Bitte las­sen Sie sich die­sen Arti­kel gut betont, mal leise, dann wie­der lau­ter, mal flüs­ternd, mal kräch­zend, mal schnell, dann wie­der lang­sam, von einer lese­be­gab­ten Per­son vor­le­sen. Schlie­ßen Sie jetzt Ihre Augen und tau­chen Sie ein in unser Erlebnis.

Wir star­ten die­sen Tag vol­ler Span­nung und gro­ßer Erwar­tun­gen. Geweckt wer­den wir, wie jeden Mor­gen, von dem lau­ten Krä­hen des Hah­nes. Der Fluss plät­schert vor sich hin und die Sonne bescheint die Ost­seite unse­res Bun­ga­lows. Unser Magen schreit nach fri­schem Kaffe, Pan­ca­kes, spa­ni­schem Omlett und Man­gos­hakes. Nichts wie rüber über die etwas klapp­rige Brü­cke und rein in unser Stamm­lo­kal. Es wird leise geschmatzt, auf­ge­ges­sen, gezahlt, das Moped abge­holt und los geht’s. Knat­ternd machen wir uns auf den Weg Rich­tung Nor­den der Stadt. Wir über­ho­len lachende Schul­kin­der, die auf ihren klapp­ri­gen Draht­eseln zur Schule fah­ren. Wir ant­wor­ten fröh­lich „Say­ba­dee“ auf ihre lau­ten Rufe. Die Sonne scheint uns in den Rücken – die­ser Tag kann nur schön werden!

Ange­kom­men am Fluss, stel­len wir das Moped ab, zah­len die Park­ge­bühr, über­que­ren eine wei­tere klapp­rige Brü­cke, zah­len auch hier brav die Tou­ris­ten­ge­bühr und steu­ern direkt auf die fel­si­gen, vom Regen­wald über­zo­ge­nen Klip­pen zu. Allein die­ser Anblick lässt einen still ste­hen und inne hal­ten. WAHNSINN! Unser Ziel heißt heute „Secret Eden“.

Blumen

Ein Ein­hei­mi­scher hat uns erzählt, hin­ter dem Berg, auf der ande­ren Seite, da ist ein wun­der­schö­nes Fleck­chen Erde: Ein Was­ser­fall, ein Fluss, unbe­rührte Natur und der ein­zige Weg dort­hin führt durch den dich­ten Regen­wald. Wir sind auf­ge­regt, schnü­ren unsere Schuhe fes­ter und begin­nen den Trek. Erste Frage, die sich uns stellt: Wie kom­men wir in den Djun­gel? Wir fol­gen dem Fluss, suchen nach einer Brü­cke. Wir hören Hüh­ner gackern, Ein­hei­mi­sche schnat­tern, Hunde bel­len und Kühe muhen. Dann ent­de­cken wir sie – die Brü­cke, die in den Djun­gel führt. Wir über­que­ren den rei­ßen­den Fluss und ver­las­sen die san­dige Straße. Vor uns baut sich ein dich­ter Regen­wald auf. Es ist schat­tig, kühl. Man kommt sich so unheim­lich klein vor neben den Meter hohen Bäu­men. Die Lia­nen sehen aben­teu­er­lus­tig aus und die Gril­len im Hin­ter­grund las­sen das Sze­na­rio per­fekt erscheinen.

Nach ein paar Schrit­ten auf sump­fi­gem Boden sind wir hier – mit­ten im Djun­gel. Vögel zwit­schern, Bäume rau­schen, Käfer sum­men vor­bei, Schlan­gen zischen im Busch. Wir müs­sen uns knei­fen, um fest­zu­stel­len, dass die­ser per­fekte Moment Wirk­lich­keit ist. Wir füh­len uns win­zig, macht­los, unsere Her­zen pochen schnel­ler. Man, ist das schön! Wir müs­sen uns ran­hal­ten, der Trek dau­ert angeb­lich 5 Stun­den und wir waren schon spät dran. Keu­chend klet­tern wir auch mal auf allen Vie­ren den Djun­gel­berg hin­auf. Wir schei­nen uns in einem aus­ge­trock­ne­ten Fluss­bett zu befin­den. Der Boden ist hart, jedoch noch ein wenig feucht vom letz­ten Regen und somit rut­schig. Es ist schwie­rig, sich an den Pfad zu hal­ten, denn der Pass scheint nur sel­ten von Men­schen auf diese Art und Weise über­quert zu wer­den. Zwi­schen­durch müs­sen wir uns durch dich­tes Dickicht kämp­fen und stel­len fest, dass wir unser Mücken­spray ver­ges­sen haben. Sobald wir ras­ten, sum­men sie um uns rum und ver­su­chen ihr Mög­lichs­tes, um ja ein wenig deut­sches Aben­teu­er­blut abzu­zap­fen. Also schnell wei­ter, bevor wir leer gepumpt sind. Vor­bei an Höh­len, Wur­zeln, Büschen und ande­ren nie zuvor gese­he­nem Grün­zeug errei­chen wir die Spitze des Ber­ges. Son­nen­licht strahlt uns ent­ge­gen. Durch eine Lich­tung erha­schen wir einen Blick auf die andere Seite: Unbe­schreib­lich! Was für eine Schön­heit! Grün, bunte Blu­men, selt­same Pflan­zen, die viele Meter in die Höhe ragen! Wir sind sprachlos.

Djungel in Laos

Oben rauscht der Wind ganz schön gewal­tig. Wir hal­ten unsere Augen offen nach dem Pfad, der auf der ande­ren Seite wie­der hinab führt. Er wird schma­ler und dich­ter. Wir kämp­fen uns unter umge­stürz­ten Mam­mut­bäu­men hin­durch und klet­tern über ver­wach­sene Wur­zeln, wel­che uns den Weg ver­sper­ren. Amei­sen­stra­ßen kreu­zen unse­ren Weg. Schmet­ter­lings­schwärme beglei­ten uns und das Vogel­ge­zwit­scher ist Musik für unsere Ohren. Nach meh­re­ren zurück­ge­leg­ten Höhen­me­tern hören wir Hun­de­ge­bell und Hahn­krä­hen. Da muss irgendwo Leben sein – Zivi­li­sa­tion! Wir sind gespannt. Unsere Schritte wer­den grö­ßer. Wir errei­chen eine Wiese, nach­dem wir uns durch dich­tes Bam­bus­ge­strüpp gekämpft haben. Dort erbli­cken wir zwei Frauen, geklei­det in bunte Trach­ten, Pflecht­körbe auf ihren Köp­fen. Als hät­ten sie Angst vor uns, ver­schwin­den sie wie­der im Djun­gel. Wir ste­hen nun allein mit drei ein­sa­men Hüt­ten, ganz viel Wiese, über­sät von bun­ten Blu­men auf einem Pla­teau umringt von stei­len Klip­pen und abso­lu­ter Ruhe– das muss es sein: Das Secret Eden!

Zivilisation im Secret Eden

Ohne Worte, unbe­schreib­lich. In der Stille hören wir einen Fluss plät­schern. Ach ja, hier sollte es ja einen Was­ser­fall geben. Wir zie­hen wei­ter, dem Plät­schern ent­ge­gen. Wir pas­sie­ren leer ste­hende Bam­bus­hüt­ten, in denen sich Schmet­ter­lings­far­men gebil­det haben. Vor unse­ren Füßen raschelt es plötz­lich unter dem Laub. Erschreckt blei­ben wir ste­hen: Wie sol­len wir reagie­ren? Was tun? Meter­lange, schwarze Schlan­gen flüch­ten in das Dickicht! Sie haben hof­fent­lich mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen. Unter einem ordent­li­chen Adre­na­lin­schub geht es wei­ter Rich­tung Fluss. Das war für heute nicht die letzte Begeg­nung die­ser Art. Man, wir füh­len uns wie rich­tige Aben­teu­rer! Hun­de­müde errei­chen wir den kla­ren Fluss, wel­cher sich durch den Fel­sen bohrt und durch die Höhle, die wir den Tag zuvor besich­tigt haben, die andere Seite des Ber­ges mit Was­ser ver­sorgt. Unsere Füße schmer­zen, das kalte Was­ser lässt die Bla­sen an den Hacken bren­nen. Es tut gut, wenn der Schmerz nach­lässt. Lange kön­nen wir uns nicht erho­len, denn schon in ein paar Stun­den geht die Sonne unter und es zie­hen bedroh­lich dicke Wol­ken auf. Also wie­der rein in die Schuhe und mög­lichst auf dem­sel­ben Weg wie­der zurück. Kaum haben wir den Rück­weg ange­tre­ten, fal­len die ers­ten mur­mel­gro­ßen Regen­trop­fen auf unsere Köpfe. Was wäre schon ein Trip durch den Regen­wald, ohne einen wirk­li­chen Mon­sun­re­gen? Der Rück­weg ver­wan­delt sich in eine reine Rutsch­par­tie. Das Trink­was­ser wird knapp und unsere Mus­keln wer­den stark bean­sprucht. Wir errei­chen zum zwei­ten Mal die Spitze des Ber­ges, die­ses Mal ist die Freude noch grö­ßer, als auf dem Hin­weg. Doch jetzt heißt es bergab, mal auf dem Hin­ter­teil, dann wie­der auf den Füßen. Wir stol­pern, ste­hen wir auf, rut­schen, grei­fen nach Wur­zeln, nach etwas, das Halt gibt. Plötz­lich hören wir Stim­men – die Lady­boys aus dem Dorf machen Karaōke. Wir kön­nen nicht mehr weit sein. Völ­lig durch­nässt, über­mü­det und über­sät von Blut­egeln errei­chen wir das Dorf an der Ele­fan­ten­höhle. Wir sind glück­lich, lachen und stau­nen. Heute Abend gibt es eine wohl­ver­diente 4€-Massage, so viel ist sicher.

Danach

P.S.: Die­ses Mal müs­sen Worte mehr sagen, als Bil­der, denn zu unse­rem Glück an die­sem Tag, haben wir unsere Spei­cher­karte nicht in der Kamera gehabt. Der „Secret Eden“ bleibt eben secret!

Cate­go­riesLaos
Renate & Artis

Gemeinsam bildet das junge Paar den Namen RenArtis. Für 12 Monate wollten sie mehr sehen, als Kühe, Bauernhöfe und flaches Land, wie sie es aus der Heimat gewohnt sind. Große Pläne hatten sie: Asien, Süd- und vielleicht sogar Mittel-Amerika! Und was ist mit Afrika? Man könnte doch... In Asien sind sie stecken geblieben. Der Kontinent fasziniert. Und weil sie noch jung und auf den Geschmack des Reisens gekommen sind, bleibt ihnen für den Rest noch alle Zeit der Welt.

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