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10 gute Gründe allein zu rei­sen, als Frau, Ü50

Waaaas? Nach Mexico als Back­pa­cke­rin? In dem Alter? (Hallo! ich bin erst 60, keine Grei­sin) Als Frau? Und dann auch noch allein? Ist das nicht gefähr­lich? Lang­weilst du dich da nicht? Wie oft habe ich diese Fra­gen gehört.

Allein rei­sen ist eine feine Sache. Was nicht heißt, dass man unter­wegs ein­sam ist. Im Gegen­teil. Wer allein reist hat viel mehr Chan­cen, Leute ken­nen zu ler­nen. Wenn man mit sich selbst gut klar kommt, gibt es keine bes­sere Rei­se­ge­fähr­tin. Und wenn man mit sich selbst nicht gut klar kommt, wird es höchste Zeit das zu ändern. Am Bes­ten auf einer Reise. Allein.

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10 gute Gründe ‚in dem Alter‘ zu rei­sen und dann auch noch allein und dann noch nach Mexico

– Ich treffe Rei­sende jeden Alters und unter­schied­li­cher Her­kunft. Ich erwei­tere mei­nen Hori­zont. Junge Rei­sende sind viel tole­ran­ter, als wir es damals waren. Sie akzep­tie­ren uns wie selbst­ver­ständ­lich in ihrer Community.

– Zu Hause bin ich als Frau längst unsicht­bar, in Mexico hin­ge­gen bekomme ich nette Kom­pli­mente und werde guapa, linda und cora­zón 
genannt.

– Pöbel­hafte Anma­chen wie Hin­ter­her­pfei­fen oder obs­zöne Sprü­che ent­fal­len. Män­ner sind freund­lich, ras­ten aller­dings nicht mehr aus, wenn sie mich sehen.

– Ich brau­che weder einen Föhn noch ein Schmink­köf­fer­chen. Ich bin auch so schön.
– Ältere Men­schen wer­den in Süd­ame­rika sehr geschätzt. Ein respekt­vol­ler Umgang ist mir dem­nach sicher.
– Ich muss mir nichts mehr bewei­sen. Wenn mir etwas zu viel wird, ziehe ich die Notbremse.
– Ich kenne meine Bedürf­nisse und meine Gren­zen. Ich weiß, was ich brau­che, damit es mir gut geht. Wenn ich es mal nicht weiß, frage ich meine beste Freun­din über WhatsApp.
– Dank mei­ner Aus­lands­ver­si­che­rung bin ich fast noch bes­ser abge­si­chert als zu Hause über die hei­mi­sche Kran­ken­kasse. Ziept es unter­wegs, gehe ich in eine Pri­vat­kli­nik. Die Ärzte sind zum Teil bes­ser aus­ge­bil­det als bei uns und neh­men sich viel Zeit
– Ich erwei­tere meine Kom­fort­zone und werde mit jedem bestan­de­nen Aben­teuer selbstsicherer.
– Ich lerne viel Neues. Mein Gehirn dankt es mir mit fri­schen Zel­len und neuen Ver­bin­dun­gen. Da, wo es alters­be­dingte Schwä­chen auf­zeigt, lernt es zu kom­pen­sie­ren. 
Es gibt kein bes­se­res Anti-Age Programm.

Das erste Mal alleine back­pa­cken: Uruguay

Mein aller­ers­tes Come­back mit dem Back­pack hatte ich 2015 in Uru­guay. Ich war zwar zuvor schon oft beruf­lich allein unter­wegs aber noch nie mit dem Ruck­sack und ohne feste Pläne. Ein biss­chen mul­mig war mir damals schon. Vor der Reise gin­gen mir Sachen durch den Kopf wie „was den­ken die jun­gen Leute wohl wenn ich als Oldie in einem Hos­tel auf­tau­che“, „mache ich eine komi­sche Figur?“ „über­for­dern mich die vie­len Schnal­len und Ver­schlüsse am Rucksack“.

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Schö­ner chil­len im Hos­tel in Montevideo

Aus­ge­rech­net mein Sohn, der damals selbst gerade von einer Ruck­sack­reise aus süd­ame­rika zurück kam sprach mir Mut zu. „Ne Quatsch Mama, mach mal. Das wird voll gut“. sagte er. Und Recht hatte er. Ein­mal unter­wegs stellte ich schnell fest: es inter­es­siert über­haupt kei­nen wie alt ich bin. Haupt­sa­che gut drauf. Und ein­sam war ich auch nie, denn in den Hos­tels trifft man immer welt­of­fene Men­schen. Jeden Alters.

Cate­go­riesMexiko
Gitti Müller

Mein erster Anfall von Fernweh hat mich 1980 ein Jahr lang als Backpackerin nach Südamerika geführt. Damals wog so ein Rucksack noch richtig viel und das Reisen war beschwerlich. Seitdem kann ich es einfach nicht lassen. Heute habe ich vor allem einen Laptop und meine DSLR im Gepäck. Als Fernseh-Journalistin und Ethnologin komme ich viel rum aber in Lateinamerika fühle ich mich einfach wie zu Hause. Damit ich auch in abgelegenen Andenregionen ein Schwätzchen mit den Leuten halten kann habe ich die Indianersprachen Aymara und Quechua gelernt.
Im Mai 2017 hat der Piper-Verlag mein Buch "Comeback mit Backpack - Eine Zeitreise durch Südamerika" herausgebracht (ISBN-10: 3890291422, 272 Seiten mit Fotos) Es erzählt von meinen Reisen in analogen und in digitalen Zeiten.

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  3. Brigitte Stratmann says:

    Ich gehöre auch zu den Back­pa­ckern Ü 55. Das erst Mal mit 57 Jah­ren ging es mit Ruck­sack nach Costa Rica. Ich war zwar in Beglei­tung mei­ner Toch­ter, aber das Erleb­nis Mut­ter mit Ruck­sack war ein­fach nur toll. Alles war sehr ein­fach und die tol­len Augen­bli­cke mit Men­schen aus fer­nen Län­der sind unver­gess­lich. Im Vor­feld hörte ich oft die Kom­men­tare, du bist ver­rückt oder muss das sein.…..
    Ich kann nur sagen, man muss es ein­fach tun. Es kann auf ein­mal zu spät sein.
    Pura Vida

  4. Birgit says:

    Bravo! Jeden ein­zel­nen Punkt kann ich zu hun­dert Pro­zent unterstreichen!
    Ich bin 57 und war gerade ein Jahr in Kuba.… „Aus­stei­ge­rin auf Zeit“ – die gross­ar­tigste Erfah­rung die ich mir schen­ken konnte. Es war ein Jah­res-Inten­siv­trai­ning in Dank­bar­keit und Demut. Es ist so unglaub­lich berei­chernd ein­fach mal alle Rol­len dei­nes Lebens zuhause zu las­sen und nur du selbst zu sein. Dich in einer ande­ren Kul­tur zu spie­geln. Das geht auch anderswo. Deine Kom­fort­zone ver­las­sen, Mut zu Neuem oder Anderem…darum geht es. Es gibt nichts Ein­drück­li­che­res. Und nichts was dich als Mensch mehr wei­ter­brin­gen würde. Go ahead!

    1. gitti says:

      Gefällt mir gut, die Bezeich­nung Jah­res-Inten­siv­trai­ning (-: Genau wie du sagst: Kom­fort­zone verlassen.…es gibt nichts Besseres..und dabei auch noch Spaß haben!
      Liebe Grüße

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