Zwischen „richtig“, „falsch“ und dem „Hier und Jetzt“

April 2013. Ich stand kurz vor mei­ner IHK-Prü­fung, hat­te kei­nen Cent in der Tasche, jede Men­ge Sachen zu tun, lau­ter Sor­gen im Kopf und mei­ne Rei­se­be­glei­tung kann­te ich erst zwei Tage.

Mein Herz sag­te: „Fahr“. Mein Kopf ver­wirr­te mich mit unzäh­li­gen Fra­gen – und mei­ne Ver­wand­ten und Freun­de, nun, viel­leicht könnt ihr es euch vor­stel­len. Sie bom­bar­dier­ten mich mit den typi­schen Fra­gen: „Waaas? Du willst mit jemand Frem­den ver­rei­sen? In die Ukrai­ne? Ist es da nicht gefähr­lich? Und dann auch noch mit dem Auto? Das ist doch viel zu weit!“ Ich ver­such­te sie zu beru­hi­gen, rede­te es schön, aber es hat­te kei­nen Sinn: Sie dach­ten eben anders. Aber ich muss­te raus, ich durf­te mich nicht ver­un­si­chern las­sen. Also erle­dig­te ich das Nötigs­te, pack­te mei­ne Sachen und ging auf die Rei­se…

Mei­ne ers­te Rei­se mit dem Auto in die West­ukrai­ne. Auf dem Plan steht Lviv (Lem­berg) und Luzk. Zwei ein­zig­ar­ti­ge Städ­te, sehr alt und mit einer fas­zi­nie­ren­den Geschich­te.

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Als ich nach fast vier­zehn Stun­den in Lviv ankom­me, ist mir alles ver­gan­ge­ne und bevor­ste­hen­de egal. Ich bin jetzt hier und ich bin glück­lich. Ich klet­te­re zunächst die vie­len Stu­fen des Rat­hau­ses hin­auf und mache mir von oben einen Ein­druck von der Stadt. Wun­der­voll. Was für ein Blick! Ich begin­ne zu träu­men und kann nicht fas­sen, dass ich end­lich in Lviv bin.
War­um mache ich das nicht öfter? Die Ukrai­ne ist gar nicht so weit ent­fernt, wie alle immer den­ken und ein gro­ßes Bud­get ist nicht nötig. Ich las­se mei­ne Gedan­ken frei­en Lauf, wäh­rend die Son­ne in mein Gesicht scheint. Die Men­schen um mich her­um reden ukrai­nisch, als ich plötz­lich mei­nen Namen höre: „Vale­ria, was ist los mit dir? Du bist ja nur am Grin­sen!“
„Ach nichts“, ant­wor­te ich. „Ich genie­ße nur den Moment.“

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Orts­wech­sel. Ich sit­ze im Auto und es geht wei­ter nach Luzk. Nein, was lüge ich – ich hüp­fe im Auto. Die Stre­cke ist kata­stro­phal. Und sowohl mein Beglei­ter als auch ich ken­nen eine Men­ge Stra­ßen. Die­se jedoch ist die Schlimms­te, die ich ken­ne – und die Lus­tigs­te. Klei­nes Loch, gro­ßes Loch, Rie­sen­loch… Es ist kei­ne Auto­fahrt, son­dern ein Sla­lom!

Ich will unbe­dingt zum Schloss von Luzk/​Ljubart, dem ehe­ma­li­ges Fürs­ten­do­mi­zil. Als ich hin­auf bli­cke, bin ich ein­fach nur baff. „Ähm… Kann ich hier bit­te blei­ben?“ Die Legen­de dahin­ter ist jedoch erschre­ckend. Der Fürst soll sei­ne Gelieb­te, die sei­ne Lie­be nicht erwi­dern konn­te, ein­ge­sperrt haben und nicht gera­de, sagen wir mal, nett zu ihr gewe­sen sein. „Okay, ich will doch nach Hau­se…“ 😉

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Auf Rei­sen habe ich viel gelernt, bei­spiels­wei­se dass ich manch­mal anhal­ten muss, um wei­ter­fah­ren zu kön­nen. Und das es kein rich­tig oder falsch gibt. »Wer sagt das und wo steht das?« Nein, lie­ber mache ich mir selbst ein Bild und höre auf mei­ne Intui­ti­on und mein Herz.

 

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