Mit diesem euphorischem Gesang eines Dreijährigen werden wir im Zug bei Grenzübertritt in den Niederlanden empfangen. Ich bin auch ganz begeistert, verkneif mir das mitsingen und frag mich dann doch, war’s denn so schlimm in Deutschland? Naja, egal. Wir sind endlich da.
Ich liebe die Niederlande. Es sind die Details
Wegen der Sprache. Kann man noch wundervoller in den Schlaf geschickt werden als mit »Slaap lekker«?! Und ist »Sloffels« nicht einfach die ideale Bezeichnung für Puschen?
»Huren« heißt mieten (Immobilien). Fand ich lustig. Meine holländischen Freunde fanden lustig, dass ich es lustig fand.
Wegen des Essens. Das ist nämlich irgendwie eigen. Wenn man Frikandellen oder Kroketten bestellt, sagen die Holländer »they are not like yours«. Recht haben sie. Was wir uns wegen der Wortverwandtschaft als Frikadelle vorstellen würden ist dort eine Art Bratwurst ohne Darm korrekt in eine gerade Form gepresst.
Die Kroketten sind in Holland auch nicht mit Kartoffeln gefüllt, sondern mit einem feingemahlenen Ragout, das nicht unbedingt an Fleisch erinnert. Vielleicht was für Vegetarier?
Noch eine typische, für uns ungewöhnliche, Imbiss-Spezialität ist der Bamiblok: ein asiatisches Nudelgericht in Panade eingebacken.
Dafür sind dort Pommes mit Zwiebeln gang und gäbe und die Saucenauswahl ist beträchtlich größer.

Es gibt überall Hering-Stände. Und der Matjes im Winter schmeckt schon wie der Junge bei uns im Frühjahr und wird üblicherweise als Doppelfilet am Stück serviert und vernascht.

Für’s Frühstück gibt’s eine unfassbar große Auswahl an Streuselsorten. Zur Amtseinführung des neuen Königs Willem-Alexander wird es sogar eine Special Edition geben. Meine Lieblingsstreusel sind die Muisjes (Anisstreusel) auf runden Zwieback. Ach ja, Erdbeeren tut man sich dort auch auf den Zwieback.

Sie sind flexibel. Am 30. April jeden Jahres feiern sie den Geburtstag ihrer Königin – Koninginnedag. Königin Beatrix hat aber am 31. Januar Geburtstag. Im Januar ist das Wetter meist schlecht, daher entschloss man sich den Geburtstag ihrer Mutter Ende April heran zu ziehen.
Ähnlich flexibel agiert man auch mit dem jährlichen Eintreffen von Sinterklaas.
Oder bei der Umfunktionierung von Kirchen. In Utrecht dient ein altes Gotteshaus heute als Gaststätte (Olivier) und in Maastricht als Buchladen und Café (Selexyz Dominicanen).


Wegen der Tulpenvase. Mir wird der ästhetische Wert auch nach längerem Betrachten nicht deutlich. Auf Nachfrage wurde mir versichert, dass es mit Tulpen drin erst so richtig wirkt. Ich bleibe stutzig.

Direkte Werbung. Die Kampagne »Gemeinsam im Kampf gegen ALS« macht mit dem Titel »Mittlerweile bin ich schon tot« und dem Foto des Verstorbenen auf sich aufmerksam.
Stay on the right. Walk on the left. Warum können wir dieses wundervolle Prinzip der Rolltreppennutzung nicht auch hier zu Lande einführen? Ich bin überzeugt, dass die Stimmung in den öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich steigen würde.
Die Niederländer befolgen die Rechts-Links Regelung zusätzlich noch im normalen Fussverkehr. Stadteinwärts auf der rechten Seite und stadtauswärts links oder umgekehrt. Ausnahmen bestätigen die Regel.


Lästiges Kleingeld. In Holland werden die 1 und 2 Cent Stücke nicht genutzt. Preise werden auf- bzw. abgerundet.
Wegen des Fahrrad-Designs. Den Fahrradkorb hinten anzubringen ist uncool und enttarnt jeden Deutschen in Holland. Man bringt ihn vorne an. Ich hab mir natürlich auch so ’ne hippe Vorrichtung gekauft, im Glauben deswegen mein Fahrrad wieder zu nutzen. Habe aber bewusst die Speichendeko und innovativen Handschutz nicht mit eingepackt, damit mir noch genug Ausreden bleiben, warum die neue stylische Kiste doch nicht reicht.

Weil man mit Engeln telefonieren kann.










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