Heiß ersehnte Zimtschnecken und ein wildes Pferd – von Namche Bazaar nach Tashinga

4. Etap­pe: Nam­che Bazaar – Tas­hin­ga • Höhe Start­ort: 3440 Meter • Höhe Ziel­ort: 3450 Meter • Distanz: ca. 8 Kilo­me­ter • Geh­zeit: ca. 3 Stun­den • Beson­der­heit: Ham­bur­ger Bröt­chen in der »Her­man-Hel­mers-Bäcke­rei«

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Geschmack der Hei­mat: Im Hima­la­ya ver­kauft die »Her­man-Hel­mers-Bak­ery« süße Ham­bur­ger Bröt­chen und kan­ti­ges Toast­brot. Inha­ber der Bäcke­rei mit dem deut­schen Namen ist Ang Dor­jee Sher­pa

Kike­ri­ki im Bauch – das klingt pro­sa­ischer als es ist. Ich hat­te viel Respekt vor der Höhe. Das Trek­king, selbst bis auf 3900 Meter, berei­te­te mir kaum Pro­ble­me. Doch dafür rumort es seit der Nacht in mei­nem Unter­leib. Es ist nicht so schlimm, dass ich am Mor­gen das Gefühl habe, im Bett blei­ben zu müs­sen. Aber etwas weich­bei­nig bin ich. Und wo immer ich hin gehe, sofort che­cke ich, wo die Toi­let­te ist. Ver­ant­wort­lich für den Hüh­ner­stall im Unter­leib mache ich das Restau­rant des Hotels, sah ich doch, wie am Abend die Kell­ne­rin mit ihrem Lap­pen erst einen Tisch ab- und dann ein Glas aus­ge­wischt hat­te, bevor sie Bier hin­ein goss. Schon beim Gedan­ken dar­an könn­te ich los sprin­ten.

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Susan­ne geht es wie­der bes­ser. Noch etwas blass, aber deut­lich sta­bi­ler als ges­tern sitzt sie beim Früh­stück. Som hin­ge­gen, unser Gui­de, hat auch einen Hahn im Bauch. Und wäre mir nicht so elend, könn­te ich mich dar­über kaputt lachen. Denn ges­tern noch, als er sich in einer wahr­lich dubi­os wir­ken­den Bude ein paar Momos gönn­te, habe ich ihn gefragt, ob er sicher sei, dass das Fleisch, mit dem die gedämpf­ten Teig­ta­schen gefüllt sind, okay ist. Som lach­te nur sein klei­nes fet­tes Nepa­li-Lächeln, mach­te über sei­nen Bauch eine krei­sen­de Hand­be­we­gung und sag­te: »Nepa­li-Bel­ly.«

Aus­ge­rech­net heu­te sit­zen wir bei Ang Dor­jee Sher­pa. Er ist Inha­ber des Hotels, in dem wir woh­nen, das sei­ne Frau Thank­tok Ang Dor­jee Sher­pa lei­tet. Und er betreibt die „Her­man Hel­mers Bak­ery“. Her­man Hel­mers? Es ist ein Joint Ven­ture mit einer deut­schen Bäcke­rei in Kath­man­du. In der Filia­le im ver­rück­ten Berg­dorf Nam­che, in dem man Hand­ar­bei­ten und Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de kau­fen, Lavaz­zo-Espres­so trin­ken und Piz­za essen kann, pro­fi­tiert Ang Dor­jee vor allem von Gäs­ten, die sich nach dunk­lem Brot seh­nen, und die sich vom deut­schen Namen ein wenig mehr Hygie­ne ver­spre­chen.

Selbst­ver­ständ­lich ent­schul­digt sich Ang Dor­jee für die „Ver­gif­tung« und fragt, ob er uns einen Tee anbie­ten kön­ne. Wir tref­fen den Mann mit den sehr schwar­zen Haa­ren und den schlech­ten Zäh­nen auf der Ter­ras­se sei­ner Bäcke­rei. Die Son­ne kommt gera­de hin­ter den Häu­sern her­vor, es ist noch emp­find­lich kalt, und wir tra­gen alle unse­re Dau­nen­ja­cken. Ang Dor­jee ist eine wich­ti­ge Per­son in der hie­si­gen Scher­pa-Gemein­schaft. Ihm gehört das größ­te Hotel, die erfolg­reichs­te Bäcke­rei, er betreibt eine Bank­fi­lia­le und ver­kauft Post­kar­ten, zudem ist er Vor­sit­zen­der des Anti-Pol­lu­ti­on-Pro­jects und lei­tet den Tou­ris­mus-Aus­schuss von Nam­sche Bazaar.

Der eine ist dafür ver­ant­wort­lich, dass man auf den Trek­king-Rou­ten ab Luk­la den Ein­druck hat, die­se Regi­on hat gar nichts zu tun mit dem ande­ren Nepal, wo über all dem Müll die Adler krei­sen, um sich eine der vie­len fet­ten Rat­ten zu schnap­pen. Der ande­re macht sich Gedan­ken um die Zukunft des Tou­ris­mus in einer Regi­on, die nur mit Flug­zeu­gen erreicht wer­den kann, die bereits rund 20 Jah­re auf dem Buckel haben, deren Her­stel­ler-Fir­men nicht mehr exis­tie­ren, für die es kaum noch Ersatz­tei­le gibt. Wahr­schein­lich wird Luk­la bald nur noch mit grö­ße­ren Heli­ko­ptern ange­flo­gen. Lebens­mit­tel und ande­re Ver­sor­gungs­gü­ter kom­men mit gelän­de­fä­hi­gen All­rad­fahr­zeu­gen, so genann­ten mules.

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Stol­zer Bäcker und neu­gie­ri­ges Kind: All­ge­gen­wär­ti­ge Klei­dungs­stü­cke sind Fleece­ja­cken und Dau­nen­wes­ten

Die grö­ße­re Her­aus­for­de­rung aber ist es, das Umwelt­be­wusst­sein der Nepa­le­sen zu stär­ken. Angs Orga­ni­sa­ti­on besucht Kin­der­gär­ten und Schu­len, errich­tet Müll­ton­nen und ver­bie­tet den Gebrauch bestimm­ter Ver­pa­ckun­gen. Lang­sam, so der Sher­pa, der wohl einer ein­fluss­reichs­ten Bür­ger der wich­tigs­ten Gemein­de in der Ever­est-Regi­on ist, ändert sich etwas. »Die Men­schen hier wis­sen, dass unser Wohl­stand von den Tou­ris­ten kommt. Aber die wer­den aus­blei­ben, wenn die Natur einer Müll­hal­de gleicht.«

Zum Früh­stück stellt uns Ang eini­ge Pro­duk­te aus sei­ner Bäcke­rei auf den Tisch: dunk­les Brot, Zimt-Schne­cken, “Ham­bur­ger Rolls” (Milch­bröt­chen), Apfel­stru­del. Alles duf­tet so ver­füh­re­risch, dass ich unbe­dingt kos­ten muss. Und den Hahn in mir nur noch mehr ver­flu­che. Wir knab­bern ein wenig und ler­nen viel über die Sher­pa-Gesell­schaft, die in Clans geglie­dert ist, jeder küm­mert sich um jeden. Reich­tum und Besitz ver­pflich­ten. Es ist ein Volk im Volk, rund 150.000 Sher­pa leben in Nepal.

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Weg­ge­fähr­ten: Ein Pferd stürmt von sei­ner Wei­de und trabt vor uns her. Übli­cher­wei­se tra­gen Yaks die Aus­rüs­tung der Expe­di­tio­nen. Und manch­mal ist ein Mensch allein zustän­dig für alles Wan­der­glück

Die heu­ti­ge Etap­pe ist recht ein­fach. Es geht raus aus Nam­che und dann hin­auf auf einen Pan­ora­ma-Wan­der­weg, der in die Flan­ke eines gewal­ti­gen Han­ges gefräst wur­de, wei­ter nach Tas­hin­ga. Dabei immer im Blick: die Ama Dablam. Und am Ende, von weit ober­halb, die auf 3440 Metern Höhe gele­ge­ne Lodge. Da wer­den wir die nächs­ten zwei Näch­te ver­brin­gen.

Es ist eine wun­der­voll gele­ge­ne Her­ber­ge, umge­ben von Fel­dern, Wald und Ber­gen. Und von viel Ruhe, die wohl tut nach der Hek­tik in Nam­che Bazaar. Gele­gen­heit, eini­ge der durch­ge­schwitz­ten Base­lay­er zu waschen. Zudem tref­fen wir die Teil­neh­mer einer Trek­king­grup­pe wie­der, die wir im Hotel über Kath­man­du ken­nen gelernt haben. Sie sind eben­falls auf Tour mit dem DAV Sum­mit Club. Ein gro­ßes „Hal­lo“ hebt an. Und spä­ter sit­zen wir mit Inge und Wil­li im Restau­rant am Ofen. Es ist der ein­zi­ge Raum in der Lodge, den man hei­zen kann.

Der Yak­dung knis­tert, und wir räso­nie­ren über das Erleb­nis Hima­la­ya – über brei­te Wan­der­we­ge, auf denen so viel Betrieb herrscht wie in den Ein­kaufs­stra­ßen Mün­chens wäh­rend der Vor­weih­nachts­zeit, über schma­le Pfa­de, die ein­fach nur glück­lich machen, über das Flat­tern der Gebets­fah­nen und über den unfass­ba­ren Zau­ber die­ser Ber­ge, an denen man sich nicht satt sehen kann. Drau­ßen hat sich tin­ten­schwarz die Nacht über die Ber­ge gelegt. Wir bestel­len noch ein Ever­est-Bier. Dann bit­tet eines der Zim­mer­mäd­chen der Lodge um unse­re Schlüs­sel. Wozu? Sie wird Wärm­fla­schen in die Bet­ten legen, damit es nicht so kalt ist. Auch das gehört zum Erleb­nis Hima­la­ya.

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Opti­mis­ten, Ball­spie­ler und Haus­män­ner: Der Weg­wei­ser, so unser Gui­de, gibt Zei­ten an, die eine Lang­na­se nie schafft. Ob wir bes­ser Vol­ley­ball spie­len? Unter uns die Lodge von Tas­hin­ga, da ist heu­te Wasch­tag


Antworten

  1. Avatar von Mauritius Expertin

    Das schöns­te an Mau­ri­ti­us ist das Meer und der Strand. Und das Wet­ter ist hier natür­lich auch immer gut. Im win­ter ist es hier noch 23 Grad. 🙂

  2. Avatar von Mauritius Expertin

    Hey,

    das sind sehr schö­ne Bil­der. Nepal ist glau­be ich auch ein wun­der­schö­nes Land. Was hat dir den am bes­ten an Nepal gefal­len?

    1. Avatar von Susanne & Dirk

      Was uns am bes­ten gefal­len hat, lie­be Mau­ri­ti­us-Exper­tin?
      Die Men­schen, die vor die­ser Kulis­se leben. Sie sind unprä­ten­ti­ös, freund­lich, sie haben Humor und Selbst­be­wusst­sein, sie las­sen dich ganz selbst­ver­ständ­lich an ihrer Welt teil­ha­ben. Es ist eine ein­fa­che Welt. Aber es ist schön, ihr so nahe kom­men zu dür­fen.
      Was gefällt dir an Mau­ri­ti­us?
      Herz­li­che Grü­ße
      Susanne&Dirk

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