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Argentinien, Dezember 2005.
An diesem 31. Dezember will ich natürlich auch in die Stadt, Freunde haben mich zu Parties eingeladen, ich kann mir aussuchen, wo ich hingehe. Aber ich komme spät los, meine Gasteltern brauchen mich noch. Erst gegen zehn Uhr abends bin ich ausgehbereit, zu lange hat es heute gedauert, bis die Kinder im Bett waren. Ich denke mir, dass ich mit dem Bus noch rechtzeitig in die Stadt kommen würde, bis Mitternacht ist noch etwas Zeit. Also verlasse ich das Haus, gehe an den Einfamilienhäusern vorbei zur kleinen Hütte des Security-Mannes. Wir wohnen in einer Gated Community, einer nach außen hin durch Mauern abgeschotteten Wohnsiedlung, in der es sich die Reichen der Gesellschaft bequem gemacht haben. Ich mag diese Wohnform nicht, kann sie mir in diesem Fall aber nicht aussuchen.
Draußen stelle ich mich an den Straßenrand und warte. Wann genau ein Bus vorbeikommt, kann man nicht sagen. Eine wirkliche Haltestelle gibt es nicht, man muss im Grunde wissen, wo die Busse ungefähr anhalten. Wenn dann mein Bus kommt, muss ich die Hand nach oben strecken, damit dieser anhält und mich einsteigen lässt. Da stehe ich also, die Richtung, aus der der Bus kommen sollte, immer im Blick. Die Zeit vergeht, weit und breit ist kein Bus in Sicht. Ich werde etwas unruhig, denn je länger ich warten muss, umso später komme ich in die Stadt.
Nach zwanzig Minuten ist noch immer kein Bus da. In Argentinien habe ich zwar gelernt, das Leben etwas gelassener zu nehmen, doch an diesem Abend werde ich ungeduldig. Meine Uhr zeigt halbelf, wenn ich nicht bald in ein Transportmittel einsteige, das mich in die Stadt bringt, verpasse ich Mitternacht womöglich. Ich beschließe, doch ein Taxi zu rufen. Das kostet zwar mehr und am liebsten würde ich mir dieses Geld sparen, aber heute ist das unwichtig.
Ich marschiere zurück zur Hütte des Securities. Mit dem Mann, der darin Wache schiebt, bin ich bekannt. Immer wieder unterhalten wir uns kurz über dieses und jenes. Ich frage ihn, ob er mir ein Remís rufen kann. Er tippt die Nummer eines Anbieters in das Telefon und wartet. Keiner meldet sich. Er probiert es bei einem anderen Taxi-Unternehmen. Dort wird sein Anruf entgegengenommen, die Frau am Telefon erklärt ihm aber, dass alle Taxis unterwegs wären. Also die nächste Remís-Firma. Dort fragt man ihn, wohin die Fahrt gehen solle und erklärt ihm dann, dass die Fahrer nur noch bis elf Uhr unterwegs wären und die Fahrt zu spät und zu weit wäre. Ich bin frustriert. Der Security erklärt mir, dass es zu Silvester immer schwierig wäre, in die Stadt zu kommen, dass man sich schon früh auf den Weg dorthin machen müsste. Kein Bus. Kein Taxi. Keine Möglichkeit, zu meinen Freunden in die Stadt zu fahren.
Resigniert gehe ich zurück zum Haus meiner Gastfamilie. Als ich die Haustüre öffne und ins Wohnzimmer zu meinen Gasteltern gehe, schauen mich die Beiden verwundert an. Ich erkläre ihnen, dass ich heute nicht mehr in die Stadt komme. Die Zwei haben ein Video ausgeliehen, laden mich ein, es mit ihnen gemeinsam anzusehen, um Mitternacht mit ihnen anzustoßen und das Feuerwerk zu bewundern. So kommt es dann auch. Ein Silvester ohne Party.
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Antworten
puh, langweiliger gehts nicht.
Ich habe dieses Jahr mit Absicht die Party vermieden und die Ruhe des Berges gesucht. Nach dem Gipfelsturm am 31.12. war ich dann so kaputt, dass ich Silvester einfach verschlafen habe.
Aber dennoch wünsche ich allen ein frohes neues Jahr 🙂
guten Rutsch…:D
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