Annapurna Runde mit Mountainbike

Es gibt ihn also doch. Vor mir fährt der Bus von Beni nach Tato­pa­ni. Er schau­kelt auf der Schlag­loch­pis­te berg­auf und ver­staubt mir die Lun­ge. Ich bin trotz­dem froh end­lich auf dem Rad zu sit­zen. Nach 2 Wochen Pau­se in Kath­man­du, star­te ich mit dem Moun­tain­bike auf die Anna­pur­na Run­de.

Die Anna­pur­na Run­de ist eine der belieb­tes­ten Wan­der­tou­ren in Nepal und der Welt. Zahl­lo­se Wan­de­rer machen sich jeden Tag auf den 250km lan­gen Weg. Sie bezwin­gen den Thor­ung La Pass auf 5416m und umrun­den die Anna­pur­nas in 16 Tagen. Rad­fah­rer brau­chen nur die Hälf­te der Zeit. Trotz­dem habe ich nur 7 ande­re Rad­fah­rer in 7 Tagen gese­hen.

Annapurnas im Blick

Anna­pur­nas im Blick

Der über­füll­te Bus quält sich lang­sam die unzäh­li­gen Ser­pen­ti­nen nach oben. Bei jedem Gegen­an­stieg bremst er mich aus. Bin ich mit dem Rad berg­auf wirk­lich schnel­ler? Schnau­fend zie­he ich vor­bei und win­ke den Nepa­lis auf dem Dach. End­lich habe ich freie Sicht auf die schnee­be­deck­ten 8000er in der Fer­ne.

Atem­be­rau­ben­de Hima­la­ja Berg­bli­cke mit dem Kom­fort einer Alpen Hüt­ten­tour? Die Anna­pur­na Tee­haus Wan­de­rung ver­spricht bei­des. Dank der vie­len bewirt­schaf­te­ten Hüt­ten und Sied­lun­gen auf dem Weg muss man weder Zelt noch Essen noch Schlaf­sack mit­schlep­pen. Ein 6kg Alpen­cross Ruck­sack reicht auf die­ser Tou­ris­ten­run­de aus. Selbst die Wan­der­kar­te kann man daheim las­sen.

Himalaja Gipfel

Hima­la­ja Gip­fel

Den Bus sehe ich spä­ter wie­der, als mich ers­te Regen­trop­fen in ein Tee­haus trei­ben. Bis alle Dorf­kin­der mei­nen Helm auf­pro­biert haben, ist der Schau­er wie­der vor­bei. Es soll der ein­zi­ge Wol­ken­bruch auf der Tour blei­ben. Ab dem 2. Tag las­sen die hohen Ber­ge kein schlech­tes Wet­ter von Süden durch. 5 Tage lang sehe ich kaum ein Wölk­chen am Him­mel.

Um so mehr bra­te ich am Anstieg in der Son­ne. 3 Tage lang geht es stets berg­auf und 2,5 Tage stets berg­ab. Die ers­ten Tage kur­bel ich auf der Pil­ger­stras­se nach oben. Erst nach einem Ruhe­tag auf 3800m muss ich das Rad gute 5 Stun­den zum Thor­ung La Pass schie­ben. Auf 5416m jap­se ich nach Luft, aber das ist jetzt egal. Mit 4600 Höhen­me­tern im Gepäck, bin ich der König der Anna­pur­na Run­de.

Höchster Punkt auf 5416m

Höchs­ter Punkt auf 5416m

Bus­se und Stras­sen gibt es auf der ande­ren Sei­te des Pas­ses kei­ne mehr. Jeder Tisch, jede Cola­fla­sche und jedes Reis­korn wer­den von Trä­gern aus dem Tal in die Sied­lun­gen beför­dert. Auch vie­le Wan­de­rer bür­den ihr viel zu schwe­res Gepäck den Trä­gern auf. Sind in den mons­trö­sen Ruck­sä­cken wohl Ball­klei­der und Stö­ckel­schu­he? Der Mas­sen­tou­ris­mus braucht kei­ne Stras­sen.

Ich stür­ze mich schwe­re­los ins Tal und hal­te nur noch für Foto­pau­sen. Auf die­ser Sei­te sind die schnee gekrön­ten Anna­pur­nas stän­dig im Blick. Auch ein belieb­tes Foto­mo­tiv ist mein Fahr­rad. Die Anna­pur­na Wan­de­rer müs­sen aber schnell abdrü­cken. Ich flie­ge auf dem tech­nisch anspruchs­lo­sen S0 Trail ins Tal. Ein­mal erklim­me ich noch 300Hm nach Upper Pisang für die schöns­ten Aus­bli­cke der Run­de.

Himalaja Bergsee

Hima­la­ja Berg­see

Am Mor­gen des letz­ten Tages füh­le ich mich wie ein Betrü­ger. Die Anna­pur­na Run­de ist für Rad­fah­rer bis auf den Pass­an­stieg viel zu ein­fach und unglaub­lich schön. Doch ab dem Ort Cha­me nimmt mein Flow ein jähes Ende. Für den Ritt mei­nes Lebens muss ich kurz vor Schluss bezah­len. Das Gelän­de wird unfahr­bar unweg­sam und die Hit­ze wird sub­tro­pisch.

Ich gehe mit mei­nem Rad auf der Schul­ter stun­den­lang berg­ab. Von der Abfahrt bin ich nur Anfeue­rungs­ru­fe und Neid­be­kun­dun­gen gewohnt. Hier im schwe­ren Gelän­de bekom­me ich nun zu hören, wie ver­rückt es sei, das Rad mit­zu­neh­men.

Wenn man mich fragt, ist es ver­rückt auf die Anna­pur­na Run­de das Rad nicht mit­zu­neh­men.

Der Flow Ritt im Leben eines Bikers

Der Flow Ritt im Leben eines Bikers

Fahr­da­ten:
– Dau­er: 7 Tage inkl. 1 Ruhe­tag und Anrei­se ab Pokha­ra
– Stre­cke: ca. 250km von Beni nach Bhulbhu­le
– Höhen­dif­fe­renz: ca. 5000 Hm mit Upper Pisang (Ein Muss!)
– Fahr­zei­ten: 4h + 7h + 6h + 0h + 8h + 6h + 9h
– Abfahrt bis Cha­me meis­tens S0, sel­ten S1
– eine S2-S3 Stu­fe unter­halb vom High Camp

Kos­ten mit Rad­mie­te und Per­mit: ab ca. 250 EUR

Mei­ne Rou­ten­füh­rung:
– Nach Gregs Idee im Uhr­zei­ger­sinn, »falsch« her­um
– Von Beni aus weni­ger Schie­be- und Tra­ge­pas­sa­gen
– Alles fahr­bar bis auf den Pass­an­stieg und den letz­ten Tag
– Anfang 2012 neue Stras­se von Bhulbhu­le nach Cha­me

Die Anna­pur­na Run­de ist der Flow Ritt eines Bikerle­bens, mit der neu­en Stras­se noch viel mehr.

Das Video zur Anna­pur­na Run­de

haibike3

Erschienen am



Antworten

  1. Avatar von Florian Blümm

    Neid? Passt doch für euch wie die Faust aufs Auge!
    Ab Novem­ber ist die Regen­zeit vor­bei!

  2. Avatar von Max

    Wow, beein­dru­ckend. Da steigt in mir auch der Neid auf. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert