Zwischen Himmel und Wüste

Etwas toll­pat­schig und auf nicht son­der­lich ele­gan­te Wei­se stei­ge ich pünkt­lich bei Son­nen­auf­gang in den Korb des gelb-blau­en Heiß­luft­bal­lons. Kah­lid streckt mir hilfs­be­reit sei­ne Hand ent­ge­gen. Er stellt sich als unse­ren Pilo­ten vor und selt­sa­mer­wei­se ver­traue ich ihm sofort. Viel­leicht liegt es an sei­nem Lachen, das so erfri­schend ehr­lich klingt oder viel­leicht sind es die vor Fröh­lich­keit strah­len­den, grü­nen Augen, die mir die­ses siche­re Gefühl ver­mit­teln. Auf­merk­sam beob­ach­te ich sei­ne Hand­grif­fe und stel­le fest, dass er genau weiss was er tut. Bin­nen weni­ger Sekun­den heben wir laut­los von der Erde ab und stei­gen Meter für Meter dem Him­mel ent­ge­gen.

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In mit­ten des fei­nen Wüs­ten­san­des befin­den sich zahl­rei­che Sand­stein­ge­bir­ge, deren zum Teil bizar­re For­men durch Wind und Wet­ter meh­re­rer Mil­lio­nen Jah­re ent­stan­den sind. Ich kann mich nicht dar­an satt sehen und auch nicht an all den Far­ben, die uns umge­ben – das flam­men­den Rot der Fel­sen, das Blau des Him­mels und die abwech­selnd gelb-gol­de­nen und röt­li­chen Sand­dü­nen.

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Wir schwe­ben lei­se über Wadi Rum. Das Ein­zi­ge, das die Stil­le hin und wie­der zu durch­bre­chen ver­mag, ist das Geräusch des Bren­ners. Die hei­ße Luft, die erzeugt wird, ent­weicht in kur­zen Abstän­den mit einer Art lau­tem Fau­chen in den Bal­lon. Dann beginnt Kah­lid zu sin­gen und ich lau­sche sei­ner wei­chen Stim­me und dem Klang der mir frem­den Spra­che. Es ist ein Lie­bes­lied und auf mei­ne Bit­te hin über­setzt er eini­ge Zei­len:

Eine jun­ge Frau klaut eine Blu­me aus dem Gar­ten ihres Nach­barn, um damit ihren Gür­tel zu ver­schö­nern. Ich stel­le mir mög­li­che Sze­na­ri­en vor, wie die Geschich­te wei­ter­ge­hen könn­te, doch kurz drauf ver­wer­fe ich all mei­ne Gedan­ken wie­der – die Wüs­te zieht mich in ihren Bann. Es gibt kein Vor­her und auch kein Danach, nur das Jetzt.

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Beim Anblick der unend­li­chen Wei­te der unbe­rühr­ten Land­schaft fällt es mir schwer die Augen zu schlie­ßen, doch ich tue es den­noch, um die Inten­si­tät des Momen­tes stär­ker wahr­zu­neh­men. Da ist der schwa­che Wind, der sanft über mein Gesicht streicht, die fri­sche Luft, die ich in tie­fen Atem­zü­gen in mich auf­sau­ge und da sind die ers­ten Son­nen­strah­len des Tages, die sich durch die Wol­ken kämp­fen und mei­ne Haut wär­men.

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Als ich mei­ne Augen wie­der öff­ne, bin ich erneut über­wäl­tig von der Aus­sicht, die sich mir bie­tet. Auf die­ser Höhe befin­det sich sonst immer ein Flug­zeug­fens­ter zwi­schen der Welt und mir. Heu­te hin­ge­gen gibt es kein Fens­ter, an dem ich mei­ne Nase platt drü­cken müss­te. Heu­te ist alles anders – bes­ser. So also fühlt sich flie­gen an.

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Letz­te Nacht lag ich lan­ge wach in mei­nem mit Zie­gen­haut gespann­ten Bedui­nen­zelt. Es war zum einen die Vor­freu­de, zum andern aber vor allem die star­ke Ner­vo­si­tät, die mich nicht schla­fen liess. Doch nun, über ein­tau­send Meter über dem Boden, habe ich mei­ne Höhen­angst kom­plett ver­ges­sen.

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Ehe Kah­lid unse­ren Bal­lon wie­der sicher auf der Erde auf­setzt, schaue ich noch ein­mal hin­auf gen Him­mel und hin­un­ter auf die Wüs­te. Es ist wun­der­schön. Viel­leicht sogar das Schöns­te, was ich je gese­hen habe.

 

Herz­li­chen Dank ans Jor­dan Tou­rism Board für die Ein­la­dung nach Jor­da­ni­en! 

Erschienen am



Antworten

  1. Avatar von Jasemin
    Jasemin

    Lie­be Norah,

    ich bin kom­men­den Monat auch in Wadi Rum.
    Wärst du nett zu ver­ra­ten, wo man Kah­lid fin­det? 🙂

    1. Avatar von Norah

      Lie­be Jase­min,
      oh wie toll! Genie­ße es! Es ist so wun­der­schön dort 🙂

      Der Flug wur­de über das Jor­dan Tou­rism Board orga­ni­siert. Ich habe jedoch etwas recher­chiert und habe den Anbie­ter gefun­den! Zwar nur eine Face­book Sei­te, aber mit Tele­fon­num­mer. Schau mal hier:
      https://www.facebook.com/pg/Rum-Balloon-397160413811943/about/?ref=page_internal

      Viel Spaß und falls du eben­falls in den Korb des Heiß­luft­bal­lons steigst, rich­te Kah­lid bit­te lie­be Grü­ße aus 🙂

      Norah

  2. Avatar von Kasia Oberdorf

    Wun­der­ba­re Bil­der 🙂

    1. Avatar von Norah

      Dan­ke Kasia!

  3. Avatar von Tanja

    Wow, tol­le Bil­der. Ich habe Wadi Rum bis­her »nur« vom Boden aus gese­hen, aber selbst die­ser Anblick hat mich damals rest­los begeis­tert…

    1. Avatar von Norah

      Hi Tan­ja,
      das glau­be ich dir sofort! Das Wadi Rum wäre bestimmt auch ohne den Bal­lon­flug zu einem High­light mei­ner Rei­se gewor­den!

  4. Avatar von Dario
    Dario

    Wow, klingt mega! Toll beschrie­ben und wun­der­schö­ne Bil­der dazu.

    1. Avatar von Norah

      Vie­len Dank für dein Lob, Dario! Das freut mich sehr 🙂

  5. Avatar von Dave
    Dave

    Unglaub­lich schö­ne Land­schaft! Jetzt möch­te ich unbe­dingt nach Jor­da­ni­en rei­sen! Ein­mal mit einem Jeep durch die Wüs­te zu fah­ren steht schon seit Jah­ren ganz zu oberst auf mei­ner Bucket List. Kom­bi­niert mit einer Bal­lon­fahrt wärs natür­lich noch bes­ser 🙂 Hof­fent­lich klappt es schon in die­sem Jahr…

    1. Avatar von Norah

      Hal­lo Dave,

      wäre wirk­lich toll, wenn dein Traum schon ganz bald in Erfül­lung gehen wür­de! Wird bestimmt ein unver­gess­li­ches Erleb­nis!
      Ich war wäh­rend die­ser Jor­da­ni­en Rei­se zum ers­ten Mal in der Wüs­te… und gewiss nicht zum letz­ten Mal! 😉

  6. Avatar von Rob

    Sehr impo­san­te Fotos. Ich bin begeis­tert und wür­de am liebs­ten ins nächs­te Aben­teu­er auf­bre­chen. 😀 Aber erst mal blei­be ich im Defer­eg­gen­tal Ost­ti­rol.

    1. Avatar von Norah

      Dan­ke Rob!
      Das nächs­te Aben­teu­er kommt bestimmt. Viel­leicht führt es dich ja nach Jor­da­ni­en 😉

  7. Avatar von Claudia

    Wow, ich bin sprach­los… die Land­schaft ist traum­haft schön!!!

    1. Avatar von Norah

      Hi Clau­dia,

      traum­haft ist genau das rich­ti­ge Wort, um das Wadi Rum zu beschrei­ben. In natu­ra sieht es sogar noch schö­ner aus! Ich war eben­falls sprach­los 🙂

  8. Avatar von Fernweh nach Welt via Facebook

    was für atem­be­rau­ben­de fotos…

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