T

Take me down to the para­dise city

Take me down /​ To the para­dise city
Where the grass is green /​ And the girls are pretty

Lis­ten to the tune

Ach quatsch, ver­gesst das, bin ja schon da.

Kam­pot, Kam­bo­dscha. Gesäumt von immer­grü­nen Palm-Man­gro­ven schlän­gelt sich ein ruhi­ger Fluß durch tro­ckene Reis­fel­der und saf­tige Bana­nen­plan­ta­gen. Der Golf von Thai­land spült jetzt, in der Tro­cken­zeit, sein sal­zi­ges Was­ser viele Kilo­me­ter den Fluß­lauf hin­auf, bis weit über Kam­pot hin­aus. Bei Flut steigt das Was­ser bis über das Holz­deck, des­sen rote Plan­ken in den Fluß hin­aus ragen.

Mor­gens, wenn die Son­nen­strah­len und Socas Tel­ler­ge­klap­per aus der Küche mich wecken, steige ich von der Veranda die Holz­treppe her­un­ter, den Kopf ein­ge­zo­gen, um nicht schon wie­der mit dem ulti­ma­ti­ven Här­te­test – Dick­schä­del vs. Dach­bal­ken – den neuen Tag zu begrü­ßen. Diese Her­aus­for­de­rung meis­tere ich mitt­ler­weile rou­ti­niert, fast drei Wochen bin ich ja mitt­ler­weile schon hier, in Olly’s Place. Der Sprung in die war­men Flu­ten spült den Augen-Schlum­mer weg. Was für ein groß­ar­ti­ger Start in den Tag!

Neun Monate bin ich gereist, drei­ßig Län­der habe ich durch­quert. Jetzt bin ich angekommen.

Es ist der per­fekte Ort, und genau das, was ich gerade brau­che. Fried­voll und gut­ge­launt. Gutes Essen und kal­tes Bier. Ein schat­ti­ges Plätz­chen und WiFi. Feine Leute und … halt, die Leute. Gute Gesell­schaft ist das Wich­tigste, und die Meis­ten, die hier­her kom­men, blei­ben lange in die­sem klei­nen Guest­house am Fluß.

Wie etwa der Münch­ner Bud­dhist Manni, der mit Freude Mos­ki­tos mas­sen­tö­tet („Das ist Selbst­ver­tei­di­gung!“), oder der sech­zig­jäh­rige Hol­län­der, der sich stän­dig einen neuen Joint baut; das Ener­gie­bün­del Vin­cent aus Frank­reich oder der selt­sam lie­bens­werte Gior­gio aus Bar­ce­lona, der nur sel­ten aus sei­nem Bun­ga­low stapft und über sei­nen sto­ma­cho klagt, wäh­rend er sich genüss­lich eine fet­tige Por­tion Pom­mes und Bacon geneh­migt. Cici aus Ham­burg, mit dem ich auch mal über die Kom­ple­xi­tä­ten des moder­nen Lie­bes­le­ben phi­lo­so­phiere. Und nicht zu ver­ges­sen Olly aus Bel­gien, mit Nahm, sei­ner hoch­schwan­ge­ren thai­län­di­schen Frau, unsere Gast­ge­ber. Noch mehr Jungs. Und die zwei Hun­de­wel­pen Tosca und Pivi. Eine gute Truppe, fast familiär.

 

Sackgasse im Dschungel

Wie das Was­ser des Flus­ses zie­hen gelas­sen die Tage vor­bei, mit ein paar net­ten Jobs ver­diene ich eine Hand­voll Dol­lar, die mir die­sen Monat in Kam­bo­dscha bezah­len. Auf Motos erkun­den wir die san­di­gen Wege der länd­li­chen Umge­bung, und sind jedes­mal aufs Neue von der sanf­ten Freund­lich­keit der Khmer fasziniert.

Gute Neu­ig­kei­ten aus der Hei­mat erleich­tern mich, nach sor­gen­vol­len Wochen zuvor. Mein Kopf ist frei von Grü­be­lei und unnö­ti­gen Gedan­ken an die Zukunft. Ich schreibe weder Tage­buch noch für die Rei­se­de­pe­sche, denn ich habe nichts zu sagen.

Ich bin happy.

Ganz faul war ich aber auch nicht!

Ein Aus­flug auf die ver­las­sene kolo­niale Hill­sta­tion der Fran­zo­sen auf Bokor Mountain:

Mehr Bil­der von zer­fal­len­der kolo­nia­ler Moderne fin­dest du hier.

Im Boot den Fluß hin­auf schippern:

In der Land­schaft rumdüsen:

Und sonst so:

 

Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Hallo, Johan­nes! Schade, dass ich erst jetzt in der Face­book-Gruppe über Dei­nen Rei­se­blog gestol­pert bin. Super­schö­ner Blog! Und wir waren ziem­lich zur glei­chen Zeit in Kam­bo­dscha – hät­ten uns also über den Weg lau­fen können. 

    Für mich gibt’s 2013 ein Wie­der­se­hen mit die­sem Land, da ich 2011 haupt­säch­lich nur die „Hoch­bur­gen“ wie Siem Reap, Phnom Penh und Bat­tam­bang gese­hen habe. Kam­pot beim nächs­ten Besuch bestimmt auch auf mei­ner Rei­se­route liegen. 

    Liebe Grüße!

    1. klys says:

      Kam­bo­dscha ist immer eine Reise wert… ich würde auch sehr gerne mal wie­der hin. Viel­leicht klappts ja auch 2013…

  2. Thorsten says:

    Kann ich gut ver­ste­hen, dass Du’s in Kam­pot län­ger aus­ge­hal­ten hast. Sieht alles sehr ent­spannt aus auf Dei­nen Fotos. Und auch wie­der tolle Men­schen­bil­der. Die gefal­len mir in Dei­nen Posts immer beson­ders. Sie zei­gen Deine Liebe zu den Men­schen. (Und natür­lich ist es auch immer schön, Deine Ein­drü­cke von Orten zu sehen /​ lesen, die man selbst kennt… 

  3. Alex der Schwede says:

    Ah soooooooo nice :)Ein wun­der­scho­ner platz mit viel Bier was kann man mehr auf das Leben erwarten :)

  4. siolita says:

    again: wenn ich das lese, glüht der rücken vom son­nen­brand und ich hab sand zwi­schen den zehen..merci dafür.
    aber um das [„oh, won’t you please take me home“] mal wei­ter­zu­spin­nen: stellt sich dann nicht so ein why-not-stay-for-ever-gefühl ein? so vor der welt­reise ist genau das meine größt hoff­nung und furcht und hoff­nung und furcht… chee­rio, siolita

    1. klys says:

      du hast abso­lut recht! es war nie mein wunsch, einen ort zu fin­den, wo ich bleibe – doch hier drängt sich mir die­ser gedanke des öfte­ren auf…
      ich glaube aber es ist wie frisch­ver­liebt – es dau­ert eine weile, bis man auch die nega­ti­ven sei­ten sieht. und trotz­dem ziem­lich verlockend…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert