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Das Heils­ver­spre­chen der Digi­ta­len Nomaden

Digi­tale Noma­den. Rei­sen und dabei Geld ver­die­nen, nur mit dem Lap­top. Unge­bun­den, dort, wo man will. Keine Ver­pflich­tun­gen, kein mate­ri­el­ler Bal­last. Frei!

Das ist, was mir immer stär­ker auf allen mög­li­chen Kanä­len ent­ge­gen schallt, auf Rei­se­blogs, Social Media oder Spie­gel Online. Zehn Schritte zum Glück: so wirst du Nomade, so wirst du glücklich! 

Warum mich das ziem­lich nervt, führe ich hier aus.

 

1. Toll: Reisen

Kaum zu über­se­hen ist, dass ich Rei­sen ganz groß­ar­tig finde. Nichts­des­to­trotz möchte ich dies zu Anfang aber noch mal deut­lich sagen: Rei­sen ist zu mei­nem größ­ten Hobby und manch­mal auch Beruf gewor­den, und ich liebe es. Doch es ist nicht alles.

2. Schade: Wegsein

Denn es ist manch­mal sehr schade, weg zu sein. Gerade auf lan­gen Rei­sen ver­passt man wich­tige Ereig­nisse: glück­li­che – und trau­rige. Man ver­passt es, mit sei­nen Freun­den ohne beson­de­ren Grund gemein­sam zu kochen und ein paar Fla­schen Rot­wein zu trin­ken. Man ver­passt die Geburt des ers­ten Kin­des der bes­ten Freun­din. Man ver­passt eine Party des Jahr­hun­derts (oder so).

3. Immer: Kompromiss

Die meis­ten Dinge im Leben müs­sen ein Kom­pro­miss sein. Es gibt immer ein entweder/​oder. Ent­we­der ich bin hier, oder ich bin dort. Ent­we­der ich mache Urlaub oder ich ver­diene Geld. Bei­des geht eigent­lich nicht, und wer das nicht aus­hält hat ein ech­tes Pro­blem – ich kann nicht auf zwei Hoch­zei­ten zur sel­ben Zeit tan­zen. Also muss ich Prio­ri­tä­ten setzen.

Das Digi­tale Noma­den­tum ver­spricht nun die Lösung von einem die­ser Kom­pro­misse: Gleich­zei­tig Rei­sen UND Geld ver­die­nen. Das ist natür­lich wun­der­voll, und funk­tio­niert mit etwas Geschick auch. Dage­gen habe ich über­haupt nichts.

Wel­ches Dilemma löst es nicht? Den Ver­lust des­sen, was man unter dem schö­nen Wort Hei­mat zusam­men­fas­sen könnte.

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4. Fehlt: Heimat

Aber braucht ein Nomade denn eine Hei­mat? Ist das nicht sogar ein Widerspruch?

Das wirft zwei Fra­gen auf. Ers­tens: Was ist ein Nomade? Und zwei­tens: Was ist Heimat?

Noma­den im her­kömm­li­chen Sinn reden nicht nur mit ihren Scha­fen. Nor­ma­ler­weise zie­hen sie mit ihren Fami­lien umher, haben also die wich­tigs­ten Men­schen immer bei sich. Sie zie­hen auch nicht umher weil sie soviel Spaß am Ver­rei­sen haben. Son­dern weil es für sie not­wen­dig ist um zu überleben.

Sich als Rei­sen­der selbst Nomade zu nen­nen ist vor die­sem Hin­ter­grund eine ähn­lich ver­quere Roman­ti­sie­rung des Begriffs, wie es in unse­rem Umfeld gerne auch beim Wort Zigeu­ner vor­kommt. Fast kei­ner der neuen „Noma­den“ zieht wirk­lich durch die Welt, und lebt das, was der Begriff impli­ziert. Zumeist hat man sei­nen schön gere­gel­ten Wohn­sitz in Deutsch­land und geht über­durch­schnitt­lich oft ins Aus­land. Und dann kommt man wieder.

Es mag klein­lich sein, aber ich finde, dass „Nomade“ ein Wort ist, was das Tat­säch­li­che überhöht.
Das mag ich nicht.

Und dann die Hei­mat. Jeder defi­niert sie anders. Für den einen ist es wich­tig, vom Bäcker mit Namen begrüßt zu wer­den. Für andere bedeu­tet es vor allem, lang­fris­tig soziale Bin­dun­gen pfle­gen zu kön­nen. Das Letz­tere gilt für mich.

Hei­mat bedeu­tet sich zu bin­den. Ob an einen Ort oder an andere Men­schen, das ist indi­vi­du­ell unter­schied­lich. Ein kon­se­quent her­um­rei­sen­der Digi­ta­ler Nomade kann sol­che Bin­dun­gen nach Hause nur über ein Glas­fa­ser­ka­bel pfle­gen. Das geht zwar, begrenzt, doch man kann sich nicht umar­men, man kann nicht zusam­men ein Bier trin­ken. Es ist defi­ni­tiv nicht ver­gleich­bar mit direk­tem Kontakt.

Doch trifft man nicht auch so jede Menge Men­schen, quasi über­all? Natür­lich. Aber in der Regel sind dies zwar oft erquick­li­che, und durch­aus auch per­sön­li­che Begeg­nun­gen – meist aber von begrenz­ter Dauer.

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5. Selt­sam: Religion

Doch diese Dinge wer­den sel­ten erwähnt. Ich habe mehr den Ein­druck, dass das Digi­tale Noma­den­tum in einen quasi reli­giö­sen Sta­tus geho­ben wird – mit den selt­sa­men Blü­ten, die die Über­hö­hung einer sehr irdi­schen Sache mit sich bringt.

6. Häss­lich: Mission

Vie­les, was geschrie­ben wird, finde ich gut und wich­tig. Der Punkt, der mir unan­ge­nehm auf­stößt, ist ein gewis­ser mis­sio­na­ri­scher Eifer, der oft mit­klingt. Als gäbe es keine annehm­bare Alter­na­tive dazu, einen mini­ma­lis­ti­schen, „noma­di­schen“ Lebens­stil zu füh­ren. Als wäre nur dies der Weg zum Para­dies (und sei­nen Jungfrauen).

Natür­lich wird dies so nicht for­mu­liert. Ich spüre es aber her­aus, aus den Zehn-Punkte-Plä­nen, aus den Rat­ge­bern und vor allem dann, wenn neue Gläu­bige ohne beson­dere Erfah­rung in die­sem Feld begeis­tert das Heils­ver­spre­chen ver­brei­ten: Yes, ich bin neuer Digi­ta­ler Nomade und bin jetzt wirk­lich echt doll glück­lich! Werde du es auch!

7. Schön: Differenzierung

Doch so wird es nicht sein: Denn alles Tolle (und das ist das Rei­sen in vie­len Punk­ten) hat seine Kehr­seite. Ein run­des Bild über die Lebens­art, die sich momen­tan Digi­ta­ler Nomade nennt, zu ver­mit­teln – das würde ich mir wün­schen. Mehr inhalt­li­che Tiefe, als nur die bes­ten Tipps um Geld zu spa­ren. Mehr kri­ti­sche Selbst­re­fle­xion, das fände ich wirk­lich spannend.

Ist Digi­ta­les Noma­den­tum wirk­lich eine Alter­na­tive zu einem kon­ven­tio­nel­le­ren Lebens­stil? Oder ist es nur eine Vari­ante vom Rei­sen­den, der doch nach ein oder zwei Jah­ren in der Welt nach Hause kommt und eine Fami­lie grün­det? Wer will und kann das fül­len, was als Ver­spre­chen ver­brei­tet wird?

Das würde mich inter­es­sie­ren. (Und nicht die 312. Bucket­list und die 25 neu­es­ten Arten, unter­wegs Geld zu ver­die­nen, such­ma­schi­nen­op­ti­miert getextet).

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Zusatz vom 11.Oktober – neue Bei­träge zum Thema: 
Oli vom Welt­rei­se­fo­rum: Kom­men­tar: Was dir die digi­ta­len Noma­den nicht verraten
Auf Rei­se­meis­te­rei: Blog­gen ist nicht alles
Flo­rian vom Floc­b­log: Warum das Leben als digi­ta­ler Nomade nichts für Dich ist
Conni von Pla­net Nomad: Hey Kri­ti­ker, I love you
Tim von Earth­city: Digi­tale Noma­den – Der Weg zum ulti­ma­ti­ven Glück?

Ein neuer, sehr lesens­wer­ter Bei­trag kommt von Tim von Earth­city: Brauchst du über­haupt Ortsunabhängigkeit?

Cate­go­riesWelt
Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Laura says:

    Hallo Johan­nes! Danke für die­sen tol­len Arti­kel, finde du hast super tolle Ansätze erläu­tert. Ich beschäf­tige mich auch schon län­ger mit dem Thema Leben als Digi­ta­ler Nomade und ich würde gerne ab nächs­tem Jahr mei­nen Arbeits­platz nach Thai­land ver­le­gen. Ich bin mit mei­nem Pro­jekt noch rela­tiv am Anfang, falls jemand Zeit und Lust hat würde ich mich über einen Besuch von mei­nem Shop für Rei­se­lieb­ha­ber freuen und bin gerne offen für Feedback. 

    https://www.trvllover.com/

    Liebe Grüße Laura

  2. Dominik says:

    Ich finde es gut wie du den „Life­style“ dar­stellst. Ich ver­diene selbst etwas Geld im Inter­net und habe schon öfters mit dem Gedan­ken gespielt aus­zu­stei­gen, jedoch sind gerade die Fami­lie und Freunde ein guter Grund nicht dau­er­haft zu reisen.
    Als Kom­pro­miss gibt es eben mal 1 Monat unbe­zahl­ten Urlaub, wenn es der Geld­beu­tel eralubt, um im Jahr öfters weg zu kommen.
    Etwas nei­disch bin ich trotz­dem wenn ich sehe das es man­che schaffen :)

  3. Anna Neumann says:

    Super ist orts­un­ab­hän­gi­ges Arbei­ten auch, wenn man Fami­lie und Beruf nicht von­ein­an­der tren­nen will. Ich habe keine Kin­der, aber wenn, kann ich mei­nen Beruf trotz Kin­dern wei­ter­füh­ren. Viel­leicht nicht ganz im glei­chen Auß­maß, aber aus dem Berufs­le­ben aus­schei­den muss ich nicht.

  4. Marius says:

    Ich finde es ziem­lich span­nend, wie sich die­ser Mode­be­griff ent­wi­ckelt hat. Ich habe 2008 zirka mit dem mobi­len bloggen/​schreiben begon­nen. Damals war das alles unglaub­lich kom­pli­ziert und nichts hat funk­tio­niert aber der Traum war da.
    Mitt­ler­weile, ca 10 Jahre spä­ter geht vie­les tech­nisch deut­lich leich­ter, aber auch die Schat­ten­sei­ten die­ses Lebens­stils wer­den deutlich.
    Habe es immer wie­der an ver­schie­de­nen Punk­ten im Leben ver­sucht und für mich ist dies auf Dauer keine gute Lösung, wohl aber auf bestimmte Zeit. Wer die Risi­ken streut und mit den nega­ti­ven Wir­kun­gen zurecht kommt, kann hier ein ziem­lich net­tes Leben füh­ren. Ganz ohne klas­sisch Geld ver­die­nen wird es aber für die Wenigs­ten in der Kate­go­rie „irgend­was mit Medien“ gehen – anders sieht es sicher­lich der­zeit bei Entwicklern/​Programmierern aus.
    Meine Lösung seit eini­gen Jah­ren ist: Ich leben an einem Ort, der nicht per­fekt, aber doch rela­tiv gut geeig­net für die Anfo­de­run­gen mei­ner Tätig­kei­ten ist. Gele­gent­li­che Aus­flüge län­ge­rer Art, die auch gerne Arbei­ten beinhal­ten, kom­men dann dazu und lockern auf, ohne zu viel Stress zu produzieren.

  5. Pingback:Warum das Leben als digitaler Nomade nichts für dich ist

  6. Pingback:Kommentar: Was dir die digitalen Nomaden nicht verraten | Weltreiseforum: Langsam reisen in Asien und der Welt

  7. Danke für die­sen Bei­trag, lie­ber Johan­nes. Ich arbeite selbst orts­un­ab­hän­gig, war auch meh­rere Monate im Aus­land (teil­weise sta­tisch, teil­weise wirk­lich rei­send) und arbeite auch viel in Deutsch­land, wo ich auch gemel­det bin.

    Mir gefällt an dei­nem Bei­trag die Dif­fe­ren­zie­rung, die du im Punkt „4. Fehlt: Hei­mat“ vor­nimmst, beson­ders deine Aussage:

    „Noma­den im her­kömm­li­chen Sinn reden nicht nur mit ihren Scha­fen. Nor­ma­ler­weise zie­hen sie mit ihren Fami­lien umher, haben also die wich­tigs­ten Men­schen immer bei sich. Sie zie­hen auch nicht umher weil sie soviel Spaß am Ver­rei­sen haben. Son­dern weil es für sie not­wen­dig ist um zu überleben.

    Sich als Rei­sen­der selbst Nomade zu nen­nen ist vor die­sem Hin­ter­grund eine ähn­lich ver­quere Roman­ti­sie­rung des Begriffs, wie es in unse­rem Umfeld gerne auch beim Wort Zigeu­ner vor­kommt. Fast kei­ner der neuen „Noma­den“ zieht wirk­lich durch die Welt, und lebt das, was der Begriff impli­ziert. Zumeist hat man sei­nen schön gere­gel­ten Wohn­sitz in Deutsch­land und geht über­durch­schnitt­lich oft ins Aus­land. Und dann kommt man wieder.

    Es mag klein­lich sein, aber ich finde, dass „Nomade“ ein Wort ist, was das Tat­säch­li­che überhöht.“

    Ich stimme dir hierzu und finde, dass sich der Begriff ein­fach gut ver­mark­ten lässt. Mehr auf den Boden gebracht finde ich die Bezeich­nung „Remote Worker“, für das was die Leute wirk­lich tun.

    Ich möchte als Anre­gung auf Yann Girards Post „The digi­tal nomad lie“ http://yanngirard.typepad.com/yanns_blog/2015/12/the-digital-nomad-lie.html vom 22. Dezem­ber 2015 hin­wei­sen und auf die Dis­kus­sion bei Hacker News (https://news.ycombinator.com/item?id=10801841), die ich mit einer ein­fa­chen Frage dort initi­iert habe: „Is Being a Digi­tal Nomad a Lie?“

  8. Gerade über unsere Stadt­zei­tung euren Bei­trag ent­deckt: http://www.lvz.de/Ratgeber/Lifestyle/Die-Arbeitswelt-der-Internet-Nomaden

    Wirk­lich tol­ler Bei­trag mit eini­gen Punk­ten, die sonst sel­ten auf­ge­grif­fen werden.

    Ich fühle mich häu­fig als Teil­zeit-Nomade, da ich beruf­lich häu­fig im Süden von Afrika unter­wegs bin und dort ja den­noch arbeite.

    Even­tu­ell denkst du ja noch ein­mal neu nach und fügst ein paar aktu­elle Punkte ein, falls es über­haupt wel­che gibt?

    LG Daniel

  9. Pingback:Bloggen ist nicht alles - Reisemeisterei

  10. Die­ser Bolg ist sehr infor­ma­tiv. Wer einen Wohn­sitz bei uns in Para­guay möchte, kann sich gerne an uns wen­den ! Da es in Para­guay weder ein Mel­de­we­sen noch eine Steu­er­pflicht gibt eig­net es sich hier sehr gut als „Home­base“ ! Wir sind in der Lage einen Wohn­sitz­nach­weis auch pois­ta­lisch ohne per­sön­li­che Anreise zu realisieren !

  11. Ich muss geste­hen, daß ich manch­mal fast schon ein wenig genervt bin von die­sem Hype „Digi­ta­les Noma­den­tum“. Ich gehöre noch zur Gene­ra­tion „ana­loge Noma­den“ und war 1999 zwei Jahre unter­wegs in der Welt. Da wurde ein­fach nur gereist, Aben­teuer erlebt und man war z.T. lange Zeit so rich­tig off. Heute muss jeder der mal län­gere Zeit unter­wegs ist ne Rie­sen­sa­che dar­aus machen, alles im Inter­net breit­tre­ten und ver­passt dabei das Beste: ein­fach mal nur zu Rei­sen und bei sich zu sein. Mal ganz davon abge­se­hen wird auch Rei­sen irgend­wannn ein­fach All­tag und nach dem 77.000 Was­ser­fall ver­liert man den Blick fürs Beson­dere. Und man kann auch nicht für immer rei­sen. Irgend­wann muss man sich ein­fach ent­schei­den, ob man als zöpf­chen­flech­ten­der Hip­pie an irgend­ei­nem Strand der Welt enden will oder viel­leicht doch nach Hause geht und das macht was die Meis­ten machen: ne Fami­lie grün­den und sess­haft wer­den. ;) LG, Nadine

  12. Pingback:Multilokal: Digitale Nomaden werden erwachsen? | EARTHCITY

  13. Ilona says:

    Jetzt hab ich mich kürz­lich erst hin­ge­setzt und meine Gedan­ken dazu auf­ge­schrie­ben, warum ich gar kein Digi­ta­ler Nomade sein muss und jetzt klick ich mich durch die Bei­träge, die ich dazu finde – und finde viele span­nende und inter­es­sante Ideen und Gedanken.
    danke dafür.

  14. Pingback:Digitale Nomaden - Wer sind Sie, was machen Sie?

  15. Maik says:

    Danke, ich finde, Du beschreibst mit Dei­nem offe­nen, aber auch kri­ti­schen Ansatz die Sache sehr gut. Auch Dein Schreib­stil ist Klasse!
    Habe unter­wegs durch­aus nega­tive Fol­gen des digi­ta­len Pseudo­no­ma­den­tums bei Mit­rei­sen­den ken­nen­ge­lernt (Alko­hol­ab­hän­gig­keit z.B.), bin sel­ber kei­ner. Auch wenn ich dann Einige dann doch mal benei­det habe …
    Eine gewisse Distanz und Ehr­lich­keit bei der Betrach­tung ist jeden­falls immer gut, bei allen Dingen.

  16. seb says:

    es ist ja schon viel hier gesagt wor­den, aber ein paar dinge möchte ich trotz­dem noch anführen.
    da ich seit beginn sehr stark in der hospex-szene (hc, bw, couch­sur­fing) enga­giert bin, habe ich viele rei­sende inkl. deren erfah­run­gen erlebt – lange bevor es den begriff digi­tal nomad gab.

    1. defi­ni­tion
    jeder defi­niert doch selbst für sich, wie er unter­wegs sein möchte.
    die einen sind rich­tige noma­den, die stän­dig unter­wegs sind, die ande­ren leben immer für ein paar monate an einem ort und zie­hen dann wei­ter oder blei­ben für lange an einem ort.
    daran würde ich mich in einer dis­kus­sion nicht abar­bei­ten… der sinn ist doch ein­fach nur sei­nen eige­nen hori­zont zu erweitern.

    2. rei­se­stil
    ich emp­fehle jedem erst­mal wirk­lich gründ­lich den eige­nen rei­se­stil zu ergründen.
    die meis­ten „nor­ma­len“ men­schen außer­halb mei­nes hospex-krei­ses ken­nen halt nur die klas­si­ker (strand­ur­laub, voll­pen­sion, mit freun­den – quasi ein­fach nur orts- aber kei­nen wirk­li­chen kul­tur­wech­sel). das ist in ord­nung, hat aber mit der rea­li­tät nichts zu tun.

    man sollte sich die fra­gen stel­len oder ab bes­ten durch erfah­rung schon beant­wor­tet haben:
    kann ich über meh­rere wochen allein rei­sen und komme mit mir klar?
    kann ich kon­takte knüpfen?
    kann ich mich schnell sozial in ande­ren kul­tu­ren integrieren?
    kann ich mich auch ohne die spra­che durchkämpfen?
    kann ich in schwe­ren situa­tio­nen die her­aus­for­de­rung meis­tern (und damit meine ich nicht mal kein wlan zu haben)?
    die meis­ten schei­tern ja schon an punkt 1, da unsere gesell­schaft einen lebens­stil der exter­nen dau­er­be­ri­se­lung predigt.

    3. soziale bindungen
    die­ser punkt wurde ja gut beleuch­tet und er wird von den meis­ten abso­lut unterschätzt.
    ich kenn viele lang­zeit-tra­vel­ler und alle haben nach ein paar jah­ren einen kol­ler bekom­men und sind für min­des­tens ein paar monate dann an einem ort geblie­ben, um wie­der geer­det und ver­wur­zelt zu sein.
    was grund­sätz­lich hilft ist ein weit gestreu­tes netz an freun­den und bekann­ten (das lässt sich natür­lich nur über jahre auf­bauen). aber dann habe ich in vie­len län­dern einen anlauf­punkt und siche­ren hafen. der luxus ein­fach bei einem freund anzu­kom­men, ruhe zu haben und abzu­schal­ten ohne sich um etwas küm­mern zu müs­sen – unbe­zahl­bar und drin­gend notwendig.

    sehr viel ein­fa­cher (oder in man­chen aspek­ten auch schwe­rer) ist das rei­sen mit dem partner.
    wohl dem, der einen pas­sen­den side­kick hat – und pas­sen muss er, sonst endet die bezie­hung on the road sehr, sehr schnell (was dann sicher auch das beste ist).

    außer­dem sehe ich noch einen gro­ßen unter­schied im alter. anfang 20 hat man ja ganz andere inten­tio­nen bzgl. rei­sen, als wenn man sich zb. zwi­schen 30–40 ent­schei­det, die zelte abzu­bre­chen und mit einem bestehen­dem busi­ness im space­cam­per durch die welt zu gon­deln. da sind die sozia­len gefüge schon sehr unter­schied­lich – fest im aus­fül­len­den und for­den­dem job bedeu­ted mit­un­ter lei­der auch, dass man den bekann­ten in der nach­bar­stadt mit­un­ter weni­ger sieht als den bekann­ten in buda­pest im urlaub…

    4. kin­der
    die beden­ken bzgl. kin­der klas­si­fi­ziere ich mal als etwas „deutsch“ (was immer das auch hei­ßen mag). über­all auf der welt wer­den kin­der gebo­ren und erzo­gen. rele­vant ist nur die eigene ein­stel­lung – hier sehe ich sehr große kul­tu­relle unter­schiede, wenn ich zb. an meine freunde aus den bal­ti­schen staa­ten denke. die rei­sen mit erheb­lich weni­ger bud­get und haben ihre kin­der immer dabei – die kids wer­den spä­ter auf jeden fall etwas andere geschich­ten zu erzäh­len haben, als der durch­schnitts-stadt­nach­komme, der seine kind­heit auf einem 10x10m beton-spiel­platz ver­bracht hat…
    rich­tig orga­ni­siert sind kin­der kein pro­blem, son­dern in vie­len län­dern (ja, es gibt län­der in denen kin­der hoch geschätzt wer­den – ganz anders als in de) sogar ein klei­ner vor­teil. und internationale/​deutsche schu­len gibt es an vie­len orten.

    5. naturverträglichkeit/​konsum
    irgend­wie gibt es immer den einen, der die moral-saure bil­lig­flie­ger-keule in reise-dis­kus­sio­nen schwingt. in gewis­ser weise zurecht, aber nie produktiv.
    es gibt, beson­ders für lang­zeit­rei­sende, nun wirk­lich mehr als genug alter­na­ti­ven – die mir auch land, kul­tur und leute erheb­lich näher brin­gen. das ist natür­lich heruas­for­den­der und ein­fach eine sache der eige­nen ein­stel­lung (und ich ver­mute, dass men­schen, die wirk­lich für das noma­den­tum gemacht sind, nicht stän­dig nur im flie­ger jetten…).
    glei­ches gilt doch für den sons­ti­gen konsum.

    6. zwi­schen­mensch­li­che vergletscherung
    full ack und sehr pas­sen­des bild. wenn ich daran denke, wie hos­tels frü­her waren und heute… trau­rig, aber das ist der lauf der dinge. abge­se­hen davon fin­det man immer und über­all leute, die ein rich­ti­ges leben jen­seits von face­book etc. haben.

    7. das liebe geld
    jedem ist natür­lich sebst über­las­sen, wie er sein geld ver­dient. aber los­zie­hen und mit einem reise-block über­le­ben wol­len? viel spass… ohne schnei­dende idee (nur bil­der von dir am strand und bericht x über die schön­heit von y inter­es­sie­ren exakt kei­nen) tie­fere kennt­nis von web­tech­ni­ken, seo, pr, etc. gebe ich den meis­ten keine über­le­bens-chance. und wer das hat, der setzt wohl eher andere pro­jekte als einen reise-blog zum mone­ta­ri­sie­ren um.
    den ver­gleich gold­grä­ber – pfanne finde ich sehr gut. und ich beglück­wün­sche die leute, die ent­spre­chende geschäfts­ideen dar­auf auf­bau­end umge­setzt haben und wirk­lich mehr­wert bringen.

    gruss, seb

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  18. Max says:

    80 Kom­men­tare zei­gen, dass die­ses Thema wohl gut für Dis­kus­si­ons­stoff sorgt :-) Ich weiss gar­nicht­mehr wie ich den Bei­trag gefun­den habe, aber möchte doch auch noch mei­nen Senf dazu abgeben.

    Ich bin auch orts­un­ab­hän­gig seit meh­re­ren Jah­ren in der Welt unter­wegs, aller­digs stehe ich, wie der Groß­teil von Men­schen, die orts­un­ab­hän­gig arbei­ten, nicht mit irgend­ei­nem Blog in der Öffent­lich­keit. Die aller­we­nigs­ten „Digi­ta­len Noma­den“ ste­hen über­haupt in der Öffent­lich­keit, da man, wenn man nicht gerade über die­sen Kanal Geld ver­die­nen möchte gar­nicht die Zeit neben den eigent­li­chen Pro­jek­ten hat, sich um einen öffent­li­chen Auf­tritt zu kümmern.

    Des­we­gen finde ich es auch komisch, dass sich alle im Zusam­men­hang mit „Digi­ta­len Noma­den“ auf diese „Rei­se­blogs“ ein­ge­schos­sen haben. Beim orts­un­ab­hän­gi­gen Arbei­ten geht es ja nicht in ers­ter Linie um Rei­se­blogs. Und schon gar nicht um Rei­se­blogs, die als Haupt­ein­nah­me­quelle betrie­ben wer­den. Die Leute die das tun kann man, zumin­dest in Deutsch­land, an einer Hand abzählen.

    Viel­mehr geht es wie bei jedem Selbst­stän­di­gen darum, ein eige­nes Geschäft zu betrei­ben. Dank der moder­nen Tech­nik ist dies heut­zu­tage, im Gegen­satz zu vor 20 Jah­ren, eben auch orts­un­ab­hän­gig mög­lich. Des­halb sind „Digi­ta­len Noma­den“ auch mit den sel­ben Nach­tei­len und Vor­tei­len kon­fron­tiert, wie jeder andere Unter­neh­mer auch.

    Dazu zählt einer­seits natür­lich die Selbst­be­stimmt­heit, alle Ent­schei­dun­gen selbst tref­fen zu kön­nen, die sich um das Unter­neh­men drehen.Andererseits fällt es dadurch natür­lich schwer „abzu­schal­ten“, mal nicht ans WLAN zu den­ken und ein paar Tage gar­nichts zu machen. Aber das ist doch bei jedem Unter­neh­mer oder auch Ange­stell­ten in Posi­tio­nen mit viel Ver­ant­wor­tung dem Unter­neh­men gegen­über das selbe.

    Ich glaube nicht, dass z.B der BWM Vor­stand ein­fach „abschal­ten“ kann, genauso wenig kann das der selbst­stän­dige Schrei­ner mit eige­ner Werk­statt. Mein Onkel hat ein eige­nes Restau­rant, der kann nie abschal­ten, weil der Laden ohne ihn halt ein­fach nicht läuft. Der muss dazu auch immer vor Ort sein.

    Da hat man es mit einem Online Geschäft schon ein­fa­cher. Web­sei­ten kön­nen auch mal ne Woche alleine wei­ter­lau­fen, ohne dass man was tun muss. Mann kann auch ein­fach mal nen Monat keine Auf­träge anneh­men etc.

    Klar ist es für einen „Ange­stell­ten“ leich­ter, der nimmt sich 14 Tage frei und inter­es­siert sich auch nicht dafür, wie das Unter­ne­hemn in die­ser Zeit läuft, klar, das ist ja auch nicht seine Aufgabe.

    Aber als Selbst­stän­di­ger hat man eben „sein eige­nes Baby“ und darum möchte man sich eben am liebs­ten jeden Tag kümmern.

    Ich mag es momen­tan jedes Jahr in einem ande­ren Land zu ver­brin­gen, viel von der Welt zu sehen, Kon­takt zu frem­den Kul­tu­ren und Per­so­nen zu suchen. Das orts­un­ab­hän­gige Arbei­ten ermög­licht dies eben, aber genauso schließt es ja nicht aus, dass ich in 10 Jah­ren in einer Dop­pel­haus­hälfte in Deutsch­land mit Frau, zwei Kin­dern und nem Hund lebe und auch glück­lich bin.

    Digi­ta­len Noma­den, die den Weg in die Öffent­lich­keit gehen, um den Life­style zu ver­kau­fen, müs­sen natür­lich haupt­säch­lich die posi­ti­ven Punkte anpreisen.

    Der Metz­ger erzählt dir auch nichts von der bru­ta­len Schlach­tung von Jung­tie­ren, wenn du Kalbs­schnit­zel kaufst. Auch der Ver­käu­fer im Elek­tro­markt sagt dir nicht, dass dein Tele­fon von chi­ne­si­schen Zwangs­ar­bei­tern unter mie­sera­bels­ten Umstän­den her­ge­stellt wurde.

    Die Leute wol­len über ihren Blog ver­kau­fen und das ist ihr gutes Recht.

    Und natür­lich müs­sen Sie das span­nende „um die Welt rei­sen“, „raus aus Deutsch­land ab ins Aben­teuer“ Gefühl ver­kau­fen, denn Dop­pel­haus­hälfte mit Fami­lie und Hund, diese Sehn­süchte anzu­spre­chen, ist ja bereits von sämt­li­chen Kon­zer­nen und Par­teien in Deutsch­land besetzt. 

    Zudem, man glaubt doch auch nicht alles was in der Zei­tung steht. Und vor­al­lem im Inter­ent, wo (zum Glück) jeder das schrei­ben und ver­mark­ten kann, was er möchte, da sollte man ein­fach vorraus­set­zen, dass Leser mit ent­spre­chen­dem gesun­den Men­schen­ver­stand die Arti­kel hin­ter­fra­gen und nicht alles für bare Münze neh­men, was auf irgend­wel­chen Blogs geschrie­ben wird. Ich denke nicht, dass sich irgend­wer dadurch ver­lei­tet fühlt gleich Fami­lie und Besitz auf­zu­ge­ben und abzuhauen.

    Leben und leben las­sen, jeder geht sei­nen eige­nen Weg, denn jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich.

  19. Bettina F. says:

    Sehr schö­ner Arti­kel. Mich nervt das mis­sio­na­ri­sche auch. Als wäre es der ein­zigste Weg wirk­lich glück­lich zu wer­den. Für mich wäre das digi­tale Noma­den­tum nichts. Ich könnte nicht stän­dig von einem Ort in den nächs­ten zie­hen. Wenn es für andere klappt, ist das natür­lich super, aber für mich (und sicher­lich viele andere) lie­gen die Vor­teile vom orts­un­ab­hän­gi­gen arbei­ten ganz wo anders.

    Ich selbst wohne seit eini­gen Jah­ren im Aus­land (schon allein des­we­gen weiß ich, dass im Aus­land sein nicht immer toll ist) und bin seit eini­ger Zeit Selbst­stän­dig im Netz. Für mich ist das eine tolle Sache: Ich bin nun nicht nur finan­ziel unab­hän­gig, son­dern auch orts­un­ab­hän­gig. Ich bin nicht an die Urlaubs­tage eines Arbeits­ge­ber gebun­den und kann bei Heim­weh ein­fach für län­gere Zeit nach Deutsch­land zurück. Im Ange­stell­ten­ver­hält­nis ginge das nicht – da bekäme ich viel­leicht 10 Urlaubs­tage pro Jahr (!!). 

    Super ist orts­un­ab­hän­gi­ges Arbei­ten auch, wenn man Fami­lie und Beruf nicht von­ein­an­der tren­nen will. Ich habe keine Kin­der, aber wenn, kann ich mei­nen Beruf trotz Kin­dern wei­ter­füh­ren. Viel­leicht nicht ganz im glei­chen Auß­maß, aber aus dem Berufs­le­ben aus­schei­den muss ich nicht.

    Für mich sind das die wich­tigs­ten Vorteile.

  20. Monika says:

    Schön geschrie­ben, vor allem, weil beide Sei­ten beleuch­tet wer­den. Alles hat eben seine zwei Sei­ten und ich denke die Auf­gabe jedes Ein­zel­nen ist es eben her­aus­zu­fin­den, auf wel­cher die­ser Sei­ten er gerade ste­hen möchte und die „Oppor­tu­ni­täts­kos­ten“ dafür zu zah­len. Und das Gute daran ist, dass man im Laufe sei­nes Lebens immer wie­der alles über­den­ken und umstruk­tu­rie­ren kann (… und sollte) LG Monika

  21. Ich bin eben durch Zufall auf dei­nen Bei­trag gesto­ßen (bei der Suche nach dem Link zur Digi­ta­len Noma­den Kon­fe­renz in Ber­lin ;). Ich bin recht frisch in dem Thema und denke dar­über nach, irgend­wann mal mehr oder weni­ger dau­er­haft zu rei­sen und bin seit ein paar Wochen dabei mich dar­über zu infor­mie­ren… und dei­nen Ein­druck kann ich nur bestä­ti­gen! Rat­ge­ber und eBooks zum Thema sind sicher­lich ein stück­weit inter­es­sant, aber das Wich­tigste – die eigene Ein­stel­lung und das „sich drauf ein­las­sen“ und Aus­pro­bie­ren, ist m.E. viel wich­ti­ger als ein per­fekt durch­dach­ter Plan. „Nomade“ finde ich auch irgend­wie viel zu auf­ge­bla­sen. Aber was weiß ich schon, bin ja neu hier. ;-)

    1. Hi Mandy,
      dau­er­haft rei­sen und Geld ver­die­nen ist ne tolle Sache, bestimmt… Aber ob das Geld ver­die­nen mit einem guten „Reise„blog ver­ein­bar ist, da habe ich meine Zweifel!
      Ich glaube dass da momen­tan ein klei­ner Gold­rausch statt­fin­det, und unter Umstän­den nur die ver­die­nen, die die Pfan­nen verkaufen.
      Aber das ist ja kein Grund aufs Rei­sen und Schrei­ben zu ver­zich­ten :-) Viel Spaß dabei!

  22. Simon says:

    Vie­len Dank für den erfri­schen­den Artikel.

    Lei­der geben die Leser­zah­len den „Digi­ta­len Noma­den“ recht.
    Man sagt „Die ein­zi­gen Blogs, mit denen Geld ver­dient wird, sind die­je­ni­gen, wel­che übers Geld ver­die­nen schrei­ben“. So scheint es auch in der Rei­se­blog­ger­szene zu sein. 

    Es ist nun­mal so, dass die erfolg­rei­chen (Backpacker-)Blogs in ers­ter Linie damit ange­ben, frei zu sein. Die Leser inter­es­siert das offen­bar. Wenn es den Blog­gern zusätz­lich gelingt, sich selbst als das ein­zig Wahre dar­zu­stel­len, sind viel Leser hörig. Das ist schlicht nicht abzu­strei­ten – die Zah­len geben ihnen recht. 

    Es ist daher schwer, nicht im sel­ben Strom mit zu schwim­men, als neues oder klei­nes Rei­se­blog, wel­ches gele­sen wer­den will.

    Liebe Grüsse aus Mexiko.
    Simon

    1. Hi Simon,
      was einen Rei­se­blog defi­niert, ist ja sehr offen. Ich per­sön­lich sehe das aber recht eng: Ein Blog, der über das Geld­ver­die­nen schreibt, ist für mich ein Rat­ge­ber-Blog. Ein Rei­se­blog erzählt vom Rei­sen. Und: ja, mit Geschich­ten Geld zu ver­die­nen ist schwer bis unmög­lich. Aber muss das denn über­haupt sein?
      Liebe Grüße!

  23. Hi Johan­nes. Mir gefällt, wie dif­fe­ren­ziert du schreibst. Und ich stimme dir in allem zu. Vor allem im Punkt Hei­mat. Und dass, obwohl ich als „echte Noma­din“, die über Jahre in einem Land lebt und mit Fami­lie von Pos­ten zu Pos­ten zieht, ein ver­meint­lich beque­me­res Leben habe. Aber die Sehn­sucht nach den alten Freun­den und Bin­dun­gen zer­reißt mich jedes Mal, wenn ich ein Land ver­lasse, und sie lässt sich auch nicht beschönigen!

  24. Danke für dei­nen inter­es­san­ten Bei­trag. Ich habe die vie­len Kom­men­tare gele­sen und finde, dass jeder selbst ent­schei­den sollte, wel­chen Lebens­weg er der­zeit für rich­tig hält. Einen macht es eben glück­lich, mona­te­lang mit wenig Geld und einem Ruck­sack durch die Welt zu zie­hen und von über­all zu arbei­ten. Ein ande­rer arbei­tet lie­ber von sei­ner Home­base aus, ver­bringt seine Frei­zeit mit sei­ner Fami­lie und sei­nen Freun­den und fährt jedes Jahr für nur 3 Wochen in den Urlaub, lässt es dann aber so rich­tig krachen. 

    Hut ab, für den Mut vie­ler Rei­sen­den, ein­fach den Kof­fer zu packen und um die Welt zu rei­sen. Die Mög­lich­keit beim Rei­sen zu arbei­ten, auch wenn dies die Rei­se­er­leb­nisse schmä­lert, finde ich super, denn so kommt Geld in die klamme Rei­se­kasse und die Reise wird län­ger und viel­leicht auch aufregender. 

    Ich wähle zur Zeit den gol­de­nen Mit­tel­weg. Ich habe eine gemüt­li­che Home­base, einen lie­be­vol­len Ehe­mann, einen fes­ten Job und tolle Freunde. Aller­dings packt mich in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den das Rei­se­fie­ber und ich steige ins nächste Flug­zeug – am liebs­ten mit mei­nem Ehe­mann, denn ohne ihn ist das Rei­sen nur halb so schön.

    1. Abso­lut, Jana, keine Frage! Aber ich finde, das man trotz­dem sich Gedan­ken über man­che Ent­wick­lun­gen machen muss – alles hat ja auch eine Außen­wir­kung. Und die ver­mit­telt manch­mal ein unaus­ge­wo­ge­nes Bild eines Lebens­stils. Darum ging es in mei­nem Artikel.

  25. Christian Roth says:

    Hat meine Recher­che zum Thema ‚Digi­ta­les Noma­den­tum‘ sehr berei­chert. Mich ner­ven diese Heils­ver­spre­chen unge­mein, ich lese aus den meis­ten Blogs fol­gen­des heraus:
    * Ich will auch Tim Fer­ris sein.
    * Jeder muss mein eBook kau­fen bzw. seine Email-Adresse ein­tra­gen damit ich ihn ner­ven kann.
    * Wie mache ich es, dass jeder meine Ama­zon-Links anklickt?
    * Alles ist so ‚EASY‘.
    * Wie ver­diene ich Euro und kann die dann in einem Ent­wick­lungs­land ausgeben.
    * Jeder ist Social-Media-Experte.
    Ich suche den rich­ti­gen Weg, aber Recher­chen im Netz sind dazu schwierig.

  26. Caroline says:

    Wenn ich mit Men­schen mit Dop­pel­haus­hälf­ten und fes­ten Jobs rede, spüre ich auch von ihrer Seite mis­sio­na­ri­schen Eifer. Begegne nur ich so vie­len Men­schen, die mir raten, irgend­wann „rich­tige Arbeit“ zu suchen, so vie­len Recht­schaf­fen­den, die mich auf meine „Rea­li­täts­flucht“ hinweisen?Vielleicht ist das, was hier als Mis­sio­nie­ren emp­fun­den wird, eher eine Recht­fer­ti­gung ihnen gegen­über? Die Dop­pel­haus­men­schen sind doch gesell­schaft­lich viel eher aner­kannt, viel­leicht wird nur das Bild gerade gerückt, das so lange schief hing.

    1. Inter­es­san­ter Punkt! Da gibt es sicher sehr fest­ge­fah­rene Vor­stel­lun­gen, und dem­entspre­chende Ansprü­che an viele, die nicht danach leben. Ich weiß aber nicht, ob ein ähn­li­ches Ver­hal­ten, nur im ande­ren Extrem, die Lösung ist… Mich über­zeugt es nicht – nach wie vor meine ich nicht den Lebens­stil, son­dern die Art und Weise der Verkündung.

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  30. Claudia says:

    Schö­ner Bei­trag! Ich schließe mich mal Guido wei­ter unten an. Mit Anfang 20 war ich mir auch sicher, dass ich nie­mals Kin­der haben, für immer unge­bun­den durchs Leben zie­hen und eine eigene Fami­lie nie­mals auf mei­ner Wunsch­liste ste­hen würde. Als Free­lan­cer brauchte ich auch „damals“ schon nur mei­nen Lap­top zum Arbei­ten und konnte ihn theo­re­tisch auf­klap­pen, wo ich wollte. Nur nannte man das in der Zeit noch Frei­be­ruf­ler und nicht Nomade ;) Auch heute arbeite ich noch remote, manch­mal im Aus­land, manch­mal im Cof­fee­shop und gerne auch am hei­mi­schen Küchen­tisch. Den habe ich, mit zwei Kids, nach denen dann doch irgend­wann der Wunsch auf­kam, durch­aus schät­zen gelernt, da sich wech­selnde WG-Zim­mer nur bedingt als Unter­kunft für den Nach­wuchs eig­nen. Auf Rei­sen sind wir immer noch viel – das geht auch mit Kid­dies im Gepäck. Und ist außer­dem rich­tig span­nend, weil es einem ganz neue Blick­win­kel eröff­net. Inso­fern lese ich mit mei­nem „alters­wei­sen“ ;) 36 Jah­ren die Berichte der „digi­ta­len Noma­den“ immer mit einem fröh­li­chen und leicht nost­al­gi­schen Schmu­zeln. Viel wich­ti­ger, als einen Lebens­stil irgend­wie zu benen­nen, ist es doch ihn zu genie­ßen und dabei offen dafür zu blei­ben, dass sich das Leben in 10 Jah­ren viel­leicht ganz anders – aber auch gut – anfühlt.

    1. „Viel wich­ti­ger, als einen Lebens­stil irgend­wie zu benen­nen, ist es doch ihn zu genie­ßen und dabei offen dafür zu blei­ben, dass sich das Leben in 10 Jah­ren viel­leicht ganz anders – aber auch gut – anfühlt.“
      Das finde ich eine groß­ar­tige Ein­stel­lung. Danke, Claudia!

  31. Pingback:Warum das Leben als digitaler Nomade Nichts für Dich ist | flocblog

  32. Desiree says:

    Dein Text spricht mir aus der Seele! 

    Immer wenn ich auf bestimmte Rei­se­blogs stoße, frage ich mich, ob ich ein digi­ta­ler Nomade wer­den muss, nur um Blog­gen zu dür­fen oder mit mei­nem Leben zufrie­den zu sein. Ich meine, was spricht dage­gen, sein Leben Zuhause zu leben (das muss jetzt nicht Deutsch­land sein, Aus­wan­dern ist erlaubt) – mit dem ganz nor­ma­len All­tag?! Natür­lich ist Rei­sen schön. Aber inwie­weit reise ich über­haupt noch ent­spannt, wenn ich eigent­lich neben­bei einen Job zu machen habe?

    Ich jeden­falls bin seit zwei Mona­ten unter­wegs und freue mich schon jetzt ab und zu auf „Zuhause“: meine Fami­lie, meine Freunde. meine Stadt, …
    Und ganz ehr­lich: ich hoffe, dass ich einen Beruf ergrif­fen habe, den ich noch lange mag. Da macht es mit dann auch nichts aus nur einige Wochen im Jahr auf Rei­sen zu sein. Viel­leicht ist das ja das wahre Pro­blem der digi­ta­len Noma­den: Sie haben sich selbst nicht gefun­den und ihr pro­pa­gier­tes Leben ist eigent­lich nur eine Flucht … Mehr nicht.

    1. Hallo Desi­ree, groß­ar­tig, wenn man einen Job hat, der wirk­lich Freude macht! Ist aber sicher­lich schwer, so etwas zu ver­all­ge­mei­nern, man­cher ist viel­leicht zufrie­den mit völ­lig ande­ren Dingen.
      Am Ende geht es vor allem um die Kom­mu­ni­ka­tion, finde ich. Begeis­te­rung ist natür­lich toll – wenn aber die Begeis­te­rung zum Geschäft wird, wird es komisch.

  33. Oli says:

    Eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Thema digi­ta­ler Noma­dis­mus gibt es lei­der tat­säch­lich nur sehr sel­ten. Dabei ver­deckt diese ganze Roman­ti­sie­rung eines „neuen“ Lebens­stils, dass die­ser Lebens­ent­wurf auch ein paar ganz prak­ti­sche Pro­bleme mit sich bringt.

    Ich war auch eine Weile digi­ta­ler Nomade – aller­dings zu einer Zeit, als die­ser Begriff noch nicht so gebräuch­lich war. Meine Erfah­run­gen dazu fin­dest du hier: http://www.goo.gl/6LleaB

    Ich habe das wohl nicht beson­ders klug ein­ge­fä­delt. aber bei mir war die Bilanz am Ende eher so, dass ich mir unter­wegs für sehr wenig Geld den Urlaub rui­niert habe. Denn wenn du Ter­mine ein­hal­ten musst, dann ist das gerade in Län­dern wie Indien (wo ich damals war) eine grosse Qual. Mit einem bes­se­ren Kon­zept und ver­nünf­ti­ge­ren Ein­nah­men würde ich es aller­dings wohl wie­der machen.

  34. Pingback:Bloggen ist nicht alles |

  35. Sehr schö­ner Arti­kel, der zum Nach­den­ken anregt. 

    Hier meine Gedanken: 

    Die Bezeich­nung Digi­ta­ler Nomade mag unprä­zise sein, aber daran sollte man sich nicht auf­hän­gen. Wie Tim schon geschrie­ben hat, geht es um die Mög­lich­kei­ten, die ein orts­un­ab­hän­gi­ges Arbei­ten mit sich bringt – fokus­siert auf das Thema Rei­sen. Denn – und das ist Fakt – das orts­un­ab­hän­gige Arbei­ten ermög­licht es tat­säch­lich wäh­rend einer Reise Geld zu ver­die­nen und kann damit für man­che die Lösung sein, ohne die sie viel­leicht gar­nicht auf Rei­sen gegan­gen wären. Das alleine ist bemer­kens­wert und wäre vor – sagen wir mal 15 Jah­ren – in der Form nicht mög­lich gewe­sen. Dass eine sol­che Reise dann anders ablau­fen muss, als eine, auf die man vor­her gespart hat, und nicht auf Ein­nah­men ange­wie­sen ist, liegt auf der Hand. Von „Urlaub“ würde ich hier nicht spre­chen. Eine mehr­mo­na­tige Reise bezeichne ich aller­dings auch nicht als Urlaub. 

    Das Digi­tale Noma­den­tum ist ein (Reise-)Konzept, das seine Berech­ti­gung hat. Es hat Vor- und Nach­teile. Jeder muss selbst ent­schei­den, ob es das Rich­tige für ihn ist. Dafür wären etwas dif­fe­ren­zierte Arti­kel in der Tat hilfreich. 

    Bei den The­men „Weg­sein“ und „Hei­mat“ möchte ich die köl­sche Redens­art zitie­ren „Jeder Jeck ist anders“. Soll hei­ßen: Dem Einen sind lang­jäh­rige Freunde und die Fami­lie sehr wich­tig, der Andere fin­det seine Erfül­lung eher in den losen und unver­bind­li­chen Bekannt­schaf­ten auf Rei­sen. Auch hier muss jeder wis­sen, was für ihn rich­tig ist. Wer das nicht weiß, kann das auf Rei­sen ver­si­chen herausfinden. 

    In die­sem Sinne: Gute Reise euch allen!

    1. Hi Robin, bei den Punk­ten zu Weg­sein und Hei­mat gebe ich dir Recht, für jeden sind unter­schied­li­che Dinge wich­tig, in unter­schied­li­chen Pha­sen. Was das Wort Nomade angeht, bin ich etwas ande­rer Mei­nung: Ich finde schon wich­tig, wel­che Begriffe man ver­wen­det. Aber das ist viel­leicht eine per­sön­li­che Sache…
      Gute Rei­sen auch dir!

    2. Hey Flo­rian,
      ich sehe viele Punkte, die du in dei­nem Arti­kel beschreibst, anders, aber das werde ich fai­rer­weise auf dei­ner Seite kommentieren :-)

  36. Michael says:

    Danke für die­sen Arti­kel, für den es mehr als Zeit wurde.

    Die ‚Digi­tale Noma­den Bewe­gung‘ ist für mich die bis­her per­ver­ses­ten For­men unse­rer Kon­sum- und Weg­werf­ge­sell­schaft was inso­fern iro­nisch ist, da digi­tale Noma­den in ihren Blogs ja gerade einen auf Konsumverweigerer/​Fight Club Null­punk­ter etc machen. Aber das ist natür­lich eine Selbst­lüge – denn hier geht es ja darum, nur noch mehr kon­su­mie­ren zu kön­nen, indem man in EUR ver­dient und z.B. Baht aus­gibt – anders herum wird es ja kaum funk­tio­nie­ren – und man kann sich somit um sein Geld noch mehr kau­fen. Bil­lig­flüge machen Fern­ei­sen zum Mas­sen­pro­dukt, das man sich jeder­zeit leis­ten kann – allzu leicht ver­gisst man dabei, wie viel Kero­sin dabei ver­braucht wird, eine Maschine in die Luft zu bewe­gen – Kero­sin das mühe­voll aus der Erde gepumpt wurde und in etwa nur noch die­ser und ein paar wei­te­ren Gene­ra­tio­nen zur Ver­fü­gung ste­hen wird. 

    Weg­ge­wor­fen wird das eigene Land/​die Hei­mat und alles was dort an sozia­len Errun­gen­schaf­ten auf­ge­baut wur­den – es tut mir auch weh, wenn ich meine Steu­er­ab­rech­nung sehe, aber, wenn ich die sozia­len Stan­dards in den ange­prie­se­nen, fer­nen Län­dern ansehe, weiss ich, warum ich so hohe Abga­ben zah­len muss.

    Sollte das digi­tale Noman­den­tum zum Mas­sen­phä­no­men wer­den – was nat. sehr unwahr­schein­lich ist, würde das wohl keine Volks­wirt­schaft ver­kraf­ten. Sagt auch eini­ges über die­ses ego­is­ti­sche Lebens­kon­zept aus.

    Last but not least denke ich mir auch, dass sich digi­tale Noma­den ja genau das, was sie ja an den fer­nen Län­dern suchen durch ihr Ver­hal­ten selbst zer­stö­ren. Sie brin­gen die gestresste iphone Gesell­schaft an den weis­sen Strand in einem Para­dis.. Jeder glotzt nur noch in sein Device – zwi­schen­mensch­li­che Ver­glet­scherung, da alles digi­tal ist. 

    http://imgur.com/lDpRGSN

  37. Pingback:Kommentar: Was dir die digitalen Nomaden nicht verraten | Weltreiseforum: Die Informationsquelle für Individualreisende

  38. Steve says:

    Hey Johan­nes,

    ich finde gute das sich mal jemand mit dem Thema kri­tisch aus­ein­an­der­setzt. Jedoch gibt es für mich hier kein rich­tig oder falsch, nur: ver­schie­dene Lebensentwürfe.
    Den „rich­ti­gen“ und „ein­zi­gen“ Lebens­stil gibt es nicht – nur den der einen per­sön­lich glück­lich macht. Ich rate jedem es ein­fach selbst aus­zu­pro­bie­ren und sich auf die­sem Expe­ri­ment des­öf­te­ren kri­tisch zu hinterfragen. 

    Ich habe zuletzt 7 Monate noma­disch in Süd­ame­rika ver­bracht und fand es die ers­ten 5 Monate groß­ar­tig, danach hat sich so lang­sam eine gewisse Rei­se­mü­dig­keit ein­ge­schli­chen. Hier­durch hat auch die qua­li­tät mei­ner Arbeit als Video­grapher gelit­ten. Daher habe ich mich dazu ent­schie­den eine feste Hei­mat oder Basis zu haben und damit ver­bun­den auch ein feste Büro. Dies heißt jedoch nicht das ich mei­nen Job auf­gebe – ich gehe es nun­mehr in Etap­pen an, als Teil­zeit­no­made sozusagen.
    Das macht mich glück­lich und wenn ich mag bin ich für 2–3 Monate woan­ders, mit dem Wis­sen um einen Ankerpunkt.

    Dies ist kein Wett­be­werb und es geht auch nicht darum sei­nen Freun­den etwas „viel bes­se­res“ vor­zu­le­ben, sei es nun als Nomade, Teil­zeit­rei­sen­der oder Beamter.

  39. Jenny says:

    Danke für die­sen ver­ba­len „Aus­bruch“ :-)
    Ich möchte den vie­len inter­es­san­ten Gedan­ken noch hin­zu­fü­gen: Mei­ner Mei­nung (und Erfah­rung) nach kann man nicht wirk­lich gleich­zei­tig rei­sen und arbei­ten. Ich meine, doch, klar, das geht: Als freie Lek­to­rin ist es mir prin­zi­pi­ell egal, wo ich mei­nen Lap­top hin­stelle. Und da ich meine Fami­lie auf Rei­sen immer dabei habe, fal­len Heim­weh und soziale Iso­lie­rung auch weg.
    Aber wenn ich daran denke, wie oft ich schon ver­zwei­felt auf der Suche nach Wifi war, weil ich drin­gend Dead­lines ein­hal­ten musste, oder wie viele Aus­flüge mit mei­ner Fami­lie ich ver­passt habe, weil ich in der Zeit eben arbei­ten musste (und da war es kaum ein Trost, dass ich beim Tip­pen nicht am Schreib­tisch, son­dern auf mei­ner Iso­matte im feucht­kal­ten Zelt saß), dann kann ich mir so ein Leben nicht wirk­lich dau­er­haft und prak­ti­ka­bel vor­stel­len. Das ist für mich ein­fach kein „Rei­sen“.
    Viel­leicht ist das auch ein Grund, warum die meis­ten (nicht alle, Guido! Ich kenne einige amerikanische/​englische Fami­li­en­rei­se­blogs) „digi­ta­len Noma­den“ kin­der­los und jung sind: Sie prei­sen eine Phase ihres Lebens als DEN Lebens­ent­wurf, weil sie ein­fach noch nicht rea­li­siert haben, dass das lang­fris­tig gar nicht soo sehr fetzt. Na, wer­den sie schon noch mer­ken – und bis dahin lese ich ein­fach andere Blogs ;-)

    1. Tim says:

      Ich muss ein­fach mal mei­nen Senf zu der Wifi-The­ma­tik und den Fami­li­en­aus­flü­gen abge­ben: Das ist eine ganz andere Form des Rei­sens. Wer sich z.B. 4 Wochen oder auch 4 Monate an einem Ort auf­hält, bevor er wei­ter­zieht, der wird keine Pro­bleme mit Wifi und Fami­li­en­aus­flü­gen haben. Wer zudem in der „Com­mu­nity“ gut ver­netzt ist, der hat auch NULL Pro­bleme, gutes Wifi zu fin­den. Ein Post oder eine Mail in der rich­ti­gen Gruppe, und du weißt, wo du am bes­ten arbei­ten kannst. Arbei­ten und rei­sen geht wun­der­bar, man muss es nur pro­fes­sio­nell ange­hen, und dabei das Arbei­ten als Prio­ri­tät 1 sehen und das Rei­sen erst als Prio­ri­tät 2, und nicht umgekehrt.

  40. Tim S. says:

    In 2 Punk­ten kön­nen die Mei­nun­gen SEHR weit aus­ein­an­der gehen, finde ich:

    1. „Nomade“ und „Hei­mat“ kann jeder defi­nie­ren und benut­zen wie er lus­tig ist.

    Warum?

    Weil wir FREI sind. Lei­der ist es gerade „typisch deutsch“, sich dar­über auf­zu­re­gen, wenn bestimmte Begriffe anders ver­wen­det wer­den, als man es gerne hätte.

    2. Es gibt tat­säch­lich Men­schen, die KEINE feste Hei­mat brau­chen. Ja, es gibt sogar Men­schen, die KEINE Freunde oder Fami­lie stän­dig vor Ort brauchen.

    Wenn Men­schen die­ser Art glück­lich genug mit sich ganz allein sind, dann kön­nen sie das doch auch als „DEN Life­style“ anprei­sen, oder nicht?

    Ich finde für mei­nen Teil viel wich­ti­ger, dass durch die gan­zen „Digi­ta­len Noma­den“ es auch hier in Deutsch­land immer mehr in die Öffent­lich­keit rutscht, DASS man im Inter­net sein Geld ver­die­nen kann.

    Statt däm­li­chen Dis­kus­sio­nen über Grund­ein­kom­men sollte man eher spe­zi­elle Grün­dungs­zu­schüsse für Inter­net-Grün­der in Betracht ziehen.

    Warum?

    Weil im Inter­net die Zukunft unse­rer gesam­ten Gene­ra­tion liegt. Wer sich heute noch 5–7 Jahre via Stu­dium auf einen fest­ge­leg­ten Beruf vor­be­rei­tet, wird in weni­gen Jah­ren einen MORDSSCHRECK erleben.

    Denn in den kom­men­den 10 Jah­ren ver­geht der Fort­schritt so schnell wie in den ver­gan­ge­nen 100(!) Jah­ren insgesamt.

    Da kön­nen KEIN Stu­dium, KEINE Aus­bil­dung und KAUM Ange­stell­ten-Eltern dar­auf vor­be­rei­ten. Denn sie alle ken­nen nichts ande­res als „siche­ren Job suchen“.

    Mehr dazu fin­det ihr ab und zu auf mei­nem Blog – bald auch in Videoform.

    Wer Eng­lisch kann, sollte DRINGEND nach „Ray Kurz­weil – Sin­gu­la­rity“ bei You­tube suchen.

    Bis bald,

    MfG

    Grea­tim

    1. Guido says:

      Grün­dungs­s­zu­schüsse für Inter­net-Grün­der statt Grund­ein­kom­men? Siche­rer Job? Stu­dium sinn­los? Sorry, aber Du bist nicht visio­när, son­dern kilo­me­ter­weit von den Rea­li­tä­ten in die­ser Welt ent­fernt. Wenn ich den Text auf Dei­ner hier ver­link­ten Web­site lese: Ich könnte nicht mehr in den Spie­gel schauen, wenn ich so etwas abson­dern würde. Da bin ich dop­pelt froh, nicht den „Mobi­len Inter­net-Life­style“ zu leben und meine Groß­mutter und Kin­der mit Schnell­ball­sys­te­men zum Blog­gen brin­gen zu müssen.

    2. Reinsch says:

      Wir brau­chen also noch mehr Leute die ihr Geld ver­die­nen indem sie einen Blog schrei­ben in dem sie erzäh­len wie sie ihr Geld ver­die­nen indem sie die­sen Blog schrei­ben… ähm…

  41. Siola says:

    Zu gros­sen Tei­len kann ich deine Punkte ganz gut nach­voll­zie­hen. Und: über das Klein­ge­druckte und die Kehr­seite des Rei­sens zu berich­ten, hat noch kei­nem Blog gescha­det. Im Gegen­teil. Bei mir fand sowas oft sogar mehr Leser.
    Dem Begriff „digi­ta­ler Nomade“ würde ich jedoch kei­nes­falls der­mas­sen viel Auf­merk­sam­keit wid­men. Denn mei­ner Ansicht nach ent­behrt er jeder Logik. Über­le­ben wird diese Wort­hülse also ohne­hin nicht. Der­zeit hilft sie aller­dings Phra­sen­dre­scher von pas­sio­nier­ten Rei­sen­den zu unter­schei­den, was ein Gutes hat.
    Ich bin mir nur nicht sicher, wie sinn­voll es ist, das Glücks­rad der über­hö­hen­den Worte noch wei­ter zu dre­hen und in die­sem Kon­text von Heils­brin­gern und Reli­gion zu schrei­ben und das zu kri­ti­sie­ren. Die breite Masse an Rei­se­blogs und der Bericht­erstat­tung lie­fert ledig­lich manch­mal lei­den­schaft­li­che manch­mal tro­ckende Ein­bli­cke in den All­tag einer Lang­zeit­reise. Nicht mehr und nicht weni­ger. Die­je­ni­gen, die sich dort­hin ver­ir­ren, haben meist auch eine Schwä­che fürs Rei­sen und füh­len sich unter­hal­ten oder gar infor­miert. Aber von kei­nem der Blogs, die ich je gele­sen habe, habe ich mich genö­tigt gefühlt zu rei­sen. Men­schen mit einer gut ent­wi­ckel­ten Mei­nung las­sen sich davon nicht beein­dru­cken. Es ist wohl noch kei­ner gereist weil es ihm ein Blog schön­ge­re­det hat. Und es hat sich wohl noch kei­ner mit sei­ner hart erar­bei­te­ten Dop­pel­haus­hälfte, sei­nem Auto in der Garage und sei­nem jähr­li­chen 14-Pau­schal­ur­laub mit Reise-Lob­hu­de­lei-Berich­ten her­ab­ge­setzt gefühlt, weil ein paar Medien das Rei­sen zum Non­plus­ul­tra für Jeder­mann glo­ri­fi­zie­ren. Rei­sen bleibt Rei­sen. Nicht mehr und nicht weniger.
    Und die­je­ni­gen die der­zeit durch­dre­hen vor lau­ter ulti­ma­ti­ven Rei­se­tipps wer­den schon noch mer­ken, dass damit bereits mit­tel­fris­tig kein Stück vom Kuchen abzu­krie­gen ist.

    1. Hi Siola!

      Das hier… „Und es hat sich wohl noch kei­ner mit sei­ner hart erar­bei­te­ten Dop­pel­haus­hälfte, sei­nem Auto in der Garage und sei­nem jähr­li­chen 14-Pau­schal­ur­laub mit Reise-Lob­hu­de­lei-Berich­ten her­ab­ge­setzt gefühlt, weil ein paar Medien das Rei­sen zum Non­plus­ul­tra für Jeder­mann glo­ri­fi­zie­ren.“ … sehe ich anders.

      Ich habe deut­lich das Gefühl, dass da medi­en­über­grei­fend Druck auf­ge­baut wird, bei dem der klas­si­sche Arbeit­neh­mer ein ziem­lich schlech­tes Gefühl bekom­men kann. Was unfair ist.

  42. Tim says:

    Ein ins­ge­samt schö­ner Arti­kel, dem ich aber in diver­sen Punk­ten wider­spre­chen möchte.

    Wie man es doch am Ende nennt, ist zweit­ran­gig. Dass die Bezeich­nung „Nomade“ etwas unpas­send ist, da muss ich in der Tat zustimmen. 

    Das „orts­un­ab­hän­gige Arbei­ten“ sollte in den Fokus gerückt wer­den. Auch ich habe mei­nen fes­ten Wohn­sitz, einen Part­ner (der eher sel­ten mit­reist) und bin auch „nur“ 3–5 Monate im Jahr unter­wegs. Sich dabei Nomade zu nen­nen, passt weni­ger. Aber irgend­wer hat sich die­sen Namen irgend­wann mal ausgedacht.

    Die Bril­li­anz die­ses Lebens­stils (wenn man ihn über­haupt als sol­chen bezeich­nen kann) liegt mei­ner Mei­nung eben darin, seine Arbeit von über­all aus­füh­ren zu kön­nen. Das schliesst auch all die Leute ein, die täg­lich im St. Ober­holz in Ber­lin sit­zen und ihre Arbeit bei Latte Mac­chiatto erle­di­gen, genauso wie sol­che, die zuhause arbei­ten wäh­rend sie auf ihre Kin­der aufpassen. 

    Man hat ein­fach so viele Mög­lich­kei­ten der Selbst­be­stim­mung. Das Rei­sen ist nur ein Aspekt davon. Jemand, des­sen gröss­tes Hobby aber das Rei­sen ist (und dazu zähle ich mich auch) muss sich diese Mög­lich­keit ein­fach zu nutze machen.

    Wie auch schon Patrick vor mir schrieb, das Thema zieht! Und daher muss man es auch in gewis­ser Weise den Lesern ‚ver­kau­fen‘, ohne jedoch dabei Dinge zu behaup­ten, die nicht stim­men. Wer aber sein Auto ver­kau­fen will, zählt auch nicht als ers­tes die Beschä­di­gun­gen an der Karos­se­rie auf.

    Die Kri­tik an zu wenig Selbst­kri­tik und Reflek­tion in Bezug auf das Thema ist berech­tigt. Ich nehme sie an und ver­spre­che als einer der ‚digi­ta­len Noma­den Blog­ger‘ auch ein­mal mehr die nega­ti­ven Sei­ten zu durchleuchten.

    1. Marco says:

      Ich kann mich zu 100% mit Tim’s Aus­sa­gen identifizieren!
      Wie etwas benannt wird oder in wel­cher Form man das Orts­un­ab­hän­gige Arbei­ten für sich nutz ist doch individuell!
      Warum muss so etwas über­haubt bewer­tet werden?
      Aber ich finde auf jeden­fall auch, dass man auch mal über die „unan­ge­neh­me­ren“ The­men schrei­ben kann/​soll. Werd ich mir auf jeden­fall zu Her­zen nehmen.

    2. Hi ihr bei­den, in einem Punkt möchte ich leise wider­spre­chen: Ich finde es nicht uner­heb­lich, wie man etwas nennt. Dafür gibt es ja Worte, dass sie Sinn erge­ben. Gerade für jeman­den, der mit Wor­ten arbei­tet, sollte es nicht rei­chen zu sagen: Das ist halt so. Wenn es kei­nen Sinn ergibt, muss man sich was neues ausdenken :)

  43. Guido says:

    Was immer wie­der auf­fällt: Gefühlte 90 Pro­zent der „Digi­tal-Noma­den“ sind jung, Sin­gle, kin­der­los. Wei­tere 10% sind junge, kin­der­lose Paare. Kin­der kom­men bei Digi­tal-Noma­den in der Regel nicht vor. Wäre das digi­tale Noma­den­tum tat­säch­lich der ein­zig wahre Lebens­weise und mehr als eine kurze Epi­sode im eige­nen Leben, dann würde sich unsere Spe­zies anschei­nend ausrotten.

    Diese Erde hat unglaub­lich viele unfass­bar schöne Ecken (und eben so viele bru­tal häss­li­che Ecken). Viel davon zu sehen, berei­chert das eigene Leben unge­mein und erwei­tert den eige­nen Hori­zont. Ich werde immer ein Freund des Rei­sens sein und gerade jun­gen Leu­ten zum Rei­sen raten.

    Für rich­tig halte ich auch ein gewis­ses Maß an Mini­ma­lis­mus. Wie bekloppt zu arbei­ten, um mit dem ver­dien­ten Geld dann Sta­tus­sym­bole anzu­häu­fen, führt sicher auch nicht zu einem rei­chen, zufrie­de­nen Leben. 

    Ich wollte nie Kin­der – u.a. weil ich mir nicht vor­stel­len konnte, mit klei­nen Kin­dern durch Afrika zu rei­sen. Wenn andere auf Par­ties von ihren Kin­dern erzähl­ten, habe ich mich gezwun­gen, 3 mal mit aus­fge­setz­tem Lächeln freund­lich mit dem Kopf zu nicken und mich dann genervt und gelang­weilt weg­ge­dreht. Irgend­wann wur­den Par­ties zur Hölle, weil im Umfeld fast alle Kin­der hat­ten und nur noch über Kin­der spra­chen. Heute mit Kind reise ich immer noch – bald zusätz­lich ein­ge­schränkt vom deut­schen Schul­ka­len­der. Aber es geht über­ra­schend viel auch mit Kind. Und es macht Spaß. Ich erlebe vie­les aus einer zusätz­li­chen Per­spek­tive. Natür­lich wäre es ein­fäl­tig, das Glück der Erde nun aus­schließ­lich an eige­nen Kin­dern fest­zu­ma­chen. Kin­der kön­nen unfass­bar anstren­gend sein. Aber sie geben eben auch eine Art von Glück und Zufrie­den­heit, die das Rei­sen allein einem nie­mals geben kann. So lange man selbst keine Kin­der hat, kann man das nicht beurteilen.

    Die rich­tige Balance zu fin­den, aus Rei­sen, aus Kon­sum und Besitz, aus einem gewis­sen Maß an Spie­ßig­keit und ein paar wei­te­ren Punk­ten, das scheint mir die tat­säch­li­che For­mel zum Glück zu sein. Wenn man über­haupt mal über sol­che The­men nach­denkt und nicht blind den gera­den aktu­el­len Trend­gu­rus nach­rennt, die das digi­tale Noma­den­tum oder etwas ande­res zur ulti­ma­ti­ven Lebens­weise erklä­ren, dann ist man schon auf einem ganz guten Weg.

  44. Patrick says:

    Schö­ner Artikel.
    Ich bin ja – als Teil der Noma­den-Frak­tion, die keine ech­ten „Noma­den“ sind – selbst schon etwas ange­ödet von dem Thema und der mis­sio­na­ri­sche Eifer ist auch nicht mein Ding.
    Genauso öden mich aber auch Leute an, die jetzt vor­her­sag­bar ener­gisch zustim­men und mei­nen, dass das schon längst mal gesagt wer­den musste!

    Jeder soll sein Ding machen. Digi­ta­les Noma­den­tum muss nicht hei­ßen, dass man sei­nen Rei­se­blog pro­sti­tu­iert, wie hier in den Kom­men­ta­ren behaup­tet wird. Das wird genauso gut von eini­gen Pres­se­rei­sen­den betrie­ben – von ande­ren wie­derum nicht.
    Tat­sa­che ist, das Thema inter­es­siert viele Leute. Ich habe kürz­lich meine Leser gefragt, wor­über sie mehr lesen wol­len und was sie weni­ger inter­es­siert. Recht viele kön­nen auf The­men zum Noma­den­tum ver­zich­ten. Aber etli­che haben viele kon­krete Fra­gen. Und des­halb sind diese Infor­ma­tio­nen in den Blogs keine SEO-Texte. SEO wird hier völ­lig über­schätzt, da geht gar nichts! Es sind tat­säch­li­che Leser, die das wis­sen wol­len. Irgend­et­was zieht den Men­schen ein­fach dort­hin, wo von Rei­sen & Arbei­ten gespro­chen wird.

    Ich stimme aber zu, dass das über­schätzt wird. Ich bezweifle, dass irgend­je­mand glück­lich wird, nur weil er/​sie zum digi­ta­len Noma­den wird.

    1. Hi Patrick, mein Bei­trag ist sich keine aus­ge­wo­gene Abhand­lung über die­ses Noma­den­tum. Und gerade du schreibst tat­säch­lich span­nende Arti­kel über die ver­schie­de­nen Sei­ten, wie hier: http://www.101places.de/schatten-meiner-freiheit und hier: http://www.101places.de/langzeitreisender-vergiss-nicht-wo-du-herkommst
      Ich möchte nicht die­sen Lebens­stil kri­ti­sie­ren, son­dern ein­fach mehr sol­cher Arti­kel sehen!

  45. Tobias says:

    Schöne Gedan­ken zum Thema. Es ist immer eine dif­fi­zile Balance zwi­schen „was bringt Traf­fic und Geld“ und „mache ich noch warum ich ange­fan­gen habe zu rei­sen und bloggen?“

    Am Ende sind unsere Blogs so unter­schied­lich wie wir und unsere Lebens­stile, laut oder leise, rat­ge­bend oder erzäh­lend. Gegen Unsi­cher­heit sind 10-Punkte-Pläne manch­mal meine Check­list und für’s Herz bin ich oft und gerne bewegt von tol­len Geschich­ten, Begeg­nun­gen und Fund­stü­cken (erwähnte ich, dass ich die gerade gesam­melt habe? ;)).

    Danke für dei­nen Arti­kel und den Denk­an­stoß, auf Rei­sen nicht immer gleich nach dem Wlan zu fragen :)

  46. Chris says:

    100% agree, Danke sehr für die­sen Artikel!

    Ich finde es auch toll, wenn jeder Mensch sein per­sön­li­ches Lebens­glück fin­det. Sei es mit dem bes­ten Part­ner der Welt zu Hause, mit einem tol­len Job im Aus­land oder eben mit dem so genann­ten digi­ta­len Noma­den­tum. Was aber mei­ner Mei­nung nach nicht geht – und da bin ich voll bei dir und bei den ande­ren Kom­men­ta­ren – ist das ewige Pre­di­gen die­ses Lebens­stils, sodass man sich schon fast schlecht vor­kom­men soll, wenn man kein sol­cher Digi­ta­ler Nomade ist. Das nimmt auf eini­gen Blogs überhand!
    Die­sen Begriff kann ich übri­gens auch nicht mehr hören. Des­we­gen hatte ich schon fast Angst, dei­nen Arti­kel zu lesen, der ja auch mit die­ser Über­schrift beginnt. ;-)

    Aber, ich gönne es den Freun­den der „digi­ta­len Noma­den“ (bin selbst zu viel­leicht 1/​3 einer) sehr, also bitte keine Neid-Debatte à la „ihr schreibt das doch bloß weil ihr selbst so einen Lebens­stil nicht schafft“.

    P.S.: In dei­nem Arti­kel gibt es zwei­mal „4.“ :-)

  47. Ich bin in 7 Jah­ren 13 mal umge­zo­gen und ich muss sagen, dass es Spaß gemacht hat, ich aber immer eine inner­li­che Leere in mir hatte. An jedem neuen Ort, hat mein Unter­be­wusst­sein gesagt, dass es ja eh nicht für lange ist. Das Regal braucht also nicht an die Wand, beim Date muss ich keine Gefühle inves­tie­ren und den Mixer, den ich eigent­lich wirk­lich wirk­lich toll finde, kaufe ich mir auch lie­ber nicht. Jetzt lebe ich seid 2 Jah­ren in Mün­chen und fühle das erste Mal im Leben so etwas wie Hei­mat. Ich reise immer noch, aber ich habe ein Basis­la­ger und so fühle ich mich sehr wohl.

  48. Jeremy Kunz says:

    Ein­mal mehr sehr gut geschrie­ben. Wie immer im Leben, gibt es kaum DIE Lösung für die Art zu leben, zu rei­sen, zu arbei­ten usw. jeder muss sei­nen eige­nen Weg fin­den, den Ihn glück­lich macht. Ob digi­ta­ler Nomade oder nicht, das muss jeder für sich entscheiden.

    Zu sagen: Wenn du unter­wegs bist und arbei­test bist du glück­lich, halte ich für über­trie­ben. Viel­leicht ist es ja gar das Gegen­teil – unter­wegs zu sein, täg­lich einige Stun­den am Lap­top ver­brin­gen zu müs­sen stelle ich mir schreck­lich unlus­tig vor.

    Ich bin zur Zeit gerade in der Phase, in der ich in drei Mona­ten zu einer Reise mit „open End“ auf­bre­chen werde. Auch ich einer von denen, die unter­wegs arbei­ten wer­den. Auch ich einer von denen, die „die Frei­heit“ nut­zen, von über­all auf der Welt zu berich­ten und damit Geld zu verdienen.
    Doch das bringt einige Nach­teile mit sich. Nicht nur, das man sein Zuhause auf unbe­stimmte Zeit ver­lässt, viel­mehr sind es die Freunde, die gemein­sa­men Momente mit Bier in der Hand am Grill oder das schwim­men im Fluss oder eben, das man auch unter­wegs arbei­ten „muss“.

    In mei­nem Fall geht es mir darum, das ich mich in einer neuen, unge­wohn­ten und für mich her­aus­for­dern­den Umge­bung selbst ein Stück bes­ser ken­nen­ler­nen will. Einige Werte viel­leicht neu defi­nie­ren werde und ins­be­son­dere mir ein­fach auch mal viel Zeit für einen Ort nehme. Weit weg von „48 Stun­den in.…“ viel näher an „48 Tage in…“ da wird es unwei­ger­lich so sein, das man Men­schen und Orte näher ken­nen­lernt – selbst wenn man einige Stun­den pro Tag arbei­tet, geht man irgend­wann mal essen (Das hoffe ich zumin­dest ;) ). Das „digi­tale Noma­den­tum“ hilf mir dabei, das diese Reise län­ger dau­ern kann als sonst – weil auch wäh­rend der Reise Geld aufs Konto kommt. Wenn ich daran denke, wie viel Geld meine Eltern spa­ren muss­ten, um sich Ihre Back­pa­cker­reise nach Asien zu finan­zie­ren – da sind wir heute in einer gewis­sen Luxussituation.

    Es hat also viel mehr prag­ma­ti­sche als roman­ti­sche Gründe, diese Art des Rei­sens leben zu wol­len. Und ich würde mei­nen, das geht vie­len so, wel­che sich dafür ent­schie­den haben.

    Kann sein, das ich dies in eini­gen Mona­ten anders sehe – ich werde an den Kom­men­tar hier den­ken und Ihn kor­ri­gie­ren, wenn es nötig sein sollte ;)

    1. Hi Jeremy! Das Prag­ma­ti­sche, was du beschreibst, das ist ein wich­ti­ger Punkt. Ich hoffe auch, dass du zwi­schen­durch was zu Essen bekommst ;-)
      Ich möchte den Bei­trag eigent­lich nicht als Argu­men­at­tion gegen die­sen Lebens­stil ver­stan­den wis­sen, son­dern nur gegen die etwas extreme Ver­kün­di­gung. Die nicht nur auf Blogs statt­fin­det, son­dern eben auch bei Spie­gel Online, etc.
      Dir wün­sche ich auf jeden Fall eine fan­tas­ti­sche Tour!!

  49. Jana says:

    Oh man, du sprichst mir aus der Seele. Ich kann das Wort Digi­ta­ler Norm­ade schon nicht mehr ertra­gen. Klar liebe ich das Rei­sen, aber ich brau­che auch irgend­ei­nen Anker. Bei mir ist der nicht unbe­dingt an Orte gebun­den, son­dern eher an Per­so­nen. Aber ich kann ja schlecht meine ganze Fami­lie ver­don­nern mit mir durch die Welt zu zie­hen. Auch wenn ich manch­mal ganz gerne alleine reise: auf die Dauer wär das nix für mich. Und ich glaube auch, dass ich das Rei­sen nicht mehr wert­schät­zen könnte, wenn es erst­mal zu mei­nem „All­tag“ gewor­den ist…
    Liebe Grüße, Jana

  50. Danke für die­sen Bei­trag, der das wirk­lich viel roman­ti­sierte „Noma­den­tum“ ein­mal mit etwas Distanz betrach­tet. Mir geht es auch oft auf die Ner­ven, dass nie die Rede davon ist, dass so ein Lebens­stil auch Schat­ten­sei­ten bzw. einen Preis hat. 

    Das „Mis­sio­na­ri­sche“ hin­ge­gen stört mich gar nicht. Ich freue mich eher, dass die (oft sehr jun­gen) Blog­ger, die mit dem Viel­rei­sen gerade erst anfan­gen und noch völ­lig enthu­si­as­tisch-ver­blen­det sind, ihr Glück mit ande­ren tei­len wol­len und es ande­ren ermög­li­chen möch­ten, es ihnen nach­zu­tun, statt eifer­süch­tig ihre Tipps zu hüten.

    Du hast sicher Recht, die meis­ten von denen, die jetzt vom„Nomadentum“ schwär­men, wer­den irgend­wann von selbst mer­ken, dass man für tolle Begeg­nun­gen und „Reise“-Erlebnisse manch­mal nur einen Schritt vor die Tür tun muss. Viel­leicht muss man für diese Erkennt­nise auch eine Weile wild her­um­ge­reist sein, so war es jeden­falls bei mir. Wenn ich als Rei­se­freak vor 15 Jah­ren die Mög­lich­kei­ten gehabt hätte, die es heute im digi­ta­len Zeit­al­ter gibt, ich hätte mich wahr­schein­lich vor Begeis­te­rung über­schla­gen und wäre ganz uner­träg­lich vor lau­ter Enthu­si­as­mus gewesen :-)

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  51. Katja says:

    Danke für die kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Thema. In vie­len Blogs liest man ja mitt­ler­weile von nichts ande­rem mehr (in etwa „Die bes­ten Tipps wie Du beim Rei­sen Geld ver­dienst“)… Ich stelle mir immer die Frage, auf wie viele von den Lesern das zutrifft? Wie viele den­ken dar­über nach, alles ste­hen und lie­gen zu las­sen, Fami­lie und Freunde auf die Seite zu schie­ben und für eine unbe­grenzte Zeit (oder für immer) abzu­dü­sen? Und wie viele machen es dann auch? Mir ist es außer­dem etwas suspekt, sich digi­ta­ler Nomade zu nen­nen und den Lebens­stil im eige­nen Blog stets zu loben, nie jedoch die Schat­ten­sei­ten zu beleuch­ten. In die­sem Sinne, danke.

    1. Hi Katja, gerne! Ich möchte nicht über den Lebens­stil urtei­len (den ich ja in Tei­len auch lebe). Nur die mis­sio­na­ri­sche Ver­kün­di­gung geht mir auf die Nerven.

  52. Martin says:

    Danke – super Arti­kel! Aus­ser­dem sollte man beim unter­wegs sein auch nie ver­ges­sen wirk­lich zu rei­sen, manch­mal die Foto­aus­rüs­tung im Gäs­te­haus zu las­sen und ein­fach nur genies­sen tut auch gut, einige Tage ohne Wi-Fi zu ver­brin­gen, um das gehts doch irgend­wie auch beim reisen…danke für den ehr­li­chen Bericht! Lie­ber Gruss, Martin

    1. Hey Mar­tin, es fällt mir tat­säch­lich schwer, das Inter­net aus­zu­schal­ten, wenn es da ist. Umso bes­ser ist es, wenn es ein­fach kei­nes gibt… :-) Die Kamera hab ich aber immer dabei…

  53. Naninka says:

    Danke! Wie oft hatte ich bei man­chem Blogs schon das glei­che Gefühl… als würde man mich dazu bewe­gen wol­len, dass ich hier alles lie­gen und ste­hen lasse. Ja, manch­mal ist mir danach, und eine Zeit lang könnte ich das sicher auch genie­ßen. Aber was kommt dann? Nach einem hal­ben Jahr in Ham­burg habe ich meine Freunde und Fami­lie so ver­misst, das ich drei Monate spä­ter zurück nach Nürn­berg gezo­gen bin. Und wenn das nach einem gei­len Jahr auf Rei­sen, das ich mir zum Bei­spiel in Süd­ost­asien pro­blem­los auch leis­ten könnte, auch so ist? Dann komme ich zurück und muss die Freund­schaf­ten neu bele­ben, mich selbst neu ein­le­ben und am wich­tigs­ten: ich würde bei einer Neu­ein­stel­lung im glei­chen Bereich ca 800 Euro pro Monat (!!) weni­ger ver­die­nen. Sorry, da bleibe ich lie­ber und inves­tiere die 800 Euro in Reisen!

    1. Hi Nan­inka, die Idee beim Digi­ta­len Noma­den ist ja grund­sätz­lich, nicht wie­der nach einem Jahr zurück zu kom­men. Und das ist sicher nicht für alle das Rich­tige, genauso wenig wie es ein Jahr Welt­reise ist… :-)

  54. Digi­tale Noma­den sind NICHT frei! Ich weiß, es wird Gebets­müh­len­ar­tig wie­der­holt, immer und immer wie­der. Ich selbst ver­diene mein Geld im Web und habe auch ein­mal davon geträumt mit dem Lap­top um die Welt zu zie­hen. Mitt­ler­weile nicht mehr.

    1. Du bist pri­mär auf der Suche nach dem Web. Egal wo du hin­kommst, die erste Sorge ist, wo finde ich Zugang zum Web. Finde ich kei­nen, habe ich ein Pro­blem. Das kann je nach Gegend zum über­le­bens­wich­ti­gen Stress­pro­blem werden.

    2. Du ver­kaufst deine Seele. Um heut­zu­tage mit einer rei­nen Rei­se­website über­le­ben zu kön­nen, lan­dest du unwei­ger­lich irgend­wann bei Ver­mark­tungs­for­men die dir viel Fan­ta­sie abfor­dern um abends noch in den Spie­gel sehen zu kön­nen. Du schreibst dann näm­lich sehr schnell nicht mehr wor­über du schrei­ben willst, son­dern wor­über deine Kun­den geschrie­ben haben wol­len und von da ist es bis zur Schleich­wer­bung und dem Link­ver­kauf nicht mehr weit. Ende mit Freiheit! 

    3. Du kannst nicht abschal­ten – Nie­mals! Bist du im Urlaub kannst du machen was du willst. Arbei­test du, geht das eben nicht. Arbei­test du auf Rei­sen und im Web, arbei­test du immer. 24 Stun­den am Tag, 7 Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr. Es gibt keine Aus­zeit mehr, denn die kannst du dir gar nicht leis­ten und irgend­wann kannst du gar nicht mehr abschal­ten, selbst wenn das Geld rei­chen würde.

    Mag sein, dass es ein paar Leute gibt, die einen sol­chen Lebens­stil mögen und wer seine Seite in eng­li­scher Spra­che schreibt und inter­na­tio­nal ver­mark­tet hat sicher mehr Luft als ein rein deutsch­spra­chi­ger Blog, aber für die meis­ten Men­schen ist so ein Lebens­stil ein­fach nicht geeig­net. Ich per­sön­lich genieße den Luxus, Zuhause einen fes­ten Arbeits­platz mit einem gro­ßen Schreib­tisch zu haben, anstatt stän­dig den Lap­top auf den Knien zu balan­cie­ren. Auf Rei­sen die Fotos für meine Sei­ten zu machen, ist schon Stress genug.

    Ger­hard

    1. Elke says:

      Danke, dachte schon das lese ich nir­gends mehr. Ich sehe berufs­mä­ßi­ges Rei­se­blog­gen auch nicht als Befrei­ung. Bloß ein mobi­les Hams­ter­rad. Und irgend­wie wider­sprüch­lich, diese wer­be­fi­nan­zier­ten Aussteigerstories.

  55. Sonya says:

    Danke für den etwas ande­ren Blick auf das digi­tale Noma­den­tum. Du hast wich­tige Punkte ange­spro­chen über die es lohnt nach­zu­den­ken. Freund, Freunde und Fami­lie zu ver­las­sen ist nicht zu unter­schät­zen, auch wenn gute Freund­schaf­ten die Distanz pro­blem­los über­le­ben. Selbst Men­schen, die ein­fach nur oft umge­zo­gen sind, mer­ken wie sich Freund­schaf­ten ändern, wenn man nicht mehr am glei­chen Ort wohnt.

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