Per Anhalter, Fahrrad und Öffis nach Indonesien und zurück

Ohne Flug­zeug nach Viet­nam – das war unser anfäng­li­cher Rei­set­raum. Dar­aus wur­den eine Rei­se per Anhal­ter durch Zen­tral­asi­en bis nach Chi­na, eine 3.600 km lan­ge Rad­tour durch Süd­ost­asi­en und eine Heim­rei­se per Öffis und Anhal­ter von Indo­ne­si­en über Japan und Paki­stan.

Gemein­sam mit dem oekom ver­lag möch­ten wir nun ein Buch ver­öf­fent­li­chen und damit zei­gen: Flug­frei­es Rei­sen ist mög­lich – und unglaub­lich berei­chernd. Hier kannst du das Buch vor­be­stel­len und so die Ver­öf­fent­li­chung ermög­li­chen. 

Der erste Funke

Eigent­lich begann unse­re Rei­se bereits 2017. Damals noch lose befreun­det, aber gemein­sam aben­teu­er­be­geis­tert, hiel­ten wir, Pau­li­ne und Ole, unse­re Dau­men erst­mals gemein­sam am Ran­de unse­rer Hei­mat­stadt Sol­tau raus. Unser Ziel: Ein Osna­brü­cker Kino, in dem die Über­land-Rei­se­do­ku „Weit. Die Geschich­te von einem Weg um die Welt“ aus­ge­strahlt wur­de. Knap­pe zwei Minu­ten vor Film­start setz­te Mario, der extra für uns einen 15 km-Umweg fuhr, uns vor dem Kino ab. Wer weiß – ohne Mario hät­ten wir unse­re Rei­se viel­leicht nie gemacht.

Zwei Stun­den spä­ter saßen wir glück­lich und völ­lig erschla­gen vor dem Abspann des Films und konn­ten kaum glau­ben, was wir da gera­de gese­hen hat­ten. „So etwas müss­te man auch machen“, sag­te Ole, in dem fes­ten Glau­ben, dass wir so etwas nie­mals machen wür­den.

Doch wir star­te­ten klei­ne Aben­teu­er: Im Urlaub tramp­ten wir nach Slo­we­ni­en und Kroa­ti­en. Wir zel­te­ten wild, wan­der­ten tage­lang durch Ber­ge und Wäl­der, wuschen uns mit Fluss­was­ser und trau­ten uns bei jedem Aus­flug etwas mehr zu. Gleich­zei­tig enga­gier­ten wir uns mehr und mehr für Kli­ma- bzw. Men­schen­schutz und bald war uns klar: Wir möch­ten nur noch über Land und Was­ser rei­sen. Als Ver­kehrs­mit­tel flog das Flug­zeug für uns raus.

Dann kamen der ers­te Voll­zeit­job, das ers­te nen­nens­wer­te Geld, der ers­te Lock­down mit viel Zeit zum Träu­men. 

Ehe wir uns ver­sa­hen, stan­den wir an einem wol­ken­ver­han­ge­nen Aprilm­or­gen 2024 erneut am Ran­de unse­rer Hei­mat­stadt und hiel­ten die Dau­men raus. Nur dass es uns die­ses Mal nicht um einen Tages­aus­flug ging. Auf unse­rem Tramp­schild prang­te, viel­leicht etwas grö­ßen­wahn­sin­nig, aber durch­aus tramp-wirk­sam: „Viet­nam“. 

Per Anhalter nach China

In den ers­ten sie­ben Rei­se­ta­gen durch­tramp­ten wir sie­ben Län­der. Wir woll­ten Stre­cke machen und lie­ßen nach nur einer Woche auf der Stra­ße Euro­pa hin­ter uns. In der Tür­kei der ers­te Kul­tur­schock: Fast nie­mand sprach mehr Eng­lisch, die ver­meint­li­che Welt­spra­che. Not­ge­drun­gen, aber hoch­mo­ti­viert lern­ten mit jeder Mit­fahr­ge­le­gen­heit etwas mehr Tür­kisch und spä­ter, im Kau­ka­sus und Zen­tral­asi­en, das viel zu kom­pli­zier­te, aber unschätz­bar prak­ti­sche Rus­sisch.

Unse­re Erfah­run­gen in der Tür­kei, Geor­gi­en und Arme­ni­en sind, neben traum­haf­ten Land­schaf­ten und auf­re­gen­den Städ­ten, geprägt von Ein­la­dun­gen. Chai, frisch gepflück­te Apri­ko­sen und Kir­schen, def­ti­ge, wohl­tu­en­de Mahl­zei­ten, Ener­gy Drinks, die uns näch­te­lang wach­hiel­ten, viel zu viel Selbst­ge­brann­ten, ja sogar Geld­ge­schen­ke und Fro­zen-Luft­bal­lons beka­men wir an unse­re Tram­per­dau­men gedrückt. Oft war es uns als Gäs­ten unmög­lich, die­se Herz­lich­keit abzu­leh­nen oder gar etwas zurück­zu­ge­ben.

Apri­ko­sen in Arme­ni­en

Nach einem aben­teu­er­li­chen Russ­land­tran­sit – inklu­si­ve Zelt­näch­ten in Wüs­ten­ge­wit­tern, geplatz­ten Rei­fen mit­ten im Nichts und zwei Ver­hö­ren – waren wir schließ­lich wirk­lich und wahr­haf­tig im geo­gra­phi­schen Asi­en. Kasach­stan, Usbe­ki­stan, Kir­gi­stan, die Mon­go­lei – Län­der, über die wir vor unse­rer Rei­se so gut wie nichts wuss­ten – pflanz­ten sich in unse­re Her­zen mit ihren kunst­vol­len Mosai­ken, frei­lau­fen­den Pfer­den, jur­ten­ge­spren­kel­ten Ber­gen und unend­li­chen Wei­ten.

Und dann kam Chi­na. Eines unse­rer schwie­rigs­ten und gleich­zei­tig abso­lu­ten Lieb­lings­län­der. Anfangs ver­san­ken wir im Cha­os von über­krea­ti­ven Über­set­zun­gen, uns unbe­kann­ten Ver­bo­ten und dem Gefühl, als wären wir zwei Giraf­fen in der Ham­bur­ger Innen­stadt – wir wur­den unun­ter­bro­chen foto­gra­fiert, gefilmt, manch­mal sogar ange­fasst. Doch nach etwas Ein­ge­wöh­nung lieb­ten wir all das. Die unver­stell­te Neu­gier der Men­schen. Die „Plea­se don’t slap the door“- und „Don’t drop anyo­ne in the toilet”-Schilder. Und, etwas uner­war­tet, das Essen. Wir schwam­men förm­lich durch die wür­zi­gen Sup­pen, hand­ge­zo­ge­nen Nudeln, unbe­kann­ten Gemü­se­sor­ten und sogar eine vega­ne Peking­en­te.

Auf zwei Rädern durch Südostasien

Nach etwas mehr als sechs Mona­ten inten­si­vem Aben­teu­er war es so weit: Freu­de­strah­lend hüpf­ten wir über die Gren­ze nach Viet­nam. Wir konn­ten kaum fas­sen, dass wir unser ursprüng­li­ches Rei­se­ziel tat­säch­lich über Land erreicht hat­ten.

Viet­nam brach­te für uns ein neu­es Aben­teu­er: Inner­halb von nur zwei Tagen kram­ten wir in der Haupt­stadt Hanoi zwei gebrauch­te Stahl­rah­men-Fahr­rä­der samt kom­plet­ter Bike­pack­ing-Aus­stat­tung zusam­men. Und dann ging es in den Dschun­gel. Wir roll­ten an Was­ser­fäl­len, Stel­zen­hüt­ten und wil­den Affen vor­bei, stram­pel­ten gegen über­wu­cher­te Berg­pfa­de an, lie­fer­ten uns Ren­nen mit ein­hei­mi­schen Dorf­kin­dern. Von der viet­na­me­si­schen Küs­te bis zu Kam­bo­dschas Rui­nen­stadt Ang­kor Wat, durch lao­ti­sche Dör­fer und thai­län­di­sche Karst­fel­sen, durch malay­si­sche Tee­plan­ta­gen und Ölpal­men-Mono­kul­tu­ren – fünf Mona­te ver­brach­ten wir im Sat­tel. Fast immer dabei: Über 40 Grad und Son­nen­schein, Kli­ma­an­la­gen von Seven Ele­ven und nach­mit­täg­li­cher Eis­kaf­fee.

Das Ziel ist erreicht: Viet­nam!
Thai­land: Im Khao Sok Natio­nal­park

In Malay­sia hat­ten wir genug gestram­pelt und gaben unse­re treu­en Rei­se­ge­fähr­ten einem geschäfts­tüch­ti­gen Hos­tel­be­sit­zer. Manch­mal sit­zen wir abends bei einem Glas Wein auf unse­rem nord­deut­schen Bal­kon und malen uns aus, wie gera­de Gäs­te aus aller Welt auf unse­ren Rädern Kua­la Lum­pur erkun­den.

Auf Kurs nach Hause

Indo­ne­si­en, das Land der Feu­er­ber­ge und Rie­sen­schild­krö­ten, wur­de unser süd­lichs­ter, kaf­fee- und son­nen­ge­tränk­ter Höhe­punkt. Dabei tra­fen wir, neben unzäh­li­gen herz­li­chen Ein­hei­mi­schen, gan­ze Grup­pen von Rei­sen­den, die eben­falls ohne Flug­zeug an die­ses süd­öst­li­che Ende des Kon­ti­nents gelangt waren! Zu wis­sen, dass wir Teil einer wach­sen­den, umwelt­be­wuss­ten Rei­se­ge­mein­schaft sind, macht uns sehr glück­lich. 

Indo­ne­si­en: Der Vul­kan Mount Bro­mo

Nur weni­ge Zug­ta­ge und Fäh­ren­näch­te tren­nen Indo­ne­si­ens lie­be­vol­les Cha­os von Süd­ko­re­as und Japans regel­kon­for­mem rela­ti­ven Reich­tum. Wir freu­ten uns über Tem­pe­ra­tu­ren unter 35 Grad und herz­li­che Tram­paben­teu­er.

Unser letz­tes Rei­se- und Lieb­lings­land wur­de etwas uner­war­tet Paki­stan. Paki­stan, des­sen Nor­den nicht nur sicher (wie wir viel­fach erklä­ren muss­ten), son­dern noch dazu gewal­tig schön ist. In unse­rem 25. Rei­se­land kamen uns tat­säch­lich fast die Trä­nen ange­sichts all der unfass­ba­ren Schön­heit. Senk­recht in den Him­mel ragen­de Ber­ge, tür­kis­blaue Flüs­se, mas­si­ge Glet­scher; davor mit Brenn­holz bela­de­ne Esel und uner­müd­lich gast­freund­li­che Men­schen.

Paki­stan: Atta­bad See

Hier begann unser Heim­weg. Zurück durch Kir­gi­stan, Usbe­ki­stan, Kasach­stan, Russ­land, Geor­gi­en, in die Tür­kei und schließ­lich, nach 20 Mona­ten Asi­en, nach Euro­pa. Die ver­trau­ten Orte lie­ßen Erin­ne­run­gen auf­le­ben und so wur­de unser Heim­weg zu einem glück­lich-nost­al­gi­schen Schnell­durch­lauf unse­rer gesam­ten Rei­se. Was für ein schö­ner Rei­se­ab­schluss.

Kir­gi­stan: 5‑Ta­ges-Trek auf den Jip­tok-Pass

Die nächste Reise

Wir kön­nen uns nicht mehr vor­stel­len, zu flie­gen. Zum einen wegen der Kli­ma­wir­kung: Für uns scheint es para­dox, genau die Land­schaf­ten und Lebens­grund­la­gen der Men­schen, die wir besu­chen möch­ten, allein durch unse­re Anrei­se der­art zu zer­stö­ren.

Zum ande­ren, weil Rei­sen über Land ein gan­zes Lebens­ge­fühl mit sich brin­gen. Wir sind nicht nur für die Zie­le gereist, son­dern auch für den Weg dort­hin; für die vie­len klei­nen Begeg­nun­gen in Bus­sen und Zügen, für die Land­schaf­ten und Dör­fer, die uns sonst ver­bor­gen geblie­ben wären, für die sanf­ten, detail­lier­ten Über­gän­ge in ande­re Wel­ten. Über Land sind wir voll­stän­di­ger, ganz­heit­li­cher gereist, immer in dem Bewusst­sein, dass fast alle Orte und Men­schen durch Wege mit­ein­an­der ver­bun­den sind. Dass wir Teil eines rie­si­gen Netz­werks sind.

Seit eini­gen Mona­ten sind wir zurück in Deutsch­land und ver­ar­bei­ten nach und nach all die Ein­drü­cke aus fast zwei Jah­ren Aben­teu­er. Dabei geht unse­re Rei­se wei­ter: Wir möch­ten ein Buch ver­öf­fent­li­chen, um noch mehr Men­schen für Rei­sen ohne Flug­zeug zu begeis­tern und anschau­lich, Schritt für Schritt erklä­ren, wie man die Welt erkun­det, ohne abzu­he­ben.

Unse­ren Rei­se­rat­ge­ber „Ohne Flug­zeug in die Fer­ne“ ver­öf­fent­licht der oekom ver­lag, der größ­te nach­hal­ti­ge Ver­lag im deutsch­spra­chi­gen Raum – wenn wir mit Vor­be­stel­lun­gen zei­gen kön­nen, dass das Inter­es­se am flug­frei­en Rei­sen groß genug ist.

Dabei sind wir auf dei­ne Hil­fe ange­wie­sen. Schau dir unser Buch­pro­jekt ger­ne unter www.oekom-crowd.de/projekte/ohne-flugzeug-in-die-ferne/ an. Wir freu­en uns sehr, wenn du unser Buch vor­be­stellst und den Link mit dei­nem Umfeld teilst. Nur mit genug Vor­be­stel­lun­gen kann das Buch ver­öf­fent­licht wer­den. 

Vie­len Dank für dei­ne Unter­stüt­zung und gute Rei­se – wo immer es hin­geht.


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