Jeder, der in Thailand nicht nur am Strand herumliegen will, fährt irgendwann nach Chiang Mai. Das kulturelle Zentrum im Norden des Landes ist eine moderne Stadt voller Backpacker und Studienreisenden – und doch ein einziges Rätsel. Mit jedem Tag, den ich länger bleibe, verstehe ich weniger vom Leben hier.
Auf einmal erscheint es mir so, als hätten die lächelnden Thailänder für die Touristen eine vordergründige Action-Welt mit Kochschulen, Dschungeltouren und Elefantenritten geschaffen, während sie selbst ein für Außenstehende völlig undurchschaubares Leben führen. Seit ich durch die Tempel streife, stoße ich auf farbige Wochentage, acht Himmelsrichtungen und Handbewegungen, die mit bestimmten Ereignissen im Leben Buddhas zusammenhängen. Und auf eine Menge Merkwürdigkeiten, auf die ich keine Antwort finde. Zum Beispiel:
1. Warum sitzen in vielen Tempeln diese Mönche aus Wachs, die offensichtlich realen Meistern nachgebildet sind? Meditierten die Mönche früher tatsächlich in einer Reihe vor den Besuchern?
2. Warum stehen in allen Tempeln diese aufwendig dekorierten Körbe? Sicher sind es Geschenke für die Mönche. Aber warum immer Nescafé und Bodylotion?
3. Warum verteilen Tempelbesucher Hunderte von möglichst kleinen Münzen in diese Schalen der Mönche? Geht es um Gerechtigkeit?
4. Warum steht am Eingang von manchen Tempeln eine Personenwaage? Werden damit die Gaben oder die Besucher gewogen?
5. Wie bezahlt der Mönch im Supermarkt gegenüber des Tempels, wenn er doch kein Geld berühren darf?
6. Was bedeuten diese Fähnchen, die auf dem Tempelgelände in den Sandboden gesteckt sind?
7. Welche TV-Sendungen dürfen die Novizen schauen? Die Jungen vor dem Fernseher auf diesem Bild lachten jedenfalls viel beim Nachmittagsprogramm.
8. Warum ist dieser Baum mit bunten Stoffbahnen und Sträußen von Räucherstäbchen umwickelt?
9. Warum sieht man so viele indische Gottheiten in buddhistischen Tempeln?
10. Warum telefoniert der Mönch während des Gesprächs mit einem Ratsuchenden? Wie lebensnah sind die Tipps, die er in seiner Sprechstunde gibt?
11. Wie entspannt darf man im Tempel herumlungern? Ist alles erlaubt, sofern man nicht die Fußsohlen zeigt?
12. Sind Tempel auch Spielplätze für die Kleinen und Treffpunkte für die Jugendlichen aus der Nachbarschaft?
13. Sind die Lebensweisheiten auf den Schildern in den Tempelgärten ursprünglich buddhistisches Gedankengut?
14. Sind das alles echte Geldscheine?
15. Was passiert mit dem warmen Essen im Tempel (in den Schälchen auf dem Tisch)?
16. Was macht dieser Massage-Salon mitten auf dem Tempelgelände?
17. Ist das ernst gemeint?


















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