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Ich bin Euro­päer, las­sen Sie mich durch!

Noch ein Thema, mit dem man sich nie beschäf­ti­gen muss, wenn man in sei­ner Höhle bleibt: Ein­rei­se­be­stim­mun­gen. Ich, quasi in Schen­gen gebo­ren, werde genö­tigt, um Auf­nahme in ein frem­des Land zu bit­ten. Wie un-an-ge-nehm!

Meine Visa­er­fah­run­gen beschrän­ken sich auf das Wis­sen, dass man in den USA die 7 ohne Quer­strich schrei­ben muss um rein­zu­kom­men, und extre­mes Fremd­schä­men für den Poli­zei­be­am­ten als Ohren­zeu­gin einer hoch­not­pein­li­chen Befra­gung tür­ki­scher Mit­rei­sen­der am Flug­ha­fen Köln-Bonn. Ich also, seit gut 2 Jah­ren im Besitz des ers­ten Rei­se­pas­ses mei­nes Lebens, soll mich nun der Will­kür von Grenz­kon­trol­len unter­wer­fen? Ich, deren Freund einen grü­nen Rei­se­pass und ein rotes Impf­buch hat und der sich immer noch über Ahoi-Brause freut? Ich, die ihre vom Munde abge­spar­ten Mone­ten in Ent­wick­lungs­län­der tra­gen will, statt sie einem Staat in den Rachen zu wer­fen, der ein ähn­li­ches BIP wie das gesamte sub­sa­ha­ri­sche Afrika hat? Es ist nicht schön zu sehen, dass man bis­her seine Pri­vi­le­gien hin- und wahr­ge­nom­men hat, ohne sie wirk­lich zu hin­ter­fra­gen. Die Arro­ganz des Euro­pä­ers, Bewoh­ner eines Raums der Frei­heit, der Sicher­heit und des Rechts…

Abge­se­hen von der mora­li­schen Frag­wür­dig­keit der Visa berei­tet mir die Unplan­bar­keit (nicht lachen!) die­ser Vor­schrif­ten Sor­gen. Sie ändern sich näm­lich. Oft. Das muss gar nicht der Herr Gad­dafi sein, der sich mal eine Über­ra­schung ein­fal­len lässt, auch Indien hat soeben mal flugs alles umge­schmis­sen. Rein kommt man, darf auch sechs Monate da blei­ben, aber nicht zwi­schen­drin wie­der raus. Wer raus ist, darf erst nach zwei Mona­ten wie­der rein. Sol­che Ände­run­gen stelle ich mir vor allem dann herz­al­ler­liebst vor, wenn ich mal schnell auf den Hima­laya wollte und dann aber fix wie­der zurück zu mei­nem 100kg Ruck­sack, der auf mich in Delhi war­tet, in der Zwi­schen­zeit gibt es neue Ent­wick­lun­gen und zack – kann ich es mir für zwei Monate auf dem Hima­laya gemüt­lich machen. Eben diese neue Regel bringt meine wun­der­bare Indi­en­pla­nung ganz durch­ein­an­der, denn ich wollte doch ERST Com­mon­wealth Games gucken, DANN Trek­king in Nepal machen und DANN den Rest von Indien besich­ti­gen (ja nee, is klar, bloß nicht zu viel vor­neh­men!). Nun muss Com­mon­wealth wohl aus­fal­len (ERST Trek­king geht nicht, um die Jah­res­zeit regie­ren die Blut­egel im Hima­laya), ist aber nicht ganz so schlimm. Ich hatte mich schon so auf ein fünf­ein­halb­tä­gi­ges Cri­cket­spiel gefreut und was ist? Kein Cri­cket. Die spie­len da kein Cri­cket. Wenn die bei den Com­mon­wealth Games kein Cri­cket spie­len, wo spie­len die denn dann? Aus­schließ­lich im Parc Cin­quen­ten­aire? Und haben die dann dafür eigent­lich ein Visum?

Cate­go­riesWelt
Annika Engelbert

Raus aus der Wohlstands-Komfortzone, rein ins Leben! Nach knapp einem Jahr unterwegs in Afrika, Südostasien, Australien und Indien ist Annika zurück im Alltag, aber immer noch nicht reisesatt.

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