Ein Bad in Jesus Taufbecken und Salz auf der Haut. Viel Salz…

Der Fluss, in dem Jesus getauft wur­de. Der Berg, von dem aus Moses das gelob­te Land sah. Das Tote Meer. Jor­da­ni­en ist Welt­kul­tur-Erbe, hier sind wir den Anfän­gen der christ­li­chen Kul­tur nahe – und spü­ren die Kon­flik­te der Gegen­wart.

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„Ahhh“, juchzt die Frau und stöhnt und legt sich auf den Rücken. Ihre jün­ge­re Beglei­te­rin lässt Was­ser auf sie her­ab­tröp­feln. Die bei­den wäl­zen sich in den Flu­ten, offen­bar dar­auf bedacht, über­all benetzt zu sein. Und immer wie­der tau­chen sie ein­an­der in den Jor­dan, der hier etwa hüft­tief ist und von hell­brau­ner Far­be.

„Rus­sen!“ pol­tert unser Gui­de, nicht den Hauch eines Zwei­fels dar­an las­send, dass er die­ses Ver­hal­ten inak­zep­ta­bel fin­det. Auf der israe­li­schen Sei­te dür­fe man im Fluss baden. Frau­en tra­gen dafür einen scherz­haft „Bur­kini“ genann­ten Bade-Umhang. Män­ner schei­nen nicht so gern zu schwim­men. Sie stak­sen nur so weit ins Was­ser, wie es ihre Shorts zulas­sen. Unser Gui­de wen­det sich erneut ab. Erwach­se­ne Män­ner in kur­zen Hosen, pah!

Und er fährt fort in sei­nem Vor­trag: Dass dies die Stel­le des Flus­ses sei, in der Jesus Chris­tus getauft wur­de. Jor­da­ni­en habe hier viel Geld inves­tiert für den Besuch von Papst Johan­nes Paul II. im Jahr 2000. Wir fol­gen hübsch ange­leg­ten Wegen vor­bei an Aus­gra­bungs­stät­ten und Mosai­ken. Durch die Wüs­ten­land­schaft, wild-roman­tisch wuchern Oli­ven­hai­ne. Gol­de­ne Kir­chen­kup­peln glän­zen. Seit Juli 2015 zählt die Tauf­stel­le zum UNESCO Welt­kul­tur-Erbe.

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Ein hei­ßer Tag, die Son­ne brennt her­ab auf auf eine grau-brau­ne Wüs­ten­land­schaft. Wir sind fast die ein­zi­gen Besu­cher an die­sem wich­ti­gen Pil­ger­stät­te des Chris­ten­tums. Ein Segen für uns, ein Fluch für die­ses gast­freund­li­che Land. Es lei­det unter den Kon­flik­ten in der Nach­bar­schaft. Erst der Irak-Krieg, jetzt der Bür­ger­krieg in Syri­en. Das klei­ne Land zwi­schen den Tod­fein­den Sau­di-Ara­bi­en, Ägyp­ten und Isra­el nimmt die meis­ten Flücht­lin­ge auf. Aber die Tou­ris­ten blei­ben aus.

Dabei ist das roh­stoff­ar­me Jor­da­ni­en auf die Ein­nah­men durch Rei­sen­de aus aller Welt ange­wie­sen – sie sor­gen gewöhn­li­cher­wei­se für zehn Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts. Inzwi­schen fehlt das Geld. Und die noch ver­ein­zelt kom­men­den Rei­se­bus-Grup­pen aus Isra­el sind nur bedingt gern gese­hen. Mag die jor­da­ni­sche Regie­rung auch an der Sei­te der USA eine fes­te Posi­ti­on bezo­gen haben im „Krieg gegen den Ter­ror“, vie­le Mos­lems tun sich schwer mit den Juden.

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Wir bekom­men davon nichts zu spü­ren, wer­den mit eher höf­li­cher Zurück­hal­tung behan­delt. Kaum Ver­kehr auf den gro­ßen Stra­ßen als wir durch die Haupt­stadt Amman zum Mount Nebo fah­ren, von dem aus Moses das Gelob­te Land sehen durf­te (das er selbst nie erreich­te). Kaum Stän­de, die mit ihren Waren um das Geld der Besu­cher buh­len, kei­ne selbst ernann­ten „Gui­des“, die uns die Geschich­te erzäh­len. Ein­fach Ruhe. Die Kraft der Geschich­te in einem Moment. Und wir ste­hen hier, der Blick geht über eine kar­ge Welt.

Drei Land­schaf­ten prä­gen Jor­da­ni­en: Die Hoch­ebe­ne des Gilead-Gebir­ges mit Amman, der Gro­ße Afri­ka­ni­sche Gra­ben­bruch mit dem Golf von Aqa­ba am Roten Meer und der Jor­dan­gra­ben, der bis zum Toten Meer führt. Nur hier und da ein Hauch Grün. Wir erfah­ren, dass Jor­da­ni­en in spä­tes­tens zehn Jah­ren Trink­was­ser impor­tie­ren muss, dass der Bau einer Pipe­line geplant sei und am Roten Meer ers­te Meer­was­ser-Ent­sal­zungs­an­la­gen ent­stün­den.

In einem Restau­rant in Mad­a­ba sit­zen wir im schat­ti­gen Innen­hof und genie­ßen das Essen. Die kuli­na­ri­sche Kul­tur Jor­da­ni­ens hat ihre Wur­zeln im Liba­non: Kicher­erb­sen­creme, Peter­si­lie­sa­lat, Fal­a­fel, schar­fe Toma­ten­sauce, Auber­gi­nen­mus, Fla­den­brot, geminz­tes Lamm­hack, Hähn­chen­keu­len, Reis. Ein Genuss. Die Kell­ner des Restau­rants beob­ach­ten uns. Jun­ge Män­ner, die sich vor allem für ihre Smart­phones inter­es­sie­ren, und die uns Rei­sen­de nicht wirk­lich ver­ste­hen. Was macht ihr hier? Urlaub… Ein mage­res Kätz­chen schnurrt um unse­re Bei­ne.

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Unser Hotel liegt am Toten Meer, knapp ober­halb des tiefs­ten Punkts der Erde, der kor­rek­ter­wei­se die tiefs­te Land­stel­le der Erde genannt wer­den müss­te, 420 Meter unter­halb des Mee­res­spie­gels. Die Ober­flä­che des salz­hal­ti­gen Sees glänzt sei­den­matt. Kei­ne Wel­len bewe­gen das Was­ser, der Wind erzeugt eher gra­phi­sche Mus­ter. Und die Men­schen, die hier „schwim­men“, schwe­ben in Licht. Im Was­ser zu sein, fühlt sich an wie in Gelee ein­ge­legt.

Das „Möven­pick Resort and Spa Dead Sea“ ist einem ara­bi­schen Dorf nach­emp­fun­den. Rost­brau­ne Gebäu­de in einem 6.000 Qua­drat­me­ter gro­ßen Pal­men­gar­ten mit tro­pi­schen Blu­men und grü­nen Hecken, Pools wie Edel­stei­ne. Eine Oasen­phan­ta­sie mit Blick in die Zeit. Schon im Alten Tes­ta­ment wird das Tote Meer erwähnt. Still wie einst liegt es da. Kei­ne Hafen­stadt leuch­tet in der Fer­ne, kei­ne Schif­fe, kei­ne Pro­me­na­de. Asphalt­see hat man es in der Anti­ke genannt.

Für einen Moment macht die Fas­zi­na­ti­on der Ver­gan­gen­heit die Her­aus­for­de­run­gen der Gegen­wart ver­ges­sen. Man spürt nur die Kraft und Ruhe, die die­se Land­schaft aus­strahlt. Es tut gut, hier zu sein.

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Wir dan­ken Visit Jor­dan, Roy­al Jor­da­ni­an und Möven­pick-Hotels.

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Antworten

  1. Avatar von Freiheitsgefühle

    Als ich im Sep­tem­ber in Isra­el war hät­te ich Jor­da­ni­en auch ger­ne besucht, hat­te aber lei­der nicht genü­gend Zeit. Hab bis jetzt nur posi­ti­ves über das Land gehört – defi­ni­tiv ein Grund zurück zukom­men! Dan­ke für den tol­len Bei­trag!

  2. Avatar von Izabela

    Ich befin­de mich ja aktu­ell in mei­nem Aus­lands­se­mes­ter in Istan­bul und wer­de danach noch 2 Mona­te zum Rei­sen haben. Jor­da­ni­en stand bereits auf mei­ner Lis­te, ist mit die­sem Arti­kel aber noch ein gan­zes Stück wei­ter nach oben bei den must-must-see’s gerutscht. Und wenn man sich dann noch vor Augen führt, wie his­to­risch bedeut­sam die­ses Land/​ die Gegend ist. Vie­len Dank für das Tei­len der Erleb­nis­se 🙂
    Lie­be Grü­ße!

    1. Avatar von Susanne & Dirk

      Lie­be Iza­be­la,
      wir kön­nen dir nur emp­feh­len, Jor­da­ni­en zu besu­chen. Es ist ein über­ra­schend viel­fäl­ti­ges Land. Zudem eines, das unse­ren Sup­port gera­de gut gebrau­chen kann!
      Wir wün­schen dir eine gute Zeit.
      Herz­li­che Grü­ße
      Susan­ne & Dirk

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