Nicht zu wis­sen, was hin­ter der nächs­ten Kurve kommt – das ist Rei­sen. Plötz­lich steht da ein Schaf mit­ten auf der Schot­ter­piste, und noch eins, und noch eins. Oder eine Kuh. Viel­leicht auch ein Ein­horn. In Neu­see­land ist alles mög­lich, zumin­dest in der Phantasie.

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Hin­ter jeder Kurve eröff­net sich eine neue Per­spek­tive aufs Para­dies. Den Fokus stets gerich­tet auf mind­fuckin’ Pan­ora­mas und die schöns­ten ein­sa­men Buch­ten, die wir je gese­hen haben. Ein Land gespickt mit Plat­ti­tü­den, so spe­ka­ku­lär, dass es uns die Trä­nen in die Augen und die Mücken in die Mün­der treibt, sperr­an­gel­weit geöff­net vor Staunen.

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Wir fah­ren und fah­ren, noch eine Bucht und noch eine. Eine schö­ner als die andere. Die Erwar­tun­gen stei­gen. Das ist so, wenn die Sinne ver­wöhnt wer­den. Das Auge will mehr. Das ist wun­der­voll, aber das kann‘s doch nicht gewe­sen sein!

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Unser alter Nis­san hum­pelt über Geröll, keucht die kur­vi­gen Pis­ten des French Pass in den Marl­bo­rough Sounds hin­auf. Der warme Spät­som­mer­wind weht durchs Fens­ter. Wir berau­schen uns am gol­de­nen Licht, am Duft vom feuch­ten Moos und tro­cke­nem Gras, und daran, dass wir das alles sehen und erle­ben dürfen.

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Hin­ter der nächs­ten Kurve liegt Cissy Bay: ein ein­sa­mer Strand, geschützt vor Sturm und Wet­ter, den Pazi­fik im Rücken. Drei, vier Häu­ser, Schafe, Kühe, Ein­hör­ner. Cissy Bay kann man kau­fen, um den Traum unse­res und viel­leicht eines jeden Lebens wahr wer­den zu las­sen – für 220.000 NZD. Wol­len wir das? Wol­len wir hier leben? Gibt es nicht irgendwo ein noch schö­ne­res Fleck­chen Erde? Viel­leicht eines mit Super­markt, für den beque­men Zivilisations-Menschen?

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Wir sind noch nicht so weit. Ein Sprung ins kalte Was­ser. Aber nur kurz. Eins, zwei Bah­nen zum Boot und zurück, ein biss­chen trei­ben las­sen, Wol­ken gucken. Wir müs­sen wei­ter. Wir sind noch nicht angekommen.

Cate­go­riesNeu­see­land
Pia Röder

Es beginnt mit einem Kribbeln in den Kniekehlen. Es wandert die Waden hinab zu den Füßen. Sie krampfen und zittern, sie bitzeln bis in den kleinen Zeh. Das sind die ersten Symptome von Fernweh. Bei manchen ist es akut, bei Pia chronisch. Es packt sie und sie muss wieder los. Ihr Leiden hat sie bisher monatelang durch ihre zweite Heimat Argentinien geführt, hoch bis nach Caracas getrieben und blind über den Atlantik segeln lassen. Es zwang sie nachts in der jordanischen Wüste zum Beduinen-BBQ und peitschte sie tausende Kilometer durch Osteuropa. Aber sie will nicht jammern. Sie leidet an der schönsten Krankheit der Welt – und schreibt über ihre Methoden zur Fernwehbewältigung.

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