Wandern, Sterne beobachten, Gastfreundschaft

Im land­schaft­lich reiz­vol­len Val­le de Elqui scheint an vie­len Orten die Zeit still­zu­ste­hen. Ruhe und Gelas­sen­heit sind in die­sem Teil von Chi­le Trumpf. Ent­span­nung pur. Aber das Tal, das sich mit dem Anbau von Trau­ben für die Pis­co- bzw. Wein­pro­duk­ti­on im gan­zen Land einen Namen gemacht hat, bie­tet sei­nen Besu­chern noch mehr: zahl­rei­che Wan­der­mög­lich­kei­ten, ster­nen­kla­re Näch­te und die freund­lichs­ten Men­schen, die wir auf unse­rer Rei­se durch Chi­le getrof­fen haben.

In Vicu­ña, der größ­ten Ort­schaft im Val­le de Elqui, das rund 50 Kilo­me­ter öst­lich der Küs­ten­stadt La Sere­na liegt, ticken die Uhren lang­sa­mer als in vie­len ande­ren Tei­len Chi­les. Und wenn sich die Bewoh­ner des ver­schla­fe­nen 10.000-Seelen-Städtchens noch gemäch­li­cher fort­be­we­gen wür­den, gin­gen sie wohl rück­wärts. Immer mit der Ruhe. Das kön­nen wir auch noch spä­ter erle­di­gen. „Maña­na, maña­na“. Mor­gen, mor­gen. Die Tal­be­woh­ner las­sen sich nicht stres­sen. Benei­dens­wert. Wir neh­men uns ein Bei­spiel dar­an und ent­span­nen im land­schaft­lich reiz­vol­len Val­le de Elqui, das für den Anbau von Trau­ben für die Pis­co- bzw. Wein­pro­duk­ti­on im gan­zen Land bekannt ist.

Wan­dern für Anfän­ger

Nach­dem wir eini­ge Zeit am Pool unse­rer Unter­kunft die Füße hoch­ge­legt haben, mer­ken wir aber mal wie­der, dass zu viel Ent­span­nung nichts für uns ist. Des­we­gen beschlie­ßen wir, das Elqui-Tal – größ­ten­teils – zu Fuß zu erkun­den. Wan­dern für Ein­stei­ger. Schließ­lich wer­den wir in den nächs­ten Wochen und Mona­ten – ins­be­son­de­re in den Län­dern Peru und Boli­vi­en – noch zahl­rei­che Kilo­me­ter auf Berg­pfa­den zurück­le­gen. Da kann ein wenig Trai­ning nicht scha­den.

Doch bei einem sol­chen Trai­nings­start soll­te man nicht direkt in die Vol­len gehen. Also stei­gen wir zuerst in einen Bus, der uns ins idyl­li­sche Pis­co Elqui bringt. Unser Fazit als wir durch die im Hang lie­gen­de Ort­schaft gehen: Je höher wir in die Ber­ge des Val­le de Elqui kom­men, des­to ruhi­ger wird es. In Pis­co Elqui scheint die Zeit still zu ste­hen. Auf dem Pla­za mit der schö­nen weiß­gel­ben Kir­che ver­wei­len nur weni­ge Leu­te auf den bereit­ste­hen­den Bän­ken. Und wenn, dann im Schat­ten. Die hei­ßen Son­nen­strah­len sor­gen näm­lich nicht nur an die­sem Tag für schweiß­trei­ben­de Tem­pe­ra­tu­ren. Viel­leicht ist das ja der Grund für die ver­meint­li­che Träg­heit die­ser Regi­on, fra­gen wir uns, als wir das Orts­schild pas­sie­ren und das son­nen­ge­gerb­te Pis­co Elqui hin­ter uns las­sen.

Nach­dem wir uns rund eine hal­be Stun­de die anstei­gen­de Stra­ße hoch­ge­müht haben, legen wir eine Pau­se ein und stre­cken den Dau­men raus. Wenig spä­ter hält ein roter Wagen an. Drei freund­li­che Chi­le­nen sit­zen in die­sem – und neh­men uns ein gutes Stück weit mit, bis in das klei­ne Künst­ler­dorf Hor­con. Wir schau­en uns ein biss­chen um – und machen uns anschlie­ßend auf den Weg zurück ins Tal. Vor­bei geht es an einem rie­si­gen, ein­ge­zäun­ten Trau­ben­an­bau­ge­biet. Aber: Wir ent­de­cken ein Loch im Zaun – und wan­dern von nun an durch den grü­nen Farb­tup­fer in der ansons­ten bräun­li­chen, ver­trock­ne­ten Land­schaft. Irgend­wann ste­hen wir aller­dings vor einem ver­schlos­se­nen Tor. Kein Aus­gang weit und breit. Wir müs­sen einen Hang hoch­klet­tern und uns durch einen eng­ma­schi­gen Sta­chel­draht­zaun zwän­gen. Geschafft. Und was machen schon ein paar Schram­men? Schließ­lich ste­hen wir wie­der auf der Stra­ße, die uns zurück ins Tal bringt.

Ster­ne zum Grei­fen nah

Die Stra­ße, die durch das Val­le de Elqui führt, heißt „La Ruta de las Est­rel­las“. Ster­nen­rou­te. Denn cir­ca 330 wol­ken­lo­se Tage – und vor allem Näch­te – machen das Tal zu einem idea­len Ort, um einen Blick auf die strah­len­den Him­mels­kör­per zu wer­fen. So haben sich eini­ge Obser­va­to­ri­en in die­ser Regi­on ange­sie­delt. Eines davon besu­chen wir.

Die Mit­ar­bei­ter des Obser­va­to­ri­ums füh­ren uns mit Taschen­lam­pen an einem stock­fins­te­ren Mais­feld vor­bei. In eini­gen Metern Ent­fer­nung erken­nen wir nun schwa­ches, gedimm­tes Licht, das die in die Erde gebau­ten Sitz­mög­lich­kei­ten aus Stein beleuch­tet. Ein klei­nes Amphi­thea­ter, in des­sen Mit­te ein gro­ßes, wei­ßes Tele­skop steht. Snacks und alko­ho­li­sche Geträn­ke wer­den uns gereicht. Dann kann es los­ge­hen.

Erst wird per Bea­mer ein Film abge­spielt, der uns in ein paar Minu­ten die gigan­ti­sche Wei­te des Welt­alls näher brin­gen soll. Har­ter Stoff. Welt­raum­kun­de für Ahnungs­lo­se. Ein Mit­ar­bei­ter des Obser­va­to­ri­ums unter­bricht den Film immer wie­der und lie­fert zusätz­li­che Erklä­run­gen. Mit einem Laser­poin­ter zeigt er dabei auf die Ster­ne und Pla­ne­ten, von denen er spricht. Mars (nein, nicht der Scho­ko­rie­gel), Nep­tun (nein, nicht der Mee­res­gott), Saturn (nein, nicht das Elek­tro­fach­ge­schäft) und so wei­ter.

Dann wer­den Fern­glä­ser ver­teilt, mit denen wir den fun­keln­den Ster­nen­him­mel bes­ser erfor­schen kön­nen. Wir sol­len zum „Cruz del Sur“ gucken. Das Kreuz des Südens besteht aus fünf Ster­nen und ist nur in der süd­li­chen Hemi­sphä­re zu erbli­cken. Ich fin­de das Kreuz – und erwi­sche mich dabei, kurz ein wenig stolz auf mich zu sein. Dann schwen­ke ich aller­dings in eine ande­re Rich­tung. Der Mond. Klar und deut­lich. Groß und rund. Wie fas­zi­nie­rend sieht die­ser erst durch das Tele­skop aus, frag ich mich.

Kur­ze Zeit spä­ter weiß ich es, als ich ihn durch das Tele­skop in viel­fa­cher Ver­grö­ße­rung betrach­te. Ich bin begeis­tert. Die immensen, dun­kel erschei­nen­den Kra­ter sind exakt zu erken­nen. Nur der Mann im Mond will mir lei­der ein­fach nicht zu Gesicht kom­men. Das nächs­te Mal viel­leicht.

Herz­li­che Gast­freund­schaft

Denn wir kön­nen uns vor­stel­len, dem Val­le de Elqui noch ein­mal einen Besuch abzu­stat­ten. Das hat ins­be­son­de­re mit der Gast­freund­schaft der Bewoh­ner die­ses Land­strichs zu tun. Die Besit­zer unse­rer Unter­kunft, mit denen wir eini­ge gemein­sa­me, wein­rei­che Stun­den ver­bracht haben, sind das bes­te Bei­spiel dafür: warm­her­zig und hilfs­be­reit. Der Abschied ist uns daher auch nicht ganz leicht gefal­len.

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Antworten

  1. Avatar von Sandra

    Wow, das klingt wirk­lich sehr sehr ein­la­dend. Sol­che Gast­freund­schaft ken­ne ich nur aus Stu­bai­tal Neu­stift. Aber ich bin auch noch nicht so weit rum­ge­kom­men. ;-P

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Das war es 🙂 Und schön, dass Du das aus dem Stu­bai­tal Neu­stift kennst. Gast­freund­schaft erle­ben, ist schließ­lich etwas Tol­les – egal wo.

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Dann hast Du alles rich­tig gemacht 🙂

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