Da sein wenn’s passiert

Ja, ja ich weiß: Leben pas­siert, wäh­rend du flei­ßig ande­re Plä­ne schmie­dest. Aber in einer wun­der­ba­ren Nacht unter bali­ne­si­schen Ster­nen muss­te ich mich dann doch ein­mal fra­gen: Wie zur Höl­le bin ich eigent­lich hier gelan­det?! Ich weiß, ich hat­te ein­mal ande­re Plä­ne…

Ich hät­te nie gedacht, dass es so sein wür­de. Leben, mei­ne ich. Natür­lich hat­te ich es mir aus­ge­malt, damals vor all den Jah­ren, als sie mir das Abitur­zeug­nis in die Hand drück­ten. Da hat­te ich eine ziem­lich kla­re Vor­stel­lung wo ich heu­te sein wür­de. Aber hier bin ich heu­te, kurz vor mei­nem sechs­und­zwan­zigs­ten Geburts­tag und nichts, aber auch wirk­lich gar nichts, ist so gelau­fen wie ich es damals geplant hat­te. Ich sage jetzt nicht, dass das was Schlech­tes ist. Nein wirk­lich, ich kann mich nicht bekla­gen. Ich lebe ein Leben in einer pul­sie­ren­den Haupt­stadt und ein zwei­tes auf Rei­sen zu den schöns­ten Orten, die die­se Erde zu bie­ten hat, tref­fe erstaun­li­che Men­schen und bin dank­bar für alles, was sie mir bei­brin­gen.

Der Rest aller­dings, ist bit­ter­süß.

Denn hier bin ich auf der ande­ren Sei­te der Welt, die Ster­ne fun­keln über bali­ne­si­schen Dächern und aus der Fer­ne schallt Neil Youngs „Heart of Gold“ her­über zu mir, gestran­det an einem frem­den Ufer und kei­nen blas­sen Schim­mer wie ich hier gelan­det bin. Aber hier bin ich nun mal und gebe mich dem Leben hin, akzep­tie­re dass ich kei­ne Kon­trol­le habe und nichts pla­nen kann, weil es am Ende sowie­so nicht wird, wie ich es am Anfang haben woll­te. Wie das Schrei­ben ist das Leben die­se groß­ar­ti­ge Idee in mei­nem Kopf, die, sobald ich ver­su­che sie aufs Papier zu brin­gen, sich selbst­stän­dig macht und dann zu etwas voll­kom­men ande­rem wird. Nicht unbe­dingt bes­ser oder schlech­ter als die ursprüng­li­che Idee – nur anders halt. Wenn ich mir dann sowohl mein Leben, als auch mei­ne Geschich­ten anschaue, bin ich zunächst erst ein­mal ent­täuscht. Das war’s? , fra­ge ich mich. Mehr geht nicht? Aber in mei­nem Kopf war das doch so viel grö­ßer!

Doch immer wenn ich mich in einem bestimm­ten Moment befin­de, fühlt sich das Leben ganz und gar nicht groß an. Es pas­siert erst spä­ter, wenn Momen­te zu Erin­ne­run­gen wer­den, dass ich begrei­fe wie groß das Leben damals war. Schließ­lich wer­den die­se Erin­ne­run­gen zu Geschich­ten und wenn ich all jene heu­te erzäh­le, kann ich’s gar nicht anders sehen: Leben war groß damals. Leben ist groß. Natür­lich ist es auch und hart und merk­wür­dig und trau­rig. Aber es ist immer loh­nens­wert. Denn hier sitz‹ ich nun unter einem bali­ne­si­schen Him­mel und ver­ste­he end­lich, dass das Leben mich füh­ren wird.

Alles was ich tun muss, ist da sein wenn’s pas­siert.

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Antworten

  1. Avatar von Gesa Neitzel via Facebook

    Ach, wie schön.… Nost­al­gie <3

  2. Avatar von Stefan

    Sehr schö­ne Gedan­ken­gän­ge, Gesa. Gut geschrie­ben 🙂

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