Riesige Bergspitzen türmen sich vor uns auf, ragen in den Himmel. Die charakteristische Silhouette des Fitz Roy grüßt uns schon lange bevor wir das kleine Bergsteigerdorf El Chaltén an seinem Fuß erreichen. Die 600 Einwohner Dorfschaft, die lediglich aus ein paar Straßen besteht, liegt malerisch von einer atemberaubenden und unvergleichlich geformten Berglandschaft umgeben und bezeichnet sich selbst stolz als die argentinische Hauptstadt der Wanderer und Kletterer.
Die Tage nach unserer Ankunft werden jedoch von einem schwermütigem Grau dominiert. Dunkle Wolken hängen über dem Dorf und umgeben das Fitz Roy Massiv wie eine undurchsichtige Wand. Schon die hier lebenden Tehuelche-Indianer nannten ihren wohlgeformten Hausberg ›El Chaltén‹, den rauchenden Berg. Unter diesen Bedingungen macht unser geplanter Aufstieg kaum Sinn. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten und auf bessere Zeiten zu hoffen.
Die so gewonnene freie Zeit vertreiben wir uns mit unseren Couchsurfinggastgebern, Florencia und Mario. Sie teilen ihr kleines Haus und vor allem ihren Garten mit jeder Menge Reisender und so hören wir die verschiedensten Lebens- und Reisegeschichten aus Frankreich, Australien, Italien, Israel, Mexiko oder Großbritannien.
Nach zwei Tagen des Wartens klart es endlich etwas auf und wir wagen uns, leise hoffend, an den Aufstieg. Durch kleine Wälder und Wiesen geht es zunächst auf das graue Bergmassiv des Fitz Roy zu. Doch trotz positivem Wetterberichts, auch an diesem Morgen sind die dichten Wolken und der Fitz Roy untrennbar. Am ersten Aussichtspunkt angelangt verspricht uns die Zeichnung auf der Informationstafel ein herrliches Panorama, doch wir sehen nur auf eine dunstige und feuchte Wolkenwand.
Dennoch bleiben wir guter Dinge, einmal bis hierher gekommen, wollen wir auch weiter nach oben. Unsere Euphorie wird jedoch schon bald empfindlich gestört. Der letzte Streckenabschnitt hat es in sich. Steile Pfade und Trampelwege gilt es zu bezwingen und so machen wir uns keuchend und schwer atmend an den Aufstieg. Mit rotem Kopf und schweren Beinen erreichen wir etwa eine Stunde später den zweiten Aussichtspunkt vor dem türkis leuchtenden Gletschersee des Fitz Roy Massivs.
Unser Hoffen bleibt jedoch unerhört. Noch immer ist der Berg in dichte Wolken gehüllt. Der Wind weht die umherfliegenden Wölkchen im Eiltempo an die Spitze des Fitz Roy, wo diese dann gemütlich verharren. Jedes Mal, wenn sich eine Wolke aus den Fängen des Fitz Roys zu befreien scheint, kommt schon die nächste angeflogen. Wir ertragen diese Achterbahn der Gefühle – frierend, wartend und voller Vertrauen in den argentinischen Wetterdienst.















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