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Eine Bar ohne Namen, eine unscheinbare schwarze Tür, eine Eingangshalle, die aussieht als würde sie in ein Arbeitsamt führen – und ein Viertel voller Cafés und Bars, versteckt zwischen verwinkelten Gassen und heruntergekommenen Häusern. Wir haben für euch die Spots in Istanbul erkundet, von denen fast kein Reiseführer berichtet und die Touristenattraktionen herausgesucht, die man gesehen haben muss.
von Katharina Holl und Marko Roth
Das Erste, was man auf dem Radar haben sollte, wenn man nach Istanbul fliegt, ist, dass es zwei Flughäfen gibt. Das klingt zunächst einmal wenig außergewöhnlich, aber das kann durchaus für Verwirrung sorgen. Istanbul-Atatürk ist der am nächsten gelegene zur Innenstadt. Die meisten Billigairlines fliegen allerdings Istanbul-Sabiha Gökçen an. Von dort aus sind es rund 40 km in die Innenstadt.
Angekommen in der Stadt, hat uns der Fahrer in einer Nebengasse direkt am Galata Turm rausgelassen. Anscheinend sollte hier das Hotel sein. Anscheinend.
Katha und ich schauten uns etwas verwirrt um bis aus einer unscheinbaren schwarzen Glastür (auf der kein Name und keinerlei Zeichen eines Hotels zu erkennen waren) ein Concierge herauskam und uns begrüßte:
»Welcome to the Georges Hotel.«
In dem Moment, in dem wir auf die Dachterrasse kamen und uns ein Wilkommensdrink gebracht wurde, waren wir komplett von diesem Hotel begeistert. Das französische Restaurant »Le Fumoir« und die Bar gehören zum Hotel dazu. Der Ausblick auf den Bosporus und das Goldene Horn und die coolen Chill-Sofas machten es für uns relativ schwer loszuziehen, um die Stadt zu erkunden.
Vorher wollten wir allerdings noch wissen, was die »Places To Be« in Istanbul sind. Wo treffen sich die Locals? Welche guten Cafes und Restaurants stehen in keinem Reiseführer? Gerrit vom Georges Hotel hat uns seine Geheimtipps und sein Insiderwissen in einem Interview verraten. Der 34-jährige Hotelmanager aus Berlin lebt sein 1,5 Jahren in Istanbul.
Was sind deine Lieblingsrestaurants in Istanbul?
Schwer zu sagen, Istanbul hat unglaublich viele Restaurants und ein ebeso vielseitiges Angebot. Die meisten populären Restaurants haben eine atemberaubende Aussicht, worauf man als Einheimischer nicht unbedingt Wert legt. Meine Favoriten sind:
1. Karaköy Lokantası
[eine “Meyhane” (Taverne)]: Fantastisches traditionelles Essen, besonders zur Mittagszeit.
Katha’s Kommentar: Auf jeden Fall hingehen! Wir waren zum Lunch dort und trafen ausschließlich auf Einheimische und sehr aufmerksamen Service. Gerrit hat nicht zu viel versprochen, das Essen war tatsächlich fantastisch traditionell. (Unbedingt die Köfte und den Reispudding probieren!)
2. Dai Pera
Ein kleines, charmantes Restaurant mit warmem und herzlichem Service und traditionellem Essen – wie bei Mutti.
Katha’s Kommentar: Traditionelles türkisches Essen modern interpretiert, wir waren begeistert! Das Restaurant ist sehr gemütlich und klein, daher sollte man vorher reservieren.
3. Le Furmoir
Gehört definitiv mit auf meine Liste, ich war hier Stammgast lange bevor ich angefangen habe, hier zu arbeiten.
4. Naif
Ein stilvolles Restaurant, in dem ich gerne zu Mittag esse.
5. Münferit
Meiner Meinung nach eines der besten Restaurants, wenn man die Energie von Istanbul spüren will.
6. Pim
In dem coolen Viertel Karaköy, super für ein kleinen Snack, unbedingt die Falafel bestellen.
Katha’s Kommentar: Das besondere an Pim ist, es ist ein Restaurant und eine Patisserie zugleich. Wir konnten dem Cheesecake-Brownie nicht widerstehen und das war auch gut so! Da sich das Lokal im tollen Inviertel Karaköy befindet, waren dort viele internationale Gäste anzutreffen, das moderne, dynamische Istanbul nahm ich hier besonders stark wahr.
Was ist zur Zeit der vielseitigste und dynamischste Bezirk? Wo treffen sich die Locals?
Ich denke, das Karaköy und Galata sind momentan die populaersten Orte für Einheimische. Cihangir ist schon lange ein cooler Spot, gut zu vergleichen mit Prenzlauer Berg oder Friedrichshain in Berlin. Galata vergleiche ich immer gerne mit Soho in London, cool und unbeschwert.
»Mein Istanbul« ist Beyoglu, unser Bezirk – Karaköy, Pera, Galata, Cihangir, Çukurçuma und Gümüşsuyu, meiner Meinung nach gibt es keine bessere Gegend in Istanbul.
Was sind deine Lieblingscafes? Wo kann man richtig gemütlich frühstücken?
Für guten Kaffee und eine angenehme Atmosphäre würde ich folgende Cafes empfehlen:
1. Seven Grams
2. Drip
3. Karabatak
Katha’s Kommentar: Der Cappuccino ist ein Träumchen! (an alle Veganer: Es gibt sogar Sojamilch)
4. Kronotrop
5. Geyik
Ein kleines und süßes Kaffee voller Katzen in Cihangir, abends wird es zu einer Bar.
Katha’s Kommentar: Ein spitzen Café das mit viel Liebe eingerichtet wurde. Hier wird die Filterkaffee Tradition wieder aufgelebt, sie haben eine große Auswahl an verschiedenen Bohnen und eine eigene Rösterei.
Für ein gutes Frühstück definitiv Mangerie in Bebek, Aşşk Cafe in Kuruceşme und Cafe Firuz in Cihangir.
Was sind deine Lieblingsbars?
Mein klarer Favorit ist eine Bar, die unter Istanbulern als “Alex Bar” bekannt ist. Die Bar selbst hat keinen Namen, aber der Besitzer Alex ist fast immer dort anzutreffen und jeder kennt die Bar als “Alex’ Bar”.
Katha’s Kommentar: Super kleine Bar und zunächst sehr unscheinbar, da die Bar keinen Namen hat, wenn ihr also vor einer Bar ohne jegliches Schild davor steht, seid ihr Goldrichtig. Archangel Cool, wer da war, weiß was ich meine! Adresse: Gönül Sokak No.7B, Beyoğlu
Gaspar und Unter in Karaköy
Lucca in Bebek
Mikla: mit Besuchern gehe ich – der Aussicht wegen – immer gerne auf die Dachterrasse.
Was sind deine Lieblingsclubs?
Für elektronische Music MiniMüzikHol in Cihangir, eine zu einem Club umfunktierte Wohnung im Herzen von Istanbul deren Türpolitik mich immer wieder leicht an das Berghain erinnert.
Ulus29 ist ein Club, den ich immer gerne empfehle; elegant, international mit einer guten Aussicht.
Musiktechnisch bin ich meist dort zu finden, wo Mr Strangé oder Büber auflegen; die Auswahl an Clubs in Istanbul ist so groß und man zahlt in den meissten Locations keinen Eintritt, “clubhopping” ist immer eine gute Entscheidung.
Was sind deine Lieblingsboutiquen?
Ich würde mich ungern auf einzelne Läden festlegen; wenn ich Zeit und Motivation habe ziehe ich gerne durch Galata und Cihangir; am einfachsten ist es in Nişantaşi, dort sind nicht nur die Edelmarken sondern auch viele lokale Designer vertreten.
Ich bin kein großer Freund von Einkaufszentren, aber wenn es denn sein muss dann kommt nur Istinye Park in Frage.
Welche Touristenattraktion sollte man unbedingt gesehen haben, welche kann man weg lassen – bei einem Aufenthalt von vier Tagen?
Die Klassiker sind natürlich der Topkapı Palast, die Hagia Sofia, der große Bazaar, der Gewürzmarkt und die blaue Moschee. Ich wuerde 1,5 bis zwei Tage dafür einkalkulieren. Ich persönliche finde die Süleymaniye Moschee, die Chora Kirche, Pier Loti und die Basilika Zisterne sind auch einen Besuch wert.
Im Sommer sind die Prinzeninseln, Ortaköy und die Suada Insel die Orte, an die ich jeden Besucher schicken würde. Ein kurzer Besuch in Kadiköy in Asien und eine Fahrt mit der öffentlichen Fähre über den Bosporus (günstiger als eine Bosporustour und völlig ausreichend) und man hat das Wichtigste gesehen.
Welche Spots stehen in kaum einem Reiseführer und werden von den Touris nicht gefunden?
Karaköy und Galata haben viele versteckte Juwelen, die Gebäude sehen von außen nach nichts aus, aber beherbergen coole Bars, Clubs oder auch Boutiquen. Ich habe da eine fantastische Bar in einem ehemaligen Bankgebäude mit einer traumhaften Aussicht vor Augen. Das Gebäude selbst und die Lobby erinnern mich immer an ein deutsches Arbeitsamt. Man muss selbstbewusst und zielstrebig durchlaufen und mit dem Aufzug in den obersten Stock fahren. Dort findet man das Ferahfeza.
Katha’s Kommentar: Tolle Aussicht und tolles Essen auf einmal ist doch möglich!
Wo kann man sich aus dem ganzen hektischen Stadtgetümmel zurückziehen?
Ich liebe Moda, eine Wohngegend und ruhige Nachbarschaft, in Kadiköy (Asien) und natürlich die Inseln, auf denen es keine Autos gibt. Wenn man im europäischen Teil wohnt und arbeitet, dann benötigt man diese Oasen.
Da wir an einem Tag nicht wirklich Glück mit dem Wetter hatten, haben wir diverse Kunstaustellungen abgeklappert. Neben Istanbul Modern, welches direkt neben dem coolen Viertel Karaköy liegt, gibt es auch noch die Misir Apartments. Von der Istiklal Straße aus sieht der Eingang wie ein gewöhnliches Wohnhaus aus. Man fährt mit dem Aufzug in den 4. Stock und dort erwarten einen kleine Kunstgallerien, die nur aus einem Raum bestehen. Die wohl bekannteste ist die Galetie Nev.
Nach dem Erkunden der Stadt sind Katha und ich vor dem Abendessen immer noch schnell ins Hotel, um auf der Terrasse kurz zu entspannen. Diese ist übrigens nicht nur für Hotelgäste reserviert. Jeder ist dort oben Willkommen. Es ist, egal ob man lediglich einen Tee oder Wein trinken möchte – oder nur die Aussicht genießen will. Doch auch ein unvergessliches Essen in familiärer Atmosphäre ist dort oben empfehlenswert.
Gerrit und der französische Besitzer Alex verbringen den Großteil ihres Arbeitstages dort oben und freuen sich immer über gute Unterhaltung mit Besuchern. Grüßt sie von uns, wenn ihr vorbeischaut.
Das besondere am Georges Hotel ist, dass sie sich von den vielen Hotels, Marken, Neonreklamen und Touristenfallen, die es in Istanbul gibt, distanzieren. Sie sind jung, cool, nicht überfüllt und voller Energie. Genau wie ihre Nachbarschaft Galata ist es der Charme und die Einfachheit, die sich schwer mit anderen Hotels vergleichen lässt.
Welches Hotel kann ein Badezimmer komplett aus Glaswänden bieten und wo lässt sich morgens nach dem Aufstehen direkt Yoga auf der zimmereigenen Terrasse mit Bosporus Blick machen?
Der persönliche und freundschaftliche Umgang ist im Georges Hotel dank der nur 20 stylish eingerichteten Zimmer dauerhaft zu spüren. Istanbul, Gerrit, Alex – es war uns ein Vergnügen:
»Hoscakal, tekrar görüşmek üzere!«
(TÜRKISCHES TSCHÜSS)
Antworten
Für die vielen Ideen und Vorschläge reichen ja aber keine 4 Tage…aber man muss Istanbul ja auch mehrfach besuchen um die vielen tolle Eindrücke erst mal »sacken« zu lassen. Das Restaurant 5Kat (am deutschen Hospital) kann ich noch empfehlen – Hammer Aussicht, lecker Essen.
Tolle Zusammenstellung und was für ein cooles Hotel! Mein erster Besuch glich eher der typischen Touristen-Tour. Mit euren Tipps wird die nächste Reise garantiert noch spannender 🙂
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