Gemein­sam Rei­sen heißt gemein­sam Sein. Mit allem, was dazu­ge­hört.


 

Drei Mona­te schon, mehr sogar, tei­len wir alles. Vom Sham­poo über Bet­ten bis Wege. Wir sind zusam­men los­ge­reist und wol­len auch zusam­men wei­ter­rei­sen. Schon bevor es eigent­lich los ging, ging es schon los: Wir haben die Vor­freu­de, den Orga­ni­sa­ti­ons- und den Abschieds­schmerz geteilt. Haben Aben­de ver­bracht und gemein­sam unse­re Rou­te über­legt. Wir haben uns gemein­sam beim Tro­pen­arzt piek­sen las­sen und uns bera­ten, wie­vie­le Socken wir ein­pa­cken sol­len. Wir haben zusam­men über­legt, wie wir unse­rer Fami­lie unser Rei­se­vor­ha­ben bei­brin­gen und wir haben uns auf eine Rei­se­phi­lo­so­phie geei­nigt: So wenig wie mög­lich pla­nen, ein­fach sehen, was pas­siert und zusam­men sein.

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Als es dann los­ging, haben wir gemein­sam unse­re Lie­ben, unse­re Hei­mat und unser Hab und Gut hin­ter uns gelas­sen, uns an die Hand genom­men und sind gemein­sam los­ge­schrit­ten. Mit dem Schritt ins Flug­zeug waren wir auf Rei­sen, mit dem Schritt aus dem Flug­zeug waren wir da. Gemein­sam allei­ne. Vom drü­ber reden star­te­ten wir gemein­sam ins tat­säch­lich tun. Jeden Schritt, den wir gehen, gehen wir jetzt gemein­sam. Jede Ent­schei­dung, die wir tref­fen, tref­fen wir jetzt gemein­sam. Wir ver­brin­gen Tag und Nacht zusam­men und manch­mal sind wir noch nicht ein­mal unter der Dusche allei­ne.

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Zusam­men ist eh alles bes­ser als allei­ne. Denn man kann sich das leckers­te Essen auf der Kar­te tei­len und muss sich nicht für eines ent­schei­den. Auch das Taxi kos­tet nur die Hälf­te. Manch­mal ist sogar das Drei­er­pri­vat­zim­mer im Hos­tel das Bes­se­re als das eine Schlaf­saal­bett. Man kann Leid und Freud und zu gro­ße Bana­nen tei­len. Im Bus läuft man nicht Gefahr beim Schla­fen sein Kopf auf eine frem­de Schul­ter zu legen. Die ande­re weiß meis­tens die eine Spa­nisch­vo­ka­bel, die mir gera­de nicht ein­fällt. Beim gemein­sa­men Sin­gen kann man sei­ne schie­fe Stim­me hin­ter der ande­ren schie­fen Stim­me ver­ste­cken. Den Back­pack bekommt man mit dop­pel­ter Hebe­hil­fe viel leich­ter auf den Rücken. Und wenn eine mal auf Toi­let­te muss, kann die ande­re auf alle Sachen auf­pas­sen.

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Super­schnell waren wir ein super ein­ge­spiel­tes Team. Man weiß dann ein­fach, dass die eine immer den Rei­se­füh­rer ein­packt und die ande­re immer die Sei­fe. Man weiß auch genau wo man das im Ruck­sack der ande­ren fin­det. Man weiß, was man der ande­ren aus dem Kiosk mit­brin­gen soll, ohne sie zu fra­gen. Man weiß, dass in Ver­kehrs­mit­teln die eine immer ans Fens­ter muss, sonst wird’s unspa­ßig. Und man weiß, wenn eine gera­de in Hei­mat­kom­mu­ni­ka­ti­on ver­tieft ist, soll­te man nicht stö­ren.

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Alles läuft wun­der­bar, har­mo­nisch, wir sind ein super Team und wir haben uns wahn­sin­nig gern. Doch dann kom­men auch Momen­te, in denen die Har­mo­nie dem Kon­flikt weicht. Eine will noch blei­ben, eine will wei­ter. Eine will ins Hän­ge­mat­ten­hos­tel, eine ins Pri­vat­bad­zim­mer. Eine will Boot, eine Bus fah­ren. Eine mag die neu­en Rei­se­be­glei­ter sehr, eine weni­ger. Eine will Gemü­se kochen, eine Pom­mes essen gehen. Pro­ble­me des Rei­se­all­tags sind wie Pro­ble­me des Nicht­rei­se­all­tags: Man löst sie oder man lässt sie.

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Manch­mal möch­te ich viel­leicht Din­ge zu lan­ge aus­dis­ku­tie­ren. Aber so bin ich eben, so war ich auch schon vor­her. Manch­mal möch­te Sani viel­leicht Din­ge ein­fach aus­schwei­gen. Aber so ist sie eben, so war sie auch schon vor­her. Manch­mal möch­te Lea viel­leicht Din­ge nur so machen, wie sie sie möch­te. Aber so ist sie eben, so war sie auch schon vor­her. Und manch­mal wenn ich rede, Sani schweigt und Lea tut, ver­ges­sen wir ab und zu wie gern wir uns haben und wie froh wir sind, dass wir hier gemein­sam sind und unse­re Eigen­ar­ten uns eigent­lich egal sind.

0.Great_good_ok

 

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Und dann gibt es wie­der Momen­te, in denen wir stun­den­lang gemein­sam auf der Ter­ras­se abhän­gen und uns ein­fach nur wohl füh­len. Wenn wir uns gleich­zei­tig über ein Lied in der Fer­ne freu­en und den Spa­nisch­text gemein­sam ler­nen. Wenn wir uns zusam­men in eine Hän­ge­mat­te legen und genau wis­sen, wie wir bequem und platz­spa­rend gemein­sam hin­ein­pas­sen. Wenn wir uns jeman­dem vor­stel­len und unse­re Namen tei­len, weil wir eh auf alle drei Namen hören. Wenn wir unse­re Surf­bret­ter auf’s Dach laden und alle drei ein­fach nur ein gemein­sa­mes Ziel haben – die Wel­le. Auf ihr rei­ten, ein­fach sehen, was pas­siert und zusam­men sein.

Denn die­sen Weg wol­len wir gemein­sam gehen, mit allen eigen­ar­ti­gen und allen wun­der­ba­ren Sei­ten der ande­ren.

 

Dan­ke Nica­wa­ves für das gemein­sa­me Sur­fen auf einer Wel­le.

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Antworten

  1. Avatar von Kasia Oberdorf

    Wun­der­schön. End­lich mal ein Gegen­satz zu dem ewig pro­pa­gier­ten *allei­ne auf dem Selbst­fin­dungs­trip*. Eine Rei­se zu tei­len ist doch etwas so tol­les 🙂

  2. Avatar von Nora

    Was für ein schö­ner Text 🙂 Und was für ein Glück, dass ihr euch gefun­den habt, dass es vor der Rei­se und dort immer noch klappt. Ich glau­be, das ist nicht selbst­ver­ständ­lich.
    Auf Rei­sen lernt man einen Men­schen ja erst so rich­tig ken­nen 🙂 Ich bin sooo froh, dass ich auch jeman­den gefun­den habe, wo es ein­fach 100% passt 🙂

  3. Avatar von Claudia

    Das erin­nert mich an mei­ne Rei­sen damals in der Jugend­zeit. 🙂
    Ich und eine Freun­din haben auch jede Stadt/​jedes Land/​ Fes­ti­val gemein­sam erkun­det. Sicher lagen wir uns manch­mal auch in den Haa­ren, aber man lernt, ein­an­der zu akzep­tie­ren. Es muss nicht immer alles per­fekt har­mo­nisch ablau­fen, auch strei­ten tut mal gut. Schluss­end­lich wächst man enger zusam­men, und hat Erfah­rung gesam­melt, die einem mög­li­cher­wei­se fürs Leben prä­gen. Ein schö­ner Blog­ar­ti­kel übri­gens!

  4. Avatar von Mel (worldwhisperer)

    Huhu,
    super, dass es bei euch so gut klappt. Das ist nicht selbst­ver­ständ­lich. Ich rei­se zwar meis­tens »allei­ne«, habe aber zum Bei­spiel damals in Aus­tra­li­en 2 »bes­te Freun­din­nen« ken­nen gelernt, die es nach der Rei­se lei­der nicht mehr waren, da sie zu gro­ße Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten hat­ten.
    Also wirk­lich »Hut ab« dass es bei euch so gut klappt.

    LG
    Mel

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