Hostel? Immer noch okay!

Ich konn­te ihn frü­her rie­chen als sehen, sei­ne Fah­ne hing schwer in der Lob­by. Er teil­te mir ein Bett in einem Vie­rer­zim­mer zu, in dem am Ende außer mir nur Män­ner waren – dabei hat­te ich eigent­lich ein „Fema­le Dorm“ gebucht. Beschwer­de zweck­los, das Hos­tel war voll. So voll wie all­abend­lich der Aus­hilfs­re­zep­tio­nist, selbst Back­pa­cker und gegen Logis dort tätig.

Die Zim­mer­aus­stat­tung: zwei wack­li­ge Stock­bet­ten, drei ros­ti­ge Haken. Kein Regal, kein Schließ­fach, kei­ne Lam­pe am Bett. Die Toi­let­ten befan­den sich in einem maro­den Wasch­raum am ande­ren Ende des Flurs. Genau wie die Duschen, vor denen Tep­pi­che stan­den vor Dreck.

Will­kom­men auf Maui! Aus­ge­rech­net.

Ich hät­te einen Bun­ga­low mie­ten sol­len, dach­te ich, als ich in dem win­zi­gen Zim­mer nach einer frei­en Stel­le für mei­nen Ruck­sack such­te, trotz der hor­ren­den Prei­se auf Hawaii.

 Nicht sauber, dafür gesellig

Spu­le ich sechs Tage vor, kann ich hin­zu­fü­gen: Mei­ne Zeit auf Maui war wun­der­bar, trotz und wegen der grot­ti­gen Abstei­ge. Die Jungs im Zim­mer haben kaum geschnarcht (Des­halb buche ich Frau­en-Dorms: Es wird weni­ger geschnarcht) und sich ver­läss­lich um die Spin­nen geküm­mert, die sich in unser Zim­mer ver­irr­ten.

Das Ent­schei­den­de aber: Es gab eine rie­si­ge Gemein­schafts­kü­che und einen Innen­hof mit Sitz­be­reich im Schat­ten. Hat nicht jedes Hos­tel zu bie­ten. Leu­te ken­nen zu ler­nen, war hier leicht wie sonst nir­gends. Wir spra­chen beim Früh­stück über dre­cki­ge Klos und nächt­li­chen Lärm und Bier-Dieb­stäh­le aus dem Gemein­schafts­kühl­schrank (Wir ver­mu­te­ten das Per­so­nal dahin­ter). Danach erkun­de­ten wir zusam­men die Insel.

Frühstück im Hostel

Damit war immer­hin eine mei­ner Erwar­tun­gen an ein Hos­tel erfüllt: Ich habe Anschluss gefun­den, gute Leu­te ken­nen gelernt, wie fast jedes Mal bis­her. Immer tref­fe ich übri­gens auch Back­pa­cker, die älter sind als ich, Mit­te drei­ßig und drü­ber. Es gilt, was Git­ti Mül­ler sagt: „Es ist völ­lig egal, wie alt oder jung man im Hos­tel ist.“Die TV-Jour­na­lis­tin ist auch mit fast 60 nicht zwin­gend die Her­bergs-Ältes­te. Und falls doch, dann pfeift sie drauf. Ich wün­sche mir mehr Git­ti Mül­lers in den Hos­tels die­ser Welt.

Frühstück im Hostel: Pancakes, Pfannkuchen Klas­si­sches Back­pa­cker-Früh­stück: Pan­ca­kes. Vie­le.

Zurück zu der Bruch­bu­de auf Maui: Gesel­lig war sie immer­hin. Nur Kom­fort war sel­ten so abwe­send wie dort. In Sin­ga­pur, der nächs­ten Sta­ti­on auf mei­ner Rei­se, erleb­te ich den kras­sen Gegen­satz: Ein Arm­band mit inte­grier­tem Chip öff­ne­te einem in die­sem Hos­tel die Türen, man schlief in einer geräu­mi­gen Höh­le mit rie­si­gem Safe, zwei Steck­do­sen, zwei Lam­pen, reich­lich Abla­ge­flä­chen und schwe­ren Vor­hän­gen. Der Früh­stücks­raum glich der Lounge eines Fünf-Ster­ne-Hau­ses. Tip­top sau­ber alles, nahe­zu ste­ril. Und wohl das Bes­te, was man für so wenig Geld im Zen­trum bekom­men kann.

Natür­lich, anders­wo hät­te man mehr Platz, mehr Pri­vat­sphä­re sicher­lich auch. Aber wie viel Zeit ver­bringt man unter­wegs schon in sei­ner Unter­kunft? Rei­se ich allein in teu­re­ren Gegen­den, hal­te mich dazu noch nur ein paar dort Tage auf, sticht ein Hos­tel meist alle ande­re Optio­nen aus.

So wer­de ich wohl wei­ter mein Bett im Fema­le Dorm buchen. Es sei denn, ich kann mir einen Bun­ga­low am Strand leis­ten. Dann neh­me ich natür­lich den.

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Antworten

  1. Avatar von Bianca

    Hos­tels sind wirk­lich Geschmacks­sa­che, habe ich fest­ge­stellt. Ich fand es aber immer sehr gemüt­lich dort. Beson­ders cool, dass man da immer direkt ande­re Rei­sen­de ken­nen lernt und nicht allei­ne blei­ben muss, auch wenn man allein auf­ge­bro­chen ist. Erst mit über 40 habe ich die gele­gent­li­chen Vor­tei­le eines Hotel Bri­xen ken­nen gelernt. Die Zeit im Hos­tel möch­te ich aber nie­mals mis­sen.

    1. Avatar von Susanne Helmer

      Hi Bian­ca, stim­me vol­le und ganz zu. Gut mög­lich, dass ich ähn­lich wei­ter­ma­che.

    2. Avatar von Spamjäger
      Spamjäger

      Oh mein … was für ein plum­per Spam­kom­men­tar … war­um löscht ihr den nicht sofort? War­um Hotel Bozen lässt man Hotel Dumm­dorf sich Hotel irgend­wo das Hotel noch düm­mer­dorf gefal­len? 🙂

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