Dem rach­süch­ti­gen Schlan­gen­gott Mboi dürs­tet mal wie­der nach Blut. Jedes Jahr for­dert er von den Cain­gang­ues-India­ner eine schöne Jung­frau. Um den Ver­der­ben brin­gen­den Gott zu besänf­ti­gen und sei­nen Zorn im Zaum zu hal­ten, tun die India­ner, was Mboi verlangt.

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Am Ufer des Flus­ses Iguazú, lebt die Häupt­lings­toch­ter Naipú. Sie ist die Aus­er­wählte; das nächste Opfer Mbois. Naipú wider­setzt sich jedoch ihrem Schick­sal und flieht gemein­sam mit ihrem Gelieb­ten Tarobá, dem tap­fers­ten Krie­ger des Stam­mes. Auf einem Kanu ver­su­chen die bei­den fluss­ab­wärts dem siche­ren Tod zu entkommen.

Doch Mboi, der sich noch nie hat lum­pen las­sen, bemerkt den Flucht­ver­such. Sein von den India­nern so gefürch­te­ter Zorn ent­facht. Um die Flüch­ti­gen auf­zu­hal­ten, wir­belt er wütend das Was­ser des sonst ruhi­gen Flus­ses auf. Unter sei­nen mäch­ti­gen Schlä­gen bricht das Fluss­bett ein, eine Fels­schlucht ent­steht: Die Gar­ganta del Dia­blo – die Kehle des Teufels.

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Zur Strafe ver­wan­delt Mboi die Häupt­lings­toch­ter in einen Fel­sen, der unun­ter­bro­chen von den her­un­ter­stür­zen­den Was­ser­mas­sen gepeitscht wird. Nach die­sem Fel­sen streckt ihr Gelieb­ter, ver­wan­delt in eine Palme am Fluss­ufer, noch immer unab­läs­sig, Tag für Tag, seine Zweige.

So ent­ste­hen, einer Legende der Cain­gang­ues-India­ner zufolge, die mäch­ti­gen Was­ser­fälle von Iguazú, die sich, von tro­pi­schem Regen­wald umge­ben, an der bra­si­lia­nisch-argen­ti­ni­schen Grenze befinden.

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Die wuch­tige Gischt­wolke über der Teu­fels­kehle steigt wie glit­zern­der Staub, ange­strahlt von der Sonne, hoch über die Was­ser­fälle. Schwe­bend befeuch­tet sie sacht die Gesich­ter der stau­nen­den Besu­cher, die in der Gegen­wart des tosen­den Was­sers ihre Stim­men erhe­ben müs­sen, um ihre Erfurcht in Worte zu fassen.

Hun­derte Kubik­me­ter Was­ser stür­zen jede Sekunde in die U‑förmige, nur 150 Meter schmale Schlucht, die Mbois wuch­tigs­ter Schlag ver­ur­sachte. Doch die Teu­fels­kehle ist zu eng, um die Was­ser­mas­sen des mäch­ti­gen Igua­zús auf ein­mal zu schlu­cken. Sie müs­sen aus­wei­chen – und so kommt es zu den fast 270 Neben­fäl­len im Unter­lauf, die sich auf einer Länge von fast drei Kilo­me­tern erstre­cken. Aber auch diese Neben­fälle stür­zen ein­drucks­voll bis zu 70 Meter in die Tiefe. Damit sind die Was­ser­fälle von Iguazú höher und brei­ter als die Nia­gara-Fälle in Nord­ame­rika und brei­ter als die Vik­to­ria­fälle in Afrika.

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Selbst Indiana Jones machte schon Bekannt­schaft mit den Was­ser­fäl­len von Iguazú und stürzte im „König­reich des Kris­tall­sschä­dels“ die­sel­bi­gen hinab. Natür­lich ohne einen Krat­zer davonzutragen.

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Morten & Rochssare

Per Anhalter und mit Couchsurfing reisen Morten und Rochssare ab 2011 zwei Jahre lang zwischen Feuerland und der Karibik kreuz und quer durch Südamerika. Seit 2014 trampen die beiden auf dem Landweg von Deutschland nach Indien und weiter nach Südostasien. Von ihren Abenteuern und Begegnungen erzählen sie auf ihrem Blog und in ihren Büchern „Per Anhalter durch Südamerika“ und „Per Anhalter nach Indien“, jeweils erschienen bei Malik National Geographic.

  1. Amine says:

    Ich möchte Ihnen für die Qua­li­tät Ihres Arti­kels gra­tu­lie­ren, Iguazu sind mei­ner Mei­nung nach die schöns­ten Was­ser­fälle der Welt, aber es gibt einen Ort in Bra­si­lien so ein­zig­ar­tig wie die iguazu Fälle ist der Len­cois Maran­hen­ses Park, eine Wüste von Dünen und blauen tur­coise Was­ser Lagu­nen, die die­sen Ort ein ein­zig­ar­ti­ger Ort auf der Erde machen. ken­nen Sie die­sen Ort ?

    Mit freund­li­chen Grü­ßen Amine

    1. Morten und Rochssare says:

      Klar gibt es noch viel mehr über die Was­ser­fälle zu erzäh­len. Wir erhe­ben kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit. Du bist gerne ein­ge­la­den mehr zu berich­ten, lie­ber Gregor.

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  3. Michael says:

    Schö­ner Bericht mit tol­len Fotos.

    Der „India­ner Jones“ in der Kurz­be­schrei­bung auf der Haupt­seite lässt mich dann aber doch ein wenig schmunzeln. ;)

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