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Ein Bett im Kornfeld oder so ähnlich

Es war einer die­ser quä­len­den nächt­li­chen Toi­let­ten­gänge. Eine die­ser Nächte in der ich mich quä­lend im Schlaf­sack hin und her wälzte und mir die Frage stellte: „Warum zum Geier hab ich nur so viel Bier getrun­ken?“. Dann schluss­end­lich gewann der Drang. Ich pulte mich flu­chend aus dem war­men, kusche­li­gen Schlaf­sack und trat mür­risch den zwan­zig Meter lan­gen Weg zum Wasch­haus an.
Die Taschen­lampe lässt auf dem Weg alles gespens­tisch in Schwarz-Weiss erschei­nen. Auf der lin­ken Seite eine typi­sche afri­ka­ni­sche Schirm­aka­zie. Auf der rech­ten Seite ein mit­tel­ho­her Busch und dahin­ter ein gros­ser schwar­zer Stein. Die unge­wohn­ten Geräu­sche der Wild­nis geben ihren Rest zum Szenario.

Uganda-Campen-02

Mein Bett im Kornfeld

Die Hälfte des Weges war geschafft. Nur noch wenige Meter zur Erleich­te­rung. Doch Moment mal – ein gros­ser schwar­zer Stein? Mein Erin­ne­rungs­ver­mö­gen wollte beim bes­ten Wil­len kei­nen Stein mehr in die grüne Gras­land­schaft malen…
Also gleich noch­mals die Taschen­lampe dar­auf fokus­siert. Just in dem Moment fängt der Stein sich auch schon zu bewe­gen an, läuft ein paar Schritte direkt auf den Weg vor mir und guckt mich mit fun­keln­den Augen an. Ein gros­ser, schwar­zer Stein mit fun­keln­den Augen also? Und er stellt sich meine Toi­let­ten­drang in den Weg. Ganz gros­ses Kino!

Nur eine Sekunde spä­ter bin ich kein biss­chen Müde mehr. Adre­na­lin tut da sein Bes­tes zu und lässt mich so gleich auch erken­nen, dass es mit dem wei­te­ren Weg zum WC wohl nichts mehr wer­den würde.
Denn der ver­meint­li­che Stein stellt sich als Hippo her­aus. Ihm schien offen­bar das Gras um unser Zelt herum beson­ders gut zu schmecken.
„Fres­sen Hip­pos auch Men­schen? So als Snack zwi­schen durch?“

Sol­che Gedan­ken fand ich ziem­lich beschei­den und stand also da, dem töd­lichs­ten Wild­tier Afri­kas Auge in Auge gegen­über. Ich beschliesse mich lang­sam zurück zu zie­hen und mei­nem Drang anderswo nach­zu­ge­hen. Das Hippo sei­ner­seits streicht mich zugleich von sei­nem Spei­se­plan und ver­gnügt sich wei­ter mit dem Gras.

Am kom­men­den Abend war das Bier von mei­ner Geträn­ke­liste gestrichen.

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Cate­go­riesUganda
Patrick Görsch

Der erste Interrail-Trip durch Europa und es war um ihn geschehen. Seit dem ist Patrick verliebt - verliebt in die Abwechslung, die Ferne und das Fremde. Er schmiss seinen Job als Webentwickler, verkaufte seine eigenen vier Wände und ist nun unterwegs in der weiten Welt.
Naturschönheiten und wilde Tiere begeistern ihn auf seinen Reisen gleichermassen wie fremde Städte und exotische Kulturen. Dabei ist er immer auf der Suche nach neuen Abenteuern, solang sie nicht in schrecklich furchteinflössende Höhen von über zwei Meter führen.
Wohin es ihn noch alles treiben wird, dass weiss er selbst nicht so genau.

  1. Lach, eine tolle Geschichte, hätte mir glatt auch pas­sie­ren kön­nen… :-) Und dann, wie gings wei­ter? Bis zum Mor­gen­grauen durchgehalten?
    Aber hey, man wächst an sei­nen Erfah­run­gen… Wir pla­nen im Sep­tem­ber eine Reise in den Nor­den Nami­bias; da weiß ich schon mal Bescheid… ;-)

  2. Dani says:

    Nants ing­on­yama bagi­thi baba.
    Sithi uhhmm ingonyama. 

    Bei dem Text habe ich sofort die Melo­die von Cir­cle of Life im Kopf! Seit ich den Film als Kind gese­hen habe, ist einer mei­ner größ­ten Wün­sche auch, die­ses beein­dru­ckende Land ein­mal live zu erle­ben. Ich glaube, es ist sehr auf­re­gend, schon allein weil mal als Euro­päer die Tiere dort ja nur aus aus dem Zoo kennt. ;) Ich habe beim lesen auf jeden Fall mit­ge­fie­bert und finde den Text sehr aus­drucks­stark und toll. :) 

    Beste Grüße, nicht aus der Seren­geti, son­dern „nur“ aus Bri­xen Südtirol

    1. Patrick says:

      Freut mich, dass dir der Text gefal­len hat :)
      Ost­afrika (nicht nur die Seren­geti) ist abso­lut eine Reise wert, vor allem wenn man Tiere liebt.

    2. Iris says:

      Hey Dani!

      Falls du Zeit und Geld zusam­men krat­zen kannst, soll­test du unbe­dingt mal Uganda besu­chen! Es ist wun­der­schön, hat tolle Natio­nal­parks und wirk­lich alles was man sich unter „Afrika“ so vor­stellt. Seren­geti ist aller­dings noch­mal was ande­res als Queen-Eli­sa­beth. Die liegt etwas wei­ter öst­lich, in Kenia/Tansania, und ist ein wenig kar­ger als große Teile Ugan­das. Die Reise lohnt sich aber auf jeden Fall! *_*
      Inter­es­san­ter Punkt neben­bei: Die meis­ten Ugan­der, die ich ken­nen gelernt habe, ken­nen die ein­hei­mi­schen Tiere selbst nur aus dem Zoo. Die Natio­nal­parks sind teuer, und außer­halb sind die gan­zen „typi­schen“ Giraf­fen, Hip­pos, Ele­fan­ten usw. nicht beson­ders häu­fig anzutreffen. 

      Liebe Grüße aus Müns­ter, Deutschland :)

  3. runterwegs says:

    Hallo Patrick,
    in wel­chem Land war das eigentlich?

    Zum Glück hatte uns vor unse­rer Abreise nach Afrika in 2010 ein Freund so eine Geschichte, wie Du sie hier schil­derst erzählt. Dar­auf­hin haben wir uns ent­schie­den doch eine Toi­lette (so ein klei­nes Porta Potti) in unse­ren All­rad-LKW (Bj. 1968) ein­zu­bauen. Und sie hat sich wirk­lich bewährt in den 5 Jah­ren, die wir inzwi­schen durch Afrika rei­sen. Aber in nem Zelt hast Du diese Mög­lich­keit natür­lich nicht. Wir hat­ten auch mal so eine Begeg­nung mit einem Hippo in Sam­bia. Wir saßen am Lager­feuer und plötz­lich, war es ganz dicht an uns dran. Wir sind dann nur noch lang­sam in unse­rem Han­o­mag A‑L 28 zurück. Es hat dann auch die ganze Nacht neben uns gegrast: http://www.runterwegs.de/sambia-im-land-der-hippos/

    Viele Grüße aus Südafrika,
    Verena & Patrick

    1. Patrick says:

      Das war in Uganda, in der Nähe vom Queen-Elizabeth-Nationalpark.
      Wir hat­ten „Pipi-Tüten“ dabei, da wir auch schon vor­her von sol­chen Erfah­run­gen gehört hat­ten. aller­dings war der Bereich, in dem wir im Zelt geschla­fen haben, bewacht und man hat uns gera­ten nachts nur eine Taschen­lampe mit zum Toi­let­ten­gang mit­zu­neh­men. Des­halb hat­ten wir ange­nom­men, der Platz sei eigent­lich rela­tiv sicher.
      Aber wir sind ja mit einem Schre­cken gut davon gekom­men und es ist glück­li­cher­weise nichts passiert.

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  5. Gernot says:

    Weil Leute immer wie­der zu igno­rant sind, sich vor­her zu infor­mie­ren, wie man sich in sol­chen Gegen­den rich­tig ver­hält, kommt es immer wie­der zu Unglü­cken. In der Folge gibt es dann wie­der neue Regu­lie­run­gen und Restrik­tio­nen für alle. Weil man die Dum­men und Igno­ran­ten eben vor sich selbst schüt­zen muss. Die, die mit der dort noch erleb­ba­ren Frei­heit nicht klar kommen…

    1. Patrick says:

      Inter­es­sant. Du kannst mir gern dei­nen „Africa-Sur­vi­val-Guide“ zukom­men las­sen. Ich lese mir den gern durch und ver­öf­fent­li­che Ihn auch gleich auf mei­nem Blog. Damit in Zukunft weni­ger Dumme und Igno­rante gefähr­det werden.

    2. Gernot says:

      Es braucht kei­nen „Africa-Sur­vi­val-Guide“. Das man in Gegen­den, in denen poten­ti­ell jeder­zeit Löwen, Hip­pos, Ele­fan­ten, Leo­par­den oder Hyä­nen vor dem Zelt ste­hen kön­nen, nachts den Reiß­ver­schluß am Zelt schließt und nachts nicht auf Toi­lette geht, sind die abso­lute Grund­re­geln. Jedes Jahr ster­ben ein paar Tou­ris­ten in Afrika, die sich nicht daran hal­ten. In der Folge wer­den natür­lich auch die Tiere erschos­sen, die die töd­li­che Atta­cke ver­übt haben. Wenn es ein paar Mal sol­che Vor­komm­nisse gab, gibt es neue Regu­lie­run­gen und Ein­schrän­kun­gen. Camps wer­den ein­ge­zäunt. Es wer­den keine FIT mehr zuge­las­sen, nur noch mit Guide oder Touroperator. 

      Es ist ein­fach eine Frage des Respekts, des Respekts der Umwelt gegen­über und den bereis­ten Län­dern gegen­über, sich ein biss­chen mit ange­mes­se­nen Ver­hal­tens­wei­sen zu beschäf­ti­gen. Dazu muss man nicht 5 Bear-Grylls-Bücher inha­lie­ren, son­dern das hat man in weni­gen Minu­ten zusam­men. Wenn man mit sei­nem Flüs­sig­keits­kon­sum schon nicht klar kommt, pin­kelt Mann ein­fach in eine Fla­sche, Für viele ist es aber wich­ti­ger, vor der­ar­ti­gen Rei­sen stun­den­lang die beste Foto­aus­rüs­tung oder den güns­tigs­ten Ver­mie­ter zu recherchieren.

    3. Patrick says:

      Ich finds gut, dass du dich so um die Frei­heit in Afrika sorgst. Ganz ehrlich.
      Schade find ich es aller­dings, dass du gleich mit Wor­ten wie „Dumm und igno­rant“ um dich wirfst und dann danach etwas von respekt­vol­len Umgang mit sei­ner Umwelt schreibst.
      Soweit ich das sehe, weisst du weder, ob wir mit Guide gereist sind, wo wir gezel­tet haben, ob die Gegend umzäunt war, noch was man uns zum even­tu­el­len nächt­li­chen Was­ser­las­sen gera­ten hat.
      Ich bin mir sicher, mit einem etwas ange­mes­se­ne­rem Ton würde man weit mehr errei­chen, als gleich die ver­bale „Hau­drauf-Keule“ auszupacken.
      Aber ich gebe dir abso­lut recht, dass nicht jeder Afrika-Rei­sende gut auf den Kon­ti­nent vor­be­rei­tet ist. Um so bes­ser, wenn man sol­che Erleb­nisse, wie das von dem ich oben berichte, mit ande­ren Teilt. Oder siehst du das anders?

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