Es war bis­her ein ruhi­ger Flug von Ber­lin nach Ljubljana. Für einen Viel­flie­ger in etwa genau so span­nend, wie die Zei­tung von ges­tern. Wäre da nicht der erwar­tungs­volle Blick aus dem Fens­ter. Aus dem Wol­ken­meer über Deutsch­land ent­wi­ckelt sich süd­lich von Öster­reich eine grüne Oase am Boden. Lange habe ich nicht mehr so viel Grün gese­hen. Kleine Ort­schaf­ten zie­ren die Land­schaft und die Stra­ßen am Boden ver­lau­fen wie kleine Spa­ghetti von Bau­ern­hof zu Bau­ern­hof von Ort­schaft zu Ort­schaft. Nur einige Berge ragen als schroffe Monu­mente aus dem Boden. Wären wir nicht schon im Lan­de­an­flug; viel­leicht würde ich das Meer auch noch sehen können.

Ich ver­liebe mich schon jetzt in das Land unter mir: Slowenien.

Nur fliegen ist schöner

Mit dem Son­nen­auf­gang erwa­chen auch die Berge aus ihrem Schlaf. Wie gol­dene Fackeln ste­hen zuerst die Gip­fel in leuch­ten­dem Orange in Flam­men, bevor sich auch die Umge­bung lang­sam dem Son­nen­schein hin­gibt. Der Blick aus mei­nem Fens­ter in Kran­jska Gora schweift über die Fel­der und Hänge. Noch liegt kein Schnee, die Ski-Pis­ten sind noch saf­tig grün und der Herbst hat die Natur noch im Griff.

Legende des Goldenen Horns

Im Natur­schutz­park der Zel­enci Quel­len spie­geln sich die Berge und die Land­schaft in der Quelle des Save Flus­ses. Das Was­ser ist so klar, dass sich das Spie­gel­bild mit der Unter­was­ser­land­schaft zu einem wun­der­vol­len Ambi­ente ver­bin­det. Wäh­rend ich noch am Ufer stehe und träume, macht sich das nächste High­light der Berge schon für den Sprung bereit.

Zipline in Planica

Im Besu­cher­zen­trum von Pla­nica, dem Ort der berühm­ten Ski­sprung- und Ski­flug­schan­zen, pro­biere ich den Ski­flug­si­mu­la­tor aus. Mit viel Balance und rich­ti­gem Timing schaffe ich einen guten Absprung, komme aber in der Luft etwas aus der Balance und kann mich nur mit gewal­ti­gen Arme­ru­dern auf dem wack­li­gen Simu­la­tor hal­ten. Die Lan­dung gelingt mir noch­mal her­vor­ra­gend. Mein ers­ter Sprung und gleich 174 Meter. Ich bin den­noch froh, den Boden nicht wirk­lich ver­las­sen zu haben. Als ich kurze Zeit spä­ter auf der Schanze stehe, ist der Blick ins Tal um eine Dimen­sion rei­cher und mit dem Berg­pan­orama ein „Wow“ wert. Zu mei­nen Füßen liegt das Tor zum Tri­g­lav Natio­nal­park. Zu gerne würde ich meine Wan­der­schuhe anzie­hen und ein­fach in den Ber­gen ver­schwin­den, aber das Seil der Zip-Line hält mich zurück. An der Spitze der Ski­flug­schanze haben sich ein paar wage­mu­tige Leute zu schaf­fen gemacht und ein 566 Meter lan­ges Stahl­seil mon­tiert: ein­mal direkt über die Schanze bis hin­un­ter ins Tal. Ich pro­biere mich im etwas ande­ren Ski-Flie­gen und schaffe statt 174 Meter die 566 Meter. 40 Sekun­den Adre­na­lin pur – nur flie­gen ist schöner!

Klettersteig Slowenien

Lang­wei­lig kann einem gar nicht wer­den. Wäh­rend sich der Rest mei­ner Gruppe einer Fahr­rad­tour durch das Tal oder sogar bis hin­auf auf den Vršič-Pass wid­met, pro­biere ich in Mojs­trana einen klei­ne­ren Klet­ter­steig aus. Im klei­nen Berg­mu­seum am Fuße leihe ich mir die not­wen­dige Aus­rüs­tung aus und mar­schiere los. Eine schöne Ein­stei­ger­route kreuzt mei­nen Favo­ri­ten der mit­tel­schwe­ren Art. Der Aus­blick über das Tal belohnt hier jeg­li­che Mühen und selbst die etwas schwe­re­ren Pas­sa­gen sind mit der Moti­va­tion der schö­nen Natur im Rücken nur einen Schritt ent­fernt. Am liebs­ten würde ich die Stre­cke gleich noch­mal klet­tern, aber die Viel­fäl­tig­keit der Region lässt mich nun das Nach­bar­tal erkun­den. An einem Was­ser­fall genieße ich die letz­ten Sonnenstrahlen.

Licht! Bitte!

Meine erste Erleuch­tung am Tag: Ja, ich kenne Eras­mus! Ist das nicht der? Nein? Achso! Es gibt einen Raub­rit­ter namens Erasmus?
Ein inter­es­sante Geschichte erwar­tet mich. Die Höh­len­burg Pred­jama wurde schon im 12. Jahr­hun­dert direkt vor den Ein­gang eines rie­si­gen Höh­len­sys­tems errich­tet. Mit­ten in der Fels­wand ragt die Burg aus dem klaf­fen­den Höh­len­schlund. Mäch­tig thront sie in ihrer siche­ren Lage. Eras­mus hielt sich hier lange ver­steckt und ver­sorgte die Burg bei der fina­len Bela­ge­rung durch das geheime Höh­len­sys­tem mit Essen. Meine Ent­de­ckungs­tour durch die Burg endet im Dach­ge­schoß im Burg­shop. Mit einem Rit­ter­helm auf dem Kopf sehe ich mei­ner nächs­ten Schlacht in die Augen!

Höhlenburg Predjama

Die Schlacht ist eher klei­ne­rer Natur. Den Kampf mit dem Mit­tag­essen zur Stär­kung gewinne ich mit Bra­vur. Von der mäch­ti­gen Burg am Fels geht es jetzt unter die Erde. Ich stehe zusam­men mit mei­ner klei­nen Gruppe vor dem Ein­gang der Pos­to­jna Höhle. Zusam­men mit Borut, unse­rem Höh­len­füh­rer, und dem Bio­lo­gen und Höh­len­for­scher Pri­mož Gnezda schlei­chen wir an den Besu­cher­strö­men vor­bei in einen klei­nen Raum. Jeder von uns bekommt einen knall­ro­ten Over­all und einen Helm in die Hand gedrückt. Bei mei­ner Größe brau­che ich etwas Hilfe beim Anzie­hen. Wie große und kleine Teu­fel­chen hüp­fen wir in unse­ren Gum­mi­stie­feln herum, bis bei jedem der Over­all sitzt und wir für die Reise bereit sind. Im Tun­nel war­tet schon ein Zug auf uns, der uns zwei Kilo­me­ter in die Tie­fen der Grotte ent­führt. Unsere Fahrt führt durch ein atem­be­rau­ben­des Höh­len­sys­tem. Alle 24 Kilo­me­ter kön­nen wir beim bes­ten Wil­len nicht erkun­den, aber einige Kilo­me­ter lie­gen vor uns.

Zugfahrt in der Postonja Höhle

Borut erklärt uns die Ent­ste­hung der rie­si­gen Säu­len. Im Licht der Lam­pen fun­keln die Sta­lag­mi­ten und Sta­lak­ti­ten wie Edel­kris­talle. Unser Weg führt uns die ers­ten Kilo­me­ter durch die gro­ßen Säle und die rie­si­gen Hal­len der Grotte. An einem Abzweig machen wir halt. Borut schlie­ßet die kleine Tür in einen künst­li­chen Tun­nel auf und wir ent­schwin­den aus der Sicht der Tou­ris­ten ins Dunkle.

Konzertsaal

Nach eini­gen hun­dert Meter eröff­net sich eine rie­sige wei­tere Halle vor uns: die schwarze Grotte. Durch den Hin­ter­ein­gang ent­schlüp­fen wir der Kälte unter Tage und gelan­gen in den Wald der Ober­welt. Nicht für lange. Borut schließt wie­der eine Tür auf und ein rie­si­ges Loch tut sich vor uns auf. Ein Pfad führt 350 Stu­fen hinab zum Fluss Pivka. Er schlän­gelt sich wie­der in den Fels hin­ein und wir fol­gen ihm in seine dunkle Umge­bung. Als der Fluss einen Schlen­ker macht, legen wir Klet­ter­aus­rüs­tung an und sei­len uns zum Fluss­lauf ab. Im Schein der Kopf­lam­pen klet­tern wir nur wenige Zen­ti­me­ter über der Was­ser­ober­flä­che zum nächs­ten Ufer.

Bei Abseilen in der Höhle

Den Weg nach drau­ßen muss uns Borut natür­lich zei­gen. Meine Ori­en­tie­rung in der rie­si­gen Grotte ist abso­lut aus­ge­schöpft. Zurück im tou­ris­tisch erschlos­se­nen Teil war­ten wir auf unse­ren Zug, der uns wie­der in die Außen­welt bringt. Unser Besuch darf aber nicht ohne den welt­be­rühm­ten Grot­ten-Olm zu Ende gehen. Etwas Neid kommt, auf als Pri­mož Gnezda, der Bio­loge, erzählt, dass der Olm bis zu 10 Jahre ohne Nah­rung aus­kom­men kann. Mein Magen knurrt!

Grotten-Olm von Postonja

Wenn ich Maler wäre…

Die Reise durch den Wes­ten Slo­we­ni­ens führt unsere kleine Gruppe wei­ter ans Meer. Hier war­ten die kuli­na­ri­schen High­lights auf uns. Die klei­nen Städte Isola und Piran fal­len hier mit ihrer Archi­tek­tur beson­ders auf. Auf den ers­ten Blick fühle ich mich wie in Ita­lien und Vene­dig und das selbst noch im Okto­ber. Bei bes­tem Wet­ter nimmt uns das Boot namens Negra­te­nera an Bord. Der Win­zer Matej und sein Bru­der fah­ren mit uns hin­aus aufs Meer vor Isola für eine etwas andere Wein­ver­kos­tung. Wäh­rend uns Weine von weiß bis rot gereicht wer­den springt der ein oder andere in das 21°C warme Was­ser. Male­ri­scher kann es schon fast nicht mehr werden.

Winzer Matej

Ich werde jedoch eines Bes­sern belehrt. Nach einem lan­gen Tag in den Sali­nen von Sečo­vlje und einer def­ti­gen Bau­ern­mahl­zeit in der wohl­wol­lend klin­gen­den Ort­schaft Dra­gonja keh­ren wir zurück ans Meer nach Piran. Als wir gerade ankom­men, taucht die Sonne die Stadt in ein traum­haf­tes Orange und malt die Kon­tu­ren der Segel­schiffe in Form von lan­gen Schat­ten auf die Ufer­pro­me­nade. Die Kir­che St. George und ihr mar­kan­ter vene­zia­ni­scher Turm sind die letz­ten, die von der unter­ge­hen­den Sonne gestreift werden.

Piran

Grüner geht’s nicht

Was das Land und die Natur schon lange kön­nen, führt sich in der Haupt­stadt Ljubljana wei­ter fort: sie ist grün. Autos wur­den in den letz­ten Jah­ren immer wei­ter aus dem Zen­trum ver­bannt. Leih­fahr­rä­der sind All­tag im Stadt­bild. Zusam­men mit Han­nah, einer ande­ren Blog­ge­rin, ziehe ich durch die Stadt auf der Suche nach den Jugend­li­chen Hot­spots. Natür­lich las­sen wir das Sight­see­ing nicht zu kurz kom­men, aber beson­ders fällt uns das Vier­tel um das ehe­ma­lige Gefäng­nis „Celica“ ins Auge. Das Gefäng­nis beher­bergt heute nur noch indi­vi­du­ell designte „Wohn­zel­len“ für den klei­nen Geld­beu­tel. Eine schöne Idee mit lan­ger Geschichte, wie uns auf der Füh­rung durch die ein­zel­nen Zel­len klar wird.

Save in Ljubljana

Die Geschichte Ljublja­nas ist über­all zu sehen und zu spü­ren. Der berühm­teste Archi­tekt aus der Meis­ter­schule Otto Wag­ners aus Wien Jože Pleč­niks prägte das Stadt­bild bis in die 60er Jahre des 20. Jahr­hun­derts. Hin­ter­las­sen hat er wun­der­voll abge­stimmte Brü­cken, Plätze und Gebäude. Sein Gespür für Land­schaft und Archi­tek­tur zwin­kern mich an jeder Stra­ßen­ecke an. Es ist ein vol­ler Genuss durch die hel­len und freund­li­chen Stra­ßen zu lau­fen und den Men­schen zuzusehen.

Ljubljana von oben

Mit einem Blick von der Burg endet meine kurze Reise durch Slo­we­nien – einem Geheim­tipp, der kei­ner mehr sein muss!

Auf Ein­la­dung des Slo­we­ni­schen Frem­den­ver­kehrs­am­tes Deutschland

Cate­go­riesSlo­we­nien
Avatar-Foto
Dominik Mohr

Dominik folgt seinem Schatten durch die Welt. In einem minimalistischen und einfachen Reisestil wird man von ihm um die Welt geführt und einmal beschleunigt, geht es dann immer weiter. Meist geht die Tour an abgelegene Orte und bringt das tägliche Leben und die Hürden der Menschen näher.
Ausgefallene und teilweise auch ungewöhnliche Reiseziele rund um Afrika und den Nahen Osten stehen vereinzelten Reisezielen in den beliebten Gegenden entgegen und zeigen den Kontrast der Welten und der Natur.

  1. Robert says:

    Ich bin so gespannt auf Slo­we­nien. Kom­men­des Jahr machen meine Freun­din und ich eine Tour durch das Land und pla­nen schon fleis­sig, was wir sehen wol­len. Aber oft lässt man sich dann doch trei­ben und hält nicht an den vor­her gefass­ten Plä­nen fest. ;-) Aber das ist ja gerade das schöne an Urlaub. 

    Grüße aus dem Defereggental

  2. Pingback:Blog-Tourist #17: Unsere Top-Auswahl interessanter Reiseberichte - Expedia.de Blog

  3. Jerre says:

    Ich war vor 2 Jah­ren mit mei­ner Freun­din auch in Slo­we­nien, sind dann aber mal ganz schnell nach Vene­dig wei­ter. Uns hat das Land so gar nicht mit­ge­nom­men. LG

  4. Reisender says:

    Einen abso­lut unkri­ti­schen Arti­kel für einen bezahl­ten Urlaub zu schrei­ben, hat mit dem „Rei­sen“, für das diese Seite mal stand, nichts zu tun. Die Arro­ganz, andere Rei­sende bewusst abwer­tend Tou­ris­ten zu nen­nen, wäh­rend man selbst an der Hand von bezahl­ten Leu­ten durchs Land betüt­telt wird, ist kaum zu über­bie­ten. Hab hier frü­her echt gerne gelesen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert