set­zen sich Jason und sei­ne Frau zu uns, aber so rich­tig will ein Gespräch nicht in Gang kom­men. Sie ant­wor­ten nur kurz auf unse­re Fra­gen und stel­len ihrer­seits kei­ne an uns. Plötz­lich steht Jasons Frau auf und ver­ab­schie­det sich. Sie fährt über Nacht zu ihrer Schwes­ter ins 200 Kilo­me­ter ent­fern­te Mok­po und wir sind auf ein­mal allei­ne mit Jason und den zwei Kin­dern.

Die Stim­mung in Jasons Haus ist freund­lich, aber lei­se und zurück­hal­tend. Wir wun­dern uns ein wenig. Die zwei Kin­der wur­den uns beim Betre­ten der Woh­nung nur in einem Neben­satz vor­ge­stellt und sie wer­den wäh­rend unse­res gesam­ten Auf­enthals nur still und mit gesenk­tem Kopf an uns vor­bei­lau­fen. Nach­dem Jasons Frau die Woh­nungs­tü­re hin­ter sich zuge­zo­gen hat, ver­schwin­det Jason im Kin­der­zim­mer und wir sit­zen allei­ne in der Küche beim Abend­essen.

Als Jason nach etwa einer hal­ben Stun­de wie­der zu uns stößt, ver­su­chen wir, mit ihm über sei­nen Urlaub in Nepal ins Gespräch zu kom­men, denn den hat er in sei­nem Couch­sur­fing-Pro­fil erwähnt. Doch immer noch kommt Jason nicht wirk­lich aus sich her­aus. Erst als wir unse­re Land­kar­te von Süd­ko­rea auf den Tisch legen und um Tipps bit­ten, wird er gesprä­chi­ger. Doch bleibt die Stim­mung zurück­hal­tend. Wir sind ver­wirrt. Ist Jason unsi­cher, wie er mit uns umge­hen soll oder passt ihm unser Besuch nicht wirk­lich? Falls es dar­an liegt, wie­so hat er ihm dann aber zuge­stimmt?

Als wir am nächs­ten Tag auf­ste­hen, schla­fen die Kin­der noch. Jason, der bereits im Wohn­zim­mer sitzt, wünscht uns einen guten Mor­gen. „Bet­ter you make your own break­fast“, infor­miert er Sebas­ti­an und weist auf die Küche. Er will mit dem Früh­stück noch auf die Kin­der war­ten. Es fühlt sich sehr unhöf­lich für uns an, ein­fach ohne unse­re Gast­ge­ber zu essen, aber auch auf Nach­fra­ge meint er, wir sol­len schon mal anfan­gen. Also packen wir unser lecke­res, noch in Seo­ul erstan­de­nes Brot aus und früh­stü­cken. Wir schmie­ren Jason und sei­nem Sohn, der mitt­ler­wei­le wach ist, ein Mar­me­la­den­brot zum pro­bie­ren und es scheint ihnen zu schme­cken, denn schnell ist es auf­ge­ges­sen. Heu­te unter­hal­ten wir uns etwas net­ter, aber immer noch nicht wirk­lich herz­lich.

„Lass uns mal den Tisch frei­ge­ben, viel­leicht war­ten sie auch auf uns?“, meint Sebas­ti­an. Und tat­säch­lich, als wir unser Geschirr abge­wa­schen haben und in der Küche fer­tig sind, beginnt Jason, Früh­stück für sich und die Kin­der zuzu­be­rei­ten. Hat er etwa die gan­ze Zeit gewar­tet, dass wir die Küche frei­ge­ben? Vom Essen bie­tet er uns nichts an. Dafür aber, dass wir noch eine Nacht län­ger blei­ben könn­ten, wenn wir möch­ten. Schein­bar war unser Auf­ent­halt doch ok für ihn. Wir bedan­ken uns für sein net­tes Ange­bot, aber blei­ben bei unse­rem Plan, heu­te wei­ter­zu­fah­ren.

Übernachten im Korean Style

Den Tag ver­brin­gen wir im Gong­s­an­se­ong-Fort und genie­ßen einen tol­len Herbst­tag. Als wir abends end­lich in Soche­on ankom­men, ist es bereits dun­kel. Im Inter­net haben wir eine abseits gele­ge­ne Jugend­her­ber­ge ent­deckt und erwar­ten wenig Publi­kum. Doch an die­sem Sams­tag­abend ist der Park­platz geram­melt voll. Ein gro­ßes Auto steht neben dem nächs­ten und unbe­sorgt las­sen wir unse­ren Schlit­ten auf dem letz­ten frei­en Park­platz ste­hen. An der Rezep­ti­on gibt es lei­der kei­ne guten Nach­rich­ten für uns: Die Jugend­her­ber­ge ist kom­plett aus­ge­bucht! Rat­los ste­hen wir da – was nun? Ein ganz nor­ma­les Hotel kön­nen wir uns bei Prei­sen von 100 Euro und auf­wärts nicht leis­ten. Die Rezep­tio­nis­tin scheint Mit­leid mit uns zu haben und spricht sich mit ihrem Kol­le­gen ab. Eine Mög­lich­keit gibt es doch noch. Die­se Nacht dürf­ten wir im Not­raum über­nach­ten, der eigent­lich für die Ange­stell­ten reser­viert ist.

Das Zim­mer sieht nett aus, nur: Wo ist das Bett? Wir schau­en in einen lee­ren, sau­be­ren Raum mit beheiz­tem Par­kett­bo­den, doch Möbel gibt es kei­ne. In der Ecke sta­peln sich ordent­lich zusam­men­ge­fal­te­te dün­ne Matrat­zen, Decken und Kis­sen. Über­nach­ten im Kore­an Style. Wir sagen zu, denn eine Alter­na­ti­ve haben wir nicht. Umge­rech­net 33 Euro bezah­len wir für das klei­ne Zim­mer ohne Bett. Das ist mal was Neu­es.

Am nächs­ten Mor­gen, aus­ge­schla­fen Dank unse­rer zusätz­lich auf­ge­pump­ten Iso­mat­ten, gehen wir ans nahe Meer. Es hat sich so weit zurück­ge­zo­gen, dass wir es nur am Hori­zont erah­nen kön­nen. Vor uns brei­tet sich eine Ebe­ne aus Schlamm und klei­nen Bächen aus und ich muss an mei­ne Schul­fahrt in der 8. Klas­se ans Amru­mer Wat­ten­meer den­ken. Es ist stür­misch heu­te und trotz der Son­ne rich­tig kalt. Trotz­dem gefällt es uns gut hier und wir möch­ten noch ein paar Tage län­ger blei­ben, doch es gestal­tet sich als nicht beson­ders ein­fach: Die Jugend­her­ber­ge schließt für Sonn­tag­nacht und wir müs­sen heu­te noch aus dem Not­zim­mer aus­zie­hen.

Wir kom­men in der Pen­si­on auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te unter, aber lei­der auch hier nur für eine Nacht, ab mor­gen gibt es eine Reser­vie­rung. Also zie­hen wir am Tag dar­auf zurück in die Jugend­her­ber­ge, die mitt­ler­wei­le wie­der geöff­net hat. Wir dür­fen uns eine klei­ne Küche dazu­mie­ten. Gemein­schafts­kü­chen, wie in Hos­tels üblich, gibt es hier nicht. Ent­we­der wir bezahl­ten umge­rech­net 8 Euro pro Tag und erhal­ten dafür exklu­siv den Schlüs­sel oder wir kön­nen die Küche nicht nut­zen. Wir ent­schei­den uns für die Küche.

Couchsurfing #2 – Alles braucht seine Zeit

Wir schau­en uns suchend um, als wir das Restau­rant betre­ten, das uns unser neu­er Couch­sur­fing-Gast­ge­ber Sung-il als Treff­punkt vor­ge­schla­gen hat. Es ist kaum besucht, aber in einer Ecke sit­zen drei Per­so­nen: Ein Aus­län­der und zwei dun­kel­haa­ri­ge Men­schen, von denen wir aller­dings nur den Hin­ter­kopf sehen. Wahr­schein­lich sind das Sung-il und Alex, der rus­si­sche Couch­sur­fer, vom dem uns Sung-il geschrie­ben hat?

Vor­sich­tig tre­ten wir auf den Tisch zu, so rich­tig reagiert der korea­ni­sche Mann nicht, den wir als unse­ren Couch­sur­fing-Gast­ge­ber erwar­ten. „Sung-il?“, fra­gen wir vor­sich­tig in die Run­de. „Yes“, ant­wor­tet er, macht aber sonst kei­ne wei­te­ren Anstal­ten, uns zu begrü­ßen. Wir stel­len uns vor uns rei­chen den Drei­en die Hän­de. Zumin­dest die zwei Korea­ner schei­nen über­rascht. Kurz nach­dem wir Platz genom­men haben, ste­hen bereits gebra­te­ne Hähn­chen­schen­kel auf dem Tisch. Sonst nichts. Als ich nach einer vege­ta­ri­schen Vari­an­te fra­ge, spre­chen sich Sung-il und sei­ne Freun­din Surye­on ab. Ohne Rück­fra­ge und qua­si als Über­ra­schung wird mir Mais mit Käse bestellt, wobei Käse mit Mais tref­fen­der wäre. Ich bin nicht wirk­lich begeis­tert von die­sem Abend­essen.

Mit Alex, der gera­de durch Kamt­schat­ka gereist ist und nun durch Süd­ko­rea trampt, ver­ste­hen wir uns auf Anhieb gut. Aber Sung-il und Surye­on sind mir ein Rät­sel. Sie sind zurück­hal­tend und still, stel­len uns kei­ne ein­zi­ge Fra­ge und als ich Sung-il über sein Leben in Mok­po befra­ge, schaut er beim Ant­wor­ten immer Sebas­ti­an an und nicht mich. Das ken­ne ich aus länd­li­chen Gegen­den Paki­stans oder des Irans, aber in Süd­ko­rea hät­te ich die­ses Ver­hal­ten nicht erwar­tet. Ich bin genervt und je län­ger sich unser Gespräch ohne Blick­kon­takt fort­setzt, des­to mehr ärge­re ich mich.

„What do you want to do, Alex?“, fragt Sung-il. Uns fragt er nicht. “Slee­ping?”, gibt Alex vor­sich­tig zurück, der heu­te eine lan­ge Anrei­se hin­ter sich hat. Doch die Ant­wort ist für die­sen Abend schein­bar die fal­sche.

Surye­on führt uns ans Meer, an der an einer Stel­le ein höl­ze­ner Steg über das Was­ser führt und uns die Mög­lich­keit gibt, beleuch­te­te Fel­sen aus der Nähe zu sehen. Bald aller­dings mahnt sie wie­der zum Auf­bruch – die nächs­te Attrak­ti­on war­tet. In Ufer­nä­he ist im Meer ist eine Platt­form ver­an­kert, auf der bunt beleuch­te­te Was­ser­fon­tai­nen pas­send zur Melo­die des Tita­nic-Lie­des tan­zen. Es ist die abend­li­che Light­show. Uns ist bit­ter­kalt. Für Sung-il und Surye­on ist es trotz­dem nicht kalt genug für ein Eis zum Nach­tisch: Sie bestel­len Bingsu- oder „Schnee­flo­cken­eis“. Zwei rie­si­ge Eis­be­cher mit gefro­re­ner Milch, die in hauch­zar­te Schnee­flo­cken geschabt wur­den, ste­hen vor uns, eines in der „original“-Variante, das ande­re mit Geschmack „green tea lat­te“. Es schmeckt nicht schlecht, aber bei drei Grad Außen­tem­pe­ra­tur ist mir ein­deu­tig zu kalt für Eis.

Obwohl wir uns gera­de nett mit Alex unter­hal­ten, drän­gen Surye­on und Sung-il zum erneu­ten Auf­bruch: Jetzt wird Bas­ket­ball gespielt! Sie schlep­pen uns in eine der unzäh­li­gen korea­ni­schen Spiel­höl­len und ich den­ke: “Was für ein Quatsch!“ Doch am Ende macht das Kör­be­wer­fen Spaß und die Prei­se sind für korea­ni­sche Ver­hält­nis­se über­ra­schend erschwing­lich. Alle Ange­bo­te der Spiel­höl­le kön­nen wir nicht aus­pro­bie­ren, denn Surye­on ruft sich ein Taxi und wir müs­sen sie zum Abhol­ort beglei­ten. Obwohl sie 26 Jah­re alt ist, wis­sen ihre Eltern nichts von ihrer Bezie­hung zu Sung-il und sie darf nicht zu spät zu Hau­se erschei­nen. Nach die­sem durch­plan­tem Abend­pro­gramm dür­fen auch wir nun end­lich in Sung-ils Woh­nung fah­ren und unse­ren Schlaf­platz bezie­hen.

Busan – Stadt am Meer

Drei Tage spä­ter kom­men wir in Bus­an an. Wir stei­gen im schöns­ten Hos­tel unse­rer Zeit in Süd­ko­rea ab und fal­len in zwei Ein­zel­bet­ten mit tol­len Matrat­zen und rich­ti­gen Feder­bett­de­cken. Mein Bett ist so gemüt­lich, dass wenn ich die Augen schlie­ße, ich fast in mei­nem Bett zu Hau­se lie­gen könn­te. Bus­an, die zweit­größ­te Stadt Süd­ko­re­as im Süd­os­ten des Lan­des, gefällt uns auf Anhieb. Der Haeun­dae Strand ist in Lauf­ent­fer­nung und täg­lich spa­zie­ren wir durch den wei­chen Sand, vor uns das Meer, hin­ter uns die Hoch­häu­ser Busans. Wir fin­den ein Restau­rant, in dem wir lecker und güns­tig essen kön­nen. Trotz­dem kochen wir min­des­tens ein­mal täg­lich selbst, denn allei­ne mit den Fix­kos­ten für Hos­tel und Auto lie­gen wir schon bei fast 60 Euro pro Tag.

Über Gyeongju und Danyang zurück nach Seoul

Ent­lang der Ost­küs­te Süd­ko­re­as fah­ren wir zurück nach Nor­den. In sechs Tagen müs­sen wir das Auto bereits wie­der in Seo­ul abge­ben. Unser Weg führt uns über die ehe­ma­li­ge Haupt­stadt Gye­ongju, die berühmt ist für ihre alten Königs­grä­ber. Wir fin­den eine Unter­kunft im Zen­trum und besu­chen zu Fuß das UNESCO Welt­erbe Dae­rung­won. In dem gro­ßen Park befin­den sich 23 grasbe­wach­se­ne Hügel­grä­ber, die aus der Fer­ne eher unspek­ta­ku­lär aus­se­hen, aus der Nähe betrach­tet aber doch sehr span­nend sind: In das Grab Che­on­machong wur­de ein Ein­gang gegra­ben und gemein­sam mit Schul­klas­sen besich­ti­gen wir das Inne­re, das weit­läu­fi­ger ist, als wir dach­ten. Beson­ders beein­druckt uns die Grab­stät­te, in der kein Ske­lett mehr liegt, aber ordent­lich tra­piert die (nicht-ori­gi­na­len) Grab­bei­la­gen prä­sen­tiert wer­den. Der Grab­hü­gel ist 13 Meter hoch und hat einen Durch­mes­ser von 47 Metern, wie uns Wiki­pe­dia ver­rät, und wur­de Ende des fünf­ten Jahr­hun­derts errich­tet.

So rich­tig für die Geschich­te des Ortes schei­nen sich die meis­ten Besu­cher jedoch nicht zu inter­es­sie­ren. Die Grab­hü­gel sind eher ein belieb­ter Foto­spot und sowohl Ein­hei­mi­sche wie auch asia­ti­sche Tou­ris­ten haben sich in die tra­di­tio­nel­le Tracht gewor­fen und posie­ren vor den Hügeln für die bes­ten Fotos.

Unse­ren letz­ten Stopp vor Seo­ul legen wir in der klei­nen Stadt Dan­yang in den Ber­gen Süd­ko­re­as ein. Wir nut­zen unser Auto für ein Aus­flug in den Sobaeksan Natio­nal­park und ver­brin­gen den Tag im Wald. Es tut gut, mal kom­plett raus aus Zivi­li­sa­ti­ons­ge­räu­schen zu sein. Zum Mit­tag­essen set­zen wir uns im fast schon win­ter­li­chen Wald auf einen Baum­stamm und essen das mor­gens gekauf­te Gim­bap, korea­ni­sches Sushi. Sung-il war empört, als wir erwähn­ten, dass wir ger­ne mal Gim­bap essen wür­den. Das wäre nur für Stu­den­ten, nur für Leu­te mit wenig Geld, mein­te er. Das passt ja, dach­ten wir uns und sind froh, Gim­bap aus­pro­biert zu haben, denn es wird zu unse­rem liebs­ten und leckers­ten Snack auf unse­rer Tour durch Süd­ko­rea.

Am nächs­ten Tag fah­ren wir zurück nach Seo­ul. Die Auto­rück­ga­be ver­läuft unkom­pli­ziert und zügig. Es ist unge­wohnt, ohne Plä­ne in Seo­ul zu sein, denn vor drei Wochen waren wir haupt­säch­lich mit der Bean­tra­gung unse­res chi­ne­si­schen Visums beschäf­tigt. So lau­fen wir heu­te ein Weil­chen durch die Stadt und besu­chen abends das Seo­ul Lan­tern Fes­ti­val. In einem klei­nen Was­ser­lauf mit­ten in der Innen­stadt sind bestimmt drei­ßig zwi­schen 1,50 bis zwei Meter hohe Figu­ren aus trans­lu­zen­tem Mate­ri­al instal­liert und neben Gestal­ten alter korea­ni­scher Sagen fin­det sich ganz modern auch die Ama­zon­droh­ne oder der Back­pa­cker wie­der. Am obe­ren Ende des Was­ser­laufs bas­teln die Men­schen Papier­lam­pi­ons und set­zen sie mit­samt eines Tee­lichts vor­sich­tig ins Was­ser.

Seo­ul ist schön beleuch­tet an die­sem Abend im Novem­ber. Die Käl­te, die ein­ge­pack­ten Men­schen und die vie­len Lich­ter erin­nern mich an Weih­nach­ten. Statt mit unse­ren Fami­li­en zu fei­ern, wer­den wir aller­dings in einer Woche mit einem Con­tai­ner­schiff über den Pazi­fik fah­ren und danach in Mexi­ko fei­ern. Scha­de, dass wir mor­gen zurück nach Chi­na fah­ren wer­den. Jetzt, nach einem Monat in Süd­ko­rea, habe ich lang­sam das Gefühl, ange­kom­men zu sein.

Gera­de den Kon­takt zu den Men­schen vor Ort haben wir ganz anders als in unse­ren zuvor besuch­ten Län­dern Asi­ens wahr­ge­nom­men, sodass wir uns erst ein­mal gewöh­nen und umstel­len muss­ten. Das stil­le und zurück­hal­ten­de Mit­ein­an­der war für uns neu und stellt mich regel­mä­ßig auf eine grö­ße­re Gedulds­pro­be als das teils auf­dring­li­che Ver­hal­ten von Men­schen in ande­ren Län­dern. Manch­mal fällt uns erst im Nach­hin­ein auf, dass die Ges­te eines Men­schen eigent­lich sehr nett war, aber weil sie so still und unauf­fäl­lig aus­ge­führt wur­de, wir sie im ers­ten Moment glatt über­se­hen haben. Es sind die lei­sen Töne, für die wir unse­re Sin­ne in die­sem Monat erst schä­fen muss­ten, aber die Süd­ko­rea für uns so span­nend gemacht haben.

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