Kaffee und Mutantenpalmen

Die Zona Cafe­te­ra, wo der Groß­teil des kolum­bia­ni­schen Kaf­fees ange­baut wird, ist ein Höhe­punkt unse­rer Rei­se durch Kolum­bi­en. Denn dort besu­chen wir nicht nur eine Kaf­fee­plan­ta­ge und genie­ßen das köst­li­che Heiß­ge­tränk, son­dern befin­den uns auch auf ein­mal in einem Meer aus rie­sen­gro­ßen Pal­men.

Nach Salen­to sind wir eher zufäl­lig gekom­men. Eigent­lich woll­ten wir näm­lich in ein ande­res Gebiet der Zona Cafe­te­ra rei­sen. Doch eine Chi­le­nin, die wir auf unse­rer Tour durch Kolum­bi­en ken­nen gelernt haben, hat uns die ent­spann­te Stadt Salen­to und den in der Nähe lie­gen­den Natio­nal­park Val­le de Coco­ra wärms­tens emp­foh­len.

Und nun sind wir hier.

Lecke­ren Kaf­fee schlür­fen und mit Stein­wür­fen Explo­sio­nen her­vor­ru­fen

Wir star­ten in Salen­to. Zuerst geht es über eine Brü­cke, die über einen klei­nen Bach führt. Dann sind wir mit­ten in der Natur. Hügel um Hügel befin­det sich um uns her­um. Wir lau­fen mitt­ler­wei­le über eine Schot­ter­pis­te, die sich durch die kräf­tig-grü­ne Land­schaft win­det. Am Him­mel ist eine Mischung aus Wol­ken und blau­en Stel­len zu erken­nen. Es ist warm, sehr warm.

Drei Män­ner stren­gen sich bei die­ser Hit­ze weni­ger an. Sie sit­zen auf Pfer­den und rei­ten gemäch­lich an uns vor­bei. Dabei grü­ßen sie uns freund­lich und fra­gen, wie es uns hier gefal­le? Wir ant­wor­ten, dass es uns sehr gut gefällt. „Kein Wun­der, es ist das Para­dies“, ruft einer der „Cow­boys«. Und ver­schwin­det hin­ter einer Kur­ve.

Hin­ter die­ser ent­de­cken wir heu­te zum ers­ten Mal den Grund, war­um wir uns zu Fuß aus Salen­to hin­aus­be­wegt haben: Kaf­fee­boh­nen, die in einem Hang wach­sen. Die Plan­ta­ge, die wir besu­chen möch­ten, ist nun nicht mehr weit ent­fernt. Ein Schild weist dar­auf­hin.

Schließ­lich betre­ten wir die Fin­ca Don Elí­as. Wir wer­den in Emp­fang genom­men. „Hal­lo, ich hei­ße Hubert“, stellt sich der jun­ge Mann vor. Hubert? Er erklärt uns, dass sei­ne Groß­mutter aus der Nähe von Stutt­gart sei. Des­we­gen der für einen Kolum­bia­ner doch recht aben­teu­er­li­che Vor­na­me.

Wir begin­nen, mit Hubert die Kaf­fee­farm zu erkun­den. Die kolum­bia­ni­schen Cow­boys, die eben an uns vor­bei­ge­rit­ten sind, neh­men eben­falls an der Füh­rung teil. Zudem noch ein Aus­tra­li­er und ein Por­tu­gie­se.

Und Hubert legt bereits mit sei­nen Erklä­run­gen los. Sein Kaf­fee­wis­sen spru­delt förm­lich aus ihm her­aus. Cir­ca 4.000 Kaf­fee­pflan­zen gebe es im Fami­li­en­un­ter­neh­men, das seit 20 Jah­ren bestehe. „Wir pflan­zen die Kaf­fee­sor­ten Ara­bica und Colom­bia an, die bei­de einen Kof­fe­in­ge­halt von rund 80 Pro­zent haben“, berich­tet er wei­ter. Ern­te­zeit sei außer­dem im April und Mai sowie im Novem­ber und Dezem­ber.

Hubert ergänzt: „Dann sind acht Mit­ar­bei­ter von sechs Uhr am Mor­gen bis 18 Uhr beschäf­tigt. Sie­ben Tage die Woche.“ Har­te Malo­che, den­ke ich, als mir die Fra­ge in den Sinn kommt, war­um in den Hän­gen nicht nur Kaf­fee wächst, son­dern unter ande­rem auch Bana­nen und Ana­nas? „Dies dient zum Schutz des Kaf­fees, da die Insek­ten und Vögel sich lie­ber über die süßen Früch­te her­ma­chen“, ver­rät Hubert. Zudem spen­den sie für den Kaf­fee wich­ti­gen Schat­ten.

Nach­dem wir noch kurz eine Kaf­fee­müh­le betä­tigt haben, sit­zen wir jetzt eben­falls im ange­neh­men Schat­ten. An einem Tisch. Hier ist es etwas küh­ler. Warm wird uns trotz­dem wie­der schnell, denn wir trin­ken hei­ßen Kaf­fee.

Im Anschhluss an den Rund­gang tra­gen Danie­la und ich in der Nähe der Kaf­fee­plan­ta­ge gegen den Aus­tra­li­er und den Por­tu­gie­sen eine Par­tie Tejo aus. Bei die­sem kolum­bia­ni­schen Spiel wird eine eiser­ne dis­kus­för­mi­ge Schei­be in eine Lehm­wand gewor­fen. Das Ziel ist es, drei­ecki­ge Schwarz­pul­ver­ta­schen, die soge­nann­ten Mechas, zu tref­fen und explo­die­ren zu las­sen.

Wir fan­gen an. Es wird abwech­selnd gewor­fen. Zuerst schmeißt Danie­la den Stein, dann ver­sucht sich der Aus­tra­li­er, nun bin ich an der Rei­he, zum Abschluss wirft der Por­tu­gie­se. Nie­mand zielt erfolg­reich in Run­de eins. Nach und nach wer­den wir jedoch bes­ser. Wir tref­fen zwei Mal eines der explo­si­ven Plätt­chen, das jeweils mit einem lau­ten Knall in die Luft fliegt. Bei einem mei­ner Wür­fe bleibt die Schei­be in der Mit­te des Rin­ges im Lehm ste­cken. Auch das gibt Punk­te. Am Ende gewin­nen wir mit 15:4.

Mit stolz­ge­schwell­ter Brust machen wir uns auf den Rück­weg nach Salen­to, wo wir den Rest des Tages ruhig aus­klin­gen las­sen. Das haben wir uns ver­dient.

In einem Meer aus rie­sen­gro­ßen Pal­men

Der nächs­te Tag. Zu Beginn unse­rer Wan­de­rung durch das Val­le de Coco­ra in der Nähe von Salen­to lau­fen wir in das Tal, das sich vor uns aus­brei­tet. Es geht vor­bei an Bäu­men und einem Fluss. Schon jetzt sind wir auf der Suche nach Wachs­pal­men, die den Natio­nal­park berühmt gemacht haben.

Jetzt erbli­cken wir einen Weg­wei­ser. Die­ser zeigt den Berg hin­auf. Wir fol­gen die­sem Hin­weis. Vie­le Minu­ten spä­ter errei­chen wir die Fin­ca la Mon­ta­ña, die sich auf fast 3.000 Höhen­me­tern befin­det. „Sind hier irgend­wo die berühm­ten Pal­men?“, fragt Danie­la eine Frau, die neben dem Haus einen Besen schwingt. „Nein“, so ihre knap­pe Ant­wort. Was an die­sem Ort jedoch ist, ist ein auf­ge­reg­ter Hund, der uns anfletscht.

Wir ver­drü­cken uns lie­ber. Und schlen­dern den Berg auf der ande­ren Sei­te hin­un­ter. Erst vor einem wei­te­ren Weg­wei­ser stop­pen wir. Reser­va Natu­ral Acai­me steht dar­auf. Wir ver­su­chen unser Glück. Im Reser­vat ange­kom­men gön­nen wir uns die Spe­zia­li­tät des Hau­ses: hei­ße Scho­ko­la­de mit Käse. Lecker. Aber irgend­wie haben wir uns das anders vor­ge­stellt. Denn der Käse ist nicht im Getränk geschmol­zen, son­dern wird als Gan­zes sepa­rat ser­viert. Wir las­sen es uns trotz­dem schme­cken.

Genau wie die zahl­rei­chen Koli­bris, die umher­schwir­ren und immer wie­der bereit­ge­stell­tes Was­ser zu sich neh­men. Ein Nasen­bär, der aus dem Wald auf­ge­taucht ist, trinkt hin­ge­gen eine ande­re, für uns nicht defi­nier­ba­re Flüs­sig­keit aus einer Scha­le. Das ist nichts für uns, wir zie­hen wei­ter.

Und nach rund vier Stun­den ste­hen wir auf ein­mal in einem Meer aus Pal­men. Wir star­ren nach oben. Gen Him­mel. Die Pal­men wol­len kein Ende neh­men. Bis zu 60 Meter sind sie hoch. „Mutan­ten­pal­men“, stamm­le ich erstaunt vor mich hin. Mein Mund steht offen, als mein Blick über Hun­der­te die­ser gigan­ti­schen Wachs­pal­men schweift, die im hüg­li­gen Natio­nal­park Val­le de Coco­ra aus dem grü­nen Boden sprie­ßen.

Kühe gra­sen zwi­schen der wohl höchs­ten Pal­men­art der Welt. Muh. Alm­am­bi­en­te. Es sieht ein biss­chen wie im All­gäu aus. Wenn halt nur die­se mons­trö­sen Pal­men nicht wären.

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Antworten

  1. Avatar von andi

    So lecker cafee.….mmmm
    I love the Wachs­palm 😉
    Super net­te Fotos.…

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Vie­len Dank. Lecker, ja 🙂

  2. Avatar von Gregório Jones

    Tol­le Fotos. Und ihr habt echt Wet­ter-Glück gehabt. Als ich dort war, lagen die Mutan­ten-Pal­men im mys­ti­schen Nebel. Auch schön, aber lei­der kein All­gäu-Flair 😉

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Vie­len Dank. Das hat­ten wir. Zuerst war es bewölkt, aber dann hat sich die Son­ne zum Glück noch gezeigt 🙂

  3. Avatar von Wolfgang Glück via Facebook

    Wenn man etwas Glück hat, erwischt man auf der Kaf­fee-Fin­ca auch Don Eli­as selbst. Ein abso­lu­tes Ori­gi­nal. Einer unse­rer bes­ten Freun­de hier im Eje.

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Wir hat­ten Glück und haben Don Eli­as getrof­fen 😉

  4. Avatar von puriy via Facebook

    Ach schön, die Wachs­pal­men.

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