Zauberhaftes Iran

Mei­ne Gedan­ken fuh­ren Ach­ter­bahn. Soll ich wirk­lich über die­se Gren­ze radeln? Als Frau allei­ne? Ich war super neu­gie­rig auf den Iran und all‘ mei­ne Ver­nunft ver­schwin­det nor­ma­ler­wei­se wenn mich Aben­teu­er­luft umgibt. Trotz allem war ich unsi­cher, sehr unsi­cher sogar.

Doch hat­te ich den Moment lan­ge genug vor mir her­ge­scho­ben und nun wur­de es ein­fach Zeit mich der Auf­ga­be zu stel­len. Augen zu und durch und wer nicht wagt der nicht gewinnt, dach­te ich mir, pack­te mei­ne Sachen und roll­te dem Ira­ni­schen Schlag­baum ent­ge­gen.

Hohe, kar­ge, wun­der­schö­ne Ber­ge umga­ben mich. Es war eis­kalt, doch war ich so ner­vös, dass ich die Käl­te gar nicht spür­te. Adre­na­lin pur. Was wird auf mich zukom­men, geis­ter­te es in mei­nem Kopf umher.

Der ers­te Gren­zer strahl­te mich an und hiess mich herz­lich will­kom­men. „Wel­co­me to Iran“. „Dan­ke, dass Du mein Land besuchst.“ Der Nächs­te: „Du brauchst kei­ne Angst haben, wir Ira­ner sind net­te Leu­te, es stimmt nicht was man über uns erzählt.“ Wow, was für eine tol­le und lie­bens­wür­di­ge Begrüβung. Ich hoff­te inner­lich, dass sie Recht haben.

Die ers­ten Kilo­me­ter in einem neu­en Land sind immer die span­nends­ten. Im Iran waren sie ultra span­nend. Die Land­schaft war gran­di­os, kein Ver­kehr, eine total abge­le­ge­ne Gegend.

Ich war etwas ver­krampft ob mei­ne Klei­dung die Rich­ti­ge ist, denn im Iran gibt es bekann­ter­mas­sen stren­ge Klei­der­vor­schrif­ten. Doch hat­te ich so vie­le Müt­zen an und so vie­le Kla­mot­ten, dass ich dach­te, ach das wird schon irgend­wie pas­sen. Im ers­ten Ort mach­te ich halt und bestell­te mir etwas zu Essen und wur­de prompt mit Herz­lich­keit nur so über­schüt­tet und sofort ein­ge­la­den. Es soll­te nicht bei die­ser einen Ein­la­dung blei­ben, nein es folg­ten etli­che wei­te­re, jeden Tag aufs Neue.

Kashan - Souq

Die ers­ten Tage ver­gin­gen wie im Flug und ich fing an mich wohl zu füh­len. Die Angst ver­schwand von ganz allei­ne, denn die Leu­te waren ein­fach unglaub­lich freund­lich. Ein wirk­lich lie­bens­wür­di­ges Volk umgab mich. Vor­al­lem waren sie dank­bar. Ja, sie freu­ten sich sehr, dass ich ihr Land besuch­te und es war ihnen nichts wich­ti­ger, als mir jeden Tag von Neu­em zu erzäh­len, dass ich doch bit­te mei­nen Freun­den vom Iran erzäh­len soll und dass Ira­ner gute Men­schen sind, kei­ne Ter­ro­ris­ten.

Esfa­han emp­fing mich mit pracht­vol­len Moscheen und einer tol­len Gast­ge­ber­fa­mi­lie an die ich durch ande­re Ira­ner ver­mit­telt wur­de. Ich ver­brach­te eine gan­ze Woche in der fas­zi­nie­ren­den Stadt und wur­de auf­ge­nom­men wie ein Fami­li­en­mit­glied.

Heike Pirngruber - Iran - Esfahan 1

Über ein­sa­me Straβen ging es quer durch die Wüs­te nach Yazd. Eine Stadt wie aus dem Mär­chen­buch. Ein­fach bezau­bernd schön. Klei­ne Gas­sen, aus Lehm gebau­te Häu­ser. Altes, mor­bi­des an jeder Ecke und den rich­ti­gen exo­ti­schen Touch den man sich von fer­nen Län­dern her wünscht.

Einsam durch die Wueste nach Yazd - Heike PirngruberIn den Gassen von Yazd - Heike Pirngruber

Moscheen, eine schö­ner als die ande­re. Ein­la­dun­gen zum Tee. Und über­all herz­li­che Men­schen.

Was den Iran ganz beson­ders reiz­voll macht ist die teils sehr gläu­bi­ge Bevöl­ke­rung. In den Moscheen herrscht immer Tru­bel und man kann jeder­zeit stun­den­lang deren reli­giö­sen Ritua­le beob­ach­ten. Ich hat­te nie den Ein­druck jeman­den durch mei­ne Anwe­sen­heit zu stö­ren. Ganz im Gegen­teil. Es ist mir als Frau über­all gestat­tet gewe­sen, die Moscheen zu betre­ten, mir wur­de Tee gereicht und immer ein Lächeln geschenkt.

Grabmal - Heike Pirngruber

Manch­mal muss­te ich mir einen Tscha­dor über­strei­fen, der gar nicht so ein­fach zu tra­gen ist und öfters mal kam irgend­ei­ne Frau zu mir und rück­te ihn zurecht. Teils stol­per­te ich auch, weil der Stoff immer wie­der auf den Boden rutsch­te und inner­lich amü­sier­te ich mich über mei­ne Tol­pat­schig­keit. Doch fühl­te ich mich irgend­wo auch unwohl damit und bedau­er­te im Stil­len die Frau­en sehr, die ihn ihr Leben lang tra­gen müs­sen.

Ich hat­te vie­le inter­es­san­te Gesprä­che, sowohl mit Män­nern als auch mit Frau­en. Ira­ner sind sehr gebil­de­te Leu­te. Ihr geschicht­li­ches Wis­sen ist unglaub­lich, zudem haben sie eine Vor­lie­be für jeg­li­che Art von Poe­sie.

Iranerinnen

Von Yazd radel­te ich wei­ter Rich­tung Shiraz und kam durch ein­sa­me Gegen­den, klei­ne Dör­fer, aber auch hek­ti­sche Städ­te. Teils waren sie wun­der­schön anzu­se­hen, teils aber auch in einem schä­bi­gen Zustand.

Ich fand immer einen Platz zum Schla­fen, sei es bei Leu­ten, die mich auf der Straβe zu sich nach Hau­se ein­lu­den oder sei es in Moscheen, Pil­ger­un­ter­künf­ten oder beim Ira­ni­schen Halb­mond – das rote Kreuz, die Rad­ler immer ger­ne unter­brin­gen.

Auch die Moscheen in Shiraz waren unglaub­lich far­ben­froh und beein­dru­ckend anzu­se­hen, doch die Stadt sel­ber fand ich nicht ganz so über­wäl­ti­gend. Eine Groβ­stadt wie vie­le ande­re auch.

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Das Ira­ni­sche Essen war nicht unbe­dingt das schmack­haf­tes­te was ich bis­her auf mei­ner bereits lan­gen Rei­se genieβen durf­te. Oft war es sehr tro­cken und auch sehr lang­wei­lig gewürzt. Doch was ich dar­an sehr genoss war die tol­le Atmo­sphä­re wäh­rend den Mahl­zei­ten, denn man sitzt beim Essen gemüt­lich auf dem Boden. Eine Tisch­de­cke wird aus­ge­brei­tet, zig Men­schen sit­zen zusam­men und es wird geplau­dert und gelacht.

Die Groβ­fa­mi­li­en Stim­mung, die ich über­all genieβen durf­te, gefiel mir sehr gut.

Qom - Heike Pirngruber Qom

Ich war immer im Mit­tel­punkt, zu jeder Tages­zeit wur­de ich bestaunt, beju­belt und bewun­dert. Frau­en ist es im Iran ver­bo­ten mit dem Rad zu fah­ren, auch wird eine Ira­ne­rin ohne Beglei­tung wohl eher nicht im Land her­um rei­sen. Ich war somit nicht nur wegen mei­ner Haar­far­be eine Exo­tin, son­dern auch wegen mei­ner Frei­heit, die ich als Frau im Land genieβen konn­te.

Manch­mal konn­ten die Leu­te es nicht glau­ben, dass ich weib­lich bin. Ja, ein paar Mal sogar muss­te ich hart­nä­ckig erklä­ren, dass ich kein Mann bin.

Ira­ner machen einem das Leben sehr ein­fach. Sie hel­fen und unter­stüt­zen einen wo sie kön­nen. Sie sind unheim­lich höf­lich, zuvor­kom­mend und die Gast­freund­schaft ist über­wäl­ti­gend. Teils wur­de es mir aller­dings mit ihrer Für­sor­ge schon fast zu viel, denn sie haben auch ein biss­chen die Art an sich einen zu sehr ein­zu­neh­men.

Tee in der Moschee - Heike Pirngruber

Wenn ich nach Hau­se ein­ge­la­den wur­de und dort auch über­nach­te­te, schlief ich immer zusam­men mit allen ande­ren Fami­li­en­mit­glie­dern im Gemein­schafts­raum auf dem Boden. Für mich als Besu­che­rin eine span­nen­de Sache, aber ich dach­te auch oft dar­an, wie sehr ein­ge­engt doch so ein Leben ist, wenn man jeden Tag aufs Neue mit den Eltern im glei­chen Zim­mer schläft, per­ma­nent zusam­men ist und kein eige­nes klei­nes Reich besitzt. Die meis­ten hat­ten nicht ein­mal einen eige­nen Schrank oder eine eige­ne Ecke, in der sie ihre klei­nen, ganz per­sön­li­chen Sachen unter­brin­gen konn­ten.

Schluss­end­lich ver­lies ich den Iran in Rich­tung Süden und nahm die Fäh­re nach Dubai.

Kei­nen Tag hat­te ich bereut das Land besucht zu haben, mein Mut zahl­te sich aus und kei­ne 4 Wochen spä­ter reis­te ich wie­der ein und erleb­te noch ein­mal ein bezau­bern­des Land.

Autorenportrait

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Antworten

  1. Avatar von Ali Jozi
    Ali Jozi

    Hel­lo
    Will­kom­men in Iran
    Gott sei Dank habe ich gelernt, von Ihnen, dass.
    Ich bin ein Rad­fah­rer.
    Von Zan­jan nach Isfa­han und Shiraz mit dem Fahr­rad fuhr ich mit drei mei­ner Freun­de zusam­men.
    Ich wün­sche Ihnen allen Myshdm.htma bewusst Ihre Prä­senz in Iran statt Iran, ich Pedal.
    Wenn Sie noch dar­an erin­nern, kam mir in den Iran.
    Ich lie­be dich Myknm.mn Gäs­te.
    Ich lebe in Zan­jan, Iran.

  2. Avatar von Myriam

    Lie­be Hei­ke,

    vie­len Dank für die­sen tol­len Rei­se­be­richt. Du hast dei­ne »Auf­ga­be« vom Iran zu berich­ten super erfüllt. Es freut mich, dass es dir dort so gefal­len hat. Viel­leicht habe ich auch ein­mal die Gele­gen­heit die­ses Land zu besu­chen. Ich bewun­de­re sowie­so dei­nen Mut mit dem Fahr­rad quer durch die Welt zu radeln. Ich wün­sche dir wei­ter­hin noch viel Gesund­heit, Glück und wei­ter­hin so net­te Bekannt­schaf­ten.

    Alles Gute

    Myri­am

    1. Avatar von Heike

      Lie­ben DANK !!!!
      Freut mich sehr !!!
      Hei­ke

  3. Avatar von Charlotte

    Super Bei­trag. Die Bil­der sind fas­zi­nie­rend, vor­al­lem die Moschee ist sehr schön. Gruß aus dem Gröd­ner­tal

    1. Avatar von Heike

      Dan­ke Euch allen !!!
      LG aus Tai­wan, Hei­ke

  4. Avatar von Wolfgang F. Ege via Facebook

    Übri­gens, noch­mals die bes­ten Geburts­tags­grü­ße!!!

  5. Avatar von thomas austermühle
    thomas austermühle

    hal­lo hei­cke
    ich kann immer wie­der nur den hut vor dir zie­hen
    wie ger­ne wür­de ich mich auch mal auf eines mei­ner räder set­zen und ein­fach los­fah­ren
    aber lei­der geht das nicht so ein­fach man(n) hat ja frau und kind und ne klei­ne fir­ma
    ich wün­sche dir all­zeit ne pan­nen­freie rei­se egal wo du gera­de fährst lg müh­le

  6. Avatar von Miuh
    Miuh

    Lie­be Hei­ke, der Iran muss ein wun­der­schö­nes Land sein, mit span­nen­den und lie­bens­wer­ten Men­schen! Selbst habe ich mich bis­her auch noch nicht in die­ses für mich »exo­ti­sche« Land getraut, aber sol­che Rei­se­be­rich­te zu lesen, freut mich umso mehr! Lie­be Grüs­se, Miuh

    1. Avatar von Heike

      Lie­be Miuh, dan­ke fuer Dei­nen lie­ben Kommentar.…ja es ist wirk­li­ches ein fas­zi­nie­ren­des Land.…
      LG aus Taiwan.…Heike

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