Abenteuer ins Unbekannte

Gehe ich allei­ne oder gehen wir zu zweit? Wie lan­ge soll die Rei­se dau­ern und wohin soll­te es uns wohl füh­ren? Ent­we­der war die Zeit zu knapp oder es gab zu vie­le Zie­le (die Welt ist ein­fach doch zu gross für ein kur­zes Men­schen­le­ben). Und so wur­den aus ursprüng­lich drei Mona­ten gleich sechs. Dann aus den sechs Mona­ten acht und schluss­end­lich hat­te ich kei­ne Lust mehr über­haupt noch einen zeit­li­chen Rah­men zu ste­cken.

Das engt einen irgend­wie ein und das Gefühl einer »gren­zen­lo­sen« Rei­se ist doch noch mal ein ganz ande­res Kali­ber.

Mei­ner bes­se­ren Hälf­te war es Anfangs zu viel des Frei­heits­ge­fühls. Sie ist da eine Sicher­heits­fa­na­ti­ke­rin und ich als Gegen­pol der Frei­heits-Rebell. Wohl pas­sen wir genau des­halb so gut zusam­men.

Der anfäng­li­che Plan, sie beglei­tet mich nur Anfangs und ich rei­se allei­ne wei­ter, war dann spä­tes­tens mit ihrer Kün­di­gung auch vom Tisch.

So hat hat der Drang der Frei­heit über­wo­gen und schluss­end­lich haben wir bei­de unse­re so ver­meint­lich siche­ren Jobs gekün­digt, das Auto und die eige­nen Vier Wän­de ver­kauft.

Southafrica-Cape-1

Auch wenn die letz­ten Mona­te bis zum Start­schuss im Flug ver­gin­gen, war es bis dahin doch ein gan­zes Stück Arbeit. Visa muss­ten bean­tragt wer­den, Miet­wä­gen reser­viert, Flü­ge gebucht und nicht zuletzt die Kli­ma­zo­nen der jewei­li­gen Län­der berück­sich­tigt wer­den, die wir besu­chen wol­len. Und ich muss geste­hen, ich habe das gewal­tig unter­schätzt. Klar, man kann natür­lich ein­fach sei­nen Ruck­sack packen und in die wei­te Welt hin­aus­spa­zie­ren. Das wäre auch eine Mög­lich­keit. Eigent­lich wäre das genau mein Ding. Irgend­wo ver­sin­ken im Cha­os mei­ner nicht vor­han­de­nen Pla­nung. Doch bei die­ser Rei­se war der Respekt zu gross. Es soll­te ein­fach per­fekt sein.

Eine Welt­rei­se klingt doch erst mal nach einem Lebens­traum, der sich wohl für die meis­ten Men­schen nie­mals erfül­len wird. Ent­we­der feh­len angeb­lich die finan­zi­el­len Mit­tel oder es fehlt die Zeit, von der man in der west­li­chen Welt wohl sowie­so nie genug hat. Das, obwohl die Welt immer klei­ner und offe­ner wird. Mit einem deut­schen Rei­se­pass ist es wohl so ein­fach wie nie­mals zuvor, in die meis­ten Län­der die­ser Welt zu rei­sen. Ans ande­re Ende der Welt kommt man heu­te zu Spott­prei­sen, von denen man vor eini­gen Jah­ren nur geträumt hät­te.

Ja, ich bin der Mei­nung wir leben in einer gran­dio­sen Zeit, in einem pri­vi­le­gier­ten Land und man soll­te sei­ne Mög­lich­kei­ten nut­zen. Also, wenn nicht jetzt, wann dann?

Cuc Phuong Nationalpark

Der letz­te Schritt, die­sen Traum in die Wirk­lich­keit umzu­set­zen, war dann doch nicht ganz so ein­fach wie ich es mir vor­ge­stellt hat­te. Sich von all den mate­ri­el­len Gütern zu lösen, viel mir dabei nicht wirk­lich schwer. Es war viel­mehr der Schritt sich aus sei­nem sozia­lem Umfeld zu lösen. Sich Fami­lie und Freun­den, also genau den Men­schen, die einem am Her­zen lie­gen, zu ent­zie­hen. Wenn es auch nur für eine bestimm­te Zeit sein mag.

Das war wohl der Grund dafür, wes­halb bei den Familien‑, Freun­des- und Bekann­ten­krei­sen unse­re Idee der Welt­rei­se mit so unter­schied­li­chen Reak­tio­nen auf­ge­nom­men wur­de.
Für die einen lag es schon Nahe am Wahn­sinn, bezeich­ne­ten es als Grös­sen­wahn. Womög­lich auch aus der Angst her­aus, uns nie­mals wie­der zu sehen. Wer kann es Ihnen also ver­übeln.

Aber der grö­ße­rer Teil kom­men­tier­te unser Unter­fan­gen wesent­lich posi­ti­ver. Ent­we­der wur­den Wor­te wie »Mutig«, »Cool« oder auch »Respekt« ver­wen­det, um dann gleich ein »… so was wür­de ich auch gern, wenn ich nur…« hin­ter­her zu schie­ben.

Mich selbst als mutig zu bezeich­nen – so weit wür­de ich wohl nicht gehen. Denn wer kann schon mutig sein, wenn es ihm bereits auf einer 2‑Me­ter-Lei­ter in den Bei­nen krib­belt?
Es ist viel­mehr ein inne­rer Drang, der mich in die Welt hin­aus­treibt.

Even­tu­ell hat es mit mei­ner ers­ten rich­ti­gen Rei­se durch Euro­pa begon­nen. Nie hat­te ich zuvor ein ähn­li­ches Gefühl von Frei­heit erlebt, als auf die­ser Rei­se. All­tag war eigent­lich nie vor­han­den. Ein­fach in den Tag hin­ein­le­ben. Jeder neue Mor­gen brach­te etwas Neu­es mit sich. Und hat­te man nur ansatz­wei­se das Gefühl, der All­tag wür­de dem­nächst an die Hos­tel-Türe klop­fen, wur­de der Ruck­sack gepackt und ein Ticket zum nächs­ten Ort gebucht.

Train to the Sun

Das klingt als wür­de ich vor etwas davon Lau­fen. Viel­leicht mache ich das ja sogar. Viel­leicht ver­su­che ich aber auch nur etwas zu fin­den. Etwas, das man in der siche­ren deut­schen Hei­mat, bei all dem All­tag, lei­der kaum noch fin­det: Ein Aben­teu­er ins Unbe­kann­te…

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Antworten

  1. Avatar von Sandy

    Oft stel­le ich mir vor, wie ich ein­fach mei­ne Sachen packe und für ne gan­ze Wei­le in die Welt hin­aus zie­he. Aber bis­her hat mich immer irgend­et­was gehal­ten, so dass es nur nor­ma­le Rei­sen gewor­den sind. Ich fin­de es aber cool, dass ihr zu einer Welt­rei­se auf­brecht. Das wird bestimmt ein super Aben­teu­er und eine Erfah­rung fürs Leben. 🙂

    LG aus St. Leon­hard Süd­ti­rol

    1. Avatar von Patrick

      Dank dir, San­dy! Meist ist doch der ers­te Schritt der schwers­te. Das ist wohl beim Rei­sen nicht anders.

  2. Avatar von andi

    Sehr nett, so eine Bahn­fahrt …da hät­te ich auch mal wie­der Lust zu.
    LG

    1. Avatar von Patrick

      Na dann los 😉

  3. Avatar von Gregório Jones

    Der Moment, wo die Neu­gier auf das Unbe­kann­te unse­re Ängs­te geschickt über­lis­tet. Wahr­schein­lich der Grund, war­um wir immer wie­der auf­bre­chen … 🙂

    1. Avatar von Patrick

      So ist es. Gera­de die­ser Ner­ven­kit­zel des Unbe­kann­ten und die Her­aus­for­de­run­gen des Unvor­her­seh­ba­ren machen Rei­sen so beson­ders und immer wie­der ein­zig­ar­tig.

  4. Avatar von Danijela Marin via Facebook

    Spricht mir aus dem Her­zen – Dan­ke 🙂

  5. Avatar von Rudi Gonzales via Facebook

    »Mona­te der Pla­nung«… schon­mal der ers­te Feh­ler 🙂

  6. Avatar von Tabitha

    Eine per­fek­te »Sonn­tags-Depe­sche«! Der Weg vom Her­zens-Ent­schluss zur Kopf-Pla­nung ist super beschrie­ben und dass aus weni­gen Mona­ten immer mehr wer­den, weil die Wunsch­lis­te so lang ist, kann ich mir mehr als gut vor­stel­len.

    1. Avatar von Patrick

      Dan­ke! Das Leben ist wohl ein­fach zu kurz für all die Schön­hei­ten die­ser Welt und das ist auch gut so. Ich bin gespannt, wohin es uns noch alles ver­schla­gen wird.

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