„Alles was du hast, hat irgend­wann dich.“ (Fight Club, Chuck Palah­n­iuk, 1996)

Es liegt eine seichte Roman­tik im Gedan­ken an ein aske­ti­sches Leben. Viel­leicht ist es eine ver­bor­gene Sehn­sucht. Nach Ein­fach­heit, nach Sub­stanz. Weg von der Ober­fläch­lich­keit, der faden Moden, die mor­gen schon von ges­tern sind. Die Besin­nung auf das Wesent­li­che. Bla bla.

Schöne Sachen sind schön.

Sie deko­rie­ren. Sie unter­hal­ten. Sie stel­len dar, wie ich gerne sein würde. Sie sind wich­tig für mich.

Man stelle sich mal vor wie die Welt aus­sähe, wenn alle nur das hät­ten was sie wirk­lich brau­chen, nur das her­stel­len was lebens­wich­tig ist, ein paar Kar­tof­feln viel­leicht zum Fut­tern, und ein Män­tel­chen zum Wär­men in bit­ter­kal­ten Win­ter­näch­ten. Grau. Lang­wei­lig… ö‑d-e. (Ich hätte in einer pri­mi­ti­vis­ti­schen Welt auch kei­nen Job als Werbefuzzi.)

Wer also legt fest, was noch okay ist?

Wie viel Wert darf man denn auf hüb­schen Quatsch legen? Wo ist die Grenze, ab der man ein wil­len­lo­ses Opfer der bösen Kon­sum­in­dus­trie ist?

Keine Ahnung. Gibt’s nicht. Ich weiß nur für mich: Es lie­gen auch Gefah­ren in die­sen schö­nen, ober­fläch­li­chen Din­gen die man wuenscht zu besit­zen oder sich schon geleis­tet hat.

Die Hoff­nung zum Bei­spiel, Dinge wür­den mich glück­li­cher oder zufrie­de­ner machen. Wenn ich erst die­ses schi­cke ________ habe, das wird so schön! Quatsch. Am Anfang, klar, da ist das toll. Alle gucken. Wow! Und dann, nach viel zu kur­zer Zeit, ist es schon selbst­ver­ständ­lich. Und man sucht das nächste Objekt der Begierde. Das wird es dann brin­gen, sicher!

Doch die­ser kleine Selbst­be­schiss ist zwar etwas teuer, aber ziem­lich nor­mal. Man kann es ja auch auf imma­te­ri­el­lere Dinge anwen­den: Noch die­ses Semi­nar, diese Reise, und alles wird bes­ser. Oft­mals auch eine Illu­sion. Normal.

Manche Mode bleibt: Große Titten etwa.

Schlim­mer finde ich etwas ande­res: Die Verlustangst.

Je mehr Dinge mich umge­ben, desto weni­ger kann ich mir vor­stel­len, ohne sie exis­tie­ren zu wol­len. Klar, down­gra­den ist eine Qual. Denn was man nicht kennt, ver­misst man auch nicht. Wenn man aber auf lieb­ge­won­nene Dinge ver­zich­ten müsste, nein, das wär kein Spaß! Das ist doch ein Teil von MIR, diese/r/s ________ .

Gut, und was ist jetzt so ganz arg schlimm?

Sie scheut das Risiko. Sie tötet den Traum.

Diese Angst, sie lässt dich nicht gehen, und zwängt dich ein im Hams­ter­rad. Immer wei­ter dre­hen, bloß nicht zurück­fal­len, ja nichts auf­ge­ben müs­sen! Gefährde nicht, was du hast! Träum nachts weiter!

Ich liebe es zu träu­men. (Letzte Nacht habe ich geträumt, ich würde mit Gad­dafi ins Kin­der­thea­ter in Mann­heim gehen.) Die Wirk­lich­keit aber ist echt. Ohne Risiko geht es nicht. Macht das wahr, was ihr erträumt – und dann träumt was Neues.

Und jetzt kauf ich mir was Hüb­sches. Ist auch famos.

(Wegen Lap­top-Crash gibt es eine kleine Bilderpause…)

Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Josi says:

    Danke für den Bei­trag! Du hast mir gehol­fen kon­struk­tiv über das Fight Club Zitat nach zu den­ken. Sind ja schon große und schwer Worte, die wohl auch ihren wah­ren Kern haben. Durch deine Worte merk ich, wie sehr ernst und stur mein inne­rer Mono­log war. Danke dir!

  2. lisa says:

    wirk­lich­keit ist nie genug, zau­ber tut not und was für ein zau­ber das sein soll, wan­delt sich auch in den ver­schie­de­nen lebens­pha­sen im leben.
    ein­mal kon­sum, ein­mal ein­sam­keit das andere mal kin­der und was kommt dann…zauberhafte sachen halt-das treibt an!

  3. Amuwe says:

    Viele gute Gedan­ken! Aber was berührt Dich wirk­lich? Wel­che Träume, wel­che Ziele? Treibt Dich wie Faust die Unruhe , die Suche nach dem Einen Schö­nen, bei dem Du ver­wei­len möchtest,was Dich ganz ergreift? Diese Erfah­rung wün­schen wir Dir. Frohe Ostern ‚das Fest der Auf­er­ste­hung nach tota­ler Ernied­ri­gung Herz­li­che Grüße

    1. klys says:

      liebe grüße zurück! diese frage, was mich wirk­lich antreibt – das ist eine gute frage und nicht ein­fach zu beant­wor­ten. sehr schwer sogar, finde ich.
      viel­leicht ist es ein­fa­cher zu sagen was ich finde: zeit, gelas­sen­heit, aben­teuer. wärme, abstand, auf­merk­sam­keit. schön­heit und dreck. unter­schied­li­che lebens- und gedan­ken­wel­ten. also kurz gesagt die unglaub­li­che viel­falt der welt, die mich fasziniert.
      „Alle Rei­sen haben eine heim­li­che Bestim­mung, die der Rei­sende nicht ahnt.“ meint Mar­tin Buber, und wenn er recht hat muss ich viel­leicht noch etwas auf die Erkennt­nis warten… ;-)

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