Mexiko, November 2009.
Am nächsten Tag gehe ich wieder zum Kanal. Die Indocumentados von gestern sind wieder da, also überquere ich die Schnellstraße, um mit ihnen zu reden. Sie erklären mir, dass die Polizei öfters in den Kanal kommt und so viele wie möglich willkürlich festnimmt. Wegen der Quoten. Ich erzähle ihnen, dass ich am Vortag gesehen habe, wie die Polizei sie geschlagen hat. Einer der Männer schiebt das Hosenbein nach oben und zeigt mir einen blauen Fleck. Ich frage ihn, ob ich diesen fotografieren dürfte. Er bejaht. Ich mache das Foto. Als ich wieder aufschaue, laufen dem jungen Mann Tränen über die Wangen. Ich frage ihn, ob alles okay wäre. Er erklärt mir, dass es unglaublich viele Vorurteile ihnen gegenüber gebe, dass niemanden interessieren würde, was wirklich los wäre. Er wischt sich die Tränen von den Wangen. “Du bist die Erste, die mich fragt, warum ich auf der Straße lebe”, sagt er leise.
Bewegend.…