Namibia rockt!

Um nur mal eini­ge der bekann­te­ren zu nen­nen: den ver­brann­ten Berg im Nor­den, den immer feuch­ten Water­berg im Osten, die Nau­kluft­ber­ge inmit­ten des Lan­des und nicht zuletzt noch die Spitz­kop­pe, dem eini­ge den nicht gera­de unbe­kann­ten Namen “Mat­ter­horn“ Nami­bi­as ver­passt haben. Nun so weit wür­de ich selbst zwar nicht gehen, denn der ein oder ande­re Schwei­zer Eid­ge­nos­se wür­de mich sonst gar der Blas­phe­mie bezich­ti­gen und mich nach mei­ner Heim­kehr auf dem nächs­ten Fas­nachts­feu­er ver­bren­nen.

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Doch die unge­wöhn­li­chen run­den und gigan­ti­schen Fels­for­ma­tio­nen der Spitz­kop­pe sind schon sehr impo­sant. Gera­de dann, wenn man inmit­ten die­ser Fel­sen auch noch eine Nacht in sei­nem Zelt ver­bringt. Zwi­schen die­sen Gigan­ten von Fels­bro­cken kommt einem unwei­ger­lich das Gefühl des „Klein seins“ auf, man fühlt sich dort ein­fach so unbe­deu­tend.
Die­ses Gefühl wird einem in Nami­bia irgend­wann ziem­lich ver­traut. Sei es in den Dünen von Sos­sus­v­lei, dem rau­en Meer bei Cape Cross, inmit­ten der Kala­ha­ri oder auf irgend­ei­ner belie­bi­gen, kaum befah­re­nen Schot­ter­pis­te inmit­ten des Lan­des. Nami­bia ist ein stän­di­ger Mix der Gefüh­le – ­immer zwi­schen Ein­sam­keit, „Wow!“-Momenten und roman­ti­schen blut­ro­ten Son­nen­un­ter­gän­gen, wie man sie nur in Afri­ka erlebt.

 

ETOSHA UND DIE EINSAMKEIT

Apro­pos Ein­sam­keit: die fin­det man neu­er­dings auch (noch!) im Eto­sha Natio­nal­park. Jeder Nami­bia-Ken­ner weiss natür­lich, dass der Eto­sha in Ost und West geteilt ist. Wesent­lich bekann­ter ist der Osten des Natio­nal­parks, der mit sei­nem Arten­reich­tum und dem Gross­wild ja schon sehr beein­dru­ckend ist.
Einen Wer­muts­trop­fen gab es dort für mich dann doch noch bei mei­nem ers­ten Besuch des Natio­nal­parks:­ die Mas­sen an Besu­chern. Klar, der Park ist nicht ansatz­wei­se so über­lau­fen wie der Krü­ger­-Natio­nal­park in Süd­afri­ka und sei­ne Weit­läu­fig­keit, selbst im Ost­teil, lässt einem auch hier stel­len­wei­se ein „allein in der Wildnis“-Abenteuer ver­spü­ren. Doch meis­tens teilt man sich dann doch mit meh­re­ren ande­ren Tou­ris­ten die Was­ser­lö­cher und Stras­sen.
Weit mehr Ein­sam­keit fin­det man aktu­ell noch im West­teil, der glück­li­cher­wei­se weit weni­ger über­lau­fen ist. “Im West­teil? Der ist doch nur für Gäs­te der dor­ti­gen Lodges eröff­net!” mag da nun der kun­di­ge Etosha­-Besu­cher ein­wen­den. Rich­tig! Der Ein­wand ist nicht ganz unbe­rech­tigt. Zumin­dest noch bis vor weni­gen Wochen -­ zu die­sem Zeit­punkt hat der NWR (Nami­bi­an Wild­life Resorts) die West­gate-­To­re des Etoshas für jeder­mann eröff­net. Cool, oder?!
Und als ob das an guten Nach­rich­ten nicht genug wäre, gibt es neu­er­dings auch noch ein genia­les Camp im West­teil. Ach ja, ich komm aus dem Schwär­men schon gar nicht mehr her­aus.
Die beschrie­be­ne Camp­si­te im Wes­ten des Etoshas ist wesent­lich klei­ner und nimmt nur eine Hand­voll Besu­cher auf. Oli­fan­turus Resort wur­de das neue Camp getauft. Es hat wie alle Camps eine eige­ne Was­ser­stel­le, Duschen, Strom und was man sonst noch so für Luxus in der Wild­nis braucht. Und ich kann nur sagen, das Teil ist geil!
Unser Zelt haben wir direkt am Zaun des Oli­fan­turus Camps auf­ge­schla­gen. Nun zuge­ge­ben, bei der mini­ma­len Grös­se des Camps ist so gut wie jeder Platz nahe am Zaun. Das macht die Sache eigent­lich erst rich­tig inter­es­sant, wenn man bedenkt, dass man nur durch einen Zaun von lächer­li­chen 10.000 Volt von Ele­fan­ten, Löwen und sons­ti­gen gefähr­li­chem Wild­tier getrennt ist.
Nachts hat­ten wir dann noch das Glück, das ein Löwen­ru­del ganz in der Nähe ein Gebrül­le star­te­te, das nicht von die­ser Welt war. Die Tie­re machen einen Lärm, kann ich dir sagen. Da wickelst du dich in dei­ne Bett­de­cke ein und hoffst, dass der Camp-Mana­ger auch die Strom­rech­nung bezahlt hat.
Und ja, genau ­das war einer die­ser „Wow!“-­Momente. Nur wir in unse­rem Zelt, der Tau­send­volt-Zaun und ein gefräs­si­ges Löwen­ru­del.

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DIE KALAHARI

Die Wei­ten und die­ses Gefühl der Ein­sam­keit kommt in Nami­bia erst rich­tig bei einem Road­trip zur Gel­tung. Bekannt­lich ist ja der Weg das Ziel und für mich gibt es da bis­her kein geeig­ne­te­res Land für einen Road­trip als Nami­bia. Man fährt und fährt und fährt und das jeden Tag aufs Neue. Zuge­ge­ben, für die Rou­te ist man natür­lich selbst ver­ant­wort­lich. Wem’s dabei aller­dings wie mir geht und nur ungern per­sön­li­che High­lights aus sei­ner Reiseroute­ streicht, dem ergeht es eben so: er fährt und das nicht zu wenig. Geni­al dabei ist es, dass es einem in Nami­bia eben nie wirk­lich Lang­wei­lig wird – ganz im Gegen­teil. Bei sage und schrei­be 5500 km durch das Land der Wei­ten haben wir nicht ein­mal etwas wie einen Durch­hän­ger erlebt.

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Unser Road­trip soll­te uns dabei mit­un­ter in die weni­ger besuch­te Wüs­te Nami­bi­as, in die Kala­ha­ri, füh­ren. Leu­te, ich kann euch sagen, zieht euch warm an! Tags­über knallt die Son­ne dort locker mal das Ther­mo­me­ter auf über 40°C hoch. Logisch, es ist ja auch ne Wüs­te, die Kala­ha­ri. Doch Nachts, da fällt das Teil doch glatt locker bis unter die 0 Grad Gren­ze. Kurz: es wird schwei­ne­kalt. Wie bereits geschrie­ben, wir waren im Zelt unter­wegs und das im Juli. Wahr­schein­lich ist dir eh schon klar, Nami­bia liegt auf der Süd­halb­ku­gel unse­rer schö­nen Erde und bekann­ter Wei­se ist dort Win­ter, wenn’s bei uns Som­mer ist. Schon mal in Deutsch­land im Win­ter gezel­tet? Nein? Wie­so denn auch, ist ja auch ne scheiss Idee!
Also packt euch bes­ser auch nen paar war­me Kla­mot­ten mit ein, wenn’s in den nami­bi­schen Win­ter geht.
Abge­se­hen, von den extrem kal­ten Näch­ten, lohn­te sich der Tripp in die Ost-Wüs­te auf alle Fäl­le. Mor­gens wur­den wir mit einem Wahn­sinns Son­nen­auf­gang geweckt. Käl­te macht die Luft bekannt­lich klar und das ist in Nami­bia dann auch nicht anders. Aus­ser­dem gibt es dort wun­der­ba­re Lodges mit eige­nen Game-Reser­ves, in denen sich Oryx, Spring­bö­cke und noch so eini­ges an ande­ren Anti­lo­pen rum­treibt. Wir hat­ten nachts auf unse­rer Camp­si­te auch Besuch der Lodge-Pfer­de, die sich genüss­lich über unse­re Tisch-Ker­zen her­mach­ten. Naja, wem’s schmeckt…

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Es gibt in Nami­bia auch noch mehr zu sehen, als nur Wüs­ten. Schliess­lich hat das Land ja eine nicht gera­de klei­ne Küs­te, die vor allem im Nor­den Nami­bi­as einen sehr erbar­mungs­lo­sen Ein­druck macht. Ver­brann­te Ber­ge ent­lang der einen Sei­te der Stras­se und auf der ande­ren Sei­te eine fel­si­ge Bran­dung, die es jedem See­mann Eis­kalt den Rücken run­ter lau­fen lässt. Nicht umsonst freu­en sich Foto­gra­fen über die vie­len Schiffs­fracks ent­lang der Küs­te.

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SOSSUSVLEI, DEADVLEI UND DIE DUNE 45

Zu guter Letzt noch ein paar Wor­te zu dem Ort, der wohl als Sinn­bild der Namib und somit auch Nami­bi­as gilt: Sos­sus­v­lei. Das eigent­lich ver­wir­ren­de dabei ist, das die meis­ten Bil­der, unter denen Sos­sus­v­leis bekannt ist, im weni­ger bekann­ten Dead­v­lei auf­ge­nom­men wur­den. Genau dort hat es die sur­rea­len toten Aka­zi­en­bäu­me in mit­ten der Sand­dü­nen. Inter­es­sant ist es, dass die Bäu­me im Dead­v­lei extrem lang­sam ver­rot­ten, weil es ein­fach viel zu tro­cken und heiss ist. Sie sind ein­fach viel spek­ta­ku­lä­rer als die nack­ten Wüs­ten­dü­nen Sos­sus­v­leis.

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Hin und wie­der hält noch die rie­si­ge, rote Dune 45 für Bil­der Sos­sus­v­leis her. Die übri­gens für ihre Son­nen­auf­gän­ge bekannt ist. Wie dem auch sei, es ist kei­ne gute Idee, Bar­fuss mor­gens bei Däm­me­rung die­se Dünen hoch zu lau­fen. Kei­ne Ahnung wie man über­haupt auf die Idee kommt, als Stadt­mensch aus dem gemäs­sig­ten Kli­ma­zo­nen, Bar­fuss durch eine Wüs­te lau­fen zu wol­len. Ganz im Ernst, wir haben da Geschich­ten gehört: Eine deut­sche Frau im geho­be­nen Alter woll­te unbe­dingt Bar­fuss die­se Dune 45 zum Son­nen­auf­gang bestei­gen. Nun, als die rubin­ro­te Son­ne über den Wüs­ten­dü­nen auf­ging hat­te die Gute noch ihren Spass. Der Abstieg dann jedoch, der war wohl nicht mehr ganz so amü­sant. Man soll­te dabei wis­sen, dass sich die Tem­pe­ra­tur des San­des in der Namib bis auf ange­neh­me 80°C erhit­zen kann. Schmerz­er­füllt kam die Dame dann an ihrem Wagen an und hat­te die nächs­ten Tage genug vom Lau­fen, denn ihre Füs­se waren mit Brand­bla­sen über­sät.

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Zumeist wird die Namib eben als rei­nes Sand­meer, eben als Sinn­bild Sos­sus­v­leis, gese­hen, doch sie ist weit mehr als das! Sie beginnt bereits viel wei­ter im Süden. Im soge­nann­ten Sperr­ge­biet. Der Name ist dort Pro­gramm, denn er ist für Rei­sen­de gesperrt – die dor­ti­gen Dia­man­ten­su­cher haben schein­bar nur ungern Besuch. Aber auch der Fish River Can­yon gehört zur ältes­ten Wüs­te der Welt. Genau­so wie die steil­kan­ti­gen Tirasber­ge ent­lang der D707. Auch die Ske­le­ton Coast, die eben beschrie­be­ne raue Küs­te, ist ein Teil der Namib. Dann noch die erwähn­te Spitz­kop­pe – eben alle jene fel­si­gen Gebir­ge. Da schliesst sich dann auch der Kreis – Nami­bia rockt eben ein­fach.

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Antworten

  1. Avatar von Tamara

    Super Bei­trag und vor allem die Fotos sind der Wahn­sinn! Ich pla­ne, im Febru­ar von Süd­afri­ka aus nach Nami­bia zu fah­ren und bedan­ke mich für die Tipps.
    LG,
    Tama­ra

  2. Avatar von Philippe Blättler

    Tol­ler Bei­trag, sel­ber waren wir noch nicht im Osten und der Wüs­ten­re­gi­on. Auf unse­rer letz­ten Rei­se durch Nami­bia haben wir uns auf den Capri­vi Strei­fen und die Eto­sha kon­zen­triert. Es war wirk­lch toll und wir wer­den sicher wie­der ein­mal nach Nami­bia rei­sen. Hier unse­re Rei­se­be­ri­ich­te von Nami­bia.
    https://vacanzas.com/reiseblog-afrika/
    Herz­li­che Grüs­se
    Phil­ip­pe Blätt­ler

  3. Avatar von Sabine

    Hal­lo Patrick,
    dein Rei­se­be­richt weckt bei mir ganz gro­ße Sehn­sucht nach Nami­bia! Ich will dort­hin zurück! Die­ses wun­der­ba­re Land hat mich total fas­zi­niert! Ich habe des­halb die Zusam­men­stel­lung »Die bes­ten Rei­se­be­rich­te über Nami­bia aus dem Blog-Uni­ver­sum« gemacht und dei­nen Bei­trag dar­in erwähnt und ver­linkt.
    Lie­be Grü­ße, Sabi­ne

  4. Avatar von Julia
    Julia

    Dan­ke für die­se schö­ne Auf­fri­schung! Ich war vor einem Monat in Nami­bia und ver­mis­se die Wei­te schon sehr! Da kom­men die­se schö­nen Fotos gerea­de rich­tig! 😉

    1. Avatar von Patrick Görsch

      Nach einer Nami­bia Rei­se kann man in Deutsch­land schon fast Platz­angst bekom­men 😉

  5. Avatar von todayis Magazin

    Nami­bia rockt 😀 Sehr guter Wort­witz. Wun­der­schö­ne Fotos. Am beein­dru­ckends­ten fin­de ich die rie­si­ge Sand­dü­ne, neben der die Autos schon fast wie Spiel­zeug­au­tos wir­ken!

    1. Avatar von Patrick Görsch

      Dan­ke!
      Die Dune 45 ist ziem­lich beein­dru­ckend – sie wirkt sogar noch grös­ser, wenn man direkt vor ihr steht 😉

    1. Avatar von Patrick Görsch

      So soll es sein! Dank dir 🙂

  6. Avatar von Palma Wlassics via Facebook

    Ich habe im let­zen Jahr fast die genau glei­che Rou­te gemacht! Es war wun­der­voll, Nami­bia ist eines mei­ner lieb­lings Län­der 🙂 Und die­ser Bei­trag war toll und bringt wun­der­schö­ne Erin­ne­run­gen auf! 🙂

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