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das lächeln des lamaji. und am ende war alles für die tonne.

Halb acht in der Früh. Der Wecker klin­gelt. Wir müs­sen auf­ste­hen. Früh­stück gibt es bis halb neun! Der Mor­gen­a­pell beginnt pünkt­lich um 9.20 Uhr. Kurz machen wir uns frisch. Zeit für einen schnel­len Kaf­fee im Bett muss sein. Noch im Schlaf­an­zug dis­ku­tie­ren wir unsere Ideen für den heu­ti­gen Tag. Um 11 Uhr haben wir ein Meeting.
Wir öff­nen die Tür unse­res Trucks und bli­cken auf schnee­be­deckte Berge, das Gla­arks­house steht neben einer wun­der­schö­nen Gompa vol­ler bun­ter Gebets­fah­nen. 
Hand in Hand machen wir uns auf den Weg am Bach ent­lang zum Gäs­te­haus. Selbst nach fast drei Mona­ten auf etwa 4.000m Höhe geht uns beim zügi­gen Gehen noch die Puste aus. Dhia und Shawn, Zoe und Antoine sit­zen bereits beim Früh­stück. Tulup reicht uns Por­ridge und noch warme Cha­pati. Es gibt köst­li­chen hei­ßen Chai. Doch wir haben es eilig. Wir alle müs­sen zur Arbeit!

Arbeit? Nun. Als wir im Juni die­sen Jah­res beschlie­ßen, die Som­mer­mo­nate in Lad­akh zu ver­brin­gen und uns klar wird, dass wir mehr als genug Zeit für die­sen indi­schen Teil des Hima­laya haben wer­den, sind wir uns schnell einig, dass wir einige Wochen für eine sinn­volle Tätig­keit nut­zen wol­len. Da wir vom ehe­ma­li­gen König­reich Spiti – auch Little Tibet genannt – nur Außer­ge­wöhn­li­ches hören, tip­pen wir quasi mit dem Fin­ger auf die Land­karte und sagen „Okay, da soll es hin­ge­hen!“ Ohne viel dar­über zu wis­sen geschweige denn dort jeman­den zu ken­nen, bleibt uns nichts ande­res übrig, als das Inter­net zu befra­gen: Vol­un­tee­ring in Spiti! Uns den Vor- und Nach­tei­len des Vol­un­tee­rings bewusst sam­melen wir viele Infor­ma­tio­nen und stel­len bereits im Juni den Kon­takt zu einer klei­nen NGO in Kaza, der Haupt­stadt Spi­tis her. Es wer­den einige Mails aus­ge­tauscht und bald eini­gen wir uns auf eine Vol­un­tee­ring-Tätig­keit, die im August star­ten soll.

Als wir im August dann tat­säch­lich die Abzwei­gung vom bekann­ten und mitt­ler­weile sehr tou­ris­ti­schen Leh-Manali High­way über den Kunzum Pass ins Spiti Val­ley neh­men, sind wir uns im ers­ten Moment nicht mehr so sicher, die rich­tige Ent­schei­dung getrof­fen zu haben. Es reg­net. Es ist kalt. Es ist fins­ter. Das Tal wirkt äußerst bedroh­lich. Man warnt uns vor der gefähr­li­chen Straße, die nur von Mai bis Okto­ber befahr­bar und auf­grund von Lands­li­des oft tage- oder wochen­lang gesperrt sein soll. Unsere erste Nacht ver­brin­gen wir in einem unheim­li­chen Fluss­bett, umge­ben von Scha­fen und wil­den Pfer­den. Eigent­lich ganz idyl­lisch, doch uns schwant, wie remote Spiti tat­säch­lich sein könnte. Zu die­sem Zeit­punkt wis­sen wir noch nicht, welch unver­gess­li­chen Erleb­nisse uns bevor stehen.

Über eine aben­teu­er­li­che Straße und die bis­lang furcht­erre­gends­ten Ser­pen­ti­nen unse­rer Reise gelan­gen wir am fol­gen­den Tag tat­säch­lich in das ver­zau­berte Spiti Val­ley. Bud­dhis­ti­sche Gebets­müh­len, uralte Mani Walls, weiß getünchte Stu­pas und bunte Gebets­fah­nen zie­ren die sonst schier unbe­wohn­ten und atem­be­rau­bend schö­nen Berg­hänge. Wild­pferde, Schafs­her­den, Yaks und Zie­gen sind lange die ein­zig sicht­ba­ren Lebe­we­sen. Das Wesen der Land­schaf­ten ändert sich stünd­lich – wir wer­den uns Mond­land­schaf­ten, grü­ner Erb­sen­fel­der, Apri­ko­sen­bäume, Sand­dorn­sträu­cher, Fels­wüs­ten, schnee­be­deck­ter Berge, tür­kis­far­be­ner Flüsse, Wäl­der, moos­be­deck­ter Ebe­nen und sau­be­rer, idyl­li­scher, tibe­ti­scher Dör­fer gewahr – und schließ­lich den unglaub­lich freund­lich bli­cken­den, wun­der­schö­nen Men­schen. Nun, viel­leicht ist es hier doch ganz beson­ders? Und so gar nicht Indien!

 

Die aben­teu­er­li­che Anfahrt und die Ankunft im zau­ber­haf­ten Spiti Valley

 

Nach einer wei­te­ren unglaub­lich anstren­gen­den Fahrt und einer zwei­ten Über­nach­tung machen wir uns auf den Weg nach Kaza, das für die nächs­ten Wochen unser Zuhause sein soll. Das 10tau­send-See­len-Dorf Kaza wirkt auf den ers­ten Blick nicht ganz so idyl­lisch wie die umlie­gen­den Sied­lun­gen, ist jedoch ein wich­ti­ger Ver­sor­gungs­kno­ten­punkt der Region. Und es hat sei­nen ganz beson­de­ren Charme: Strom gibt es manch­mal, doch nicht immer Guten. Es gibt zahl­rei­che Mini­märkte, doch Brot, Bana­nen oder Eier gibt es nur zeit­weise. Wenn die Stra­ßen nach Spiti tage­lang gesperrt sind, gibt es Vie­les nicht. Es gibt zwei Inter­net­ca­fés; eines öff­net nach 18 Uhr (falls es Strom gibt) – das andere wirft den Gene­ra­tor an (sobald es mehr als 5 poten­zi­elle Kun­den gibt). Es gibt einen ATM der geht – wenn es Strom gibt, doch manch­mal auch ein­fach nicht (und der Ser­vice­tech­ni­ker muss eine drei­tä­gige Anfahrt auf sich neh­men). Es gibt eine Tank­stelle, die höchste Indian Oil Tank­stelle der Welt (die manch­mal sogar Ben­zin und Die­sel hat).

Unse­ren Truck, den hier nach weni­gen Tagen ein­fach jeder kennt, par­ken wir frech neben dem Heli­c­op­ter-Lan­de­platz am Rande des Dor­fes. Wir hof­fen, dass nachts nie­mand lan­den muss. Die Gerste, die auf dem gesam­ten Lan­de­platz zum Trock­nen aus­ge­legt ist, stimmt uns optimistisch.

To make a long story short … Unse­ren ers­ten offi­zi­el­len Arbeits­tag … ver­pas­sen wir! In der Früh ler­nen wir Pas­cal ken­nen, der sich gerade auf dem Weg in das benach­barte Pin Val­ley machen möchte. Die Hän­ge­brü­cke, die einige Berg­dör­fer mit der Haupt­straße ver­bin­det, droht vom Matsch weg­ge­ris­sen zu wer­den. Das gesamte Pin Val­ley lebt von einer erfolg­rei­chen Erb­sen­ernte. Und diese muss aus dem Tal zu den war­ten­den Trucks gebracht wer­den. Die Bau­ern klet­tern also mit jeweils 40 kg Erb­sen auf dem Rücken über die Hän­ge­brü­cke zu den Trucks. Auf­grund des Kli­ma­wan­dels und der zu stark schmel­zen­den Glet­scher der Region steckt das Fun­da­ment der Brü­cke im Matsch des Schmelz­was­sers und bewegt sich. Daher soll eine sepa­rate Gon­del befes­tigt wer­den, mit wel­cher die Erb­sen­sä­cke über den Matsch gezo­gen wer­den kön­nen. Peter und Pas­cal wol­len schnell mit unse­rem Uni­mog in das Tal fah­ren, um das Schlimmste zu ver­hin­dern. Auch wenn die Brü­cke weg­ge­ris­sen wer­den sollte, soll doch wenigs­tens die Gon­del die Ernte ret­ten. Peter hat viel nütz­li­ches Werk­zeug dabei. Den gan­zen Tag über wer­den Schrau­ben fest­ge­zurrt, Metall­ver­bin­dun­gen ver­stärkt, Seile befes­tigt. Völ­lig erle­digt schla­gen Pas­cal und Peter am Abend in Kaza auf. Die Gon­del hält und wird auch drin­gend benö­tigt – wenige Tage spä­ter stürzt die Brü­cke end­gül­tig ein. Und end­lich – wenn auch viel zu spät – schal­tet sich die Regie­rung ein und will eine sta­bile und dau­er­hafte Brü­cken­lö­sung bauen.

 

Erb­sen­ernte im Pin Valley

 

Am fol­gen­den Tag begin­nen wir schließ­lich unsere Tätig­keit bei der Orga­ni­sa­tion, die ver­schie­dene Pro­jekte lei­tet, um die Homestays und Vil­la­ges der Gegend zu unter­stüt­zen. Peter küm­mert sich zunächst um die Solar­an­lage des Büros selbst, ich schmeiße das Café, des­sen Erlös an die Gemeinde und eine Klos­ter­schule gehen soll. Alles in allem nicht das, was wir uns vor­ge­stellt haben. Wir erfah­ren bald, dass diese angeb­li­che NGO eigent­lich gar keine NGO ist. Eine (bewusst?) unge­naue Aus­sage in der Selbst­dar­stel­lung des Unter­neh­mens hat uns viel­leicht in die Irre geführt?

 

Kaza und ein Sola­r­ofen auf dem Dach des Cafés

 

Zudem ler­nen wir bereits an unse­rem ers­ten Tag in Kaza viele Leute ken­nen. Wir spre­chen mit ihnen. Und wir spre­chen mit vie­len Ein­hei­mi­schen. Wir hören zu. Wir sind ver­un­si­chert. Und haken nach. Wir hören uns um. Und wir spre­chen mit noch mehr Leu­ten. Wir erken­nen, dass das Thema „Vol­un­tee­ring“ wie in vie­len ande­ren Orten die­ser Welt auch in Spiti mar­ke­ting­tech­nisch äußerst erfolg­reich genutzt wird. Wir möch­ten uns kei­nes­falls ein all­ge­meingül­ti­ges Urteil dar­über erlau­ben, doch wir sind uns einig, dass sich eine Tätig­keit über diese bestimmte (eher intrans­pa­rente) Orga­ni­sa­tion für uns per­sön­lich nicht rich­tig anfühlt und beschlie­ßen, das ganze Thema auf eigene Faust anzu­ge­hen. Nach weni­gen Tagen und einem guten, klä­ren­den Gespräch mit den Grün­dern der Orga­ni­sa­tion been­den wir unsere Tätig­keit dort.

Gleich spre­chen wir lange mit dem in Kaza gebo­re­nen Lotey, der „Seele“ des Dor­fes – er kennt alles und jeden – und wer­den von ihm und sei­nem Freund Che­ring zur Mun­sel-Ling Child­ren Home School ins benach­barte Dorf Ran­grik geschickt. Dort brau­che man immer Hilfe, doch es stünde auf kei­nen Fall eine Orga­ni­sa­tion dahin­ter. Und dort erwarte uns bereits der Lama Tashi Nam­gyal – ein Mönch der unweit ent­fern­ten Kee Monas­tery – der diese Schule in den 90er Jah­ren gegrün­det hat, die inzwi­schen mehr als 550 Schü­ler aus dem gan­zen Tal zählt.

 

Lamaji Tashi Nam­gyal und das Schul­ge­lände Munsel-Ling

 

Und da sit­zen wir nun vor die­sem unglaub­lich cha­ris­ma­ti­schen, lächeln­den Lama und erklä­ren ihm ganz ein­fach: „Wir haben einige Wochen Zeit. Wir sind keine Leh­rer. Wir möch­ten ein­fach hel­fen, wo auch immer unsere Hilfe benö­tigt wird!“ Tashi Nam­gyal – oder Lamaji, wie ihn alle nen­nen – zögert nicht lange und nach einem län­ge­ren und guten Gespräch über ihn und über uns und über die Schule greift er herz­lich nach der Hand, die wir ihm rei­chen: „You are from Europe. In Europe they know how to handle gar­bage. We have more than 550 stu­dents. And we have a big pro­blem with gar­bage! Could you think about our gar­bage problem?“

Dies war in etwa unser Brie­fing. Und so kurz wie das Brie­fing war auch unsere Ent­schei­dungs­phase: Das machen wir! Uns war vor allem eines wich­tig: Wir wol­len nicht als sen­dungs­be­wusste Euro­päer in Little Tibet auf­schla­gen und den Men­schen dort ihre Welt erklä­ren, ihnen Pro­bleme auf­zei­gen die sie selbst gar nicht sehen, sie patro­ni­sie­ren oder Dinge tun, die sie selbst viel bes­ser kön­nen als wir. Nie­mals hät­ten wir uns getraut, das Thema Müll von uns aus anzu­spre­chen, so lange wir uns nicht über ein tat­säch­lich exis­tie­ren­des Bedürf­nis nach Bes­se­rung bewusst sind, selbst wenn uns das Thema nach lan­ger Zeit in Indien mehr als am Her­zen liegt. Doch wenn uns der Lei­ter die­ser Schule, der uns in den kom­men­den Wochen immer wie­der durch seine zeit­ge­mäße und inno­va­tive Denk­weise über­rascht, mit die­sem Pro­blem kon­fron­tiert, so möch­ten wir das anneh­men und ihn unter­stüt­zen so gut wir das eben können.

Nun sind Peter und ich alles andere als Umwelttechnik‑, Recy­cling- oder Müll­spe­zia­lis­ten, doch als Euro­päer und Kin­der der 80er Jahre sind wir mit einem Umgang mit Müll auf­ge­wach­sen, den man in die­sem Teil der Welt (noch) nicht kennt. Und so sind wir davon über­zeugt, mit unse­ren Grund­kennt­nis­sen zumin­dest einige Grund­ge­dan­ken für die Mun­sel-Ling Child­ren Home School ent­wi­ckeln zu können.

Nach einem Rund­gang über das Gelände mit dem lus­ti­gen und warm­her­zi­gen Lamaji ler­nen wir vie­les über die Pro­ble­ma­ti­ken der Schule ken­nen. Wäh­rend man sich in Deutsch­land Gedan­ken über G8 und G9 Modelle, Pisa oder Kopf­tü­cher macht, sieht man sich in Ran­grik ganz ande­ren Pro­ble­men gegen­über: die Abge­schie­den­heit Spi­tis auf­grund der schlech­ten Zufahrts­stra­ßen, das äußerst harte Klima mit Tem­pe­ra­tu­ren im Win­ter von bis zu minus 35 Grad, zuge­fro­rene Was­ser­lei­tun­gen, nicht genü­gend Strom, keine Hei­zun­gen, keine gute Trink­was­ser­qua­li­tät, keine aus­rei­chen­den Toi­let­ten für die 450 Schü­ler die in den Hos­tels woh­nen (450 Häuf­chen pro Tag sind wahr­lich eine Her­aus­for­de­rung) Krank­hei­ten (75% der Kin­der lei­den an Diar­rhoe), Läuse, Nahrungsmittelknappheit.

Den­noch hat Lamaji mit sei­ner Schule Groß­ar­ti­ges erreicht: 550 Kin­der aus den umlie­gen­den Dör­fern wer­den hier auf Eng­lisch unter­rich­tet, was ihnen alle nöti­gen Chan­cen für die Zukunft offen hält. Und sie ler­nen doch auch ihre Hei­mat­spra­che Bothi (Tibe­tisch) sowie loka­len Tanz und Gesang, was ihnen den Bezug zu ihren Wur­zeln sichert.

Bei unse­rer Tour erhal­ten wir also einen guten Über­blick über die gesamte Schule, sehen die ein­fa­chen Hos­tels für fast 450 Schü­ler, deren spar­ta­ni­schen Ess­räume, die Wasch­räume, die Leh­rer­zim­mer, die Klas­sen­zim­mer, das lei­der sehr trost­lose Grund­schul­ge­bäude – und sind beson­ders über­rascht von der Woh­nung des Lama­jis selbst: ein kar­ger Raum mit einer Matratze, einem Tisch, ein paar Büchern, sonst nichts.

 

Bau­stelle auf dem Gelände, die Schul­kin­der und ihre Schlafräume

 

Am Abend ler­nen wir Dia und Shawn aus Eng­land sowie Zoe und Antoine aus Frank­reich ken­nen, die hier befris­tet als Leh­rer arbei­ten. Mit ihnen wer­den wir in den kom­men­den Wochen die Pau­sen ver­brin­gen. Da wir einen unge­wohnt gere­gel­ten Tages­ab­lauf absol­vie­ren wer­den, freuen wir uns dar­über, drei­mal täg­lich mit ein­fa­chen doch über­aus köst­li­chen Mahl­zei­ten ver­sorgt zu wer­den. Man bie­tet uns ein ein­fa­ches Zim­mer an, doch wir woh­nen wei­ter­hin im Gla­arks­house, das wir auf einem Hügel ober­halb der Schule, neben dem klei­nen Tem­pel der Schulan­lange par­ken dürfen.

Am fol­gen­den Tag machen Peter und ich uns an die Arbeit: wir spre­chen mit den Leh­rern, mit eini­gen Schü­lern, wir dis­ku­tie­ren, wir hören zu, wir beob­ach­ten das Müll­ver­hal­ten, ana­ly­sie­ren und klas­si­fi­zie­ren die vor­kom­men­den Müll­ty­pen, wir schauen uns die Räume und immer wie­der das gesamte Gelände an. Wir spre­chen mit Lamaji über seine Ideen und ver­ei­nen sie mit unse­ren Erfah­run­gen. Das größte Pro­blem bei der Müll­be­sei­ti­gung erken­nen wir schnell: es exis­tie­ren gar keine Mülleimer!
Plas­tik­müll exis­tiert auch erst seit ein bis zwei Jah­ren – seit im Dorf ein win­zi­ger Mini­markt zu fin­den ist, der die übli­chen Chips, Kekse und Plas­tik­fla­schen anbietet.

In den kom­men­den Wochen ent­wi­ckeln wir ein simp­les Kon­zept: ein­fa­che Tren­nung des Mülls in allen Räu­men, sepa­rierte Müll­ton­nen auf dem gesam­ten Gelände und eine ein­fa­che Recy­cling­sta­tion in Form eines klei­nen Gebäu­des mit Zufahrt zur Straße. Wir spre­chen mit dem Haus­meis­ter, mit dem haus­ei­ge­nen Schrei­ner und mit den Bau­ar­bei­tern. Wir recher­chie­ren die noch sehr rudi­men­tä­ren Recy­cling­mög­lich­kei­ten in und um Kaza, eigene Ideen zur Wie­der­ver­wen­dung und Mög­lich­kei­ten von Ver­kauf diver­ser Müll­ty­pen. Peter ent­wi­ckelt ein stu­fen­wei­ses Imple­men­tie­rungs­pro­gramm für Schü­ler, Leh­rer und Ange­stellte für die kom­men­den Monate und wir beschlie­ßen, mit eini­gen Kin­dern die triste 15m lange Wand im Ein­gangs­be­reich der Grund­schule als Infor­ma­ti­ons­ta­fel für den neuen Recy­cling­pro­zess zu bema­len – und somit bun­ter, freund­li­cher zu gestalten.

Am freien Sonn­tag fahre ich mit Peter nach Kaza, wo wir unser Arbeits­ma­te­rial für die Mal­ak­tion kau­fen – oder bes­ser impro­vi­sie­ren: Far­ben, ein­fa­che Pin­sel, Hasen­git­ter zum Abstrei­fen von Farbe, abge­schnit­tene Plas­tik­fla­schen zum Mischen und vie­les mehr. Der gute Lotey über­setzt unsere wil­den Einkaufswünsche.

Den Aus­flug nach Down­town nut­zen wir auch pri­vat, um Wasch­was­ser für unse­ren Tank und Trink­was­ser auf­zu­fül­len. Nach Abspra­che mit den Ein­hei­mi­schen dür­fen wir – zur Unter­hal­tung und Belus­ti­gung der anwoh­nen­den Mön­che – eine zen­trale Was­ser­lei­tung des Dor­fes kap­pen und unsere Trink­was­ser­ka­nis­ter füllen.

Am nächs­ten Tag begin­nen wir mit der Unter­stüt­zung des Kunst­leh­rers Pas­san – eines Exil­ti­be­ters – und eini­ger älte­rer Schü­ler unsere Mal­ak­tion. Die größte Her­aus­for­de­rung sind die Pau­sen, in wel­chen sich die win­zi­gen und zucker­sü­ßen Grund­schü­ler mit ihren Pat­sche­händ­chen ver­ewi­gen wol­len oder uns ein­fach nur zum Nie­der­knien unterhalten.

 

Das Grund­schul­ge­bäude vor­her – und nachher

 

Sobald es am Nach­mit­tag zu dun­kel wird um zu malen – nach­mit­tags gibt es kei­nen Strom und somit kein Licht – nut­zen wir die Zeit für die Arbeit am theo­re­ti­schen Teil unse­res Projekts.

An den Aben­den sind wir völ­lig erle­digt. Doch über­glück­lich. Die Arbeit mit und unter den vie­len Kin­dern ist ein­fach unglaub­lich und unver­gess­lich. Unser Pro­jekt läuft gut und wir sind über­rascht vom Taten­drang des Lama­jis. Auch wenn er mit dem Bau der Recy­cling­sta­tion erst in 2015 begin­nen kann, so besteht er doch auf die Fer­tig­stel­lung eines Pro­to­ty­pen einer Müll­trenn­sta­tion – den wir tat­säch­lich noch vor unse­rer Wei­ter­fahrt fina­li­sie­ren können.

 

Der Bau des Pro­to­typs einer Müll-Trennungs-Station

 

Dass wir wäh­rend unse­rer Zeit in Mun­sel-Ling den lus­ti­gen Tea­chers Day, die Ein­wei­hung eines neuen Gebäu­des sowie einen Cul­tu­ral Evening mit vie­len loka­len Tän­zen der Kin­der mit­er­le­ben dür­fen, ist mehr als ein Geschenk – und wird uns für immer in Erin­ne­rung bleiben.

Doch am meis­ten wer­den wir wohl das große Herz und das Lächeln Lama­jis, das all­zeit geru­fene „Good Mor­ning M’am Jen­ni­fer! Good Mor­ning Sir Peter!“ und das Lachen der Kin­der – sowie das zau­ber­hafte Spiti Val­ley mit sei­nen ein­zig­ar­ti­gen Men­schen vermissen.

Mit Trä­nen in den Augen (ich) und sehr trau­rig (wir beide) fah­ren wir zum letz­ten Mal vom Hof der Mun­sel-Ling Child­ren Home School und wis­sen jetzt schon, dass wir eines Tages wie­der­kom­men wer­den. Nach Spiti.

Cate­go­riesIndien
Jennifer und Peter Glas

Ihr erstes gemeinsames Zuhause ist ein Unimog-Van. Jen und Peter kennen sich erst vier Monate, als sie beschließen, zusammen die Welt zu befahren – ihre Hochzeitsreise wird ein epischer Roadtrip.
Die abenteuerliche Hochzeitsreise von München über den Balkan, Iran, Oman, Indien und Südostasien bis nach Wladiwostok verfolgen tausende Fans auf ihrem Blog Glaarkshouse.
Jetzt auch als wunderschöner Lese-Bildband erhältlich: ROADTRIP - Eine Liebesgeschichte von Jen und Peter Glas. Überall wo es Bücher gibt und in unserem Online-Shop.

  1. Franziska via KeineWeltreise says:

    Danke für die schö­nen Bil­der und damit die inter­es­san­ten Ein­bli­cke! Hat in mir das Fern­weh geweckt. Und wenn dabei noch die Nach­hal­tig­keit (Müll­tren­nung) unter­stützt wird, umso besser!

    Grüße von Franziska

  2. Mel says:

    Was für ein groß­ar­ti­ger Bericht.
    Wer denkt schon daran mal ein Recy­cling-Kon­zept für eine Schule zu ent­wer­fen? Wirk­lich klasse. Ihr habt groß­ar­tige Arbeit geleistet.

    LG Mel

    1. Danke, Mel! Nun ja, wir wären ja auch nicht auf die Idee gekom­men. Schön, dass dem Lamaji das Thema auf dem Her­zen lag. Er hat gro­ßen Ein­fluss auf das Dorf und auch die klei­nen umlie­gen­den Dör­fer. Wir hof­fen, dass das Pro­jekt nun auch wei­ter läuft.
      Es grüßt die Jen!

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